INTENSIVTEST: RENAULT ESPACE TCE 225
Der Kreativdirektor kommt in Schwung
Pariser Stilgefühl hat aus dem pensionsreifen Espace eine kreative Führungskraft gemacht: Sein Design übertrumpft viele SUVs auf elegante Art. Mit einem starken neuen Motor geht es jetzt auch technisch nobler zu.
07.06.2018Fotos: FOTObyHOFER / Christian Hofer
Als Van war der Espace in Zeiten des SUV-Booms eigentlich reif für die Pension, stattdessen ist die neue Generation erfolgreicher denn je – wie ist Renault das gelungen?
In Paris haben sie den Ernst der Lage erkannt. Ein neuer Espace nach bisherigem Konzept wäre sinnlos gewesen, weil die meisten Kunden von den Vans zu den SUVs überlaufen. Statt den Espace in Rente zu schicken – und damit einen der großen Namen der letzten 35 Jahre sterben zu lassen – sind die Franzosen auf Reset gegangen und haben das Konzept neu aufgestellt: Herausgekommen ist eine kreative Führungskraft der Autobranche, die zeigt, dass man auch nicht blind dem SUV-Trend nachlaufen muss, um erfolgreich zu sein. Als französisches Raumschiff mit SUV-Elementen ist der aktuelle Espace einerseits trendbewusst, andererseits eleganter als so manches SUV.
Ein Kritikpunkt am neuen Espace waren die nicht besonders kräftigen Motoren. Jetzt gibt Renault die Antwort – wie sieht sie aus?
Der bisherige 1,6-Liter-Benziner mit 200 PS wird von einem 1,8-Liter-Aggregat mit 225 PS abgelöst. Wobei nicht die PS den entscheidenden Unterschied machen, sondern das Drehmoment: Der Ottomotor – er kommt auch im neuen Sportwagen Alpine A110 zum Einsatz – erhöht nicht nur von 260 auf 300 Newtonmeter, er wuchtet die Kraft auch deutlich früher auf die Kurbelwelle: schon bei 1750 Umdrehungen tritt der TCe 225 mit voller Kraft an, beim alten Aggregat war das erst bei 2500 Umdrehungen der Fall.
In Paris haben sie den Ernst der Lage erkannt. Ein neuer Espace nach bisherigem Konzept wäre sinnlos gewesen, weil die meisten Kunden von den Vans zu den SUVs überlaufen. Statt den Espace in Rente zu schicken – und damit einen der großen Namen der letzten 35 Jahre sterben zu lassen – sind die Franzosen auf Reset gegangen und haben das Konzept neu aufgestellt: Herausgekommen ist eine kreative Führungskraft der Autobranche, die zeigt, dass man auch nicht blind dem SUV-Trend nachlaufen muss, um erfolgreich zu sein. Als französisches Raumschiff mit SUV-Elementen ist der aktuelle Espace einerseits trendbewusst, andererseits eleganter als so manches SUV.
Ein Kritikpunkt am neuen Espace waren die nicht besonders kräftigen Motoren. Jetzt gibt Renault die Antwort – wie sieht sie aus?
Der bisherige 1,6-Liter-Benziner mit 200 PS wird von einem 1,8-Liter-Aggregat mit 225 PS abgelöst. Wobei nicht die PS den entscheidenden Unterschied machen, sondern das Drehmoment: Der Ottomotor – er kommt auch im neuen Sportwagen Alpine A110 zum Einsatz – erhöht nicht nur von 260 auf 300 Newtonmeter, er wuchtet die Kraft auch deutlich früher auf die Kurbelwelle: schon bei 1750 Umdrehungen tritt der TCe 225 mit voller Kraft an, beim alten Aggregat war das erst bei 2500 Umdrehungen der Fall.
Raumschiff beschleunigt: Den neue Benziner teilt sich der Espace mit dem Sportwagen Alpine A110.
Wie stark wirkt sich der neue Motor in der Praxis aus?
