SEAT IBIZA AUF IBIZA
Zwei Ibizas erobern die Welt
Vor knapp 40 Jahren tauft eine unbekannte spanische Automarke ihren Kleinwagen nach einer Hippie-Insel. Heute sind beide Ibizas globale Erfolgsmarken – auch wenn sich Auto und Insel seit 1984 doch unterschiedlich entwickelt haben: Eine Spurensuche mit dem Ibiza auf Ibiza.
13.10.2022Fotos: Motorprofis.at
Im Jahr 1984 erobert Michael Jackson mit „Thriller“ die Charts, im Kino läuft Ghostbusters und der spätere Facebook-Gründer Mark Zuckerberg wird geboren.
Seat verkauft seine Autos zu dieser Zeit in Spanien und ist dem Rest der Welt weitgehend unbekannt. Die Produktion basiert auf Fiat-Lizenzen, aber seit den 70er-Jahren liefern die Italiener keine neue Technik mehr und Seat fehlt die Erfahrung für Eigenentwicklungen. Nach einem schicksalhaften Flirt mit Volkswagen liefern die Deutschen Geld und Know-how, sie wollen die Marke an sich zu binden. Ferdinand Piëch ist, wie bei so vielen richtungsweisenden Projekten des Konzerns, strategischer und technischer Architekt der Zusammenarbeit.
Die Insel Ibiza ist da schon etwas weiter, seit Hippies sie in den 1970ern für sich entdeckt haben, ist ihnen eine illustre Mischung aus Partypeople, Halbwelt, Künstlern und Stars gefolgt. Österreich ist durch Niki Lauda vertreten, der schon damals überwiegend auf Ibiza lebt (und der Insel sein ganzes Leben treu bleiben sollte). Der Tourismus steckt freilich in den Kinderschuhen und Flugreisen sind ein für wenige erschwinglicher Luxus, der feierlich dokumentiert wird: Ein Flughafenfotograf lichtet die Ibiza-Besucher beim Aussteigen auf der Gangway ab und verkauft die Erinnerungsfotos nach der Gepäckausgabe.
Wirklich bekannt ist Ibiza also noch nicht, als Seat seinen neuen Kleinwagen im Jahr 1984 ausgerechnet nach der Hippie-Insel benennt. Dafür passen die jugendliche Ausstrahlung und die wachsenden Begehrlichkeit des Orts zum neuen Projekt der spanischen Automarke: Seat richtet sich unter der VW-Regie neu aus und will mit dem Ibiza auch auf dem internationalen Markt bestehen. Erstmals haben die Spanier ein Auto in Eigenregie entwickelt, wobei sie natürlich noch Expertise zukaufen mussten. Das beschert dem Ibiza I einen prominenten Hintergrund, den wohl kein Kleinwagen vor und nach ihm vorweisen kann: Seat kooperiert für das Design mit Giorgio Giugiaro und dessen Firma Italdesign, für die Karosserie mit Karmann und für die Antriebstechnologie sogar mit einem Sportwagenhersteller – System Porsche steht am Zylinderkopf, der Ibiza I ist das einzige markenfremde Auto, das je einen Porsche-Schriftzug trägt.
Seat verkauft seine Autos zu dieser Zeit in Spanien und ist dem Rest der Welt weitgehend unbekannt. Die Produktion basiert auf Fiat-Lizenzen, aber seit den 70er-Jahren liefern die Italiener keine neue Technik mehr und Seat fehlt die Erfahrung für Eigenentwicklungen. Nach einem schicksalhaften Flirt mit Volkswagen liefern die Deutschen Geld und Know-how, sie wollen die Marke an sich zu binden. Ferdinand Piëch ist, wie bei so vielen richtungsweisenden Projekten des Konzerns, strategischer und technischer Architekt der Zusammenarbeit.
Die Insel Ibiza ist da schon etwas weiter, seit Hippies sie in den 1970ern für sich entdeckt haben, ist ihnen eine illustre Mischung aus Partypeople, Halbwelt, Künstlern und Stars gefolgt. Österreich ist durch Niki Lauda vertreten, der schon damals überwiegend auf Ibiza lebt (und der Insel sein ganzes Leben treu bleiben sollte). Der Tourismus steckt freilich in den Kinderschuhen und Flugreisen sind ein für wenige erschwinglicher Luxus, der feierlich dokumentiert wird: Ein Flughafenfotograf lichtet die Ibiza-Besucher beim Aussteigen auf der Gangway ab und verkauft die Erinnerungsfotos nach der Gepäckausgabe.
