FORMEL E JAHRESWECHSEL
DS & BMW unter Strom
Die neue Generation der Formel E ist unterwegs und grad beim Boxenstopp zwischen Saudi Arabien und Marokko. Sportlich hatte die Premiere des Jahrgangs 2018/19 einiges zu bieten. Geheimfavorit Felix da Costa beendete die fünfjährige Siegesaskese von Andretti. BMW, DS, Jaguar und Mahindra dominieren. Audi schwächelt und HWA hat noch viel zu lernen. Und: ausgerechnet in diesem frauenfeindlichen Staat übernahmen die Frauen das Steuer.
26.12.2018Fotos: Formel E, BMW
Ein gutes Zeichen für die Formel E - oder ein bedenkliches?
Die Aufregung, dass die angeblich in jeder Hinsicht "sauberste Motorsportart der Welt" ausgerechnet in Saudi Arabien ihre Saison eröffnet hat, hat sich international in Grenzen gehalten.
Was aber auch daran liegen kann, dass diese Serie noch viel zu wenige Menschen interessiert.
Die Formel 1 - die historisch einst selbst nie zimperlich war in der Wahl seiner Gastgeber (Südafrika in den 1970er- und 1980er-Jahren!) - wäre wohl im Rest der Welt zerissen worden, wenn sie es gewagt hätte, ausgerechnet in diesem Herbst hier zu fahren. Allerdings soll es hinter den Kulissen immer noch Ärger im Paradies geben, uns viele Sponsoren alles andere als erfreut sein, mit einigen höchst umstrittenen Saudi-Geldgebern in einer Reihe genannt zu werden.
Nun aber zum Sport.
Auch wenn viele zweifelten, ob man den Test auf der Rennstrecke in Valencia als Referenz für die Leistungsverhältnisse auf den Stadtkursen der Meisterschaft gelten können - am Ende setzten sich - wie von motorprofis.at erwartet - die Teams von BMW, DS Techeetah und Mahindra durch.
Der Sieger.
BMW trat zum ersten Mal offiziell als Werksteam an - prompt gab es gleich den ersten Sieg zu bejubeln. Und das obwohl das Partner/Vorgänger-Team Andretti in all den Jahren kein einziges Mal triumphiert hatte. Das zeigt, dass den Münchnern bei ihrem Antrieb ein großer Wurf gelungen ist. Und natürlich auch bei ihrem Nummer-1-Piloten. Antonio Felix da Costa gilt als einer der schnellsten Piloten der Welt unter jenen, die nie den Sprung in die Formel 1 geschafft haben. Dabei galt er als Red Bull Junior als Ausnahmetalent, er gewann in Macau - und dann aber hatte er das Pech, noch vor einem eventuellen Aufstieg zu Toro Rosso von den jüngeren Piloten wie Max Verstappen und Daniel Kwjat verdrängt zu werden.
Seitdem fährt Felix da Costa meist für BMW und so ziemlich alles, was man ihn hinstellt: Früher DTM, jetzt WEC, IMSA und weitere Rennen. Schon beim ersten Test zeigte er seine Klasse. Auch seinen Teamkollegen Alex Sims (England) stellt er noch in den Schatten. Dem langjährigen GT-Piloten fehlt es noch an Erfahrung mit den Formel-E-Boliden.
Der Favorit.
Trotz des Sieges sieht sich Felix da Costa nicht als Meisterschafts-Favoriten: "Die Techeetahs waren deutlich schneller. Da müssen wir uns etwas einfallen lassen.“ Denn vor allem auf die lange Distanz wirkt Techeetah, das nun mit DS-Antrieb fährt, besser. Das Energiemanagement ist exzellent. Die Marke DS aus dem PSA-Konzern als Werkspartner ist für Techeetah eine große Chance. Vergne: „Wir müssen die größeren Ressourcen nutzen, aber gleichzeitig nicht die Vorteile eines kleinen Teams verlieren. Dann sind wir gut aufgestellt.“
Die Enttäuschung.
Audi Sport Abt Schaeffler war am Ende der vergangenen Saison überlegen, nun aber in den Tiefen des Mittelfeldes. Die Plätze 8 und 9 für Daniel Abt und Lucas di Grassi sind nicht das, was sich Audi erwartet. Daniel Abt zeigte sich nach dem Rennen frustriert: „Wir müssen verstehen, warum wir nicht weiter vorn im Feld sind." Teamchef Allan McNish hofft dagegen, dass die Niederlage in erster Linie den ersten Umstände geschuldet war. Pech im Chaos-Qualifying sorgte für die Startplätze 11 und 18. "Und die Aufholjagd war durchaus beeindruckend." Erst in Marrakesch wird man wohl sehen, in welche Kategorie Audi diese Saison einzustufen ist.
Der Aussenseiter.
