Test: Suzuki Burgman 400
Mein Heim ist meine Burg
Darf’s ein bisserl mehr sein? Der Suzuki Burgman vertritt die Maxi-Liga bei den Rollern schon seit 1998. Wer ihn wegen seiner gut 200 Kilo Kampfgewicht automatisch als sanften Riesen einreiht, irrt aber – in ihm werkt ein wahrer Drehmoment-Büffel, der für ordentlichen Durchzug sorgt. Ob Dynamik und Komfort davon profitieren können, erklärt der Test.
14.06.2022Fotos: FOTObyHOFER / Christian Hofer
Big Burger
Kompakter Radstand, handliche Abmessungen, überschaubare Leistung – vor fast 25 Jahren hat Suzuki entschieden, dass ein Roller über all das hinauswachsen kann. Der Burgman hat schon seinerzeit in einer Kubik-Klasse geklotzt, in der die anderen noch nicht einmal zum Kleckern vorbeigeschaut hatten. Er war und ist der Big Mäc unter den Scootern, auch wenn Honda ihm derweil eine Forza 750 entgegenstellt. Die Erfindung des modernen Tourenrollers darf sich Suzuki trotzdem ins Tagebuch schreiben. Inzwischen ist das Segment gut befüllt und Suzukis Burgman mit dem Vorteil des Erstgeborenen immer noch einer der Platzhirsche.
Alles auf Suzie-Art
Der Burgman ist ein Suzie bis in die Knochen – sprich: Individuell und technisch innovativ, aber traditionell und simpel in der Bedienung. Der 400 cm3-Single trägt Doppelzündkerze, was für bessere Verbrennung und geringere Emssionen sorgen soll. Ist nicht neu, Alfa Romeo ist damit in seiner Geschichte schon zwei Mal gut gefahren und in der Roller-Welt gab’s das als Tuning-Satz schon in den 80ern für die Zweitakt-Vespa. Keine Konzessionen macht Suzuki beim Rahmen, der ist außerodentlich massiv und verwindungssteif. Er verursacht auch einen großen Teil der immerhin 218 Kilo Kampfgewicht. Traktionskontrolle ist serienmäßig dabei und sicherlich kein Fehler – bei 35 Newtonmetern Drehmoment an einem nur 13 Zoll großen Hinterrad ist ohne schon die eine oder andere Physik-Nachhilfestunde drin, speziell bei Nässe.
Erfüllt der Burgmann die Komfort-Erwartungen?
Schon nach der reinen Sitzprobe, ohne noch einen Meter gefahren zu sein: Ja. Die breite Sitzbank mit dezenter Beckenstütze schafft es problemlos auf die Liste der Lieblings-Fauteuils. Darunter ist Platz für zwei Helme, auch wenn die ein bisserl geschlichtet werden wollen. Dazu zwei geräumige Handschuhfächer in der Schürze für mehr als nur jede Menge Krimskrams. Ein kleiner Tipp für die nächste Modellpflege: Versperrbar wären die beiden Stauräume noch besser nutzbar. Ansonsten: Starten mit Schlüssel, Tankverschluss öffnen ebenfalls – wie schon erwähnt: In der praktischen Handhabung hängt Suzuki eher der Traditionell-Gewohntem an. Bei der Beleuchtung aber nicht, die ist rundum LED-bestückt. Die Instrumente sind wieder klassische Zwillinge mit Zeigern, dazwichen eine LCD-Anzeige mit allem, was sonst so wichtig sein könnte, etwa Kilometerstand, Verbrauch, Außentemperatur. Die Gewichtsklasse ist zugegeben respekteinflößend, der Burgman aber gut ausbalaciert, und er lässt sich auch mit überraschend geringem Kraftaufwand auf den Hauptständer hebeln.
Kompakter Radstand, handliche Abmessungen, überschaubare Leistung – vor fast 25 Jahren hat Suzuki entschieden, dass ein Roller über all das hinauswachsen kann. Der Burgman hat schon seinerzeit in einer Kubik-Klasse geklotzt, in der die anderen noch nicht einmal zum Kleckern vorbeigeschaut hatten. Er war und ist der Big Mäc unter den Scootern, auch wenn Honda ihm derweil eine Forza 750 entgegenstellt. Die Erfindung des modernen Tourenrollers darf sich Suzuki trotzdem ins Tagebuch schreiben. Inzwischen ist das Segment gut befüllt und Suzukis Burgman mit dem Vorteil des Erstgeborenen immer noch einer der Platzhirsche.
