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TEST: VW ID.4

TEST: VW ID.4

Das ist ja Oberklasse!

Mit großem Innenraum und großartigem Fahrstil überflügelt der ID.4 sein eigenes Segment. Auch der Auftritt und die Einrichtung sind gehobener Art. Wie sich das anfühlt, wie hoch die tatsächliche Reichweite ist und wie es mit den Eigenheiten der Digitalisierung aussieht, erklärt der Motorprofis-Test.
VW bringt das zweite Modell seiner neuen ID-Elektrofamilie. Was für ein Auto ist der ID.4?
Der klassische SUV-Allrounder für Familien, Freizeitsportler oder Empty Nester mit Enkelkindern. Nach dem ID.3 in Golfgröße bringt VW mit dem ID.4 ein Tiguan-Format.
 
Was lässt sich über das Design sagen?
Stimmige Proportionen, fließende Linien und eine sehr kräftige Statur: Trotz SUV-Karosserie wirkt der ID.4 windschlüpfrig und hat einen gehobenen Auftritt, den er mit seinen großen Rädern und auffälligen Lichtern – die vorne und hinten über die gesamte Breite gehen – noch unterstreicht.
 
Der Innenraum wirkt groß – stimmt der Eindruck?
Bei identischem Radstand von 2,77 Metern bietet der ID.4 deutlich mehr Platz als der auch schon geräumige ID.3. Im Vergleich mit dem längeren Tiguan Allspace bietet er mehr Beinfreiheit im Fond und mit 543 bis 1575 Litern ein ähnlich großes Kofferraumvolumen. Innen wirkt das noch halbwegs kompakte 4,58-Meter-Auto damit fast so luftig wie die Oberklasse, zumindest wie die obere Mittelklasse.
Apropos Nutzwert: Es gibt eine Netztrennwand, ein Gepäcknetz und eine Kupplung für Anhänger bis 1.200 Kilogramm Gewicht.
Stimmige Proportionen, fließende Linien und eine sehr kräftige Statur: Trotz SUV-Karosserie wirkt der ID.4 windschlüpfrig.Stimmige Proportionen, fließende Linien und eine sehr kräftige Statur: Trotz SUV-Karosserie wirkt der ID.4 windschlüpfrig.
Auffällige Lichter über die gesamte Breite vorne und …Auffällige Lichter über die gesamte Breite vorne und …
… hinten – unterstreichen den gehobenen Auftritt.… hinten – unterstreichen den gehobenen Auftritt.
Ohne Kühlergrill an der Front hat die VW-Geschichte begonnen – und so geht sie jetzt weiter. Große Räder bis 21 Zoll.Ohne Kühlergrill an der Front hat die VW-Geschichte begonnen – und so geht sie jetzt weiter. Große Räder bis 21 Zoll.
Wie ist das Interieur gestaltet?
Spürbar hochwertiger als im ID.3, der bei den Materialauswahl ja etwas sparsam ist. Im ID.4 verbaut VW deutlich mehr Soft-Touch-Materialien, der Innenraum wirkt durchaus elegant. In der getesteten 1st-Edition sind die Sitze mit einer seltenen Kombination aus braunem Leder, grauem Alcantara und weißen Ziernähten bezogen, was richtig gut aussieht.
Das Cockpit selbst besteht aus den gleichen Elementen wie im ID.3: Ein kleiner Bildschirm hinter dem Lenkrad und ein großer 12-Zoll-Touchscreen auf der Mittelkonsole ersetzten fast alle Knöpfe und Schalter. Die Gänge werden über einen ergonomischen Knubbel hinter dem Lenkrad eingelegt.
 
Was bedeutete der Digitalisierungsschub für den Bedienkomfort?
An die großen Änderungen – also die digitalen Armaturen, das Gangeinlegen hinter dem Lenkrad und die mehrheitliche Bedienung über den Touchscreen – gewöhnt man sich schnell, weil sie sehr gut organisiert, beziehungsweise programmiert, sind. Auch Details wie die neue Temperatur- und Laustärkenregelung gehen für uns in Ordnung. Klar ist aber auch, dass einige Funktionen eine Eingewöhnungszeit brauchen oder auch mehr Bedienschritte als früher erfordern. Andere wiederum gehen nun leichter, zum Beispiel können die Vorzüge unterschiedlicher Fahrer bei Temperatur, Musik und einigem mehr in Profilen gespeichert werden. Eine große Hilfe ist auch die Sprachbedienung mit Internet-Einbindung, die viel flexibler als bisherige starre Systeme ist. Ganz neu ist das Augmented-Reality-Head-up-Display, das zum Beispiel Navigationsanzeigen mit der Realität verschmelzen lässt, was cool aussieht und hilfreich ist.
Unter Eigenheiten der Digitalisierung fallen die kuriosen Bremseingriffe in der Rückwärtsbewegung: Scheinbar haben Versicherungen herausgefunden, dass Rückwärtsfahren besonders gefährlich. Das ist natürlich interessant, aber die neu entwickelten Hilfsangebote sind in der Praxis nicht so hilfreich. Die Rückraumüberwachung löst beim Zurückschieben mitunter vorschnelle Bremseingriffe aus. Zudem stoppt das Auto, sobald man sich im Retourgang umdreht und leicht vom Sitz erhebt. Beides kann Schrecksekunden auslösen.
Im ID.4 verbaut VW deutlich mehr Soft-Touch-Materialien als im ID.3, der Innenraum wirkt durchaus elegant. Schöne Bezugsstoffe in der 1st Edition.Im ID.4 verbaut VW deutlich mehr Soft-Touch-Materialien als im ID.3, der Innenraum wirkt durchaus elegant. Schöne Bezugsstoffe in der 1st Edition.
Die Gänge werden jetzt hinter dem Lenkrad eingelegt.Die Gänge werden jetzt hinter dem Lenkrad eingelegt.
Die umfassende Digitalisierung gelingt. Knöpfe gehen (fast) nicht ab.Die umfassende Digitalisierung gelingt. Knöpfe gehen (fast) nicht ab.
Im Vergleich mit dem längeren Tiguan Allspace bietet er mehr Beinfreiheit im Fond und ein ähnlich großes Kofferraumvolumen.Im Vergleich mit dem längeren Tiguan Allspace bietet er mehr Beinfreiheit im Fond und ein ähnlich großes Kofferraumvolumen.
Welche Antriebsvarianten gibt es für den ID.4?
Das Elektro-SUV kommt mit 148, 170 und 204 PS sowie den Batteriegrößen 52 kWh (55 brutto) und 77 kWh (82 brutto), angetrieben wird vorläufig immer die Hinterachse. 2021 folgt dann noch ein Topmodell mit 306 PS und Allradantrieb.
 
