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Test: Ford Tourneo Courier

Test: Ford Tourneo Courier

Designer-Box

Ford formt einen Kastenwagen zum lässigen und leistbaren Familienauto, das nicht zuletzt im urbanen Raum brilliert: Der Tourneo Courier macht kolossale 2.200 Liter Ladevolumen unterhalb von 4,35 Meter Länge und 25.000 Euro Einstiegspreis möglich.
Um wen geht es?
Wäre das ein Immobilienprojekt, die Investoren würden weinen vor Freude. Dass so viel Raum auf so kleiner Fläche entsteht, ist aber auch in der Autobranche eine Seltenheit. Hinter der Maximierung des Platzangebots steht der Nutzfahrzeugspezialist Ford, der seinen kleinen Kastenwagen Transit Courier auch in einer PKW-Version anbietet – wobei der 2024 gestarteten, vierten Generation des Tourneo Courier diese Verwandtschaft kaum noch anzumerken ist: Sie bietet deutlich mehr Design und Komfort als bisher, aber auch kolossale 2.200 Liter Ladevolumen unterhalb von 4,35 Meter Länge und 25.000 Euro Einstiegspreis. Zugeschnitten ist das Fahrzeug also nicht zuletzt auf Familien im urbanen Raum, die sich beim Autokauf nicht in Unkosten stürzen wollen.
Im Vergleich zum Vorgänger ist der 2024 gestartete Transit Courier deutlich gewachsen. Technisch basiert er auf der Plattform des Ford Puma und wird wie dieser im rumänischen Ford-Werk Craiova gebaut. Neben einem wahlweise mit 6-Gang-Handschaltung oder 7-Gang-Automatik angebotenen 125-PS-Dreizylinder-Benziner ist seit 2025 auch ein 136 PS starker Elektroantrieb mit 288 Kilometern WLTP-Reichweite und 100 kW Ladeleistung im Programm. Den 1,5-Liter-Vierzylinder-Dieselmotor mit 100 PS gibt es nur noch für die Nutzfahrzeugvariante Transit Courier.
 
Ein Pragmatiker mit Stil?
Der Tourneo Courier schafft das rätselhafte Kunststück, unverblümt kastenförmig und doch irgendwie schnittig zu sein. Ford zeigt jedenfalls, dass in pragmatischen Karosserien optisches Potenzial schlummert und verpasst der kleinen Box einen überraschend lässigen, erwachsenen Auftritt. Designer-Box quasi – muss man auch erst einmal schaffen. Zum liebenswerten Charakterdarsteller wird das Auto durch stimmige Proportionen, akkurat gesetzte Kanten im Blech und nicht zuletzt einer neuen optischen Strenge – der Kühlergrill steht senkrecht, die Motorhaube verläuft ganz flach, die A-Säulen steigen stark an. Schwarze Kontrastelemente lassen das Dach freischwebend wirken. Mit dem optionalen weißen Dach (Aufpreis 390 Euro) sind gewisse Land Rover-Assoziationen noch plausibler, was ja keine schlechte Nachrede ist. Die Felgen sind allesamt fesch und die Lackierungen durchaus kreativ. Sogar der Schiebetüren-Schlitz im hinteren Drittel bleibt unauffällig und ist hier kein Makel.
Über die Ausstattungen verändert sich der Look noch einmal ein bisschen, oberhalb von „Trend“ gibt es den dezent chromgeschmückten „Limited“ und den (auf den Test-Fotos gezeigten) „Active“ mit Crossover-Elementen, der die schickste Variante ist. Abstriche muss man beim Licht machen: Die Halogenscheinwerfer lassen sich nicht aufrüsten. LED-Tagfahrlicht ist aber erhältlich.
Mehr Design und Komfort als bisher, aber auch kolossale 2.200 Liter Ladevolumen unterhalb von 4,35 Meter Länge und 25.000 Euro Einstiegspreis.Mehr Design und Komfort als bisher, aber auch kolossale 2.200 Liter Ladevolumen unterhalb von 4,35 Meter Länge und 25.000 Euro Einstiegspreis.
Der 750-Liter-Basiskofferraum bei fünfsitziger Bestuhlung ist enorm groß und durch seine Breite (bis zu 1,18 Meter) und Höhe (bis zu 1,21 Meter) …Der 750-Liter-Basiskofferraum bei fünfsitziger Bestuhlung ist enorm groß und durch seine Breite (bis zu 1,18 Meter) und Höhe (bis zu 1,21 Meter) …
… ganz anders nutzbar als die Ladeabteile klassischer PKWs. Auch die zwei Schiebtüren haben Vorteile im Alltag, etwa beim Hantieren mit Kindersitzen.… ganz anders nutzbar als die Ladeabteile klassischer PKWs. Auch die zwei Schiebtüren haben Vorteile im Alltag, etwa beim Hantieren mit Kindersitzen.
Was bietet das Cockpit?
Ein aufgeräumtes Armaturenbrett mit nur noch wenigen Knöpfen, dass zwar die harten Kunststoffe, aber auch die großen Ablagen aus der Nutzfahrzeugsparte übernimmt. Vor dem Fahrer sind große Digitalarmaturen serienmäßig, die über eine Lenkradfernbedienung mit konventionellen Tasten sehr gut bedienbar sind. Telefonieren, Musikhören und Befragen des Bordcomputers funktioniert damit sehr gut. In einigen Bereichen, zum Beispiel dem Anrufen von gespeicherten Telefonkontakten, arbeitet auch die Sprachsteuerung gut. In der Mitte ist ein 8-Zoll-Multimediasystem installiert (12 Zoll beim elektrischen E-Tourneo Courier), dass Android Auto oder Apple CarPlay ohne Kabelverbindung zum Smartphone einbinden kann. Die Ford-eigene Software SYNC 4 setzt auf möglichst einfache Menüführung inklusive Digital-Vorwahltasten, ist weitgehend logisch aufgebaut und reagiert ausreichend schnell auf Eingaben. Dass auch die Temperatursteuerung über den Bildschirm läuft, ist umständlich. Den Drehknopf für die Musiklautstärke hat Ford aber erhalten. Der gesetzlich vorgeschriebene und ziemlich nervige Geschwindigkeitsassistent kann mit ein paar Bedienschritten ausgeschaltet werden, das ist gerade noch schnell genug. Gleiches gilt für den Spurwechselwarner, bei den anderen Assistenzsystemen ist die Unterstützung willkommener. Für das Smartphone des Fahrers gibt es eine gut positionierte Halterung zwischen Lenkrad und Touchscreen. Somit sind auch Apps, die bei der Einbindung des Handys in das Fahrzeug nicht übernommen werden, weiter verfügbar, während die umständliche Befestigung an der Windschutzscheibe oder in den Belüftungsöffnungen gehört der Vergangenheit angehört. Damit ja keinem der mitgebrachten Gerät der Saft ausgeht, gibt es neben der Schale für induktives Handyladen noch je zwei USB-Stromanschlüsse vorne und hinten.
Praktisch, wenn auch nicht rutschfest, sind die großzügigen Ablageflächen hinter dem Bildschirm sowie vor dem Beifahrer. In die Türfächer passen sogar groß Flaschen, unter dem Dach gibt es eine weitere Ablagemöglichkeit. Der vierfach verstellbare Fahrersitz mit Lendenwirbelstütze und Armlehne zeigte im Test gute Langstreckenqualitäten. Der Beifahrer muss mit Zweifach-Verstellung auskommen, sitzt aber auch nicht schlecht. Fesche Bezüge peppen die die Atmosphäre auf. Im Winter erfreuen die beheizbare Frontscheibe sowie blitzartig warme Sitze.
 
