GRAND-PRIX-AUFREGER
Steigt Red Bull aus der F1 aus?
In der Formel 1 liegen hinter den Kulissen die Nerven blank: Der McLaren-Renault-Deal kann das Ende von Red Bull in der Formel 1 bedeuten. Oder genau das Gegenteil. Eine Übersicht.
15.09.2017Fotos: Red Bull Content Pool
Warum hält die Formel 1 den Atem an?
In den letzten Tagen haben sich die Ereignisse überschlagen. McLaren lässt sich von Motorenpartner Honda scheiden – obwohl die Japaner auch der mit Abstand wichtigste Geldgeber des Teams sind. In Zukunft setzt man auf Renault – was nur möglich ist, weil Red Bull sein Supertalent Carlos Sainz an das Renault-Werksteam freigibt. Denn im Tauschgeschäft darf Red Bulls B-Team Toro Rosso aus dem laufenden Kontrakt mit Renault raus und künftig auf Honda-Motoren setzen. Wäre dieser Deal nicht zustande gekommen, hätte Renault keine Kapazitäten für McLaren frei gehabt.
Was bedeutet das für McLaren?
Auf dem ersten Blick sind sie der große Gewinner dieser Woche. Sie sind den verhassten Partner Honda endlich los und gehen davon aus, dass Renault wesentlich bessere Triebwerke liefert als die Japaner – und man wieder siegfähig ist.
Warum kann McLaren sich irren?
Weil man damit auch den Hauptsponsor verliert und schon seit Jahren daran scheitert, ernsthafte zusätzliche Geldgeber zu finden. Zudem wird das Renault-Werksteam immer besser und man wird sich wohl damit abfinden, bei den Motoren künftig nur das Nummer-2-Team zu sein – während man bei Honda der einzige Kunde war.
Wie ist die Rolle von Alonso?
Wieder einmal etwas dubios. Wahrscheinlich ist, dass er (der mit Renault zwei Mal Weltmeister wurde) nun bei McLaren bleibt. Seine legendären Funksprüche haben dann aber einen etwas schalen Nachgeschmack: Waren seine permanenten Beleidigungen von Honda über Funk etwa ganz bewusst, damit die Japaner so sehr ihr Gesicht verlieren, dass sie McLaren aus dem langfristigen Vertrag rauslassen? Und dann war ja noch was: Zuletzt in Monza machte er Renault-Pilot Joylon Palmer lächerlich („Karma!“). Palmer aber ist ja genau der Pilot, der einen sattelfesten Renault-Vertrag hat (oder hatte?) und der deshalb Alonsos Landsmann und Freund Sainz im Weg stand und in weiterer Folge allen weiteren Deals dieser Kette. Oder verblüfft am Alonso noch mal alle und geht zu Williams? Verhandlungen gab es – aber die Technik-Chefs des Martini-Teams rund um Paddy Lowe wollen Fernando angeblich nicht – sie meinen, die 20 bis 30 Millionen Gage sollte man besser in die Entwicklung des Autos investieren. Daher ist neben Massa nun Robert Kubica ein Thema – der eben bei Renault von Sainz ausgebremst wurde. Pascal Wehrlein, der „logische“ Kandidat für den Sitz an der Seite von Lance Stroll ist – zu jung! Da auch er jünger als 25 ist, könnte Hauptsponsor Martini nicht weltweit mit ihm werben.
In den letzten Tagen haben sich die Ereignisse überschlagen. McLaren lässt sich von Motorenpartner Honda scheiden – obwohl die Japaner auch der mit Abstand wichtigste Geldgeber des Teams sind. In Zukunft setzt man auf Renault – was nur möglich ist, weil Red Bull sein Supertalent Carlos Sainz an das Renault-Werksteam freigibt. Denn im Tauschgeschäft darf Red Bulls B-Team Toro Rosso aus dem laufenden Kontrakt mit Renault raus und künftig auf Honda-Motoren setzen. Wäre dieser Deal nicht zustande gekommen, hätte Renault keine Kapazitäten für McLaren frei gehabt.
Was bedeutet das für McLaren?
Auf dem ersten Blick sind sie der große Gewinner dieser Woche. Sie sind den verhassten Partner Honda endlich los und gehen davon aus, dass Renault wesentlich bessere Triebwerke liefert als die Japaner – und man wieder siegfähig ist.
Warum kann McLaren sich irren?
Weil man damit auch den Hauptsponsor verliert und schon seit Jahren daran scheitert, ernsthafte zusätzliche Geldgeber zu finden. Zudem wird das Renault-Werksteam immer besser und man wird sich wohl damit abfinden, bei den Motoren künftig nur das Nummer-2-Team zu sein – während man bei Honda der einzige Kunde war.
Wie ist die Rolle von Alonso?
