TOYOTA HYBRID (TEIL 2) – FAHRGEFÜHL & VERBRAUCH
Ritt auf der grünen Welle
Sie wollen mehr über Toyotas Hybridantrieb wissen? Teil 1 analysiert Geschichte und Technik.
Wie ist das Fahrgefühl mit dem Toyota-Hybridantrieb?
Völlig anders als noch vor zwanzig oder zehn Jahren. Bis dahin war Hybrid, das muss man sagen, passend für den Stadtverkehr, darüber hinaus aber nur für defensive Fahrer. Bei starker Beschleunigung drehte der Motor hoch und wurde laut, während gleichzeitig nicht so wahnsinnig viel weiter ging.
Aber Toyota ist inzwischen in der vierten Hybrid-Generation. Und neben den Entwicklungsmöglichkeiten des finanziell erfolgreichsten Autobauers kommt da auch das fest in der Firma verankerte Kaizen-Prinzip zum Tragen, die japanische Philosophie der ständigen Verbesserung in kleinen Schritten. Das führte speziell in den letzten Jahren zu deutlich kraftvolleren Benzinmotoren, stärkerer elektrischer Unterstützung und souveräner Getriebeabstimmung, zudem bei vielen Modellen zu zwei unterschiedlich starken Hybridvarianten. Die nun auch sportive Hybridperformance ist nicht zuletzt auf den aktuellen Toyota-Präsidenten Akio Toyoda zurückzuführen, von dem der Satz überliefert ist: „Wenn es keinen Spaß macht, ist es kein Auto“.
Heute ist der Hybridantrieb bei Toyota nahe der Perfektion und wirkt vollkommen ausgereift. Schon beim Losfahren lässt der Elektromotor den Benziner relativ lange ruhen, bis nahezu 30 km/h gleitet man gleich einmal elektrisch durch das Wohnviertel. Wenn sich der Benziner dann zuschaltet, dann leise, und meistens nur kurz, sobald sich die kleinste Möglichkeit zum Gleiten ergibt, zieht er sich wieder zurück. In der Stadt ist der Benziner oft über die Hälfte der Fahrzeit nicht im Einsatz. Entsprechend vibrations- und geräuscharm, also komfortabel, ist das Auto. Eine wichtige Komfortrolle spielt dabei auch das stufenvols variable Getriebe, de facto eine Automatik ohne Schaltrucke. Niemand mehr kann da ernsthaft eine Schaltgetriebe vorziehen.
Soweit, so entspannt. Aber auch beim starken Beschleunigen gibt Toyotas Hybridantrieb inzwischen die richtige Antwort. Corolla und Camry, die wie der Toyota RAV4 beständig zu den zehn meistverkauften Autos der Welt gehören, interpretierten die sportliches Gangart im Motorprofis-Test souverän. Ihr Getriebe reagiert richtig, das Auto wird sofort schnell, ohne dass es irgendwie angestrengt wirkt. Auch am Berg und auf der Autobahn lief das tadellos.
Natürlich muss man einräumen, dass beide Varianten auch üppige Leistung hatten: Der Corolla auf Basis eines Zweiliter-Vierzylinders gesamt 180 PS, der Camry auf Basis eines 2,5-Liter-Vierzylinders gesamt 218 PS. Die Einstiegsvarianten müssen sich etwas mehr anstrengen – aber letztlich ist das nicht der Punkt. Die Souveränität kommt von der Abstimmung, und die wirkt ziemlich feingeschliffen.
Am schönsten fährt sich Hybrid aber wohldosiert…
Ja, es ist eine Art Ritt auf der grünen Hybrid-Welle: Das Auge schaut voraus, sucht die Gleitstrecke. Der rechte Fuß versucht den Elektroschub immer schön zu nutzen, gibt sanft Gas, damit der Benziner wenig gefordert ist. Und das Auto gleitet schön leise. Dafür muss man sich aber nicht kasteien, alles passiert von alleine, ist auch ausreichen flott und fühlt sich angenehm an. Ein guter Hybrid-Flow.
Wie hoch sind die tatsächlichen Verbrauchswerte?
Im Test beeindruckte der fast 4,90 Meter lange und 218 PS starke Camry mit nur 5,3 Litern Autobahnverbrauch auf der Strecke Wien – Salzburg – Wien. Hier wirkt sich die günstige Aerodynamik von Limousinen zusätzlich aus. Zusammen mit Landstraßen und Stadtverkehr, wo der Benziner oft ruhen kann, ergab sich ein Gesamtschnitt von nur 5,5 Litern. Spitze!
Im 180 PS starken Hybrid-Corolla, dem inzwischen sehr sportlichen ausgelegten Golf-Gegner, wies der Motorprofis-Test auf der Autobahn zwischen Wien und Kärnten Werten zwischen 5,8 und 6,3 Litern aus, der Stadt-Land-Langstrecke-Gesamtschnitt über längere Zeiträume lag bei 5,3 Litern.
Etwas höher werden nur die Autobahnverbräuche der Hybrid-SUVs RAV4 und C-HR liegen, das liegt an der Aerodynamik und verhält sich bei Diesel- und Benzinmotoren genau gleich. Speziell in der Stadt kommen die Hybrid-SUVs aber unschlagbar weit runter, die ÖAMTC-Fachzeitschrift Auto Touring hat den C-HR in der 122-PS-Variante kürzlich zum sparsamsten getesteten SUV der letzten drei Jahre gekürt und innerstädtisch Verbräuche knapp über vier Liter realisiert. Noch ein wenig niedriger wird es beim neuen Yaris und seiner SUV-Variante Yaris Cross gehen, die beide in diesem Jahr starten.
Einer der Gründe, warum Toyota wirtschaftlich so erfolgreich ist: Die Autos gehen nicht kaputt. Das spart der Marke viele Garantiekosten. Hintergrund sind die enormen Stückzahlen, die Toyota als phasenweise größter Autohersteller der Welt ausliefert, da erlaubt man sich besser keine Fehler. Dazu kommt Toyotas Erfahrung mit exotischen Märkten in Asien und Afrika, wo man überlegener Marktführer ist und ohne Haltbarkeit gar nichts geht.
Beim lange kritisch beäugten Hybridantrieb war Toyota besonders vorsichtig, der Prius hat von Beginn an vordere Positionen in den Qualitätsrankings eingenommen. Auch die Kundenzufriedenheitsrankings von J.D. Power weisen Toyota-Fahrer regelmäßig als überdurchschnittlich zufrieden aus.
Bei der Batterie ist kein Tausch vorgesehen, weil sich die Akkus durch das geschlossene System mit interner Energierückführung nie vollkommen auf- oder entladen, halten sie in der Regel ein Autoleben, also rund 15 Jahre. Das hat sich herumgesprochen, bei den Wiederverkaufs-Auswertungen von Schwacke sind die Restwerte von Toyotas Hybrid-Modellen sehr hoch.
Wie fällt das Fazit zu Toyotas Hybrid-Antrieb aus?
Das nennt man wohl klassischen Außenseitersieg. Hybrid hat vor über 20 Jahren als belächelter Außenseiter begonnen, wurde aber von Toyota so konsequent zur Perfektion entwickelt, dass die Technik heute den etablierten Antrieben – Diesel wie Benziner – weitgehend überlegen ist.
Sie wollen mehr über Toyotas Hybridantrieb wissen? Teil 1 analysiert Geschichte und Technik.