Vorstellung & Sitzprobe: Fiat Grande Panda

Kleinstwagen oder Kleinwagen?
Der Fiat Panda, einst in direkter Konkurrenz zu kleinsten Fahrzeugen wie smart oder Renault Twingo, hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Mit seinem Wachstum zum Grande Panda ist das süße kleine Bärchen aus dieser Klasse herausgewachsen und bewegt sich nun quasi im ersten Erwachsenen-Segment: Konkurrenten sind beispielsweise VW Polo, Renault Clio, Citroën C3, Jeep Avenger oder Opel Corsa.

Wie ist das Design gelungen?
Das Ur-Modell von 1980 stammt aus der Feder von Designlegende Giorgetto Giugiaro und war für seine einfachen Linien, aber auch für seine durchdachte Konstruktion mit praktischen Werten bekannt.
Der Grande Panda orientiert sich am klassischen 1980er-Panda, mischt charmanten Retro-Look mit Zeitgenössischem. Sein bewusst schlichter Auftritt wirkt modern, wird durch klare Linien und funktionale Kunststoff-Elemente, aber auch liebevoll Details geprägt. Besonders auffällig ist die Front mit Fiat-Schriftzug, coolem Kühlergrill und dazu passenden Scheinwerfern in Pixeloptik. Sehr individuell sind auch die starken Prägungen in den Flanken. Dunkle Radhausverkleidungen und Schürzen sowie ein angedeuteter Unterfahrschutz unterstreichen den robusten Look des Fahrzeugs. Hinten wird das Design mit mehreren Kanten auf engem Raum etwas gewagt, wer nicht 0815 sein will, muss eben auch mal riskieren.
Bei der Farbgestaltung setzt Fiat weitere Zeichen: Der Grande Panda ist in sieben leuchtenden Farben erhältlich – Rot, Weiß, Schwarz, Grün, Braun, Blau und Gelb. Bewusst ausgeschlossen wird die Farbe Grau, Fiat ist Teil der „No-More-Grey"-Initiative uns setzt sich für mehr Vielfalt auf den Straßen ein. Brillante Idee.

Wie sieht der Innenraum aus? Wie viel Platz bietet er tatsächlich?
Bei der ersten Sitzprobe gefällt der Grande Panda mit seiner beachtlichen Geräumigkeit und pragmatischen Funktionalität. Es gibt viel MIcro-Stauraum, zahlreiche Ablagefächer wurden integriert. Die Ablage in Taschenform auf dem Armaturenbrett zitiert den Ur-Panda. Technisch ist die Armaturentafel mit einem 10-Zoll-Display hinter dem Lenkrad und einem zentralen 10,25-Zoll-Monitor üppig ausgestattet. Die Farbwahl im Innenraum ist bewusst – nicht dezent. Bei der Sitzprobe traf ein Mix aus Blautönen und gelben Details auf Holzdekors. Auch in günstigen Autos kann man Extravaganz bekommen, sehr schön.
Mit einer Länge von 3,99 Metern bleibt natürlich auch der gewachsene Panda verhältnismäßig kompakt. Fünf Passagiere gehen sich im Innenraum aus, in der zweiten Sitzreihe sollten die Insassen dann aber keine überdurchschnittlich kräftigen Körpermaße haben. Für normale Staturen ist aber auch im Fond genügend Raum vorhanden. Fiat gibt das Basis-Kofferraumvolumen mit 361 Litern an, was im Vergleich zu anderen Fahrzeugen dieser Klasse – wie dem C3 mit 310 Litern und dem Jeep Avenger mit 355 Litern – eine konzerninterne Steigerung darstellt.