Wirklich bekannt ist Ibiza also noch nicht, als Seat seinen neuen Kleinwagen im Jahr 1984 ausgerechnet nach der Hippie-Insel benennt. Dafür passen die jugendliche Ausstrahlung und die wachsenden Begehrlichkeit des Orts zum neuen Projekt der spanischen Automarke: Seat richtet sich unter der VW-Regie neu aus und will mit dem Ibiza auch auf dem internationalen Markt bestehen. Erstmals haben die Spanier ein Auto in Eigenregie entwickelt, wobei sie natürlich noch Expertise zukaufen mussten. Das beschert dem Ibiza I einen prominenten Hintergrund, den wohl kein Kleinwagen vor und nach ihm vorweisen kann: Seat kooperiert für das Design mit Giorgio Giugiaro und dessen Firma Italdesign, für die Karosserie mit Karmann und für die Antriebstechnologie sogar mit einem Sportwagenhersteller – System Porsche steht am Zylinderkopf, der Ibiza I ist das einzige markenfremde Auto, das je einen Porsche-Schriftzug trägt.
Der Neo-Ibizenkischen Stil ist von bis zu 400 Jahre alten Bauernhäusern inspiriert, die über Walter Gropius & Le Corbusier den Bauhaus-Stil beinflusst haben.
Leicht hat es der Seat Ibiza beim Start trotzdem nicht. „Die Kunden kannten die Marke nicht und sprachen sie mitunter englisch aus wie den Sessel. Auch die VW-Händler waren nicht gerade Feuer und Flamme, sie wollen lieber Golf und Käfer verkaufen als einen Seat erklären“, erzählt Seat-Österreich-Geschäftsführer Wolfgang Wurm. Aber Seat startet durch, entwickelt sich mit dem Ibiza als Zugpferd zunächst dynamischer als die zweite Volkswagen-Tochter Skoda. Mit dem stringenten Giugiaro-Design und dem System-Porsche-Motor hat der Ibiza von Anfang an einen guten Ruf bei sportlichen Fahrern. In Österreich macht zum Beispiel Toto Wolff seine ersten Motorsport-Erfahrungen auf einem Seat Ibiza. „Sonntag fuhr ich damit am Österreichring. Montag mit demselben Auto zur Uni“, erinnert sich der heute erfolgreichste Formel 1-Teamchef aller Zeiten an sein erstes eigenes Rennauto von 1990.
Heute, knapp 40 Jahre nach ihrem Schulterschluss, haben sich beide Ibizas von wenig bekannten Hoffnungsträgern zu global gefragten Weltmarken entwickelt. Seat zählt über sechs Millionen Ibiza-Kunden und verkauft das Auto in 80 Ländern. Mit dem Ibiza als wichtigste, weil durchgehend erfolgreiche Säule, haben sich die Spanier international etabliert und sind die VW-Marke mit den jüngsten Kunden geworden. In Österreich gelang zuletzt sogar der Sprung auf Platz drei (!) im Markenranking. Weltweit bekannt und nachgefragt ist heute aber auch der Namensgeber, die Insel Ibiza besuchen inzwischen drei Millionen Menschen pro Jahr (Stand 2018, vor der Pandemie), weil sie rund um die Welt zum Inbegriff von Party und Hedonismus geworden ist.
Beide Ibizas haben also unabhängig voneinander die Welt erobert und sich zu globalen Erfolgsmodellen entwickelt – auch wenn Auto und Insel bei genauerer Betrachtung doch unterschiedliche Entwicklungen genommen haben, wie die Spurensuche mit dem Ibiza auf Ibiza zeigt.
Dass die Insel besonders in den letzten Jahren im Wandel ist, offenbart sich schon im Straßenbild: Wo noch vor zehn Jahren ausschließlich Kleinwagen, und höchstens ein paar Jeep oder Defender dazwischen, unterwegs waren, begegnet man nun zunehmend Luxus-SUVs und Sportwagen. Mit dem Aufstieg der DJs zu weltweit bekannten Marken und Radio-Stars hat die Zahl der amerikanischen, asiatischen und arabischen Touristen ebenso zugenommen wie die Zahl der Luxus-Immobilien, teuren Hotels und exklusiven Restaurants. Wer aus den Metropolen der Welt kommt, muss sich im globalen Dorf Ibiza nicht umstellen: Gegessen wird im Cipriani, Zuma und Izakaya, gekauft bei Dior und Saint Laurent. Im Sommer nehmen die großen Clubs wie Pacha und Hi für bessere Tische schon mal 5.000, 10.000 oder mehr Euro. Hotelzimmer im Nobu Hotel, Ibiza Gran Hotel und der Casa Maca kosten dann schnell über 1.000 Euro pro Nacht. Die coole Crowd tanzt im DC10 im Festival-Stil und luncht nachmittags im Strandclub Jondal unter Pinien.