Mahindra musste in Saudi Arabien noch ohne Star-Einkauf Pascal Wehrlein antreten, der von Mercedes (wo er noch bis 31.12. Vertrag hat) keine Freigabe hatte - besonders geschickt dürfte er sich da bei seiner Trennung nicht verhalten haben. Freilich: Sportlich sollte Mahindra wohl noch über HWA zu stellen sein, jenes Mercedes-Team von dem er ja im Sommer auch einen Angebot hatte. Welches Potenzial die Inder haben, sieht man an einem Wahl-Wiener. Jerome D´Ambrosio, einer der erfahrensten Piloten der Formel E und in Österreich lebend, raste auf Platz 3.
Ein weiterer Geheimtipp zumindest auf einzelne Siege heuer: Jaguar. Dieses Team macht große Fortschritte.
Die Frauen.
Es hat etwas absurdes: Ausgerechnet in jenem Land, in dem Frauen erst seit einigen Monaten - und unter strikten Auflagen - ein Auto lenken dürfen, fand am Sonntag ein Test statt, an dem auch neun Frauen teilnahmen. Das Ergebnis war eher desaströs, dafür war bei vielen Frauen der Sprung von ihrer bisherigen Rennklasse zu groß, und zum anderen der Test mit vielen Unterbrechungen zu chaotisch. Die Rückstände zu den Männern waren zum Teil viele Sekunden. Den besten Eindruck hinterließ die Schweizerin Simona Silvestro bei Venturi - vielleicht kein Zufall, dass sie eine Frau als Teamchefin hatte: Susie Wolff, die sich in die Situation dieser Damen wohl am besten reinversetzen kann.
Diese Frauen nahmen teil:
Tatiana Calderón (DS Techeetah)
Amna Al Qubaisi (Virgin)
Katherine Legge (Mahindra)
Carmen Jordà (Nissan e.dams)
Simona de Silvestro (Venturi)
Jamie Chadwick (Nio)
Pippa Mann (Dragon)
Beitske Visser (BMW Andretti)
Carrie Schreiner (HWA)
Warum hier aber Scherz-Kandidaten wie Carmen Jorda einige Runden fahren dürfen, bleibt ein Rätsel und erweist jenen Frauen, die diesen Sport ernsthaft betreiben wollen, einen Bärendienst.
Die Aufregung, dass die angeblich in jeder Hinsicht "sauberste Motorsportart der Welt" ausgerechnet in Saudi Arabien ihre Saison eröffnet hat, hat sich international in Grenzen gehalten.
Was aber auch daran liegen kann, dass diese Serie noch viel zu wenige Menschen interessiert.
Die Formel 1 - die historisch einst selbst nie zimperlich war in der Wahl seiner Gastgeber (Südafrika in den 1970er- und 1980er-Jahren!) - wäre wohl im Rest der Welt zerissen worden, wenn sie es gewagt hätte, ausgerechnet in diesem Herbst hier zu fahren. Allerdings soll es hinter den Kulissen immer noch Ärger im Paradies geben, uns viele Sponsoren alles andere als erfreut sein, mit einigen höchst umstrittenen Saudi-Geldgebern in einer Reihe genannt zu werden.
Nun aber zum Sport.
Auch wenn viele zweifelten, ob man den Test auf der Rennstrecke in Valencia als Referenz für die Leistungsverhältnisse auf den Stadtkursen der Meisterschaft gelten können - am Ende setzten sich - wie von motorprofis.at erwartet - die Teams von BMW, DS Techeetah und Mahindra durch.
Der Sieger.
BMW trat zum ersten Mal offiziell als Werksteam an - prompt gab es gleich den ersten Sieg zu bejubeln. Und das obwohl das Partner/Vorgänger-Team Andretti in all den Jahren kein einziges Mal triumphiert hatte. Das zeigt, dass den Münchnern bei ihrem Antrieb ein großer Wurf gelungen ist. Und natürlich auch bei ihrem Nummer-1-Piloten. Antonio Felix da Costa gilt als einer der schnellsten Piloten der Welt unter jenen, die nie den Sprung in die Formel 1 geschafft haben. Dabei galt er als Red Bull Junior als Ausnahmetalent, er gewann in Macau - und dann aber hatte er das Pech, noch vor einem eventuellen Aufstieg zu Toro Rosso von den jüngeren Piloten wie Max Verstappen und Daniel Kwjat verdrängt zu werden.
Seitdem fährt Felix da Costa meist für BMW und so ziemlich alles, was man ihn hinstellt: Früher DTM, jetzt WEC, IMSA und weitere Rennen. Schon beim ersten Test zeigte er seine Klasse. Auch seinen Teamkollegen Alex Sims (England) stellt er noch in den Schatten. Dem langjährigen GT-Piloten fehlt es noch an Erfahrung mit den Formel-E-Boliden.
Der Favorit.
