Erster Test: Citroën ë-C4 / ë-C4 X (156 PS)

Kann sich Citroën in der Kompaktklasse abheben?
Die Franzosen werden ihrer Rolle als Kreativabteilung gerecht und treten origineller als die Konkurrenz auf. C4 und C4 X bringen durch die Kombination von Crossover und Coupé eine willkommene Abwechslung in die Kompaktklasse. Prägende Merkmale sind die großen Radhäuser, die robusten Kunststoffverkleidungen und das schicke Heck, bei dem die abfallende Dachlinie direkt in den Heckspoiler übergeht.
Im Vergleich zum Vorgänger C4 Cactus ist der neue C4 trotzdem klassischer, und auch größer: Mit 4,36 Metern Gesamtlänge geht es nun wieder gegen Focus, Astra, Golf und Co.; der C4 X setzt noch eins drauf und zieht das Heck deutlich weiter nach hinten. Bei unverändertem Radstand von 2,67 Metern steigt die Außenlänge auf 4,60 Meter, das Kofferraumvolumen von 360 auf 510 Liter.
Wenn Sie fragen, welcher der beiden uns besser gefällt, würden wir C4 sagen, wegen der Proportionen. Der C4 X hat dafür mehr Stauraum.
 
Citroën setzt sich für leistbare Elektromobilität ein – mit Erfolg?
Zaubern können auch die Franzosen nicht, aber die Bemühungen um günstige Preise sind stärker spürbar als bei vielen Konkurrenten: Mit dem oli hat Citroën eine Leistungsschau der anderen Art abgeliefert – für Gewichtsreduzierung und das Umdenken gewohnter Lösungen. Und die nonchalante Kreativität des Ami gibt der Mobilität serienmäßig eine neue Richtung: In Frankreich flitzt die Bio-Zitrone schon durch die Städte, in Österreich bekommt Fiat mit dem technisch verwandten Topolino zunächst den Vortritt. Darüber hinaus bringt Citroën als einer der ersten Hersteller ein normales Elektrofahrzeug mit einem Listenpreis deutlich unter 25.000 Euro: Der neue ë-C3 startet im Frühjahr 2024 bei 23.300 Euro – mit etwa 300 Kilometern Reichweite und solider Ausstattung. 2025 folgt mit 19.990 Euro Einstiegspreis für die Version mit rund 200 Kilometern Reichweite die nächste Kampfansage.
 
Aber gelingt Citroën auch in der Kompaktklasse der finanzielle Befreiungsschlag in Sachen E-Auto?
Wir wiederholen uns: Zauberei nein, Bemühen ja. Der Einstiegsversion des ë-C4 mit 136 PS und bereits vernünftiger Ausstattung (Klima, Radio, Handy-Spiegelung, 18-Zoll-Räder, Wärmepumpe, Assistenten) liegt bei 35.140 Euro und landet nach Abzug der Förderungen für Privatkäufer bei knapp 30.000 Euro. Für den sehr geräumigen C4 X werden nur 2.400 Euro mehr aufgerufen. Und weil Citroën bei der E-Mobilität preissensibel ist, bleiben die 136-PS-Versionen – zumindest vorerst – im Programm, obwohl es ë-C4 und ë-C4 X nun auch mit 156 PS und größerer Batterie für mehr Reichweite gibt. Der Aufpreis beträgt wiederum 2.400 Euro, es geht für die Neuen somit bei 37.540 Euro los.
Tatsache ist freilich auch, dass die Verbrenner-Varianten ausstattungsbereinigt um die 10.000 Euro günstiger sind, also für die Stromer trotz Förderung gut fünf Euro-Tausender mehr zu Buche stehen. Durch die motorbezogene Versicherungssteuer und günstigere Unterhaltskosten kann man über die Laufzeit einiges davon wieder ausgleichen.

