TOYOTA HYBRID (TEIL 1) – GESCHICHTE & TECHNIK
Klassischer Außenseitersieg
Wenn der belächelte Außenseiter am Ende interessanter als die Etablierten ist: Den Hybridantrieb von Toyota würden heute viele Marken gegen ihre Benziner und Diesel tauschen. Während aufladbare Elektroantriebe nur unter gewissen Voraussetzungen funktionieren, richtet sich Toyotas kabelloser Vollhybrid an alle und verkauft sich heute schon in Massen.
10.07.2020Fotos: FOTObyHOFER / Christian Hofer
Sie wollen mehr über Toyotas Hybridantrieb wissen? Teil 2 analysiert Fahrgefühl und Verbrauch.
Rückblende in die späten Neunziger. Toyota bringt den ersten Prius mit Hybridantrieb. Wie kommt das Fahrzeug an?
Nicht gerade gut. Während in Kalifornien Stars wie Leonardo DiCaprio, Cameron Diaz und Dustin Hoffmann mit dem Prius gesehen werden und Vorbildwirkung haben, lassen sich in Europa nur ein paar Ökos und Techniknerds überzeugen. Über viele Jahre, auch als das Design schon gefälliger wird, bleibt der Hybrid-Pionier bei uns ein Außenseiter, den die Kunden und Konkurrenten mitten im Dieselboom oft belächeln oder ganz ignorieren.
Warum hat Toyota trotzdem am Hybridantrieb festgehalten?
Das ist wohl eine Kulturfrage. Letztlich haben die Japaner die Begeisterung für die verbrauchsschonende Alternative – den Diesel – nie verstanden, weil er speziell in der Stadt mehr Lärm machte und trotz aller Treibstoff- und CO2-Einsparungen hohe NOx-Emissionen hatte. Bekanntlich waren es jene Stickoxide, über die sich später Abgasmanipulationen und Fahrverbotsdiskussionen entfachten, die bis heute nachwirken. Die neue Dieselgeneration ist leise und vollkommen sauber, aber dadurch auch teurer. Für Vielfahrer bleibt der Selbstzünder definitiv ein Thema, aber der Boom ist vorbei.
Neun Modelle bietet Toyota in Österreich mit der Kombination von Benzin- und Elektromotor an, Hybrid wird immer mehr zum Standardantrieb der Marke.
Wie konnte sich der Hybridantrieb von Toyota zum Objekt der Begierde entwickeln, das heute viele Marken gegen ihre Benziner und Diesel tauschen würden…
Das liegt am inzwischen ökologisch geprägten Regelwerk. Europa hat heute die strengsten Emissions-Gesetze der Welt und schreibt den Herstellern derzeit ja nach Größe ihrer Fahrzeuge einen CO2-Ausstoß im Bereich von 90 bis 100 Gramm pro Kilometer vor. Wer am Ende des Jahres höher liegt, zahlt Strafen, die in die Milliarden gehen können. Und der einzige Autobauer, der da nichts zu befürchten hat, ist aktuell Toyota.
Warum ist die Toyota-Flotte heute sauberer als die Konkurrenz?
Einfacher Grund: Toyotas Vollhybrid verkauft sich heute schon in Massen, während die aufladbaren Systeme (Plug-in-Hybrid und Elektro) sich erst beim Kunden durchsetzten müssen. Für die ersten zehn Millionen Hybridautos hat Toyota noch zwanzig Jahre gebraucht, die letzte fünf Millionen wurden schon in drei Jahren verkauft. Die Japaner rechnen vor, dass so im Vergleich zu konventionell angetriebenen Modellen mit Benzinmotor schon über über 120 Millionen Tonnen CO2 eingespart wurden. Auf 60 Prozent Hybridanteil kommt Toyota in Österreich, bei den SUVs wie C-HR und RAV4 sogar auf über 90 Prozent, bei der Premiummarke Lexus sind es nahezu 100 Prozent.
Wie funktioniert der Toyota-Hybridantrieb technisch?
