FRITZ GLATZ (1943 - 2002)
Fritz Glatz: Ein Wiener im Formel 1
Fritz Glatz war ein Mann, der seinen Traum lebte. Der erfolgreiche Wiener Geschäftsmann fuhr – mit Unterbrechungen – von 1961 bis 2002 Autorennen, ehe er in Most in einem Formel-1-Rennwagen verunglückte. Hier erzählen wir eine der spektakulärsten (und zugleich geheimnisvollsten) Rennfahrer-Biographien Österreichs und geben Einblick in das Leben eines Mannes, der immer unter fremdem Namen fuhr und dem der Ruhm als Pilot deshalb verwehrt blieb. Und das trotz zum Teil sensationeller Erfolge und mit viel Talent. Oder wie sagt der sonst so gestrenge Zeitzeuge Helmut Marko? "Fritz Glatz war sauschnell!"
20.07.2023Fotos: Privatarchiv Glatz, Michael Glöckner
Es ist eine der berührendsten, bewegendsten, beeindruckendsten Geschichten, die ein Rennfahrer aus Österreich geschrieben hat. Und doch ist sie (noch) weitgehend unbekannt oder selbst Insidern nur in Teilen bekannt.
Es ist die Story des Wieners Fritz Glatz, der von 1961 bis 1966 und von 1977 bis 2002 Autorennen fuhr. Er gewann eines der wichtigsten Nachwuchsrennen am Nürburgring, galt als einer der heißesten Kandidaten für die Rindt-Nachfolge – doch dann musste er seinen Traum aufgeben. Nach einem schweren Unfall auf der Nordschleife erteilte ihm sein Vater aus Sorge de facto ein "Fahrverbot". Als der dann fünf Jahre später bei einem Flugzeugunglück in Schwechat starb, musste sich Fritz Glatz (damals 28) um das Familien-Unternehmen (das bekannte Lebensmittel- und Agrar-Handelsunternehmen Glatz in der Wiener Innenstadt) kümmern. Trotz seines enormen Talents, von dem damals etwa auch Star-Reporter Helmut Zwickl geschrieben hatte.
Erst Ende der 1970er-Jahre hatte Fritz Glatz den Betrieb so stabilisiert, dass er wieder ans Rennfahren denken konnte. Und es auch tat: Er fuhr in der coolen Deutschen Rennwagen-Meisterschaft, vor allem aber im Formel-Sport: In der Formel 3 besiegte er an guten Tagen sogar das Supertalent Stefan Bellof, in der Formel 2 war er jahrelang im Vorhof der Formel 1 und dabei auch ein Jahr lang Teamkollege von Jo Gartner. Selbst in der neu gegründeten Formel 3000 gab Glatz Gas, eher er sich in den 1990ern auf Rennen wie die Interserie konzentrierte (u.a. drei Siege in Most, und auch legendäre Duelle gegen Walter Lechner senior.)
Warum viele seinen Namen trotzdem nicht kennen? Weil Glatz nahezu seine ganze Karriere unter Pseudonymen fuhr – vor allem die geldgebenden Banken seines Unternehmens sollten nicht allzugenau wissen, welchem unglaublich gefährlichen Hobby der Alleineigentümer an den Wochenenden frönte.
Und Fritz Glatz, frei von übersteigertem Egoismus und Selbstdarstellungstrieb, blieb bescheiden und ruhig. Er fuhr Rennen unter Pseudonymen wie Pierre Chauvet, James Bald oder Frederico Careca.
Zuhause wusste kaum jemand von seinen Wochenend-Betätigungen und an der Rennstrecke redete Glatz nicht über sich selbst – in der einen Welt wusste keiner, dass er ein erfolgreicher Parade-Unternehmer ist und in der anderen kaum jemand, dass er vielleicht gerade irgendwo in der Welt ein Rennen gewonnen hatte.
Er war viel mehr als ein Gentleman-Fahrer oder Pay-Driver. Selbst der kritische Dr. Helmut Marko, der im Formel-Vau-Team von Kurt Bergmann ein indirekter Nachfolger war, sagt auf Nachfrage und beim Gedanken an Glatz als erstes das Wort "sauschnell". Doch der Ruhm als Rennfahrer war dem Mann mit den vielen Namen nicht vergönnt.
Und dann entdeckte er in England einen Arrows/Footwork-Formel-1-Rennwagen und kaufte ihn. Damit fuhr er noch mit 58 Serien wie die "EuroBoss". Am 14. Juli 2002 lag er beim Rennen in Most in Führung – bis er nach einem Überrundungsmanöver crashte und der Wagen sich überschlug. Er überlebte nicht, wurde um 17.07 Uhr an jenem Tag für tot erklärt. In Most haben sie später eine Passage der Strecke nach ihm benannt und zu seinem 20. Todestag gab es große Berichte in Zeitungen in Erinnerung an den freundlichen und schnellen Mann, der mit knapp 60 immer noch seinen Träumen gefolgt war, der in Fahrer-Besprechungen großes Ansehen hatte – und der international geachtet wurde.
Am 21. Juli wäre er 80 geworden. Seine Firma wurde von seinem einzigen Sohn Jakob übernommen, sie ist größer denn je und ist etwa für die in Österreich fast kultartig verehrten Nuri-Sardinen bekannt.