Was bietet die neue Elektro-Antriebsvariante für ë-C4 und ë-C4 X?
Diese Variante entspricht elektrotechnisch dem Stand, auf dem auch die neuesten Modelle aus dem Stellantis-Konzern wie Jeep Avenger oder Fiat 600e sind. Sie hat einem sowohl effizienteren als auch stärkeren Motor: Trotz 156 statt 136 PS Maximalleistung sinkt der Energieverbrauch des ë-C4 im offiziellen WLTP-Zyklus von 15,5 auf 15,0 kWh pro 100 Kilometer, beim windschlüpfrigen ë-C4 X sogar knapp darunter. Gleichzeitig steigt die Batteriekapazität um 4 kWh auf nun 54 kWh brutto, eine veränderte chemische Zusammensetzung mit höherem Nickelanteil (80% Nickel, 10% Mangan und 10% Kobalt) verbessert zudem die Energiedichte und erhöht die Lebensdauer. Die WLTP-Reichweite steigt mit dem neuen Motor-Akku-Gespann von 352 auf 420 Kilometer. Unverändert ziehen die Franzosen beim dreiphasigen Wechselstromladen (AC) bis zu 11 kW und beim Gleichstromladen (DC) bis zu 100 kW aus dem Netzt. Im Idealfall bedeutet das einen Halt von fünfeinhalb Stunden an der Wallbox sowie rund 35 Minuten für die Steigerung des Akkustands von null auf 80 Prozent beim Schnellladen.
 
Wie fahren sich ë-C4 und ë-C4 X in der neuen 156-PS-Version?
Mit 156 PS Leistung und 270 Newtonmetern Drehmoment sind ë-C4 und ë-C4 X souverän, aber nicht übertrieben motorisiert. Das Fahrgefühl wird noch einen Tick leichtfüßiger. Ansatzlos starten die Franzosen, beschleunigen schön gleichmäßig und ohne nennenswerte Antriebsgeräusche. Das Beschleunigungsgefühl ist ein Genuss und einem Verbrenner klar überlegen, das Bremsgefühl ist dagegen etwas synthetischer.
Bei der ersten Fahrt pendelte der Testverbrauch im Bereich von 16 kWh, womit eine Praxis-Reichweite zwischen 350 und gut 400 Kilometer jederzeit erreichbar ist.
Klar komfortorientiert ist das Fahrwerk, die patentierte Lösung mit hydraulischem Anschlag spricht wunderbar feinfühlig an, nur gröbere Unebenheiten kommen schon mal durch. Die Geräuschdämmung auf Landstraßen und Autobahnen ist gut. Insgesamt schätzen wir die bewusst nicht sportliche Auslegung von Citroën sehr. Nur bei der Lenkung würden wir trotzdem für eine etwas straffere Abstimmung plädieren.

Wechsel in den Innenraum – ist Citroën auch dort kreativ?
Viele Kompakte kümmern sich nicht so sehr um Sitzbezüge, der Materialmix im C4 und C4 X ist dagegen richtig schick. Auf Armaturenbrett und Türen dominieren freilich dunkle und eher harte Kunststoffe. Multimediabildschirm und Lüftungsdüsen stechen mit speziellen Formen heraus, auch der Stoffstreifen in den Türen gefällt. Ablagen gibt es reichlich und ohne Schalthebel ist die Mittelkonsole angenehm luftig. Neu ist die Schublade vor dem Beifahrersitz, dort lässt sich ein Tablet fixieren. Die Sitzposition ist leicht erhöht und die Polsterung etwas softer als üblich, was wir angenehm finden. Auch in der zweiten Reihe sitzt man für die Klasse recht bequem, wobei die Beine mehr Freiheiten als der Kopf haben. Das Kofferraumvolumen liegt beim C4 mit 380 bis 1250 Litern gut im Klassenschnitt, beim C4 X ist es mit 510 bis 1.360 Litern sehr großzügig.
Die Digitalarmaturen und das Head-up-Display informieren den Fahrer verlässlich, optisch ist die kleine Kunststoffscheibe vor dem Lenkrad nicht so schick. Das Multimediasystem ist modern und schnell. Vorwahltasten für die Themenbereiche fehlen, es gibt aber eine Home-Taste und eine Schnellwahltaste zum Ausschalten des Spurhalteassistenten.
 
Fazit?
Sparsamerer Motor, größere Batterie – Citroën ë-C4 und ë-C4 X bekommen die Stellantis-Elektro-Technik der neuesten Generation. Der Fahreindruck ist sehr gut, die Praxis-Reichweite steigt auf gut 400 Kilometer, der Preis legt ebenfalls leicht zu. Die bisherige E-Variante bleibt vorerst im Programm und liegt nach Abzug der Privatkäufer-Förderung bei knapp 30.000 Euro.