Alles auf Suzie-Art
Der Burgman ist ein Suzie bis in die Knochen – sprich: Individuell und technisch innovativ, aber traditionell und simpel in der Bedienung. Der 400 cm3-Single trägt Doppelzündkerze, was für bessere Verbrennung und geringere Emssionen sorgen soll. Ist nicht neu, Alfa Romeo ist damit in seiner Geschichte schon zwei Mal gut gefahren und in der Roller-Welt gab’s das als Tuning-Satz schon in den 80ern für die Zweitakt-Vespa. Keine Konzessionen macht Suzuki beim Rahmen, der ist außerodentlich massiv und verwindungssteif. Er verursacht auch einen großen Teil der immerhin 218 Kilo Kampfgewicht. Traktionskontrolle ist serienmäßig dabei und sicherlich kein Fehler – bei 35 Newtonmetern Drehmoment an einem nur 13 Zoll großen Hinterrad ist ohne schon die eine oder andere Physik-Nachhilfestunde drin, speziell bei Nässe.
Erfüllt der Burgmann die Komfort-Erwartungen?
Schon nach der reinen Sitzprobe, ohne noch einen Meter gefahren zu sein: Ja. Die breite Sitzbank mit dezenter Beckenstütze schafft es problemlos auf die Liste der Lieblings-Fauteuils. Darunter ist Platz für zwei Helme, auch wenn die ein bisserl geschlichtet werden wollen. Dazu zwei geräumige Handschuhfächer in der Schürze für mehr als nur jede Menge Krimskrams. Ein kleiner Tipp für die nächste Modellpflege: Versperrbar wären die beiden Stauräume noch besser nutzbar. Ansonsten: Starten mit Schlüssel, Tankverschluss öffnen ebenfalls – wie schon erwähnt: In der praktischen Handhabung hängt Suzuki eher der Traditionell-Gewohntem an. Bei der Beleuchtung aber nicht, die ist rundum LED-bestückt. Die Instrumente sind wieder klassische Zwillinge mit Zeigern, dazwichen eine LCD-Anzeige mit allem, was sonst so wichtig sein könnte, etwa Kilometerstand, Verbrauch, Außentemperatur. Die Gewichtsklasse ist zugegeben respekteinflößend, der Burgman aber gut ausbalaciert, und er lässt sich auch mit überraschend geringem Kraftaufwand auf den Hauptständer hebeln.
Das Burgman-Design wie ein vom Blitzeis getroffener Wasserschwall hat Suzuki über die Jahre entwicklet und geschliffen.
Der Burgman gehört in der Roller-Welt zu den Großgewachsenen.
LED olé! Suzuki bestückt rundum mit Dioden-Technik.
Volumen-Wunder: 42 Liter Stauraum unter der Stufen-Sitzbank dürften eine Art Klassen-Rekord sein.
Fächer in der Schürze mit 2,8 (li.) und 3,5 (re.) Litern Fassungsvermögen.
Starten und Verriegeln mit Schlüssel. Feststellbremse für Hangparken.
Keine Uhren-Experimente: Die Burgman-Instrumente sind klassich gehalten, das LCD-Display dazwischen liefert alle relvanten Zusatzinfos.
Mit dem Burgman durch die City...
Die große Überraschung ist die geringe Lenkerweite – der mächtige Burgman macht sich damit auf der Straße nicht breiter als der kleine Honda Monkey. Und holt sich mit diesem simplen Ergonomie-Kniff genau das zurück, was ihm aufgrund seiner restlichen Dimensionen sonst womöglich fehlen würde: Agilität und Direktheit im Handling. Ebenso wie die Durchschlängel-Kompetenz an der Ampel – dem steht am Anfang nur im Weg, dass im eigenen Hinterkopf halt ständig „zu groß“ aufpoppt. Ist er aber gar nicht, sondern ein schlanker Lulatsch.
...und aus der City raus
Da spielt der Burgman natürlich ihre Qualitäten aus: Der lange Radstand – wenn wir zuerst schon die knackige Honda Monkey zitiert haben: gut 40 Zentimeter mehr als diese und auch immer noch 20 mehr als eine Vespa GTS – bringt viel Ruhe ins System. Auf Landstraßen ist der Burgman ein feines Gerät, surft solide durch die Kurvenradien und vermittelt tadellose Sicherheit. Der Burgman gleitet auf hohem Niveau, überzeugt mit tadellosen Lauf und hoher Stabilität. Haarnadel-Kehren wären vielleicht nicht seine beste Dispziplin – sind es aber tatsächlich für kein Bike. Draußen fährt das Gewicht jedenfalls nicht mehr als Hinterkopf-Bremse mit, sondern als Mächtigkeits-Bonus.