Trotz des Sieges sieht sich Felix da Costa nicht als Meisterschafts-Favoriten: "Die Techeetahs waren deutlich schneller. Da müssen wir uns etwas einfallen lassen.“ Denn vor allem auf die lange Distanz wirkt Techeetah, das nun mit DS-Antrieb fährt, besser. Das Energiemanagement ist exzellent. Die Marke DS aus dem PSA-Konzern als Werkspartner ist für Techeetah eine große Chance. Vergne: „Wir müssen die größeren Ressourcen nutzen, aber gleichzeitig nicht die Vorteile eines kleinen Teams verlieren. Dann sind wir gut aufgestellt.“
Die Enttäuschung.
Audi Sport Abt Schaeffler war am Ende der vergangenen Saison überlegen, nun aber in den Tiefen des Mittelfeldes. Die Plätze 8 und 9 für Daniel Abt und Lucas di Grassi sind nicht das, was sich Audi erwartet. Daniel Abt zeigte sich nach dem Rennen frustriert: „Wir müssen verstehen, warum wir nicht weiter vorn im Feld sind." Teamchef Allan McNish hofft dagegen, dass die Niederlage in erster Linie den ersten Umstände geschuldet war. Pech im Chaos-Qualifying sorgte für die Startplätze 11 und 18. "Und die Aufholjagd war durchaus beeindruckend." Erst in Marrakesch wird man wohl sehen, in welche Kategorie Audi diese Saison einzustufen ist.
Der Aussenseiter.
Mahindra musste in Saudi Arabien noch ohne Star-Einkauf Pascal Wehrlein antreten, der von Mercedes (wo er noch bis 31.12. Vertrag hat) keine Freigabe hatte - besonders geschickt dürfte er sich da bei seiner Trennung nicht verhalten haben. Freilich: Sportlich sollte Mahindra wohl noch über HWA zu stellen sein, jenes Mercedes-Team von dem er ja im Sommer auch einen Angebot hatte. Welches Potenzial die Inder haben, sieht man an einem Wahl-Wiener. Jerome D´Ambrosio, einer der erfahrensten Piloten der Formel E und in Österreich lebend, raste auf Platz 3.
Ein weiterer Geheimtipp zumindest auf einzelne Siege heuer: Jaguar. Dieses Team macht große Fortschritte.
Die Frauen.
Es hat etwas absurdes: Ausgerechnet in jenem Land, in dem Frauen erst seit einigen Monaten - und unter strikten Auflagen - ein Auto lenken dürfen, fand am Sonntag ein Test statt, an dem auch neun Frauen teilnahmen. Das Ergebnis war eher desaströs, dafür war bei vielen Frauen der Sprung von ihrer bisherigen Rennklasse zu groß, und zum anderen der Test mit vielen Unterbrechungen zu chaotisch. Die Rückstände zu den Männern waren zum Teil viele Sekunden. Den besten Eindruck hinterließ die Schweizerin Simona Silvestro bei Venturi - vielleicht kein Zufall, dass sie eine Frau als Teamchefin hatte: Susie Wolff, die sich in die Situation dieser Damen wohl am besten reinversetzen kann.
Diese Frauen nahmen teil:
Tatiana Calderón (DS Techeetah)
Amna Al Qubaisi (Virgin)
Katherine Legge (Mahindra)
Carmen Jordà (Nissan e.dams)
Simona de Silvestro (Venturi)
Jamie Chadwick (Nio)
Pippa Mann (Dragon)
Beitske Visser (BMW Andretti)
Carrie Schreiner (HWA)
Warum hier aber Scherz-Kandidaten wie Carmen Jorda einige Runden fahren dürfen, bleibt ein Rätsel und erweist jenen Frauen, die diesen Sport ernsthaft betreiben wollen, einen Bärendienst.
Ausgerechnet in Saudi Arabien durften so viele Frauen ans Steuer wie noch nie zuvor.
Jaguar machte große Fortschritte.
BMW siegt, wie von uns prophezeit.
DS-Vergne war der Schnellste im Feld.
Vergne ärgert sich..
...wie sein Kollege Lotterer.
Sims braucht mehr Übung.
Der "Wiener" D´Ambrosio glänzt.
Bis zur letzten Kurve gab es dramatische Positionskämpfe - auch dank einer SafetyCar-Phase im richtigen Moment.
F1-Legende Emerson Fittipaldi mit FE-Boss Agag.
Erstmals Frauen-Power bei einem Rennen in Saudi Arabien.
Schon am Start konnte sich Antonio Felix da Costa zum ersten Mal absetzen. Hinter ihm: ein sehr dicht gedrängtes Feld.
Die beiden Jaguar wurde ebenso wie die...
Boliden von DS von den meisten von hinten bewundert.
Der Sieger jubelt...
...und jubelt.
Vergne kann wieder lächeln.
Evans (4.) ist happy.