Test: Kia Ceed 1.5 T-GDI 48V

Der Ceed trägt neue Schriftzüge – was steht drauf?
Vorne hätten wir auf die Schnelle KIN statt KIA gelesen – das neue Markenlogo braucht noch ein bisschen Gewöhnungszeit, schaut aber auf jeden Fall cool aus. Hinten liest es sich nun leichter, aus dem etwas kryptischen Modellnamen cee’d ist in der neuen Generation Ceed geworden.
 
Konservativ oder innovativ?
Geht bei Kia beides. Die Marke gehört zur elektrischen Avantgarde und stellt mit dem EV6 das aktuelle Auto des Jahres. Der EV9 folgt bald und vom e-Niro startet bereist die zweite Generation. Autos wie der neue Sportage oder der überarbeitet Ceed decken dagegen weiterhin den technisch konservativen Flügel ab und kümmern sich um den immer noch großen Kundenkreis, der die Pragmatik normaler Benzin- und Dieselantriebe schätzt.
 
Welche Antriebsvarianten gibt es beim Ceed?
Beim Ceed werden die Einstiegsmotorisierungen (1,0-Liter-3-Zylinder-Turbo mit 100 oder 120 PS) ganz klassisch angeboten. Der stärkere Benziner (1,5-Liter-Vierzylinder-Turbo mit 160 PS), die Dieselvariante (1,6-Liter-Vierzylinder-Turbo mit 130 PS) und das Sportmodell Ceed GT (1,6-Liter-Vierzylinder-Turbo mit 204 PS) sind Mild-Hybride mit 48-Volt-System (MHEV). Wer rein elektrisch fahren will, kann das mit dem Plug-in-Hybridantrieb (PHEV – Systemleistung 141 PS) der Kombiversion Ceed SW rund 50 Kilometer lang tun.
 
Was muss man über die aktuelle Ceed-Generation wissen?
Der Ceed ist seit dem letzten Modellwechsel (2018) zum Klassenprimus aufgerückt. Als Golfschläger eignet sich das aktuelle Modell auch deshalb, weil es auf Tugenden setzt, die den Wolfsburger groß gemacht haben – zum Beispiel lange haltbares Design, verblüffend einfache Bedienung und angenehm pragmatische Antriebe.
Zuletzt wurde der Ceed bei einem Update in den Bereichen Multimedia, Design und Antrieb aufgefrischt. Nebenbei hat man dem manuellen Schaltgetriebe verbrauchssparende Features verpasst, für die bisher eine Automatik notwendig war – von wegen das Kupplungspedal ist zu Ende erfunden.
Bemerkenswert ist auch die inhaltliche Auffächerung der Baureihe vom Hatchback (Ceed) über den Kombi (Ceed SW) bis zum Crossover (XCeed) und Shooting Barke (Proceed).
 
Wie genau tritt der Ceed zum Test an?
Als frisch überarbeiteter Hatchback mit 160 PS starkem Mild-Hybrid-Benziner 1.5 T-GDI 48V, Doppelkupplungsgetriebe DTC7 und hochwertiger Platin-Ausstattung.

Wie steht der Ceed optisch da?
Hier sind die neuen Argumente aus dem Update besonders stichhaltig, erstaunlich was ein gutes Facelifting bewirken kann. Die Eingriffe in Kühlergrill und Schürzen machen den Auftritt deutlich markanter – dabei hatte der Testwagen nicht einmal das noch coolere GT-Line-Design. Unabhängig von der Ausführung steht das Ceed-Design heute für klassische Golf-Tugenden – frei von Experimenten, gut proportioniert und hochwertig ausgeführt, dürfte ihm eine lange Haltbarkeit beschieden sein.
Das Gelb des Testwagens ist übrigens nicht die einzige Alternative zum grau-schwarzen Einerlei, fröhliche Lackierungen gibt es zum Beispiel auch in Grün, Bronze und Orange.
 