Wieder einmal etwas dubios. Wahrscheinlich ist, dass er (der mit Renault zwei Mal Weltmeister wurde) nun bei McLaren bleibt. Seine legendären Funksprüche haben dann aber einen etwas schalen Nachgeschmack: Waren seine permanenten Beleidigungen von Honda über Funk etwa ganz bewusst, damit die Japaner so sehr ihr Gesicht verlieren, dass sie McLaren aus dem langfristigen Vertrag rauslassen? Und dann war ja noch was: Zuletzt in Monza machte er Renault-Pilot Joylon Palmer lächerlich („Karma!“). Palmer aber ist ja genau der Pilot, der einen sattelfesten Renault-Vertrag hat (oder hatte?) und der deshalb Alonsos Landsmann und Freund Sainz im Weg stand und in weiterer Folge allen weiteren Deals dieser Kette. Oder verblüfft am Alonso noch mal alle und geht zu Williams? Verhandlungen gab es – aber die Technik-Chefs des Martini-Teams rund um Paddy Lowe wollen Fernando angeblich nicht – sie meinen, die 20 bis 30 Millionen Gage sollte man besser in die Entwicklung des Autos investieren. Daher ist neben Massa nun Robert Kubica ein Thema – der eben bei Renault von Sainz ausgebremst wurde. Pascal Wehrlein, der „logische“ Kandidat für den Sitz an der Seite von Lance Stroll ist – zu jung! Da auch er jünger als 25 ist, könnte Hauptsponsor Martini nicht weltweit mit ihm werben.
Red Bull und Honda (im Bild Superstar Marc Marquez) sind in der MotoGP schon lange Partner.
Warum wechselt Toro Rosso freiwillig zu Honda?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens bringt Honda Geld mit, während man für Renault zahlen musste. Zweitens ist Honda die einzige Chance des Red-Bull-Konzerns Nummer-1-Team in einem Konzern zu werden. Daher möchte man ein Jahr lang schauen, wie Honda arbeitet und welches Potenzial der Motor hat – dann könnte man auch Red Bull Racing mit Motoren aus Japan bestücken. Zudem könnten man viele Entwicklungen bereits vorantreiben, wenn man den Motor quasi in Familienbesitz hat. Toro Rosso ist zudem schon länger ein Verkaufs-Objekt. Die geniale und erfolgreiche Idee als Ausbildungsteam hat sich bewährt (Vettel, Ricciardo, Verstappen!), im Moment drängen sich aber nicht so viele junge Red-Bull-Junioren auf. Daher ist das Team am Markt. Etwa für Honda? Ein Platz könnte 2018 auch schon an einen Nicht-Red-Bull-Junior vergeben werden: Honda möchte Nobuharu Matsushita (22) im nächsten Jahr bei Toro Rosso einsetzen, zuletzt war der Testpilot bei McLaren.
Was bedeutet alles für Red Bull Racing?
Der Boxenfunk der Formel 1 flüstert: RBR wollte sich erst 2018 entscheiden, ob man bei Renault (Vertrag bis Ende 2018) bleibt oder zu Honda wechselt. Doch scheinbar hat sich die Beziehung zu Renault in den letzten Monaten wieder extrem verschlechtert – und jetzt sind es die Franzosen (in Person von Ober-Chef Carlos Ghosn), die von den ewigen Schuldzuweisungen des Ex-Weltmeisterpartners genug haben und selber nicht mehr wollen. Diese Ehe wurde wohl nun wirklich Opfer der vielen Verstappen-Probleme. Das heisst: Red Bull hat gar keine Wahl, als sich für Honda zu entscheiden – Ferrari und Mercedes weigern sich ja, Motoren zu liefern.
Könnte Red Bull die Formel 1 bald verlassen?
Gedroht hat man damit schon öfters – nun scheinen die Gedanken aber ernster zu werden. Der Grund: Beim Streit ums Motorenreglement für 2021 scheinen derzeit die FIA, Ferrari und Mercedes Oberwasser zu haben – und Privatteams könnten weiter benachteiligt werden. Gut möglich, dass Mateschitz sich das nicht gefallen lässt. Einige Beobachter wollen sogar schon wissen, dass bereits nach potenziellen Käufer des Teams gesucht wird.
Und warum kann Red Bull trotzdem noch der Gewinner sein?