Wie praktisch ist das Auto?
Bis zu 2.162 Liter Ladevolumen sind kolossal und vor allem in Kombination mit nur 4,34 Metern Gesamtlänge ein unfassbarer Wert. Mehr bieten nur die größten Luxus-SUV wie die Defender-Langversion 130, die allerdings einen ganzen Meter länger ist und mehr als das Vierfache kostet. Auch der 750-Liter-Basiskofferraum bei fünfsitziger Bestuhlung ist enorm groß und durch seine Breite (bis zu 1,18 Meter) und Höhe (bis zu 1,21 Meter) viel flexibler nutzbar als die Ladeabteile klassischer PKWs – in Sachen Stauraum ist der Tourneo Courier eine andere Welt. Die Rückbank kann klassisch im Verhältnis 60:40 umgelegt, aber auch ganz aufgestellt werden. Ein seitliches Staufach mit Abdeckung, Verzurr-Ösen und ein 12-Volt-Anschluss komplettieren die Laderaum-Ausstattung. Auch die zwei Schiebtüren haben Vorteile im Alltag. Beim Hantieren mit Kindersitzen, aber auch beim Beladen mit sperrigen Gegenständen wie Fahrrädern, sind sie viel praktischer als seitlich angeschlagene Türen.
Aufgeräumtes Armaturenbrett mit wenigen Knöpfen, dass zwar die harten Kunststoffe, aber auch die großen Ablagen aus der Nutzfahrzeugsparte übernimmt.Aufgeräumtes Armaturenbrett mit wenigen Knöpfen, dass zwar die harten Kunststoffe, aber auch die großen Ablagen aus der Nutzfahrzeugsparte übernimmt.
In der Mitte ist ein 8-Zoll-Multimediasystem installiert.In der Mitte ist ein 8-Zoll-Multimediasystem installiert.
Vor dem Fahrer sind große Digitalarmaturen serienmäßig.Vor dem Fahrer sind große Digitalarmaturen serienmäßig.
Die Sitze zeigten im Test gute Langstreckenqualitäten. Fesche Bezüge peppen die die Atmosphäre auf.Die Sitze zeigten im Test gute Langstreckenqualitäten. Fesche Bezüge peppen die die Atmosphäre auf.
Die Rückbank mit vernünftiger Sitzhöhe und Beinfreiheit …Die Rückbank mit vernünftiger Sitzhöhe und Beinfreiheit …
… kann im Verhältnis 60:40 umgelegt, aber auch aufgestellt werden.… kann im Verhältnis 60:40 umgelegt, aber auch aufgestellt werden.
Viel flexibler nutzbar als die Ladeabteile klassischer PKWs – in Sachen Stauraum ist der Tourneo Courier eine andere Welt.Viel flexibler nutzbar als die Ladeabteile klassischer PKWs – in Sachen Stauraum ist der Tourneo Courier eine andere Welt.
Wie fährt sich der Tourneo Courier?
Auf eine gemütliche Art – ganz wunderbar. Mit dem dreizylindrigen 125-PS-Turbo-Benziner ist der Tourneo Courier nicht schnell, aber unten heraus spritzig. Auch der Klang gefällt durchaus. Die gute Puma-Plattform, die nicht allzu großen Räder und die saubere Abstimmung des Chassis-Spezialisten Ford machen das Auto so komfortabel, wie es Crossover meistens nicht sind. Zwar neigt sich der Tourneo Courier mehr, aber behäbig ist er nicht, vor allem die Lenkung arbeitet zielgenau. Nur die 7-Gang-Automatik bleibt Geschmackssache. Sie eignet sich für rein komfortorientierte Fahrer, die partout nicht selbst schalten wollen, flotteren Fahrern wählt sie die Gänge aber zu defensiv, also zu hoch. Mit dem wunderbar knackigen Schaltgetriebe gibt es freilich eine 1A-Alternative. Der Testverbrauch im Stadt-Landstraßen-Autobahn-Mix betrug in der Automatikversion 7,5 Liter, mit Schaltgriebe wird man auf sieben Liter oder etwas weniger kommen. Erstaunlich, geradezu verblüffend gering für eine rollende Box sind die Wind- und Abrollgeräusche auf der Autobahn. Dort ist der Tourneo Courier zwar nicht gerade ein Schießer, aber ein Dahingleiter, der auf längeren Reisen kommod bleibt und ein vernünftiges Tempo anschlägt.
 