Wer dagegen das entspannte Ibiza und Ruhe sucht, findet beides von September bis Mai. Bei Touren über die Insel wird man feststellen, dass Ibiza eigentliche eine sehr grüne und abwechslungsreiche Insel ist, dass die Nordküste weitestgehend unter Naturschutz steht (mit dem Hotel-Geheimtipp Hacienda Na Xamena dazwischen), dass an er Westküste viele schöne Buchten mit guten Fischrestaurants zu finden sind (wie Es Xarcu oder Es Caleta). Man wird die stilistisch einzigartigen, bis zu 400 Jahre alten Bauernhäuser entdecken, die Ibiza-Besucher wie Walter Gropius oder Le Corbusier schon in den 1930er-Jahren beeindruckten und dadurch die Bauhaus-Architektur inspirierten. Sehen muss man auch die vermutlich von den Mauren im 11. Jahrhundert angelegten Feuchtgebiete Ses Feixes, die zum Unesco-Weltnaturerbe gehören und Vögel aus fernen Ländern anziehen. Und natürlich die von den Habsburgern errichtete Stadtmauer rund um Dalt Vila.
Heute, knapp 40 Jahre nach ihrem Schulterschluss, haben sich beide Ibizas von wenig bekannten Hoffnungsträgern zu global gefragten Weltmarken entwickelt. Seat zählt über sechs Millionen Ibiza-Kunden und verkauft das Auto in 80 Ländern. Mit dem Ibiza als wichtigste, weil durchgehend erfolgreiche Säule, haben sich die Spanier international etabliert und sind die VW-Marke mit den jüngsten Kunden geworden. In Österreich gelang zuletzt sogar der Sprung auf Platz drei (!) im Markenranking. Weltweit bekannt und nachgefragt ist heute aber auch der Namensgeber, die Insel Ibiza besuchen inzwischen drei Millionen Menschen pro Jahr (Stand 2018, vor der Pandemie), weil sie rund um die Welt zum Inbegriff von Party und Hedonismus geworden ist.
Beide Ibizas haben also unabhängig voneinander die Welt erobert und sich zu globalen Erfolgsmodellen entwickelt – auch wenn Auto und Insel bei genauerer Betrachtung doch unterschiedliche Entwicklungen genommen haben, wie die Spurensuche mit dem Ibiza auf Ibiza zeigt.
Dass die Insel besonders in den letzten Jahren im Wandel ist, offenbart sich schon im Straßenbild: Wo noch vor zehn Jahren ausschließlich Kleinwagen, und höchstens ein paar Jeep oder Defender dazwischen, unterwegs waren, begegnet man nun zunehmend Luxus-SUVs und Sportwagen. Mit dem Aufstieg der DJs zu weltweit bekannten Marken und Radio-Stars hat die Zahl der amerikanischen, asiatischen und arabischen Touristen ebenso zugenommen wie die Zahl der Luxus-Immobilien, teuren Hotels und exklusiven Restaurants. Wer aus den Metropolen der Welt kommt, muss sich im globalen Dorf Ibiza nicht umstellen: Gegessen wird im Cipriani, Zuma und Izakaya, gekauft bei Dior und Saint Laurent. Im Sommer nehmen die großen Clubs wie Pacha und Hi für bessere Tische schon mal 5.000, 10.000 oder mehr Euro. Hotelzimmer im Nobu Hotel, Ibiza Gran Hotel und der Casa Maca kosten dann schnell über 1.000 Euro pro Nacht. Die coole Crowd tanzt im DC10 im Festival-Stil und luncht nachmittags im Strandclub Jondal unter Pinien.
Wer dagegen das entspannte Ibiza und Ruhe sucht, findet beides von September bis Mai. Bei Touren über die Insel wird man feststellen, dass Ibiza eigentliche eine sehr grüne und abwechslungsreiche Insel ist, dass die Nordküste weitestgehend unter Naturschutz steht (mit dem Hotel-Geheimtipp Hacienda Na Xamena dazwischen), dass an er Westküste viele schöne Buchten mit guten Fischrestaurants zu finden sind (wie Es Xarcu oder Es Caleta). Man wird die stilistisch einzigartigen, bis zu 400 Jahre alten Bauernhäuser entdecken, die Ibiza-Besucher wie Walter Gropius oder Le Corbusier schon in den 1930er-Jahren beeindruckten und dadurch die Bauhaus-Architektur inspirierten. Sehen muss man auch die vermutlich von den Mauren im 11. Jahrhundert angelegten Feuchtgebiete Ses Feixes, die zum Unesco-Weltnaturerbe gehören und Vögel aus fernen Ländern anziehen. Und natürlich die von den Habsburgern errichtete Stadtmauer rund um Dalt Vila.