Sehr stark. Bisher wirkte der Benziner-Espace trotzt 200 PS etwas zu gemütlich, jetzt ist der Antrieb so souverän, dass er auch den Vergleich mit teureren SUV-Konkurrenten (von Audi, Mercedes…) nicht scheuen muss. Der Motor kommt schon in ganz tiefen Drehzahlen in Schwung und steigert sich dann ziemlich entschlossen, aber schön gleichmäßig.
Wie gut gelingt die Zusammenarbeit mit dem Doppelkupplungsgetriebe EDC?
Das EDC ist im Eco- und Komfortmodus am besten eingestellt. Dann lässt es sich im Espace entspannt gleiten. Akustik und Gangwechsel bleiben zumeist im Hintergrund. Das fühlt sich schön komfortabel an. Wenn man dann dazwischen forsch aufs Gas steigt, macht der Espace richtig Druck, ohne dabei nervös zu werden. Begleitet von kernigem, nicht aufdringlichem Sound.
Den Sport-Modus kann man sich dagegen sparen, er macht den Espace durch frühe Gangwechsel unnötig aufgeregt.
Wie sieht es mit dem Verbrauch aus? Kann man sich den Benziner trauen oder greift man doch lieber zum sparsameren Diesel?
Unbedingt sollte man sich auch den Benziner trauen. Neun Liter Testverbrauch waren es bei uns am Ende, auf langen Autobahnetappen fuhren wir den Espace mit niedrigen Achter-Werten. Kein Grund zur Verbrauchs-Sorge also, die Faustregel lautet: Der Benziner braucht rund zwei Liter mehr als der Diesel. Dafür gibt es aber auch bessere Akustik und deutlich mehr Power (der stärkste Diesel im Programm hat 160 PS).
Sehr stark. Bisher wirkte der Benziner-Espace trotzt 200 PS etwas zu gemütlich, jetzt ist der Antrieb so souverän, dass er auch den Vergleich mit teureren SUV-Konkurrenten (von Audi, Mercedes…) nicht scheuen muss. Der Motor kommt schon in ganz tiefen Drehzahlen in Schwung und steigert sich dann ziemlich entschlossen, aber schön gleichmäßig.
Wie gut gelingt die Zusammenarbeit mit dem Doppelkupplungsgetriebe EDC?
Das EDC ist im Eco- und Komfortmodus am besten eingestellt. Dann lässt es sich im Espace entspannt gleiten. Akustik und Gangwechsel bleiben zumeist im Hintergrund. Das fühlt sich schön komfortabel an. Wenn man dann dazwischen forsch aufs Gas steigt, macht der Espace richtig Druck, ohne dabei nervös zu werden. Begleitet von kernigem, nicht aufdringlichem Sound.
Den Sport-Modus kann man sich dagegen sparen, er macht den Espace durch frühe Gangwechsel unnötig aufgeregt.
Wie sieht es mit dem Verbrauch aus? Kann man sich den Benziner trauen oder greift man doch lieber zum sparsameren Diesel?
Unbedingt sollte man sich auch den Benziner trauen. Neun Liter Testverbrauch waren es bei uns am Ende, auf langen Autobahnetappen fuhren wir den Espace mit niedrigen Achter-Werten. Kein Grund zur Verbrauchs-Sorge also, die Faustregel lautet: Der Benziner braucht rund zwei Liter mehr als der Diesel. Dafür gibt es aber auch bessere Akustik und deutlich mehr Power (der stärkste Diesel im Programm hat 160 PS).
Spektakuläre Mittelkonsole, riesige Stühle und edles Leder: den Passagieren wird was geboten.
Der Espace ist jetzt nicht als großer Sportler bekannt – macht der starke Motor dann überhaupt Sinn? Und wie flott ist der Espace in Kurven wirklich?
Die 225 PS sorgen in erster Linie für Souveränität, sie machen den Espace nobler.
