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TEST: TOYOTA YARIS 1,5 HYBRID

TEST: TOYOTA YARIS 1,5 HYBRID

Klein ist nur noch der Parkplatz

Viel besser angezogen, zuhause extrem sparsam und für jede Reise zu haben – der neue Yaris Hybrid zeigt, dass moderne Kleinwagen verkappte Erwachsene sind. Wie sich das aktuelle „Auto des Jahres“ fährt und warum der Yaris Titelträger ist, erklärt der Test.
Der Yaris ist das aktuelle „Auto des Jahres“. Wie viel ist der Titel wert?
Schon einiges, er wird von der europäischen Fachpresse in einer seit Jahrzehnten durchgeführten und sehr transparenten Wahl vergeben. Alle Juroren müssen ihre Punktevergabe detailliert begründen und die Aussagen werden anschließend veröffentlicht.
Mit dem Yaris gewinnt diesmal auch die Hybridtechnik: Obwohl viele neue E-Autos in der Auswahl waren, votierten die Fachleute für die Verbindung zwischen Elektro- und Benzinmotor – Toyota ist ja Erfinder dieser modernen Ehe, die trotz aller Elektroauto-Euphorie ein ökologisches Modell der Zukunft bleibt.
Ein paar Punkte wird der Yaris natürlich auch seiner Sportversion GR zu verdanken haben, einem Spaßgerät erster Güte, in dem 261 PS und Allrad keine, aber auch wirklich gar keine, Dynamik-Wünsche unerfüllt lassen.
 