Fritz Glatz ist in Wien-Grinzing bestattet. Sein Grab ist bekannt, da ein Reifen seines Rennwagens dort an seine wahre Leidenschaft, denn Rennsport, erinnert. Diese Leidenschaft und sein außergewöhnliches Leben soll in nächster Zeit präzise aufgearbeitet und dokumentiert werden. Damit auch der Rennfahrer Fritz Glatz die posthume Würdigung bekommt, die er verdient.
Es ist die Story des Wieners Fritz Glatz, der von 1961 bis 1966 und von 1977 bis 2002 Autorennen fuhr. Er gewann eines der wichtigsten Nachwuchsrennen am Nürburgring, galt als einer der heißesten Kandidaten für die Rindt-Nachfolge – doch dann musste er seinen Traum aufgeben. Nach einem schweren Unfall auf der Nordschleife erteilte ihm sein Vater aus Sorge de facto ein "Fahrverbot". Als der dann fünf Jahre später bei einem Flugzeugunglück in Schwechat starb, musste sich Fritz Glatz (damals 28) um das Familien-Unternehmen (das bekannte Lebensmittel- und Agrar-Handelsunternehmen Glatz in der Wiener Innenstadt) kümmern. Trotz seines enormen Talents, von dem damals etwa auch Star-Reporter Helmut Zwickl geschrieben hatte.
Erst Ende der 1970er-Jahre hatte Fritz Glatz den Betrieb so stabilisiert, dass er wieder ans Rennfahren denken konnte. Und es auch tat: Er fuhr in der coolen Deutschen Rennwagen-Meisterschaft, vor allem aber im Formel-Sport: In der Formel 3 besiegte er an guten Tagen sogar das Supertalent Stefan Bellof, in der Formel 2 war er jahrelang im Vorhof der Formel 1 und dabei auch ein Jahr lang Teamkollege von Jo Gartner. Selbst in der neu gegründeten Formel 3000 gab Glatz Gas, eher er sich in den 1990ern auf Rennen wie die Interserie konzentrierte (u.a. drei Siege in Most, und auch legendäre Duelle gegen Walter Lechner senior.)
Warum viele seinen Namen trotzdem nicht kennen? Weil Glatz nahezu seine ganze Karriere unter Pseudonymen fuhr – vor allem die geldgebenden Banken seines Unternehmens sollten nicht allzugenau wissen, welchem unglaublich gefährlichen Hobby der Alleineigentümer an den Wochenenden frönte.
Und Fritz Glatz, frei von übersteigertem Egoismus und Selbstdarstellungstrieb, blieb bescheiden und ruhig. Er fuhr Rennen unter Pseudonymen wie Pierre Chauvet, James Bald oder Frederico Careca.
Zuhause wusste kaum jemand von seinen Wochenend-Betätigungen und an der Rennstrecke redete Glatz nicht über sich selbst – in der einen Welt wusste keiner, dass er ein erfolgreicher Parade-Unternehmer ist und in der anderen kaum jemand, dass er vielleicht gerade irgendwo in der Welt ein Rennen gewonnen hatte.
Er war viel mehr als ein Gentleman-Fahrer oder Pay-Driver. Selbst der kritische Dr. Helmut Marko, der im Formel-Vau-Team von Kurt Bergmann ein indirekter Nachfolger war, sagt auf Nachfrage und beim Gedanken an Glatz als erstes das Wort "sauschnell". Doch der Ruhm als Rennfahrer war dem Mann mit den vielen Namen nicht vergönnt.
Und dann entdeckte er in England einen Arrows/Footwork-Formel-1-Rennwagen und kaufte ihn. Damit fuhr er noch mit 58 Serien wie die "EuroBoss". Am 14. Juli 2002 lag er beim Rennen in Most in Führung – bis er nach einem Überrundungsmanöver crashte und der Wagen sich überschlug. Er überlebte nicht, wurde um 17.07 Uhr an jenem Tag für tot erklärt. In Most haben sie später eine Passage der Strecke nach ihm benannt und zu seinem 20. Todestag gab es große Berichte in Zeitungen in Erinnerung an den freundlichen und schnellen Mann, der mit knapp 60 immer noch seinen Träumen gefolgt war, der in Fahrer-Besprechungen großes Ansehen hatte – und der international geachtet wurde.
Am 21. Juli wäre er 80 geworden. Seine Firma wurde von seinem einzigen Sohn Jakob übernommen, sie ist größer denn je und ist etwa für die in Österreich fast kultartig verehrten Nuri-Sardinen bekannt.
Fritz Glatz ist in Wien-Grinzing bestattet. Sein Grab ist bekannt, da ein Reifen seines Rennwagens dort an seine wahre Leidenschaft, denn Rennsport, erinnert. Diese Leidenschaft und sein außergewöhnliches Leben soll in nächster Zeit präzise aufgearbeitet und dokumentiert werden. Damit auch der Rennfahrer Fritz Glatz die posthume Würdigung bekommt, die er verdient.
Fritz Glatz (1943 - 2002) als liebevoller Familienvater.
Fritz Glatz aka "Pierre Chauvet" mit einem "Cameo-Auftritt" im Kalender von Jo Gartners Sponsor "Emco" und im Formel-2-Auto.
Fritz Glatz in seiner "Rennfahrer-Kleidung". So kannte ihn in seiner Firma kaum jemand, von Montag bis Freitag war er nur als Vollbut-Unternehmer bekannt. Nur an den Wochenende "lebte er sein Leben als Rennfahrer."