Dass auch die Fahrleistungen gut sind, sich zudem eine Allradlenkung (Hinterachse lenkt leicht mit) und ein adaptives Fahrwerk an Bord befinden, das animiert natürlich zu flotteren Etappen – was relativ zu sehen ist:
Leichtfüßiges Abbiegen in der Stadt – ja.
Flotteres Durchfahren von Überlandkurven – ja.
Echter Sport – nein.
Da bleibt der Espace ganz die Reiselimousine.
Die 225 PS sorgen in erster Linie für Souveränität, sie machen den Espace nobler.
Dass auch die Fahrleistungen gut sind, sich zudem eine Allradlenkung (Hinterachse lenkt leicht mit) und ein adaptives Fahrwerk an Bord befinden, das animiert natürlich zu flotteren Etappen – was relativ zu sehen ist:
Leichtfüßiges Abbiegen in der Stadt – ja.
Flotteres Durchfahren von Überlandkurven – ja.
Echter Sport – nein.
Da bleibt der Espace ganz die Reiselimousine.
Basis-Ladevolumen: 660 Liter.
Maximal: 2.035 Liter, ebene Fläche.
Sitze umlegen per Knopfdruck.
Bei Espace denken viele sofort an Hobby und Familie – wie sieht es im neuen Espace mit dem Kofferraum aus?
Beim maximalen Volumen liegt der neue Espace rund 1000 Liter unter dem Vorgänger, das ist dem neuen Designkonzept geschuldet. Auch wenn die (letzten) Van-Fans diesen endlosen Weiten des Laderaums nachtrauern und in Österreich leider der Vorsteuerabzug verloren ging – der Konzeptwechsel war eben ganz und gar alternativlos (siehe erster Absatz, ganz oben).
Daher ist der Vergleich mit dem Vorgänger auch Blödsinn, denn klar ist: Mit über 2000 Litern maximalem Ladevolumen ist der neue Espace trotzdem noch geräumiger als viele Kombis und SUVs, die sich man grob mit ihm vergleichen kann.
Der Laderaumboden nach dem Umlegen der Fondsitze ist eben. Eine dritte Sitzreihe gibt es optional. Die Sitze von Reihe 2 und Reihe 3 sind übrigens per Knopfdruck elektrisch zusammenklappbar, auch einzeln, das erfordert etwas mehr Geduld, entbindet aber von jeglicher Handarbeit.
Beim maximalen Volumen liegt der neue Espace rund 1000 Liter unter dem Vorgänger, das ist dem neuen Designkonzept geschuldet. Auch wenn die (letzten) Van-Fans diesen endlosen Weiten des Laderaums nachtrauern und in Österreich leider der Vorsteuerabzug verloren ging – der Konzeptwechsel war eben ganz und gar alternativlos (siehe erster Absatz, ganz oben).
Daher ist der Vergleich mit dem Vorgänger auch Blödsinn, denn klar ist: Mit über 2000 Litern maximalem Ladevolumen ist der neue Espace trotzdem noch geräumiger als viele Kombis und SUVs, die sich man grob mit ihm vergleichen kann.
Der Laderaumboden nach dem Umlegen der Fondsitze ist eben. Eine dritte Sitzreihe gibt es optional. Die Sitze von Reihe 2 und Reihe 3 sind übrigens per Knopfdruck elektrisch zusammenklappbar, auch einzeln, das erfordert etwas mehr Geduld, entbindet aber von jeglicher Handarbeit.
Viele schicke Ledervarianten.
Spektakulärer Automatik-Wahlhebel.
Gut ablesbare Armaturen.
Und wie fühlt man sich an Bord? Wie gut ist der Innenraum gelungen?
Zuerst muss man etwas Nachsicht haben: Einige Ablagen sind nicht barrierefrei erreichbar. Einige Menübereiche im Multimediasystem sind etwas zu kompliziert. Der Automatikwahlhebel ist etwas zu sensibel. Das Head-up-Display mit ausfahrender Kunststoffscheibe kann man schicker lösen. Bei einigen Materialien sind die Premiummarken hochwertiger. Das sind Tatsachen.
