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NIKI LAUDA

NIKI LAUDA

Erinnerungen an Niki Lauda

Niki Lauda wird, wie kein anderer Sportler in diesem Land, für immer als Legende weiterleben. Erinnerungen an den Mann, der eine der unglaublichsten Geschichten in der Sport-Historie geschrieben hat, an eine Persönlichkeit wie keine zweite.
Der folgende Nachruf ist am 21. Mai 2019 auf Motorprofis.at erschienen. 

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Der Unzerstörbare ist tot.

Niki Lauda ist gestern gestorben, friedlich im Kreise seiner Familie.

Ich muss an Nikis Whatsapp-Profilbild denken, das eines seiner Kinder zeigt und das von ihm so liebevoll ausgewählt wurde, dass man es gerade jetzt in dieser Stunde richtig einorden kann, um was es hier geht:
Niki Lauda war ein Mensch, und keine Maschine, so wie man ihn oft dargestellt hat. Gerade in den letzten 15 Jahren, die geprägt waren von einer außergewöhnlichen späten Liebe und der Beziehung zu seiner Frau Birgit, die ihm nicht nur eine Niere schenkte und zwei wunderbare Kinder, sondern auch, wie er selbst mal in einem Interview zu uns sagte, "zu einem Menschen, der das Leben etwas mehr spürt. Und der nun achtsamer ist."

Niki Lauda war in diesen letzten Jahren (mit Ausnahme der letzten zehn Monate) auch omnipräsent und gefühlt einfach überall.
Er hatte was zu sagen und er wollte auch was sagen.
Ich hoffe, das jüngere Menschen, die ihn so wahrgenommen haben, sich spätestens heute auch die Mühe machen, sich mit seinem Leben als Sportler zu beschäftigen. Denn als solcher war er einer der größten aller Zeiten. Er ist bis heute der einzige Österreicher, der Weltsportler des Jahres geworden ist – 1977, ein Jahr nach einem unfassbaren Unfall mit 70 Sekunden im Feuer, der letzten Ölung durch den Pfarrer und der Wiederauferstehung 42 Tage danach. Mit einem vierten Platz in Monza.

Man muss sich einmal vorstellen, wer was über Niki Lauda gesagt hat, damals in den 1970ern und 1980ern:
Herbert von Karajan bewunderte Nikis Pianistenhände, Muhammad Ali erstaunte mit einem etwas konfusen Satz zu Niki: "I am the greatest. And you are the greatest!" Und Maler-Ikone Gottfried Helnwein portraitierte Niki und sagt: "Der Niki war der große Held, der den Österreichern ihren Minderwertigkeitskomplex nahm. Halb verbrannt hat er nicht aufgegeben und die Welt besiegt!"

Hören wir etwa Danielle Audetto, Ex-Teamchef von Ferrari und zu aktiven Zeiten eher ein Störenfried für Lauda: "Ich habe später auch mit Alonso und Senna gearbeitet - aber niemand hat die Formel 1 so stark verändert wie Niki." Inwiefern? "Der Erste, der sein Leben dem Rennsport unterordnete. Der Erste, der richtig Geld machte. Der Erste, der sich um Fitness kümmerte."
Vor allem seine Testarbeit ist sagenumwoben: Vor Beginn seiner ersten Saison bei Ferrari (1974) hatte das Team plötzlich mehr Testkilometer am Tacho als alle anderen Teams zusammen.
Legendär ist freilich auch seine Sparsamkeit - gekrönt mit dem lukrativen Werbesatz "Ich hab nichts zu verschenken." Agnes Carlier, die zu Marlboro-Zeiten seine PR-Frau war: "Nach dem WM-Titel bin ich mit Prost und Lauda wochenlang auf Promo-Tour gewesen. Plötzlich fragt Niki einen Journalisten um ein paar Dollar, um einen Kaugummi zu kaufen. Der Grund: Er hatte mit Prost gewettet auf der ganzen Tour keinen einzigen eigenen Dollar zu verbrauchen. Niki hat gewonnen."

Gewonnen hat er viel, der Niki. Vor allem in den letzten zehn Jahren. Dass er, der die Langeweile hasste, noch einmal auch zu einem operativ großen Player in der Formel 1 wurde, am Ende seines Lebens noch einmal mit seinem genialen Partner Toto Wolff das möglicherweise erfolgreichste Formel-1-Team aller Zeiten in Gang brachte, dass ihm Lewis Hamilton gewiss seinen nächsten Sieg widmen wird, das ist eines.

Das andere ist, dass er mit seiner Frau und den Kindern noch einmal für ihn neue Einsichten in das Leben bekam, in dem er in seiner Kindheit definitiv zu wenig Liebe bekommen hat. Das ist einfach eine schöne Tatsache, nach all den Dramen und Tragödien seines Lebens, die man heute überall ausgiebig betonen wird.

Es war ein Privileg, zwei Jahrzehnte mit einer so einzigartigen Sport-Persönlichkeit , beruflich zu tun gehabt zu haben und Zeitzeuge einer so unglaublichen Sportkarriere gewesen zu sein. Erlebt zu haben, wie Niki durchaus auch bereit war, private Ratschläge zu geben und der ein Mensch war, der am Ende von Gesprächen manchmal einen etwas sonderbaren Wunsch hatte: "Ich möchte mal was fragen dürfen. Denn eigentlich bin ich ja ein neugieriger Mensch. Doch ich komme so selten dazu, weil immer ich der bin, der gefragt wird."


Niki Lauda, dessen Leben von Hollywood im Film "Rush" verfilmt wurde und der eine Geschichte des ewigen Wieder-Aufstehens schrieb, ist einer der größten Persönlichkeiten, die der Sport weltweit je hervorgebracht hat. Ohne jede Frage.

Und ein Mensch, der einen ganz eigenen Sprachstil kreierte. Wenn ich heute morgen unsere Gespräche mit ihm abhöre, fälllt auf, wie ungewöhnlich und außergewöhnlich und typisch die Art seiner Kommunikation war. Wie direkt sie war, wie reduziert auf das Wesentliche. Und das er ein zutiefst friedliebender Mensch war.

Denn natürlich ließ er niemanden emotional an sich heran und einmal hat er mir gesagt, "dass die Birgit mein einziger Freund ist" – was diese übrigens in den letzten Monaten seines Lebens eindrucksvoll bewiesen hat.

Doch zugleich mit dieser Distanz war er auch niemanden wirklich böse.

Und wenn eine Episode aus den letzten Jahren "typisch Niki" war, dann wohl auch die Tatsache, dass er in einem Formel-1-Fahrerlager, in dem jede einzelne Team-Hospitality ein streng umzäuntes Reich für sich ist, auch an Wochenenden, wo zwischen Mercedes und Red Bull die Fetzen flogen und er sich sogar mit seinem jahrzehntelangen "Lebensmenschen" Helmut Marko verbal prügelte, am Morgen danach mit einer Selbstverständlichkeit sondergleichen zu Red Bull ging. Zum Frühstück beim vermeintlichen Feind.
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