DIE PLÄNE VON SEAT
„Seat ist sehr anpassungsfähig“
Seat ist eine der beliebtesten Automarken in Österreich, inzwischen entwickelt sich aber auch die neue Tochter Cupra und liegt schon vor Tesla. Schon fragen einige, ob zwei denn einer zu viel sind? „Nein“, sagt der langjährige Österreich-Geschäftsführer und Marken-Insider Wolfgang Wurm. Im Motorprofis.at-Interview erklärt er, welche Wege die Eroberungsmarke Seat und die Performancebrand Cupra in nächster Zeit gehen.
17.05.2022Fotos: Werk
Im Volkswagen-Konzern gibt es seit vier Jahren zwei spanische Marken. Was bedeutet der Aufstieg von Cupra für die Entwicklung von Seat?
Die beiden Marken ergänzen sich. Cupra erschließt als unkonventionelle Performance- Marke neue Zielgruppen. Seat ist die Volumenmarke, die eine hohe Eroberungsrate von 56 Prozent und im Schnitt zehn Jahre jüngere Kunden als die Mitbewerber hat. Im Jahr 2021 sind von den 470.500 bei der Seat S.A. produzierten Autos 391.200 auf Seat und 79.300 auf Cupra entfallen. Der Anteil von Cupra wird 2022 deutlich steigen, aber das Volumen von Seat bleibt wichtig.
Was auch zu bedenken ist: mit Seat bringen wir Kunden im wichtigen Einsteigersegment in den Konzern, die weder Cupra noch andere Konzernmarken auffangen können - dafür gibt es im Konzern auch ein Bewusstsein.
Es ist natürlich nicht leicht, kleinere und qualitativ hochwertige Autos mit gutem Preis- Leistungsverhältnis zu bauen – aber um die Kundenschicht von Seat zu erobern, nehmen andere Marken viel Geld in die Hand. Über die Zukunft von Seat gibt es alle paar Jahre eine Diskussion, aber in Wirklichkeit ist Seat jedes Mal stärker aus diesen Diskussionen herausgekommen.
Ich glaube auch, dass die europäische Wirtschaft stärker aus den aktuellen Krisen rauskommen wird. Ganz unabhängig vom Stückzahlen-Verhältnis zwischen Seat und Cupra, bleibt zum Beispiel Spanien ein wichtiger Standort: Die Werke in Martorell und Pamplona werden auf Elektroautos umgestellt, in Valencia entsteht eine neue Giga- Factory, die ab 2026 mit 3000 Mitarbeitern die Batteriezellenfertigung aufnimmt. Ich weiß nicht, ob es diese Konzentration auf Europa ohne die Krisenerfahrungen der letzten Monate und Jahre gegeben hätte.
Wie schaut die weitere Entwicklung beider Marken aus?
Sie werden sich noch stärker differenzieren als bisher. Die Überlegungen gehen in Richtung unterschiedlicher Karosserien, wie bereits beim Formentor, oder dass Seat bei der PS-Leistung mehr für den unteren Bereich und Cupra mehr für die High- Performance zuständig sein wird. Natürlich wird man bei Cupra in nächster Zeit einmal mehr Neuheiten sehen als bei Seat, denn im Wesentlichen haben wir aktuell mit dem Born als E-Auto und dem Formentor als SUV-Coupé noch eine kleine Modellpalette. Seat wiederum ist eine sehr anpassungsfähige Marke, die den Wegfall von Segmenten, die nicht mehr so gefragt waren, immer wieder gut kompensiert hat. Wir hatten erfolgreiche Modelle wie Toledo, Altea und Alhambra, die inzwischen nicht mehr angeboten werden – trotzdem verkaufte Seat nicht weniger. Umgekehrt war Seat eine der ersten Marken, die schnell drei SUVs angebieten konnte, als der Boom richtig begonnen hat. Ich bin guter Dinge, dass wir diese Anpassung an neue Gegebenheiten auch diesmal bei der E-Mobilität wieder schaffen werden.
Wolfgang Wurm: „Seat ist die Volumenmarke, die eine hohe Eroberungsrate und im Schnitt zehn Jahre jüngere Kunden als die Mitbewerber hat."