Tatsachen sind aber auch die schlaue Audio-Steuerung hinterm Lenkrad (selten so gut gelöst), der Touchscreen im schlauen Hochformat (ebenfalls selten so gelöst) – und vor alle der einzigartige Stil:
Die Pariser Designer haben einen Innenraum gestaltet, der viele andere Autos recht banal aussehen lässt. Die Sitze der ersten Reihe sind inspiriert von Privatflugzeugen, und tatsächlich sitz man dort in derartig riesigen Fauteuils. Wenn, wie im Testwagen, die schicke Lederpolsterung „Sand-Grey“ dazu kombiniert wird, kehrt Noblesse ein (und mit dem noch weicheren Nappaleder kann man sogar noch etwas luxuriöser werden). Dazu passt die spektakulär geformte Mittelkonsole, für die es mehrere schöne Oberflächenmaterialien und eine tolle Nachtbeleuchtung gibt.
Das alles macht den Franzosen für seine Passagiere zu einem edlen Shuttlefahrzeug (nicht umsonst fährt auch Cannes bevorzugt Espace).
Das Fazit?
Man bekommt ein Auto mit zahlreichen Besonderheiten, aber ohne finanzielle Extravaganzen: Die Preisliste ist deutlich vernünftiger ist als die von Audi oder BMW.
Zuerst muss man etwas Nachsicht haben: Einige Ablagen sind nicht barrierefrei erreichbar. Einige Menübereiche im Multimediasystem sind etwas zu kompliziert. Der Automatikwahlhebel ist etwas zu sensibel. Das Head-up-Display mit ausfahrender Kunststoffscheibe kann man schicker lösen. Bei einigen Materialien sind die Premiummarken hochwertiger. Das sind Tatsachen.
Tatsachen sind aber auch die schlaue Audio-Steuerung hinterm Lenkrad (selten so gut gelöst), der Touchscreen im schlauen Hochformat (ebenfalls selten so gelöst) – und vor alle der einzigartige Stil:
Die Pariser Designer haben einen Innenraum gestaltet, der viele andere Autos recht banal aussehen lässt. Die Sitze der ersten Reihe sind inspiriert von Privatflugzeugen, und tatsächlich sitz man dort in derartig riesigen Fauteuils. Wenn, wie im Testwagen, die schicke Lederpolsterung „Sand-Grey“ dazu kombiniert wird, kehrt Noblesse ein (und mit dem noch weicheren Nappaleder kann man sogar noch etwas luxuriöser werden). Dazu passt die spektakulär geformte Mittelkonsole, für die es mehrere schöne Oberflächenmaterialien und eine tolle Nachtbeleuchtung gibt.
Das alles macht den Franzosen für seine Passagiere zu einem edlen Shuttlefahrzeug (nicht umsonst fährt auch Cannes bevorzugt Espace).
Das Fazit?
Man bekommt ein Auto mit zahlreichen Besonderheiten, aber ohne finanzielle Extravaganzen: Die Preisliste ist deutlich vernünftiger ist als die von Audi oder BMW.
Das Besondere zum normalen Preis: so überzeugt der Espace, mit dem neuen starken Motor noch mehr.
DATEN & FAKTEN
Renault Espace TCe 225 EDC
(Mai 2018)Preis
44.140 Euro. Einstiegspreis Espace 36.490 Euro.Antrieb
4-Zylinder-Benzinmotor, 1.798 ccm, Direkteinspritzung / Turbolader; Doppelkupplungsgetriebe; Frontantrieb.Abmessungen
Länge / Breite / Höhe: 4.857 / 1.888 / 1.677 mm. Kofferraumvolumen 660 – 2.035 Liter.Gewicht
Gewicht 1.610 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2.393 kg.Fahrwerte
Vmax 224 km/h, 0-100 in 7,6 sec.Testverbrauch
8,9 Liter.MOTORPROFIS WERTUNG
Fahrspass
6 Punkte
Vernunft
8 Punkte
Preis-Leistung
8 Punkte
Gesamturteil
7 Punkte