Wie liegt der Tourneo Courier preislich?
In der offiziellen Preisliste bewegt sich der Tourneo Courier mit Benzinmotor zwischen rund 27.000 und 35.000 Euro, mit Elektroantrieb zwischen rund 37.000 und 41.000 Euro. Über den Ford-Aktionspreis startet er momentan bei 24.490 Euro – was für ein großzügig dimensioniertes Familienauto schon ein Topangebot ist.
 
Das Fazit?
Seit dem Skoda Yeti (RIP) hat sich kein Kastenwagen mehr so schlüssig und liebenswert in ein Familienauto verwandelt. Der Ford Tourneo Courier schaut lässig aus, realisiert kolossale 2.200 Liter Ladevolumen auf weniger als 4,35 Metern Länge und fährt sich bequemer als viele Crossover. Eines der besten Familienautos am Markt – und das mit rund 25.000 Euro Einstiegspreis.
Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Eines der besten Familienautos am Markt – und das mit rund 25.000 Euro Einstiegspreis. Der Ford Tourneo Courier schaut lässig aus, realisiert kolossale 2.200 Liter Ladevolumen auf weniger als 4,35 Metern Länge und fährt sich bequemer als viele Crossover. Seit dem Skoda Yeti (RIP) hat sich kein Kastenwagen mehr so schlüssig und liebenswert in ein Familienauto verwandelt.Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Eines der besten Familienautos am Markt – und das mit rund 25.000 Euro Einstiegspreis. Der Ford Tourneo Courier schaut lässig aus, realisiert kolossale 2.200 Liter Ladevolumen auf weniger als 4,35 Metern Länge und fährt sich bequemer als viele Crossover. Seit dem Skoda Yeti (RIP) hat sich kein Kastenwagen mehr so schlüssig und liebenswert in ein Familienauto verwandelt."

DATEN & FAKTEN

Ford Tourneo Courier

(März 2025)

Preis

Beziner: Listenpreis 27.162 Euro bis 34.913 Euro, Aktionspreis ab 24.490 Euro // Elektro: 36.750 bis 40.830 Euro.

Antrieb

Benziner: Dreizylinder-Turbo-Benzinmotor, Hubraum 999 ccm, Leistung 92 kW/125 PS, Drehmoment 170 Nm. 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Vorderradantrieb.

Elektro: Leistung 100 kW/136 PS. 1-Gang-Automatikgetriebe. Vorderradantrieb. 54-kWh-Batterie, DC-Laden mit 100 kW.

Abmessungen

Länge: 4.344 mm. Breite: 1.813 mm. Höhe: 1.863mm. Radstand: 2.692 mm. Kofferraumvolumen 750 – 2.162 Liter.

Gewicht

Benziner: Leergewicht 1.517 kg, Maximal zulässiges Gesamtgewicht 2.000 Kilo. Anhängelast 1.000 Kilo.

Fahrwerte

Benziner: WLTP-Normverbrauch 6,7 – 6,9 Liter/100 km.

Elektro: WLTP-Normverbrauch 18,3-17,3 kWh/100 km. WLTP-Reichweite 288 km.

Testverbrauch

7,5 Liter (Benziner mit 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe).
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