TEST: CITROËN C3 BLUEHDI 100
Eine Frage des Charakters
Der C3 feiert gerade ein Jubiläum – welches?
Die aktuelle C3-Generation wurde seit ihrer Markteinführung über eine Million Mal verkauft – vom Band läuft das Erfolgsmodell übrigens unweit von Österreich im slowakischen Werk Trnava. Damit ist der kürzlich überarbeitete C3 aktueller Bestseller von Citroën, das in den letzten Jahren insgesamt zugelegt hat: Die Marke hat wieder zum ausdrucksstarkem Design früherer Jahre zurückgefunden und hebt sich mit wohnlichen Innenräumen vom Mainstream ab. Zudem rückt sie mit dem Komfort ein Thema in den Mittelpunkt, das die Konkurrenz im Drang nach Sportlichkeit gerne vernachlässigt – das sieht man bei C3 Aircross, C4, C5 Aircross. Auch kühne Experimemte, früher immer gerne praktiziert, sind wieder erlaubt, wenn auch in anderer Form.
Ein 0815-Kleinwagen ist der C3 definitiv nicht …
Er ist ein fröhliches Auto für fröhliche Menschen: C3-Kunden wollen Charme und meiden Langeweile, sie kaufen meistens in Bunt und bestellen oft noch das Dach in Kontrastfarbe dazu. Auch die Personalisierungsangebote in Form von Farbtupfern werden gerne genommen.
Vom Mainstream der Klasse setzt sich der Franzose durch sein Design klar ab: Die Frontpartie hat Züge eines SUV und die seitlichen Airbumps heben den C3 im Straßenbild ebenfalls hervor. Durch die schwarze A-Säule „schwebt“ das Dach, die waagerechte Fensterlinie erzeugt in Kombination mit der hohen Motorhaube eine kräftige Statur. Optisch ist der Franzose einer der besten Charakterdarsteller der Vier-Meter-Klasse.
Die beim Update überarbeiteten LED-Scheinwerfer sind schick, die seitlichen Airbumps durch das nun größere Farbelement noch auffälliger und die 17-Zoll-Felgen des Testwagens sind dem stämmigen Kleinwagen keineswegs zu groß.
Gemütlich. Citroën hat jetzt auch im C3 einen Lehrstuhl für Komfort eingerichtet, die Advanced Comfort Sitze mit Matratzen-Design machen einen spürbaren Unterschied: Man merkt beim Hinsetzen sofort, dass etwas anders ist. Citroën verwendet für die Sitzpolster ein selbstentwickeltes Schaumstoffmaterial, dass an der Oberfläche deutlich weicher ist. Im Gegensatz zu früheren Sofasitzen sinkt man aber nicht zu stark ein, sondern kommt an einen Punkt, wo der Körper wieder auf ein Material mit hoher Dichte trifft und guten Halt bekommt. Vergleichbar mit einer guten Matratze. Das macht das Sitzen gemütlich, der Sitzkomfort auf der Langstrecke bleibt aber erhalten. Die in den Sitz integrierte Mittelarmlehne für den Fahrer ist ein weiteres Komfortfeature, mit dem das Ambiente vom klassischen Kleinwagen-Cockpit abrückt. Und auch die garuen Sitzbezüge fühlen sich gut an, wirken wie aus dem Wohndesign entnommen, das macht viel aus.
Auch wenn es insgesamt im Cockpit weiter viele harte Kunststoffelemente gibt und man dem neuen Dekor schon auch ansieht, dass kein echtes helles Holz ist – insgesamt ist das Innenambiente gelungen und freundlich.
Wie ist der Multimedia-Bereich gelöst?
Der Touchscreen im Zentrum sieht nun schicker aus. Er sitzt aber etwas tief und die Bedienung über den Bildschirm ist mitunter etwas kleinteilig, speziell während der Fahrt trifft man nicht immer gleich ins Schwarze. Die Technik freilich – ist topmodern: Über „Mirror Link“ können diverse Funktionen des Smartphones auf dem Touchscreen des Autos genutzt werden, zudem laufen dort Apple CarPlay und Android Auto. Im Navi des Autos werden die aktuellen Verkehrsverhältnisse berücksichtigt und Tankstellen inklusive Kraftstoffpreisen sowie Parkhäuser mit den entsprechenden Gebühren angezeigt. Über eine App bleiben Auto und Smartphone immer verbunden, es können Parameter wie Reichweite, Standort, Kilometerleistung oder die nächste Wartung am Handy angezeigt werden. Und weil sich die Blitzanlagen nicht zuletzt in Frankreich wie die Schwammerl vermehrt haben, ist Citroën sensibilisiert und hat im C3 gleich ein europaweites Warnservice für stationäre Radaranlagen integriert. Erstaunlich, wie oft es in manchen Gegenden inzwischen anschlägt.
Weil die Kamera des C3 immer das Geschehen vor dem Auto aufzeichnet, können schöne
Momente auf Knopfdruck in kurzen 20-Sekunden-Sequenzen festgehalten und per App auf den Social-Media-Kanälen geteilt werden. Bei drohenden Unfällen wird die Kamera automatisch aktiviert, damit reagiert Citroën auf einen Trend aus der Versicherungsbranche: Wer sich eine Überwachungskamera ins Auto hängt, bekommt bei einigen Anbietern bereits jetzt günstigere Tarife (also teurere Tarife, wenn er keine hat).
Wie ist das Fahrgefühl im C3?
Der kleine Franzosen hat eine tiefenentspannte Einstellung: Wer Lenkung, Handschaltung und Fahrwerk sportlich-definiert wünscht, ist hier falsch. Citroën stellt den Komfort bewusst in den Mittelpunkt und stimmt dementsprechend soft ab. Für Menschen, die entspannt durchs Leben gehen beziehungsweise fahren – oder zu solchen werden wollen – ist das herrlich, für andere kann es auch zu soft sein. Wir sind einverstanden, auch mit der soften Lenkung, nur beim Schaltgetriebe würden wir uns kürze Wege wünschen.
Der 102 PS starke Diesel kommt bei ganz normaler Fahrweise auf großartige Vier-Liter-Verbrauchswerte. Citroën hat das Dieselbrummen gut weggedämmt, die Innengeräusche des Selbstzünders bleiben im Hintergrund. Die Beschleunigungsleistung passt, ist aber nicht sportlich. Der Diesel-C3 ist also ein echter Tipp für gemütliche Vielfahrer, auch weil ihn vom 110-PS-Benziner nur 1.000 Euro trennen. Letzterem bleibt aber die Automatik-Option vorbehalten.
Wie schaut es preislich aus?
Der Einstiegspreis liegt hier auch schon bei 14.790 Euro, aber über den Aktionspreis kämpft sich der C3 wieder unter 12.000 Euro. Es gibt also noch erfreulich günstige Autos. Das Testmodell mit Diesel und Topausstattung steht mit 22.240 Euro in der Liste, Citroën hat aber prompt verfügbare Fahrzeuge oft günstiger auf der Website.
Wie schaut das Fazit nach dem C3-Test aus?
Der C3 ist ein Charakterdarsteller und C3-fahren eine Frage des Charakters – den fröhlichen und tiefenentspannten C3 mag man oder man mag ihn eben nicht. Wer auch von kleinen Autos Charme verlangt, wer Sport lieber meidet, aber Gemütlichkeit liebt – der ist hier richtig. Vielfahrer werden auch die erstaunliche Sparsamkeit des komfortablen Dieselmotors schätzen.