Zynisch könnte man sagen: Weil Alonso immer zur falschen Zeit am falschen Platz ist und es daher nur logisch wäre, wenn Honda plötzlich gut wird. Und – unglaublich: es gibt wirklich Tendenzen in diese Richtung. Denn Honda scheint aus den Desastern der letzten Jahre zu lernen: die Zusammenarbeit mit dem Stammwerk soll beschränkt werden, damit sich die Rennabteilung voll auf die Formel 1 konzentriert. Mit dem auch bei Red Bull hoch angesehen Mario Illien hat man einen externen Berater engagiert, der das gesamte Motorenkonzept überprüfen wird. Anzunehmen (wenn auch, wie immer, geheim) ist, dass diese Simulationen in erster Linie auf den Prüfständen der AVL in Graz passieren. Und Insider schwören: mit einigen wenigen technischen Änderungen könnte der Honda-Motor rasch um um 70 PS besser werden, wenn man sich nur zu dieser Kultur-Änderung entscheidet. Und es ist anzunehmen, dass Honda hochmotiviert ist, mit Hilfe von Red Bull McLaren eine Lektion zu verpassen.
Mit anderen Worten: alles ist möglich.
Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens bringt Honda Geld mit, während man für Renault zahlen musste. Zweitens ist Honda die einzige Chance des Red-Bull-Konzerns Nummer-1-Team in einem Konzern zu werden. Daher möchte man ein Jahr lang schauen, wie Honda arbeitet und welches Potenzial der Motor hat – dann könnte man auch Red Bull Racing mit Motoren aus Japan bestücken. Zudem könnten man viele Entwicklungen bereits vorantreiben, wenn man den Motor quasi in Familienbesitz hat. Toro Rosso ist zudem schon länger ein Verkaufs-Objekt. Die geniale und erfolgreiche Idee als Ausbildungsteam hat sich bewährt (Vettel, Ricciardo, Verstappen!), im Moment drängen sich aber nicht so viele junge Red-Bull-Junioren auf. Daher ist das Team am Markt. Etwa für Honda? Ein Platz könnte 2018 auch schon an einen Nicht-Red-Bull-Junior vergeben werden: Honda möchte Nobuharu Matsushita (22) im nächsten Jahr bei Toro Rosso einsetzen, zuletzt war der Testpilot bei McLaren.
Was bedeutet alles für Red Bull Racing?
Der Boxenfunk der Formel 1 flüstert: RBR wollte sich erst 2018 entscheiden, ob man bei Renault (Vertrag bis Ende 2018) bleibt oder zu Honda wechselt. Doch scheinbar hat sich die Beziehung zu Renault in den letzten Monaten wieder extrem verschlechtert – und jetzt sind es die Franzosen (in Person von Ober-Chef Carlos Ghosn), die von den ewigen Schuldzuweisungen des Ex-Weltmeisterpartners genug haben und selber nicht mehr wollen. Diese Ehe wurde wohl nun wirklich Opfer der vielen Verstappen-Probleme. Das heisst: Red Bull hat gar keine Wahl, als sich für Honda zu entscheiden – Ferrari und Mercedes weigern sich ja, Motoren zu liefern.
Könnte Red Bull die Formel 1 bald verlassen?
Gedroht hat man damit schon öfters – nun scheinen die Gedanken aber ernster zu werden. Der Grund: Beim Streit ums Motorenreglement für 2021 scheinen derzeit die FIA, Ferrari und Mercedes Oberwasser zu haben – und Privatteams könnten weiter benachteiligt werden. Gut möglich, dass Mateschitz sich das nicht gefallen lässt. Einige Beobachter wollen sogar schon wissen, dass bereits nach potenziellen Käufer des Teams gesucht wird.
Und warum kann Red Bull trotzdem noch der Gewinner sein?
Zynisch könnte man sagen: Weil Alonso immer zur falschen Zeit am falschen Platz ist und es daher nur logisch wäre, wenn Honda plötzlich gut wird. Und – unglaublich: es gibt wirklich Tendenzen in diese Richtung. Denn Honda scheint aus den Desastern der letzten Jahre zu lernen: die Zusammenarbeit mit dem Stammwerk soll beschränkt werden, damit sich die Rennabteilung voll auf die Formel 1 konzentriert. Mit dem auch bei Red Bull hoch angesehen Mario Illien hat man einen externen Berater engagiert, der das gesamte Motorenkonzept überprüfen wird. Anzunehmen (wenn auch, wie immer, geheim) ist, dass diese Simulationen in erster Linie auf den Prüfständen der AVL in Graz passieren. Und Insider schwören: mit einigen wenigen technischen Änderungen könnte der Honda-Motor rasch um um 70 PS besser werden, wenn man sich nur zu dieser Kultur-Änderung entscheidet. Und es ist anzunehmen, dass Honda hochmotiviert ist, mit Hilfe von Red Bull McLaren eine Lektion zu verpassen.
Mit anderen Worten: alles ist möglich.
Honda wechselt zu Toro Rosso, McLaren zu Renault. Und die Nerven liegen blank: Der McLaren-Renault-Deal kann das Ende von Red Bull in der Formel 1 bedeuten – oder genau das Gegenteil.