Was kann man über das Cockpit sagen?
Es gibt in der Kompaktklasse aufregendere Innenräume, aber kaum angenehmere. Kia hat sich ganz offensichtlich am langjährigen VW-Konzept der größtmöglichen Klarheit orientiert. Bedienlogik und Übersichtlichkeit sind hervorragend, der Ceed steht für die Freuden einfacher Bedienung.
Zudem trimmt Kia den Ceed mit einer erstaunlichen Ausstattungsliste in Richtung Premium. In der getesteten Version Platin – die dritthöchste von vier Stufen – sind die Sitze achtfach elektrisch verstellbar und werden mit weichem, schwarzem Leder tapeziert. Auf den Seitenwangen heben sich helle Stoffleisten und Nähte ab. Die im Rautenmuster herausgestanzten Miniaturöffnungen in der Lederoberfläche sind keine Show, sondern Ventile für die Sitzkühlung. Dass Fahrer- und Beifahrersitz nicht nur beheizt, sondern auch belüftet werden, hat in der Kompaktklasse Seltenheitswert. Das gilt auch für die Sitzheizung im Fond.
Das Multimediasystem mit 10,25-Zoll-Touchscreen zeigt großflächige Navigationskarten oder auch mehrere Themenbereiche nebeneinander, was im Alltag sehr angenehm ist. Auch die superschnelle Eingabe von Navi-Zielen und die gute Sprachbedienung sind große Fortschritte. Neben der künftigen Witterung wird automatisch die aktuelle Verkehrslage eingespielt. Sehr hilfreiche können auch die über das Internet eingeholten Benzinpreise der jeweils umliegenden Tankstellen sein, dieser Service hat im Test tadellos funktioniert.
Die Armaturen sind bei der Platin-Ausstattung als hochauflösendes 12,3-Zoll-TFT-Display ausgeführt, zentrale Themenbereiche wie Telefon, Musik und Navigations-Pfeile rücken prominent ins Blickfeld. Premium-Attitüde hat auch das Soundsystem vom amerikanischen Kopfhörer- und Lautsprecherspezialisten JBL.
Auf das Erinnerungs-Klingeln, wenn der Vordermann an der Ampel losfährt, können wir verzichten. Der Warnhinweis „Sie fahren gegen die Einbahn“ kam im Test einige Male an falscher Stelle. Großartig ist hingegen das unkomplizierte Deaktivieren der Spurhalteassistenten, im Gegensatz zu einigen anderen Marken genügt bei Kia ein langer Tastendruck am Lenkrad. Danke dafür.

Was bietet der 1,5-Liter-Mild-Hybrid-Antrieb des Testwagens?
Der 160 PS starke 1.5 T-GDI ersetzt den 140-PS-Turbo-Benziner, wobei die erhöhte Leistung auch etwas früher verfügbar ist (bei 5.500 statt 6.000 U/min). Das Maximal-Drehmoment wächst von 242 auf 252 Newtonmetern und liegt weiter bei 1.500 Touren an, bleibt aber jetzt etwas länger aufrecht (bis 3.500 U/min statt 3.200/min). Im Hintergrund arbeitet eine 48-Volt-Elektrounterstützung, durch dieses Mild-Hybrid-System kann das Auto „segeln“, also in Gleitphasen kurz den Motor abschalten. Auch die Beschleunigung unterstützt das Batteriesystem mit sanftem Elektro-Anschub.
 
Wie fährt sich der Ceed mit 1.5 T-GDI?
Der Vierzylinder-Turbo bleibt bei entspannter Fahrweise gelassen und unauffällig leise, ist also auch eine gute Wahl für komfortorientierte Fahrer. Sportler werden nicht direkt eingeladen, aber auf Anfrage (über das Gaspedal) zufriedengestellt: Der Benziner mit E-Boost tritt durchaus entschlossen an, wenn man das will, und er marschiert ordentlich, wenn man ihn ausdreht. Das automatische 7-Gang-Doppelkupplungssystem unterstützt beide Anwendungsfälle gut. Der Verbrauch liegt nicht wesentlich höher als bei Dieselmotoren, wir kamen im Test auf einen Gesamtschnitt von 6,7 Litern. Sogar Werte unter sechs Liter erscheinen aber möglich.
 
Überzeugen Fahrwerk und Handling?
In der aktuellen Generation fährt der Ceed mit der gleichen Abgeklärtheit wie die deutschen Klassenprimusse. Der technische Fortschritt steckt im Detail, erzeugt aber in Summe ein neues Fahrgefühl. Wer eine kurvige Landstraße um sechs Uhr früh vor sich hat, würde sich, was Lenkung und Fahrwerk betrifft, noch etwas mehr Verbindung zwischen Mensch und Maschine wünschen. Insgesamt ist die gelungenen Balance aus Handling und Komfort aber ausgewogen im besten Sinn.
 
Wie schaute es preislich aus?
Kia ist nicht mehr so günstig wie früher – aber immer noch ein gutes Angebot: In Relation zur Ausstattung sind die aufgerufenen Preise sehr attraktiv.
 
Das Fazit?
Hochwertiges Design mit potenziell langer Haltbarkeit, auffallend einfache Bedienung, ein sparsamer konventioneller Antrieb – der Ceed ist inzwischen ein Golf-Profi und punktet mit Tugenden, die den Wolfsburger Klassenprimus groß gemacht haben. So günstig wie früher ist Kia nicht mehr – der Ceed bietet aber viel Ausstattung zu attraktiven Konditionen, im Testwagen sogar mit Premium-Charakter.