Täuscht der Eindruck oder hat sich der Yaris wirklich stark verändert?
Der Yaris folgt dem aktuellen Trend in seiner Klasse und legt einen großen Auftritt im kleinen Format hin. B-Segment-Autos wie der Peugeot 208 oder VW Polo sind heute schick unterwegs und legen ihre Kleinwagen-Attitüde ab. Auch der neue Yaris ist viel besser angezogen und hat damit mehr Präsenz als so manches große Auto. Das liegt an den knackigen Proportionen, die eine geduckte Haltung erzeugen und das Auto optisch in die Länge ziehen. Und es liegt an den sportlichen, hochwertig ausgeführten Details, vor allem der Heckpartie im prägnanten Stil des C-HR. Unter Boss Akio Toyoda hat sich Toyota zu einer Marke verwandelt, die coole Autos baut. Auch Klassiker wie der Corolla kommen jetzt ganz schnittig daher.
Obwohl das Testmodell die Ausstattungsvariante „Design“ hat, ist es noch nicht das Ende der Designmöglichkeiten: Oberhalb gibt es noch drei Varianten (Style, Premiere, Lounge) mit größeren 17-Zoll-Felgen und lässiger Bi-Tone-Lackierung – das Dach ist dann wahlweise Schwarz oder Grau. Auch mehrschichtige Premiumlackierungen in Weiß und Rot sind verfügbar. Unser Tipp aus optischer Sicht: Yaris Premiere in Tokyo Red oder Tokyo Fusion.
Perfekte Verbindung zwischen Elektro- und Benzinmotor: Toyota ist Erfinder dieser Ehe, die ein Modell der Zukunft bleibt.Perfekte Verbindung zwischen Elektro- und Benzinmotor: Toyota ist Erfinder dieser Ehe, die ein Modell der Zukunft bleibt.
Hochwertig gestaltete LED-Scheinwerfer sind serienmäßig.Hochwertig gestaltete LED-Scheinwerfer sind serienmäßig.
Auch hinten trägt das Licht zum gediegenen Gesamteindruck bei.Auch hinten trägt das Licht zum gediegenen Gesamteindruck bei.
Besser angezogen: Der Yaris folgt dem aktuellen Trend in seiner Klasse und legt einen großen Auftritt im kleinen Format hin.Besser angezogen: Der Yaris folgt dem aktuellen Trend in seiner Klasse und legt einen großen Auftritt im kleinen Format hin.
Überzeugt der neue Yaris-Innenraum in der Praxis?
Der Innenraum fühlt sich luftiger an, bietet bessere Über- und Aussicht. Das Layout ist vollkommen neu und wohldurchdacht: Mit vielen Ablagen und tadelloser Ergonomie überzeugt der Yaris im Alltag. Die sichtbar hochwertigen und großzügig angebrachten Stoffverkleidungen in den Türen sorgen für wohnliches Ambiente, andererseits sind am Armaturenbrett durchwegs harte Kunststoffe verbaut – da hätte man ruhig auch ein bisschen tapezieren können. In den höheren Ausstattungen (Style, Premiere, Lounge) trösten die Leder- oder Teilledersitzbezüge darüber hinweg.
Beim Bedienkonzept mischt Toyota Klassik und Moderne auf durchaus sinnvolle Weise: Eine gewisse Zahl an Knöpfen darf bleiben. Das Multimediasystem hat ein eher braves, unspektakuläres Layout, aber dafür inhaltlich alles im Griff: Es ist in idealer Höhe platziert, weitgehend logisch in den Bedienschritten und bei den Funktionen auf Höhe der Zeit. Durch die digitalen Instrumente, die netterweise hier noch in sportliche Rundungen verpackt werden, sowie ein TFT-Display dazwischen, rücken viele Informationen stärker ins Blickfeld – und die weiße Schrift auf dunklem Hintergrund garantiert gute Lesbarkeit.
Nicht selbstverständlich ist, dass ein sehr komplettes Infotainment-Paket mit Touchscreen, Bluetooth, Digitalcluster, kabelloser Smartphone-Integration über Android Auto und Apple Car Play sowie Rückfahrkamera ab der Basisausstattung (Active) an Bord ist. In den höheren Ausstattungen kommen noch der etwas größere Screen (acht statt sieben Zoll), die integrierte Navigation, die kabellose Handy-Ladestation und das Head-up-Display dazu.
Immer serienmäßig ist auch die Absicherung der Passagiere mit acht Airbags (inklusive Mittel-Airbag vorne), adaptivem Tempomat, Geschwindigkeitsbegrenzer, Pre-Collision-Notbremssystem (mit Fußgänger- und Radfahrer-Erkennung), Kreuzungsassistent, Notfall-Lenkunterstützung, aktivem Spurhalte- und Fernlicht-Assistent sowie Verkehrszeichenerkennung. Dass Toyota dabei bis ins Detail mitdenkt, zeigt beispielhaft ein in bester Lage am Lenkrad platzierter Knopf: Dort lässt sich mit dem mitlenkenden Spurhalte-Assistenten ein sinnvolles, aber zwischendurch immer wieder auch nerviges Feature, ganz schnell ausschalten (anderswo versteckt sich diese Funktion gerne in Untermenüs).