Wie fährt sich das Auto in der getesteten 204-PS-Variante?
Großartig.
Auch wenn ein ID.4 nicht gerade ein leichtes Auto ist, die Vorteile des tiefen Schwerpunkts, der idealen 50:50-Gewichtsverteilung, des (dank Heckantriebs) kleinen Wendekreises, der Progressivlenkung und des adaptiven Fahrwerks wiegen schwerer. Der ID.4 biegt auffällig agil um die Ecken, und er spricht auch bei der Beschleunigung höchst agil an, ohne dabei aggressiv zu werden. Weil diese souveräne Leichtfüßigkeit auf effektive (Wind-)Geräuschdämmung (den Antrieb hört man sowieso fast nicht) trifft, kommt am Ende ein wunderbar oberklassiges Fahrgefühl heraus. Man fragt sich, was Audi da noch draufsetzten will, außer Leistungsexplosionen vielleicht.

 

Souveräne Leichtfüßigkeit trifft auf effektive Geräuschdämmung, da kommt am Ende ein wunderbar oberklassiges Fahrgefühl heraus.Souveräne Leichtfüßigkeit trifft auf effektive Geräuschdämmung, da kommt am Ende ein wunderbar oberklassiges Fahrgefühl heraus.
Wie sieht es mit der tatsächlichen Reichweite bei der 77 kWh-Batterie aus?
Im Testzeitraum war es sehr kalt, darauf reagieren Elektroautos bekanntlich mit Reichweitenverlust. Der Testwagen mit stromsparender Wärmepumpe (Aufpreis 1352,40 Euro) kam auf rund 360 Kilometer Reichweite, bei normalem oder warmen Wetter dürfte daher der WLTP-Messwert von bis zu 522 Kilometern zu erreichen sein, wenn man sich in der Stadt oder Peripherie bewegt. Auf der Autobahn wird man naturgemäß eher von 250 bis 300 Kilometern ausgehen können, aber das werden ausführlichere Tests zeigen.
Beim Laden ist der ID.4 topmodern, Wechselstromladen (AC) kann er mit bis zu 11 kW (große Batterie) oder 7,2 kW (kleine Batterie). Gleichstromladen (DC) auf der Autobahn geht mit bis zu 125 kW, damit lassen sich über 300 Kilometer in 30 Minuten nachladen.
 
Wie schaut es preislich aus?
Ziemlich gut, nicht zuletzt dank der Förderungen und Steuervorteile für Elektroautos. Teurer als vergleichbare Verbrenner-SUVs wird ein ID.4 über die Laufzeit nicht kommen.
 
Wie fällt das Fazit aus?
Viel Platz und das oberklassige Fahrgefühl machen den ID.4 zu etwas Besonderem. Das Design ist stimmig und der Innenraum hochwertiger als im ID.3. Da ist VW was gelungen.
Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Viel Platz und das oberklassige Fahrgefühl machen den ID.4 zu etwas Besonderem. Da ist VW was gelungenFazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Viel Platz und das oberklassige Fahrgefühl machen den ID.4 zu etwas Besonderem. Da ist VW was gelungen".

DATEN & FAKTEN

VW ID.4

(März 2021)

Preis

Testmodell ID.4 Pro Performance 1st Edition mit 77 kWh Batterie
ab 45.490 bzw. 54.990 Euro (Variante Max). Einstiegspreis mit 77 kWh-Batterie 43.970 Euro. Einstiegsmodell für ID.4 Pure mit 55 kWh Batterie voraussichtlich unter 40.000,– Euro.

Antrieb

Testmodell: 1-Stufen-Elektromotor mit 204 PS, 310 Nm Batteriekapazität 77 kWh netto. Weitere Motorisierungen: 148 PS, 170 PS. Weitere Batterievariante: 55 kWh netto. Heckantrieb serienmäßig. Laden: Wechselstrom 3-phasig 11 kW, Gleichstrom bis zu 125 kW. Ab 2021 auch mit Allrad und 306 PS.

Abmessungen

Länge: 4.584 mm. Breite 1.852 mm. Höhe 1.612 mm. Radstand 2.766 mm, Wendekreis 10,2 Meter. Laderaumvolumen 543-1.575 Liter.

Gewicht

Leergewicht 2124 kg. Zuladung 451 – 611 kg. Anhängelast ungebremst 750 kg / gebremst 1.200 kg.

Fahrwerte

Testmodell mit 204 PS / 77 kWh Batterie: Beschleunigung 0-100 km/h: 8,5 sec. Höchstgeschwindigkeit 160 km/h. Normverbrauch (WLTP) 17,7-18,9 kWh/100 km. Reichweite nach WLTP bis zu 522 km. Reichweite mit 55-kWh-Batterie bis 348 km.
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