Die Preise steigen, aber „ich denke wir haben ein super Preis- Leistungsverhältnis, etwa den Ibiza mit echter Topausstattung „FR Austria“ ab 17.790 Euro…
… und den Arona in ähnlicher Top-Konfiguration ab rund 22.000 Euro. Bei Ibiza und Arona können wir aktuell im Juli/August liefern."
Cupra hat schon drei E-Autos angekündigt. Warum wartet Seat mit der Transformation noch?
Wir fangen mit Cupra an, weil der Elektroantrieb noch teuer ist und sich ein höherer Preis bei einer Performance-Marke besser darstellen lässt. Wir brauchen Seat für das Volumen, aber auch Cupra für den finanziellen Erfolg. Letztes Jahr hatte die Seat S.A. ein negatives Ergebnis, und der Weg zu einem positiven Ergebnis geht über Cupra. Daher muss man die Elektro-Transformation einmal mit Cupra beginnen. Das ist eine rein wirtschaftliche Überlegung, damit sich das Gesamtkonzept rechnet. Gerade in der aktuellen Situation mit Lieferengpässen von Halbleitern und Kabelbäumen schaut eine Firma natürlich auch darauf, zuerst jene Fahrzeuge zu produzieren, die mehr Erträge abliefern und die die Transformation zur E-Mobilität fördern.
Seat bleibt länger bei den Verbrenner- und Plug-In-Hybrid-Modellen. Die Marke ist stark im Süden verhaftet und wir sehen, dass sich die Elektromobilität in Europa von Norden nach Süden entwickelt. Bei Seat wird man sicher noch einige Jahre kleine günstige Verbrenner-Modelle wie Ibiza oder Arona anbieten, danach wird das aber durch die Euro-7-Norm wohl für keine Marke mehr unter 20.000 Euro darstellbar. Gleichzeitig werden sich die Preise von vollelektrischen Modellen nach unten entwickeln und die E- Mobilität demokratisieren. Entscheiden wie schnell die Transformation verläuft, werden letztendlich dann die Kunden.
Wie entwickeln sich Seat und Cupra in den europäischen Ländern?
Österreich ist mit fünf Prozent Marktanteil der zweitstärkste Seat-Markt nach Spanien. Cupra kommt bei uns schon auf 2,2 Prozent und liegt damit auf dem Niveau von Tesla. In Deutschland ist Cupra stärker als Seat, was auch mit den niedrigeren Steuern für PS-starke Fahrzeuge wie dem Formentor zusammenhängt. Wir haben auch Länder wie Italien, in denen sich Seat immer schwer getan hat, aber Cupra mit Born und Formentor sehr nachgefragt wird. Auch in Osteuropa entwickelt sich Cupra über den Erwartungen.
Die Autobranche kämpft mit Kapazitätsengpässen und Lieferzeiten. Wie lange wartet man bei Seat und Cupra auf ein neues Auto?
Bei Ibiza und Arona geht es wieder schneller, da können wir aktuell im Juli/August liefern. Bei Tarraco und Ateca ist es Dezember, beim Leon bereits nächstes Jahr. Cupra kann einen jetzt bestellten Formentor bis September liefern, den Born bis Oktober. Neben Corona und der Halbleiter-Knappheit hat sich auch der Krieg in der Ukraine auf die Lieferzeiten ausgewirkt, weil wir von dort Kabelbäume beziehen.
Inflation ist aktuell ein großes Thema. Werden die Autos 2023 teurer?
Leider geht die Entwicklung in diese Richtung. Ein Ibiza um 9.990 Euro, wie wir ihn vor Jahren hatten, ist momentan nicht darstellbar und wird auch nicht mehr kommen. Die Inflation ist generell hoch und in den Bereichen, in denen ein Autohersteller einkaufen muss, wie Chips, Stahl und Glas, ist sie noch höher. Wir ringen aber gerade bei den kleinen Segmenten um jeden Cent und ich denke wir haben da ein super Preis- Leistungsverhältnis – zum Beispiel den Ibiza mit echter Topausstattung „FR Austria“ ab 17.790 Euro und den Arona in ähnlicher Top-Konfiguration ab rund 22.000 Euro. Und man muss bedenken, dass auch die Gebrauchtwagenpreise steigen, was sich positiv beim Eintausch auswirkt.