Ein Benzinmotor wird mit einem Elektromotor kombiniert, bei den Allradmodellen kommt ein zweiter E-Motor an der Hinterachse dazu. Unter den Rücksitzen sind Batterien platziert, in die beim Bremsen gewonnene und vom Generator umgewandelte Energie eingespeist wird. Die Kraft verwaltet ein stufenlos variables E-CVT-Getriebe, was für den Fahrer einer Automatik ohne Schaltrucke entspricht. Als selbstladendes System, das nicht extern aufgeladen werden muss, ist die Technik uneingeschränkt alltagstauglich und richtet sich somit an alle Kunden. Wer vom Benziner oder Diesel kommt, braucht sich nicht umzustellen. Bei Toyota hat sich Vollhybrid zum Standardantrieb entwickelt und wird in neun Modellen angeboten, vom kleinen Yaris bis zum großen Camry. Bei einigen Modellen gibt es gar keinen normalen Benziner mehr, Diesel sowieso nicht.
Das liegt am inzwischen ökologisch geprägten Regelwerk. Europa hat heute die strengsten Emissions-Gesetze der Welt und schreibt den Herstellern derzeit ja nach Größe ihrer Fahrzeuge einen CO2-Ausstoß im Bereich von 90 bis 100 Gramm pro Kilometer vor. Wer am Ende des Jahres höher liegt, zahlt Strafen, die in die Milliarden gehen können. Und der einzige Autobauer, der da nichts zu befürchten hat, ist aktuell Toyota.
Warum ist die Toyota-Flotte heute sauberer als die Konkurrenz?
Einfacher Grund: Toyotas Vollhybrid verkauft sich heute schon in Massen, während die aufladbaren Systeme (Plug-in-Hybrid und Elektro) sich erst beim Kunden durchsetzten müssen. Für die ersten zehn Millionen Hybridautos hat Toyota noch zwanzig Jahre gebraucht, die letzte fünf Millionen wurden schon in drei Jahren verkauft. Die Japaner rechnen vor, dass so im Vergleich zu konventionell angetriebenen Modellen mit Benzinmotor schon über über 120 Millionen Tonnen CO2 eingespart wurden. Auf 60 Prozent Hybridanteil kommt Toyota in Österreich, bei den SUVs wie C-HR und RAV4 sogar auf über 90 Prozent, bei der Premiummarke Lexus sind es nahezu 100 Prozent.
Wie funktioniert der Toyota-Hybridantrieb technisch?
Ein Benzinmotor wird mit einem Elektromotor kombiniert, bei den Allradmodellen kommt ein zweiter E-Motor an der Hinterachse dazu. Unter den Rücksitzen sind Batterien platziert, in die beim Bremsen gewonnene und vom Generator umgewandelte Energie eingespeist wird. Die Kraft verwaltet ein stufenlos variables E-CVT-Getriebe, was für den Fahrer einer Automatik ohne Schaltrucke entspricht. Als selbstladendes System, das nicht extern aufgeladen werden muss, ist die Technik uneingeschränkt alltagstauglich und richtet sich somit an alle Kunden. Wer vom Benziner oder Diesel kommt, braucht sich nicht umzustellen. Bei Toyota hat sich Vollhybrid zum Standardantrieb entwickelt und wird in neun Modellen angeboten, vom kleinen Yaris bis zum großen Camry. Bei einigen Modellen gibt es gar keinen normalen Benziner mehr, Diesel sowieso nicht.
Vollhybrid-Systeme müssen nicht aufgeladen werden: Beim Bremsen gewonnene und vom Generator umgewandelte Energie wird in die Batterien eingespeist.
Wo liegt der Unterschied zu den aufladbaren Hybridvarianten am Markt? Und zum E-Auto?
Im Vergleich zum Vollhybrid sind die aktuell aufkommenden Mild-Hybridsysteme deutlich reduziertere Varianten mit viel kleineren Batterien und viel kleineren Verbrauchsreduktionen, sie bleiben de facto Verbrenner.
Die aufladbare Variante, also Plug-in-Hybrid (Plug = Stecker ), den die meisten Konkurrenten aktuell forcieren, ist zwar im Vergleich noch sparsamer, erfordern aber bestimmte Voraussetzungen: Damit der Plug-in-Hybrid den erheblichen Aufpreis rechtfertigt und wirklich sparsam unterwegs ist, braucht es auf jeden Fall eine ständige Lademöglichkeit zuhause oder zumindest in der Arbeit. Ohne eigene Wallbox macht es keinen Sinn.
Und das reine Elektroauto ist natürlich perfekt innerhalb seiner Reichweite von 300 bis 400 Kilometern, aber echte Unabhängigkeit, also das unbeschwerte Reisen überallhin wird noch länger nicht klappen.