Wie ist das Platzangebot einzuschätzen?
Vorne können große Erwachsene bis 1,95 Meter Körpergröße gut sitzen. Auch wenn Erwachsene in beiden Reihen Platz nehmen, geht sich das ganz gut aus. Im Fond ist die Kopffreiheit für größere Passagiere etwas eingeschränkt. Insgesamt ist das Platzangebot im Klassenschnitt.
Beim Laderaumvolumen gibt es mitunter Konkurrenten, die mehr bieten, die 286 Liter gehen aber in Ordnung und sind durch die geteilt klappbare Rückbank auf 947 Liter erweiterbar. Und man darf nicht vergessen: Der Yaris hält sich mit 3,94 Metern bei der Außenlänge sinnvollerweise etwas zurück, das sind rund zehn Zentimeter weniger als bei vielen Klassenkollegen, und die können im Parkplatzkampf ein enormer Vorteil sein.
Modern, aber nicht um jeden Preis: Beim Bedienkonzept mischt Toyota Klassik und Moderne auf durchaus sinnvolle Weise.Modern, aber nicht um jeden Preis: Beim Bedienkonzept mischt Toyota Klassik und Moderne auf durchaus sinnvolle Weise.
Touchscreen: richtig plaziert, mit bravem Layout und logischem Aufbau.Touchscreen: richtig plaziert, mit bravem Layout und logischem Aufbau.
Eco-Display: Das Hybridprinzip muss man verstehen und annehmen.Eco-Display: Das Hybridprinzip muss man verstehen und annehmen.
Die digitalen Instrumente werden netterweise noch in sportliche Rundungen verpackt. Großes TFT-Infodisplay dazwischen.Die digitalen Instrumente werden netterweise noch in sportliche Rundungen verpackt. Großes TFT-Infodisplay dazwischen.
Hochwertige und großzügig angebrachte Stoffverkleidungen.Hochwertige und großzügig angebrachte Stoffverkleidungen.
Am Armaturenbrett sind durchwegs harte Kunststoffe verbaut.Am Armaturenbrett sind durchwegs harte Kunststoffe verbaut.
Die 286 Liter Ladevolumen sind durch die geteilt klappbare Rückbank auf 947 Liter erweiterbar.Die 286 Liter Ladevolumen sind durch die geteilt klappbare Rückbank auf 947 Liter erweiterbar.
Mit seinem Hybridantrieb ist der Yaris …
vom Außenseiter zum Innovationstreiber geworden. Während die politisch gepushten Elektroautos (BEV) und Plug-in-Hybridantriebe (PHEV) aktuell nur Sinn machen, wenn man zuhause eine Lademöglichkeiten hat und nicht regelmäßig auf die Langstrecke geht, richtet sich Toyotas kabelloser Vollhybrid an alle und verkauft sich heute schon in Massen. Ökologisch zu bedenken ist auch, dass eine mittelgroße Elektroauto-Batterie mit 50 kWh für viele Yaris-Batterien (0,76 kWh) reicht – und der Yaris fährt ja auch oft über 50 Prozent der Zeit elektrisch. Gerade bei kompakten, kostengünstigen Allroundern wie dem Yaris wird also Vollhybrid langfristig die Königslösung sein. Andere große Hersteller wie Renault oder Honda ziehen daher inzwischen auch nach.

Das Yaris-Hybridsystem hat sich indes weiterentwickelt. Was wurde geändert?
Der Verbrennungsmotor liefert jetzt 91 statt bisher 73 PS, das E-Aggregat steuert 79 statt 61 PS zur gemeinsamen Systemleistung von 116 Pferden bei – der niedrigere Gesamtwert ergibt sich aus dem auf Effizienz ausgelegten Zusammenspiel der beiden Komponenten, die nie mehr als diese Leistungssumme mobilisieren. Damit ist der neue Yaris um 16 PS stärker als der Vorgänger, dazu hat er 75 Kilo Gewicht abgespeckt. Die größte Neuerung steckt aber in der Elektronik, sie orchestriert das Motorenduo wesentlich präziser und direkter.

Wie wirkt sich das aus?
Durch spürbar verbessertes Ansprechverhalten, das Hybridsystem des Yaris reagiert sehr agil, weil der E-Motor sofort Drehmoment parat hat und ohne Verzögerung für Vortrieb sorgt. Vor allem in der Stadt lässt der Elektromotor den Benziner oft ruhen, man gleitet bei manchen Fahrten über 50 Prozent der Zeit elektrisch dahin. Wenn sich der Benziner zuschaltet, bleibt er leise, zudem macht das stufenlos variable Getriebe keine Schaltrucke. Das Auto ist in der Stadt also höchst komfortabel – und sparsam: Drei-Liter-Werte sind jederzeit machbar, der Yaris ist innerstädtisch ein echtes Dreiliterauto geworden. Mit normalem Benziner ist der Stadtverbrauch in der Regel doppelt so hoch.
Auf Landstraßen kann man den Hybrid-Flow fortsetzten und das Auto gleiten lassen, beim Verbrauch steht dann meistens ein Vierer vor dem Komma. Das Problem, dass der Hybridantrieb bei starker Beschleunigung in hohe Drehzahlen geht und dort hörbar verharrt, hat der Yaris zwar nicht mehr, trotzdem muss man das Hybridsystem verstehen und akzeptieren, um mit dem Antrieb zusammenzuwachsen. Unter starker Last ist der Motor weiterhin akustisch präsent, schließlich ist er ein Dreizylinder, weiterhin gilt daher: lieber voraus schauen und gleichmäßig fahren.
Das heißt nicht, dass der Yaris nicht flott vorankommt, vor allem sein Kurven-Handling ist spürbar agiler und und lustiger geworden. Und auch auf der Autobahn schwimmt der Kleine souverän mit, in Sachen Komfort hat der Kleine kein Kleinwagenfeeling mehr, auf den Autobahnetappen liegt er satt und es wird Innen nicht zu laut. Der Verbrauch liegt bei 130 km/h meistens etwas über sechs Liter.
Unterm Strich ist der Yaris damit ein herausragenden Allrounder und eines der sinnvollsten Auto überhaupt: Zuhause in der Stadt extrem sparsam und dennoch für jede Reise zu haben.
 
