INTENSIVTEST: KIA CEED SW PLATIN 1.4 T-GDI DCT
Ziemlich gute Klassik
Der Ceed ist im Gespräch. Vor dem Start des Kombis hat schon der Fünftürer für Aufsehen gesorgt. Warum?
Weil der Ceed in der neuen Generation zur Spitze der Kompaktklasse aufgeschlossen hat. Kia forciert dabei nicht zuletzt jene Stärken, die auch den Golf groß gemacht haben: Design mit schönen Proportionen und potenziell langer Haltbarkeit. Eine hochwertige Mischung aus Fahrdynamik und Komfort. Ein Innenraum ohne großes Spektakel, aber dafür mit führender Bedienungslogik. Wie gut das Gesamtpaket gelungen ist, unterstreicht auch das Abschneiden bei der renommierten Wahl zum „Car of the Year“: Lächerliche drei Punkte haben dem Ceed am Ende zum historischen Sieg gefehlt (247 zu 250), prominente Kompaktklasse-Rivalen wie Ford Focus und Mercedes A-Klasse hat er aber klar hinter sich gelassen.
Erster Eindruck: dieses Kombi ist ganz schön groß für einen „Kompakten“.
Ja, die Kombis der Kompaktklasse sind ein Sonderfall, sie sind auf ein Maß gewachsen, das man als vernünftige neue Mittelklasse bezeichnen kann. Während sich Passat und Co. inzwischen in einer aus urbaner Sicht nicht mehr so komfortablen 4,90-Meter-Region abspielen, ist der 4,60 Meter lange Ceed SW noch familien- und innenstadttauglich. Den direkten Rivalen Golf Variant überragt er dabei um drei Zentimeter.
Sein wunderbar ausgewogenes Transportkonzept. Für den Ceed-SW-Kofferraum sprechen drei Punkte: 1.) Enorme Größe: Die 625 bis knapp 1.700 Liter Laderaumvolumen sind nicht nur unter den Kompaktklasse-Kombis im absoluten Spitzenfeld, sondern auch unter den Kompakt-SUVs. Das Umklappen der Fondlehnen im Verhältnis 40:20:40 ergibt auch einen flachen Laderaumboden. 2.) Gute Lage: Der Stauraum ist de facto ein Stockwerk tiefer angesiedelt und dadurch leichter zugänglich als bei SUVs. Für alle, die Kinderwägen, Fahrräder und Co. über ein ein Autoleben hinweg tausendmal eingeladen haben, macht es einen Unterschied, ob sie die Fracht hinein heben oder hinauf heben. 3.) Mehr Technik: Die Kofferraumkünste sind eine Faszination für sich. Selten sieht man heute ein so streberhaftes Laderaumkonzept…
…was genau bringen diese vielen Tricks im Laderaum?
Vor allem Ordnung. Es gibt ein Schienensystem, auf dem ein Trennelement läuft, dass seinerseits wieder Fixierungsgurte hat. Auch zwei Seil-Ösen laufen auf den Gleisen. Unter dem Laderaumboden gibt es gleich zwei versteckte Staufächer: im hinterern schützt man Gegenstände vor neugierigen Blicken, im vorderen bringt man die Kofferraumabdeckung unter, wenn sie nicht gebraucht wird. Letztere funktioniert bei Gebrauch ganz akkurat, das ist nicht bei jedem Auto so. Zum Umlegen der Fondlehnen zieht man bloß einen Seilzug-Hebel. 12-Volt-Steckdose, Haken und Beleuchtung runden das Kofferraumkonzept ab.
Es gibt sicher Innenräume, die mehr Spektakel bieten. Das hochwertig verarbeitete Ceed-Interieur bleibt vergleichsweise konventionell: man sieht noch zahlreiche Knöpfe, klassische Armaturen, betont klares Multimedia-Layout. Das Ergebnis: Alles funktioniert sofort und gut. Spektakulär angenehm!
Wie fährt sich der Kombi?
Da hat die neue Generation einen enormen Schritt gemacht, sie schließt zu den Besten der Klasse auf. Wie schon der Fünftürer ist auch der Kombi eine hochwertige Mischung aus Dynamik und Komfort. Das Handling ist fast schon sportiv, ohne aber den Komfort spürbar zu vernachlässigen. Alltagsfreundliche Ausgewogenheit, wie sie VW geprägt hat – und jetzt auch Kia sehr gut beherrscht.
Ja. Die Motor-Getriebe-Kombination ist bei sanfter Fahrt unauffällig im Besten Sinn: man hört und spürt sie wenig. Wenn der Antrieb gefordert wird, ist er da, dann mit leicht kernigem Klang und festem, aber kontrolliertem Antritt. Nur der Verbrauch ist – mit gut 7,5 Litern im Test – rund zwei Liter höher als bei einem Diesel. Die höchstmögliche Abgasnorm Euro 6d TEMP erfüllen alle Ceed-Motoren.
Sprechen wir über Ausstattung und Preis…
Der Testwagen ist mit gut 32.000 Euro kein Schnäppchen, der Preis aber mehr als angemessen: Die Platin-Version kommt mit edlen Ledersitze und schönen Felgen, dazu einem tollem Multimedia-System mit Navi sowie LED-Scheinwerfern, noblem JBL-Premiumsound und vielen Assistenten.
Der Ceed SW hat viele gute Argumente. Was ist, wenn ich trotzdem lieber ein trendiges SUV will?
Dann hat der Kombi noch eine gute Schlusspointe. Es gibt seinen herausragend guten Laderaum nämlich auch in einer Designvariante, die viele Kompakt-SUVs (fast alle?) optisch aussticht: Der supercoole ProCeed hat zwar rund 150 Liter weniger Maximal-Ladevolumen als der Ceed SW, aber den nahezu gleichen Basiskofferraum und alle tollen Laderaum-Tricks vom Kombi.
Wie fällt das Testfazit zum Ceed SW aus?
Kia hat den Ceed an die Spitze der Kompaktklasse gebracht und dabei jene Stärken forciert, die auch den Golf groß gemacht haben – in der Kombiversion um ein wunderbar ausgewogenes Transportkonzept ergänzt: Obwohl der SW nicht zu lang ist und auch preislich im Rahmen bleibt, hat er einem riesigem Kofferraum voller Tricks.