Okay, aber soll ich jetzt noch Vollhybrid kaufen? Geht der Trend im Jahr 2020 nicht schon zu aufladbaren Hybridsystemen und reinen E-Antrieben?
Der Trend schon. Aber solange die (Lade-)Voraussetzungen bei Plug-in-Hybrid und E-Antrieb noch nicht für alle Kunden passen, und das wir noch ziemlich lange sein, bleiben natürlich die drei Alternativen Diesel, Benziner und Vollhybrid für viele Kunden im Focus. Von zehn Jahren Übergangszeit kann man mindestens ausgehen. Wenn die Entwicklung auf der Langstrecke doch noch in Richtung Brennstoffzelle geht, auch deutlich länger.
Wie geht es weiter mit dem Hybridantrieb von Toyota?
Der Vollhybrid-Anteil wird weiter steigen – am Markt, weil inzwischen andere Marken die Technik kopieren, und bei Toyota, weil man weiter voll darauf setzt. Aufladbare Plug-in-Hybride werden ab der Mittelklasse auch bei Toyota dazukommen, für jene Fahrer, die Lademöglichkeiten haben. Aktuell gibt es eine Prius- und ab Herbst eine RAV4-Variante. Und beim E-Auto wartet Toyota noch zu, setzt für die Langstrecke eher auf die Brennstoffzelle. Technisch fühlt man sich auf die Zukunft in jedem Fall gut vorbereitet, schließlich beschäftigt sich keine Marke seit so langer Zeit mit Batterien wie Toyota.
Sie wollen mehr über Toyotas Hybridantrieb wissen? Teil 2 analysiert Fahrgefühl und Verbrauch.
Im Vergleich zum Vollhybrid sind die aktuell aufkommenden Mild-Hybridsysteme deutlich reduziertere Varianten mit viel kleineren Batterien und viel kleineren Verbrauchsreduktionen, sie bleiben de facto Verbrenner.
Die aufladbare Variante, also Plug-in-Hybrid (Plug = Stecker ), den die meisten Konkurrenten aktuell forcieren, ist zwar im Vergleich noch sparsamer, erfordern aber bestimmte Voraussetzungen: Damit der Plug-in-Hybrid den erheblichen Aufpreis rechtfertigt und wirklich sparsam unterwegs ist, braucht es auf jeden Fall eine ständige Lademöglichkeit zuhause oder zumindest in der Arbeit. Ohne eigene Wallbox macht es keinen Sinn.
Und das reine Elektroauto ist natürlich perfekt innerhalb seiner Reichweite von 300 bis 400 Kilometern, aber echte Unabhängigkeit, also das unbeschwerte Reisen überallhin wird noch länger nicht klappen.
Okay, aber soll ich jetzt noch Vollhybrid kaufen? Geht der Trend im Jahr 2020 nicht schon zu aufladbaren Hybridsystemen und reinen E-Antrieben?
Der Trend schon. Aber solange die (Lade-)Voraussetzungen bei Plug-in-Hybrid und E-Antrieb noch nicht für alle Kunden passen, und das wir noch ziemlich lange sein, bleiben natürlich die drei Alternativen Diesel, Benziner und Vollhybrid für viele Kunden im Focus. Von zehn Jahren Übergangszeit kann man mindestens ausgehen. Wenn die Entwicklung auf der Langstrecke doch noch in Richtung Brennstoffzelle geht, auch deutlich länger.
Wie geht es weiter mit dem Hybridantrieb von Toyota?
Der Vollhybrid-Anteil wird weiter steigen – am Markt, weil inzwischen andere Marken die Technik kopieren, und bei Toyota, weil man weiter voll darauf setzt. Aufladbare Plug-in-Hybride werden ab der Mittelklasse auch bei Toyota dazukommen, für jene Fahrer, die Lademöglichkeiten haben. Aktuell gibt es eine Prius- und ab Herbst eine RAV4-Variante. Und beim E-Auto wartet Toyota noch zu, setzt für die Langstrecke eher auf die Brennstoffzelle. Technisch fühlt man sich auf die Zukunft in jedem Fall gut vorbereitet, schließlich beschäftigt sich keine Marke seit so langer Zeit mit Batterien wie Toyota.
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