Wie schaut es preislich aus – auch im Vergleich zum normalen Benziner?
Im Vergleich mit dem 125-PS-Benziner liegt der Yaris Hybrid 3.000 Euro höher – dafür gibt es den niedrigeren Verbrauch, die komfortable Automatik und das überlegene Fahrgefühl. Das 23.000-Euro-Testmodell mit der mittleren Ausstattung „Design“ hatte alles an Bord, was man braucht, die rund 1.500 bis 2.000 Euro teureren Topvarianten legen bei Luxus und Design noch merklich nach.  
 
Wie fällt das Fazit nach dem Yaris-Test aus?
Der neue Yaris ist viel besser angezogen, hat mehr Präsenz als so manches große Auto. Zuhause in der Stadt ist er dank Hybrid extrem sparsam und wird zum Dreiliterauto, dennoch ist er für jede Reise zu haben und bietet dort erstaunlichen Komfort. Moderne Kleinwagen sind heute verkappte Erwachsene – und für den Yaris gilt das ganz besonders. Sein kabelloser Hybridantrieb bleibt – trotz Elektroauto – ein wichtiges ökologisches Modell der Zukunft.
Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Ist nun viel besser angezogen, hat mehr Präsenz als so manches große Auto. Zuhause in der Stadt dank Hybrid extrem sparsam und als Dreiliterauto unterwegs, dennoch für jede Reise zu haben und dort erstaunlichen komfortabel. Moderne Kleinwagen sind heute verkappte Erwachsene – für den Yaris gilt das besonders. Sein kabelloser Hybridantrieb bleibt ein wichtiges ökologisches Modell der Zukunft.Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Ist nun viel besser angezogen, hat mehr Präsenz als so manches große Auto. Zuhause in der Stadt dank Hybrid extrem sparsam und als Dreiliterauto unterwegs, dennoch für jede Reise zu haben und dort erstaunlichen komfortabel. Moderne Kleinwagen sind heute verkappte Erwachsene – für den Yaris gilt das besonders. Sein kabelloser Hybridantrieb bleibt ein wichtiges ökologisches Modell der Zukunft.

DATEN & FAKTEN

Toyota Yaris 1,5 Hybrid

(April 2021)

Preis

20.990 bis 24.990 Euro. Testmodell 22.990 Euro.

Antrieb

Vollhybridantrieb mit 1,5 Liter-Dreizylinder-Benziner (92 PS) und E-Motor (80 PS), stufenloses e-CVT-Getriebe. Systemleistung 116 PS. Vorderradantrieb.

Abmessungen

Länge: 3940 mm. Breite 1775 mm. Höhe 1500 mm. Laderaumvolumen 286 – 947 Liter.

Gewicht

Eigengewicht 1085 kg. Zulässiges Gesamtgewicht 1615 kg.

Fahrwerte

Beschleunigung 0-100 km/h: 9,7 sec. Höchstgeschwindigkeit 175 km/h. Normverbrauch (WLTP) 3,8 l/100 km.

Testverbrauch

4,5 Liter pro 100 Kilometer.

MOTORPROFIS WERTUNG

Fahrspass

7 Punkte

Vernunft

9 Punkte

Preis-Leistung

9 Punkte

Gesamturteil

9 Punkte
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