HERBERT BREITENEDER
Herbie: Legende im Käfer & im Röhrl-S1
Sein Name zählt zu den bekanntesten aus der größten Ära des österreichischen Motorsports und aus der besten Zeit des Rallycross-Sports: Herbert Breiteneder.
Heute vor genau 12 Jahren ist der Niederösterreicher, der nach mehreren Comebacks schon in der Auslaufrunde seiner großen Karriere war, bei der Lavanttal-Rallye tödlich verunglückt. Auf der fünften Sonderprüfung war er mit seinem Seat rund einen Kilometer vor dem Ziel in einer Linkskurve von der Straße abgekommen. Er stürzte über eine Böschung hinab und landete mit der Motorhaube voran senkrecht im Wald. Dabei zog er sich durch einen Aortariss tödliche innere Verletzungen zu, während sein Co-Pilot de facto unverletzt blieb.
Davor war "Herbie", wie ihn viele nannten, schon eine lebende Legende.
Alles an Breiteneder war spektakulär – sein Fahrstil, aber auch seine Autos:
VW Käfer, Röhrls Ex-Audi-Quattro S1, Lotus Esprit (heckgetrieben und gegen die Quattros chancenlos).
Geboren am 25. November 1953, gelernter KFZ-Mechaniker. Fünf Mal Rallycross-Staatsmeister, zwei Mal Vize-Europameister. Und 1987 Österreichs Motorsportler des Jahres – zu einem Zeitpunkt, da Gerhard Berger im Ferrari siegte. Damals, 1987 und 1988, war er ganz knapp dran, Europameister zu werden, gegen Größen wie Kenneth Hansen, Bjorn Skogstad – und das mit minimalen Budget.
"Das hat auch seine Erfolge begrenzt, weil die finanziellen Möglichkeiten sehr beschränkt waren", erinnert sich Sohn Patrick Breiteneder, der selbst noch mit ihm Rallyes gefahren und bis heute aktiv ist. Und der ihm auch in der vom Vater 1997 gegründeten Firma Autobörse Breiteneder in Amstetten gefolgt ist. "Er war brillanter Vater, ein toller & loyaler Freund, ein Draufgänger – fleissig und geradlinig."
Begonnen hatte alles 1971 mit Teilnahmen bei Autoslalom-Rennen. Und dann ging es bald zum Rallycross – erst im spektakulären Stil im VW Käfer, später in einem Lotus Elise oder mit dem Audi Quattro S1, den davor ein gewisser Walter Röhrl bewegt hatte. Leisten konnte Breiteneder sich all das nur, weil er geschickt war, und oft schon desolate und zerstörte Autos in hunderten von Arbeitsstuden selbst wieder aufbaute: "Er war ein kompetenter Techniker, immerhin baute und wartete er seine Rennautos selbst. Er war zumeist konkurrenzfähig und fiel fast nie aus technischen Gründen aus."
Ein echter Racer, wie der Sohn weiß: "Knallhart mit extrem hohen Grundspeed und brutal guter Car Control."
1980 gewann er als Underdog das Heimrennen in Fuglau – vor Franz Wurz und dem legendären Martin Schanche, der ein guter Freund wurde: "Einer, der immer die Leistungen der Gegner anerkannte."
1988 fuhr er am Hockenheimring in einem BMW M3 E30 sogar DTM: "Nicht sehr erfolgreich – aber immerhin."
1991 dann das erste Rantasten an die Rallye. Bei der Semperit-Rallye mit Otto Schönlechner als Copilot – sie wurden Elfte.
1997 gründete er die Autobörse Breiteneder, im Sport machte er deshalb einen Schritt zurück. Mit 44 stieg er in Kartszene ein – von 1997 bis 2002. Im A1 Kart Cup, der 4 Takt Staatsmeisterschaft, darunter war ein Tagessieg mit dem eigenen Team „Lisec Superkart“
2005 kehrte Herbert wieder in die Rallye zurück. Sohn Patrick hatte eine Talentsichtung gewonnen und stieg in den Rallyesport ein, da wollte er auch selbst wieder fahren. 2006 kaufte Breiteneder senior ein Seat Ibiza Kit Car, mit dem einst Hari Rovanperä (Vater von Kalle Rovanperä) unterwegs war. Es wurde sein letztes Auto.
Dabei hatte er noch ein anderes Hobby, mit dem er das Hobby Motorsport zum Teil finanzierte: Breiteneder war 25 Jahre lang Musiker und Musiklehrer.
Er spielte Schlagzeug, Akkordeon und Keyboard, um sich seine Autos leisten zu können.
Um sich mit Herbert Breiteneder (wieder) vertraut zu machen, zeigen wir weiter unten zwei kurze, aber spektakuläre Videos, von seinen Drifts und seinen Sprüngen, und verlinken zudem auf ein ausführliches Interview, dass Kollegen von werace.TV vor zwei Jahren mit Patrick geführt haben. Und in dem er auf berührende Weise vom Werdegang seines Vaters erzählt.