Wir fangen mit Cupra an, weil der Elektroantrieb noch teuer ist und sich ein höherer Preis bei einer Performance-Marke besser darstellen lässt. Wir brauchen Seat für das Volumen, aber auch Cupra für den finanziellen Erfolg. Letztes Jahr hatte die Seat S.A. ein negatives Ergebnis, und der Weg zu einem positiven Ergebnis geht über Cupra. Daher muss man die Elektro-Transformation einmal mit Cupra beginnen. Das ist eine rein wirtschaftliche Überlegung, damit sich das Gesamtkonzept rechnet. Gerade in der aktuellen Situation mit Lieferengpässen von Halbleitern und Kabelbäumen schaut eine Firma natürlich auch darauf, zuerst jene Fahrzeuge zu produzieren, die mehr Erträge abliefern und die die Transformation zur E-Mobilität fördern.
Seat bleibt länger bei den Verbrenner- und Plug-In-Hybrid-Modellen. Die Marke ist stark im Süden verhaftet und wir sehen, dass sich die Elektromobilität in Europa von Norden nach Süden entwickelt. Bei Seat wird man sicher noch einige Jahre kleine günstige Verbrenner-Modelle wie Ibiza oder Arona anbieten, danach wird das aber durch die Euro-7-Norm wohl für keine Marke mehr unter 20.000 Euro darstellbar. Gleichzeitig werden sich die Preise von vollelektrischen Modellen nach unten entwickeln und die E- Mobilität demokratisieren. Entscheiden wie schnell die Transformation verläuft, werden letztendlich dann die Kunden.
Wie entwickeln sich Seat und Cupra in den europäischen Ländern?
Österreich ist mit fünf Prozent Marktanteil der zweitstärkste Seat-Markt nach Spanien. Cupra kommt bei uns schon auf 2,2 Prozent und liegt damit auf dem Niveau von Tesla. In Deutschland ist Cupra stärker als Seat, was auch mit den niedrigeren Steuern für PS-starke Fahrzeuge wie dem Formentor zusammenhängt. Wir haben auch Länder wie Italien, in denen sich Seat immer schwer getan hat, aber Cupra mit Born und Formentor sehr nachgefragt wird. Auch in Osteuropa entwickelt sich Cupra über den Erwartungen.
Die Autobranche kämpft mit Kapazitätsengpässen und Lieferzeiten. Wie lange wartet man bei Seat und Cupra auf ein neues Auto?
Bei Ibiza und Arona geht es wieder schneller, da können wir aktuell im Juli/August liefern. Bei Tarraco und Ateca ist es Dezember, beim Leon bereits nächstes Jahr. Cupra kann einen jetzt bestellten Formentor bis September liefern, den Born bis Oktober. Neben Corona und der Halbleiter-Knappheit hat sich auch der Krieg in der Ukraine auf die Lieferzeiten ausgewirkt, weil wir von dort Kabelbäume beziehen.
Inflation ist aktuell ein großes Thema. Werden die Autos 2023 teurer?
Leider geht die Entwicklung in diese Richtung. Ein Ibiza um 9.990 Euro, wie wir ihn vor Jahren hatten, ist momentan nicht darstellbar und wird auch nicht mehr kommen. Die Inflation ist generell hoch und in den Bereichen, in denen ein Autohersteller einkaufen muss, wie Chips, Stahl und Glas, ist sie noch höher. Wir ringen aber gerade bei den kleinen Segmenten um jeden Cent und ich denke wir haben da ein super Preis- Leistungsverhältnis – zum Beispiel den Ibiza mit echter Topausstattung „FR Austria“ ab 17.790 Euro und den Arona in ähnlicher Top-Konfiguration ab rund 22.000 Euro. Und man muss bedenken, dass auch die Gebrauchtwagenpreise steigen, was sich positiv beim Eintausch auswirkt.
Seat bleibt länger bei den Verbrenner- und Plug-In-Hybrid-Modellen als Cupra. Der große Tarraco startet bei 31.990 Euro.
Preislich attraktives Kompakt-SUV: Beim Ateca gibt es aktuell eine Lieferzeit bis Dezember, der Einstiegspreis beträgt 24.390 Euro.
Seat Leon Kombi, ein leistbares Familienauto mit jugendlicher Aussstrahlung. Wolfgang Wurm: „Es ist nicht leicht, kleinere und qualitativ hochwertige Autos mit gutem Preis- Leistungsverhältnis zu bauen – aber um die Kundenschicht von Seat zu erobern, nehmen andere Marken viel Geld in die Hand".