Welchen technischen Hintergrund hat der neue Grande Panda?
Basierend auf der Smart Car-Plattform von Stellantis teilt er sich mit dem neuen Citroën C3 nicht nur die technische Grundlage, sondern auch die Antriebskonzepte. Die „Smart Car“ basiert auf einer pragmatischen Simplifizierung des technischen Konzepts, wie eine französische Produktplanerin aus dem Stellantis-Konzern kürzlich gegenüber Motorprofis.at erläuterte: „Die Plattform wurde deutlich kosteneffizienter gestaltet. Das geschieht hinter den Kulissen, der Kunde sieht es nicht – aber wir haben einen großen Teil der Plattform kostenoptimiert, vor allem mit mehr Gleichteilen innerhalb des Konzerns“. Vorlage war die Produktion von indischen und lateinamerikanischen Versionen: „Wir haben dort viel über die Zusammenarbeit mit Zulieferern und die Optimierung der Herstellungsprozesse gelernt. Das alles haben wir nach Europa mitgenommen, an die Regularien in der EU angepasst und auf die neue Plattform und eine möglichst kosteneffiziente Produktion umgelegt“. Opel Frontera, Citroen C3 Aircross und der kleinere Citroen C3 basieren ebenfalls auf der Smart Car-Plattform – und der neue C3, mit seinen dem Grande Panda sehr ähnlichen Abmessungen, hat im ersten Motorprofis-Test bereits einen äußerst soliden Fahreindruck hinterlassen.

Welche Antriebsvarianten gibt es?
Die Verbrenner-Variante des Grande Panda wird von einem 1,2-Liter-Turbobenziner mit 48-Volt-Mildhybrid-Technologie und 100 PS angetrieben. Wer Elektroantrieb und Automatik bevorzugt, bekommt eine Variante mit 113 PS und 44-kWh-Batterie. Dieser Akku aus Lithium-Eisen-Phosphat bietet eine geringere Energiedichte als herkömmliche Lithium-Ionen-Batterien, ist jedoch widerstandsfähiger gegen Reichweitenverluste bei extremen Temperaturen. Über Allrad-Pläne ist noch nichts bekannt.

Für das Laden hat Fiat eine neue Lösung – wie funktioniert sie?
Ein AC-Ladekabel wurde direkt in das Fahrzeug integriert. Drückt man auf den Fiat-Schriftzug an der Front, öffnet sich eine Klappe. Dort versteckt sich das Kabel, das herausgezogen werden kann und sich nach dem Laden wieder selbständig einrollt. Prinzip Staubsauger. Der integrierte Onboard-Charger ermöglicht Wechselstrom-Laden mit bis zu 7,4 kW. Gegen Aufpreis ist AC-Laden mit bis zu 11 kW möglich.
Für schnelle Pausen bietet der Grande Panda mit einem separaten Kabel eine maximale DC-Ladeleistung von 100 kW. Mit einer WLTP-Reichweite von bis zu 320 Kilometern ist der elektrische Grande Panda für urbane Fahrten und Wochenendausflüge sowie ländliche Kurz- und Mittelstrecken ausgelegt. Der Urlaub in der Toskana wird eher eine Herausforderung darstellen. Später könnte eine Akkuvariante für 400 Kilometer Reichweite folgen.

Wann wird der Fiat Grande Panda erhältlich sein und wie viel kostet er?
Die Preise für den Fiat Grande Panda sind noch nicht offiziell, aber es wird erwartet, dass die Elektroversion unter 25.000 Euro liegen wird – bedeutet unter 20.000 Euro, wenn es bei den aktuellen Elektro-Förderungen für Privatkäufer bleibt. Noch günstiger wird es beim Grande Panda mit Benzin-Hybridantrieb, da könnte es bei rund 15.000 Euro losgehen. Starke Ansagen sind das.
Mit einem Einstiegspreis von derzeit 12.740 Euro setzt übrigens der bisherige Panda noch etwas niedriger an – und wird das auch künftig tun: Das seit 2012 produzierte und mit 3,65 Metern Länge deutlich kleinere Verbrenner-Modell wird im Fiat-Werk bei Neapel weiterproduziert und künftig unter dem Namen Pandina firmieren.

Das erste Grande Panda-Fazit?
Liebevoll-cooles Design und sehr attraktive Preise: Der Panda setzt als neuer Grande Panda eine Klasse weiter oben an – quasi im ersten Erwachsenen-Segment – und zeigt dort gleich einmal auf. Die Technik ist bewusst pragmatisch, hat sich bei den Konzernkollegen aber bereits als solide erwiesen.