Womit wir beim Motor wären
Der verdient sich seine eigene Rubrik. Was die zweite Zündkerze wirklich bringt außer 2,50 Euro mehr Materialkosten beim Service? Unmöglich zu sagen – das Gesamtergebnis ist jedenfalls sehr ansprechend: Anfangs ein beinahe unaufgeregter Antritt, der Burgman zieht betont sanft aus dem Stand weg. Im City-Flow bewegt sie sich ganz selbstverständlich mit, hat die Großroller-typische Schere zwischen tatsächlich gefahrenem und gefühltem Tempo – also gut 20 km/h Diskussions-Potential mit dem Sherrif. Aber wehe, wenn sie losgelassen! Ein beherzter Dreh am Gasgriff im Bereich von 30 bis 40 km/h und der Büffel trabt an. Der Katalog sagt, bei etwa 135 km/h wäre dann doch Schluss – man glaubt das ohne zu Zweifeln und wahrscheinlich fühlt es sich immer noch nach nicht mehr an, als auf anderen Geräten ein schlapper Hunderter.
Sound, Bremsen, Durst
So diskret der Burgman im Softbetrieb akustisch bleibt, so kernig wird er, wenn der Gasgriff einmal richtig aufgeht. Vielleicht ist der kehlige Soundtrack ja der wahre Grund für die zweite Zündkerze. Die Bremsen sind bei der soliden Kraftmeierei keine Spielverderber, sondern packen kräftig, aber gut dosierbar zu, das Vorderrad mit seinen ansehmlichen 15 Zoll ist ziemlich unempfindlich für gehässige Fahrbahnoberflächen. Die Traktionskontrolle dürfte eher auf Beamtenmodus kalibriert sein, ist also nicht gerade überaktiv – der eine oder andere Powerschub kommt am Hinterrad schon mit spürbarem Überfluss an. Natürlich fährt so ein 400er-Gerät beim Durst nicht mehr in der Zwei-Liter-Klasse mit – 3,4 Liter werden versprochen, mit einem halben mehr kommt man in der Praxis locker davon. Ein weiteres Krügerl kann es schon werden, wenn die kindliche Freude über das Maxi-Drehmoment allzu oft mit einem durchgeht.
Das Fazit?
Der Burgman ist ein Statement. Nämlich dass die Scooter-Liga grundsätzlich nach oben offen ist und damit viel mehr kann, als nur die praktische Auto-Alternative für die Stadt zu sein. Das nimmt er quasi im Vorbeirollen mit, Mittel- und sogar Langstrecke verlieren auf ihm aber ebenfalls ihre Schrecken. Der Kraftlackl von einem Motor spielt seine Qualitäten überland voll aus, im Stadtbetrieb schöpft der Burgman dank ihm aus dem Übervollen, was auch nie ein Fehler ist. Preislich ist er mit knapp acht Tausendern ebenfalls nicht zurückhaltend, andererseits wäre die Macht-Message mit einem Sonderangebots-Tarif aber auch nicht glaubwürdig beziffert.
Die große Überraschung ist die geringe Lenkerweite – der mächtige Burgman macht sich damit auf der Straße nicht breiter als der kleine Honda Monkey. Und holt sich mit diesem simplen Ergonomie-Kniff genau das zurück, was ihm aufgrund seiner restlichen Dimensionen sonst womöglich fehlen würde: Agilität und Direktheit im Handling. Ebenso wie die Durchschlängel-Kompetenz an der Ampel – dem steht am Anfang nur im Weg, dass im eigenen Hinterkopf halt ständig „zu groß“ aufpoppt. Ist er aber gar nicht, sondern ein schlanker Lulatsch.