Begehrtes Ibiza: Die Clubs haben sich ebenso zu global bekannten Erfolgsmarken entwickelt wie die ganze Insel und das gleichnamige Auto.
Der Seat Ibiza ist für solche Ibiza-Touren ein unverändert maßgeschneidertes Auto – trotz seiner ebenfalls erheblichen Veränderungen seit 1984. Von allen automobilen Klassen haben die Kleinwagen des B-Segments in all den Jahren vielleicht die bedeutendste Entwicklung genommen: Die zuerst zweckmäßigen und dann soliden Kleinwagen haben sich schließlich von Kurzstreckenautos zu echten Allroundern entwickelt, die auch auf der Langstrecke zuhause sind. Wer die Muße hat, könnte mit seinem österreichischen Ibiza auch ohne weiteres nach Ibiza touren, am Auto scheitert es nicht. Das ist bemerkenswert, weil weder die Größe (von einst 3,63 Meter auf heute 4,06 Meter Länge) noch der Preis (gut ausgestattete Ibiza gibt es unter 16.500 Euro) aus dem Ruder gelaufen sind. Autos wie der Ibiza bieten mithin das beste Preis-Leistungs-Verhältnis am Markt.
Den letzten großen Schritt hat der Ibiza in der fünften Generation mit dem Modularen Querbaukasten (MQB) des VW-Konzerns gemacht, daraus ergeben sich ähnliche technische Möglichkeiten wie für Golf und Leon. Derzeit ist ein günstiger Einstiegszeitpunkt, der 2017 eingeführte Ibiza V wurde 2021 optisch und technisch umfangreich überarbeitet. Vor allem der Innenraum mit markant-kantigem Armaturenbrett, poppigen Farbelementen und bis zu 10,25 Zoll großem Multimediasystem ist komplett neu. Dahinter steht die neueste Infotainment-Generation des VW-Konzerns (MIB3).
Im Motorenprogramm sind die quirligen 95 PS des 1,0 TSI, die für den leichten Ibiza locker reichen und in der Praxis einen Durchschnittsverbrauch unter sechs Litern ermöglichen. Darüber gibt es Varianten mit 110 PS, 150 PS und dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG.
Die Ibiza-Fahrten auf Ibiza haben indes gezeigt, dass auch der Einliter-Saugmotor mit drei Zylindern, 80 PS und 93 Newtonmetern ausreichend ist, wenn man es nicht zu eilig ist. Der Durchzug ist in niedrigen Drehzahlen zwar schwach, mit etwas Engagement beim Schalten kommt man aber auch recht flott voran. Gleiten kann die Einstiegsvariante ohnehin gut. Lenk-, Schalt- und Federungskomfort überzeugen. Und während der Ibiza 1984 schnell mal acht, neun Liter konsumierte, genehmigt er sich 2022 nur halb soviel.
Den letzten großen Schritt hat der Ibiza in der fünften Generation mit dem Modularen Querbaukasten (MQB) des VW-Konzerns gemacht, daraus ergeben sich ähnliche technische Möglichkeiten wie für Golf und Leon. Derzeit ist ein günstiger Einstiegszeitpunkt, der 2017 eingeführte Ibiza V wurde 2021 optisch und technisch umfangreich überarbeitet. Vor allem der Innenraum mit markant-kantigem Armaturenbrett, poppigen Farbelementen und bis zu 10,25 Zoll großem Multimediasystem ist komplett neu. Dahinter steht die neueste Infotainment-Generation des VW-Konzerns (MIB3).
Im Motorenprogramm sind die quirligen 95 PS des 1,0 TSI, die für den leichten Ibiza locker reichen und in der Praxis einen Durchschnittsverbrauch unter sechs Litern ermöglichen. Darüber gibt es Varianten mit 110 PS, 150 PS und dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG.
Die Ibiza-Fahrten auf Ibiza haben indes gezeigt, dass auch der Einliter-Saugmotor mit drei Zylindern, 80 PS und 93 Newtonmetern ausreichend ist, wenn man es nicht zu eilig ist. Der Durchzug ist in niedrigen Drehzahlen zwar schwach, mit etwas Engagement beim Schalten kommt man aber auch recht flott voran. Gleiten kann die Einstiegsvariante ohnehin gut. Lenk-, Schalt- und Federungskomfort überzeugen. Und während der Ibiza 1984 schnell mal acht, neun Liter konsumierte, genehmigt er sich 2022 nur halb soviel.
Wussten Sie es? Der Seat Ibiza startete 1984 mit Porsche-Motor, das Pacha Ibiza eröffnete 1973 in einer kleinen Finca. Heute schauen beide anders aus.