...und aus der City raus
Da spielt der Burgman natürlich ihre Qualitäten aus: Der lange Radstand – wenn wir zuerst schon die knackige Honda Monkey zitiert haben: gut 40 Zentimeter mehr als diese und auch immer noch 20 mehr als eine Vespa GTS – bringt viel Ruhe ins System. Auf Landstraßen ist der Burgman ein feines Gerät, surft solide durch die Kurvenradien und vermittelt tadellose Sicherheit. Der Burgman gleitet auf hohem Niveau, überzeugt mit tadellosen Lauf und hoher Stabilität. Haarnadel-Kehren wären vielleicht nicht seine beste Dispziplin – sind es aber tatsächlich für kein Bike. Draußen fährt das Gewicht jedenfalls nicht mehr als Hinterkopf-Bremse mit, sondern als Mächtigkeits-Bonus.
Womit wir beim Motor wären
Der verdient sich seine eigene Rubrik. Was die zweite Zündkerze wirklich bringt außer 2,50 Euro mehr Materialkosten beim Service? Unmöglich zu sagen – das Gesamtergebnis ist jedenfalls sehr ansprechend: Anfangs ein beinahe unaufgeregter Antritt, der Burgman zieht betont sanft aus dem Stand weg. Im City-Flow bewegt sie sich ganz selbstverständlich mit, hat die Großroller-typische Schere zwischen tatsächlich gefahrenem und gefühltem Tempo – also gut 20 km/h Diskussions-Potential mit dem Sherrif. Aber wehe, wenn sie losgelassen! Ein beherzter Dreh am Gasgriff im Bereich von 30 bis 40 km/h und der Büffel trabt an. Der Katalog sagt, bei etwa 135 km/h wäre dann doch Schluss – man glaubt das ohne zu Zweifeln und wahrscheinlich fühlt es sich immer noch nach nicht mehr an, als auf anderen Geräten ein schlapper Hunderter.
Sound, Bremsen, Durst
So diskret der Burgman im Softbetrieb akustisch bleibt, so kernig wird er, wenn der Gasgriff einmal richtig aufgeht. Vielleicht ist der kehlige Soundtrack ja der wahre Grund für die zweite Zündkerze. Die Bremsen sind bei der soliden Kraftmeierei keine Spielverderber, sondern packen kräftig, aber gut dosierbar zu, das Vorderrad mit seinen ansehmlichen 15 Zoll ist ziemlich unempfindlich für gehässige Fahrbahnoberflächen. Die Traktionskontrolle dürfte eher auf Beamtenmodus kalibriert sein, ist also nicht gerade überaktiv – der eine oder andere Powerschub kommt am Hinterrad schon mit spürbarem Überfluss an. Natürlich fährt so ein 400er-Gerät beim Durst nicht mehr in der Zwei-Liter-Klasse mit – 3,4 Liter werden versprochen, mit einem halben mehr kommt man in der Praxis locker davon. Ein weiteres Krügerl kann es schon werden, wenn die kindliche Freude über das Maxi-Drehmoment allzu oft mit einem durchgeht.
Das Fazit?
Der Burgman ist ein Statement. Nämlich dass die Scooter-Liga grundsätzlich nach oben offen ist und damit viel mehr kann, als nur die praktische Auto-Alternative für die Stadt zu sein. Das nimmt er quasi im Vorbeirollen mit, Mittel- und sogar Langstrecke verlieren auf ihm aber ebenfalls ihre Schrecken. Der Kraftlackl von einem Motor spielt seine Qualitäten überland voll aus, im Stadtbetrieb schöpft der Burgman dank ihm aus dem Übervollen, was auch nie ein Fehler ist. Preislich ist er mit knapp acht Tausendern ebenfalls nicht zurückhaltend, andererseits wäre die Macht-Message mit einem Sonderangebots-Tarif aber auch nicht glaubwürdig beziffert.
Fazit von Motorprofis-Tester Stefan Pabeschitz: „Zeigt dass die Scooter-Liga grundsätzlich nach oben offen ist und damit mehr kann, als nur die praktische Auto-Alternative für die Stadt zu sein. Das nimmt er quasi im Vorbeirollen mit, Mittel- und sogar Langstrecke verlieren auf ihm aber ebenfalls ihre Schrecken."
DATEN & FAKTEN
Suzuki Burgman 400
(Juni 2022)Preis
8.290 EuroAntrieb
400 ccm Einzylinder-Viertakter mit 29,2 PS und 35,2 Newtonmetern Drehmoment, automatische Kupplung, sufenlose Variomatik.Abmessungen
Länge 2235 mm. Breite 756 mm. Höhe 1350 mm. Radstand 1580 mm.Sitzhöhe 755 mm.