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Test: VW Golf Variant

Test: VW Golf Variant

Praktisch ein Großer

Als Nicht-SUV fast schon ein Exot, aber stark im Firmenwagengeschäft und ideal für den preissensiblen Pragmatiker: In der Variant-Variante ist der Golf überraschend groß und praktisch. Der Kombi rückt mit 4,63 Metern Länge in die Nähe der Mittelklasse, setzt mit Preisen ab 22.500 Euro freilich deutlich niedriger an. Gepäck und Beine haben viel Platz, der geschmeidig-genügsame Einstiegsmotor braucht keine sechs Liter, die Bedienung hat sich entscheidend verbessert.
Um wen geht es?
Das Phänomen Golf begann in den 70ern. Der Käfer-Nachfolger hat sich 1978 an die Spitze der österreichischen Zulassungsstatistik gesetzt und diese Position bis 2019 nicht mehr abgegeben. Über 40 Jahre ganz vorne sind weltweit einzigartig. Nach einem kleinen Durchhänger – ausgerechnet die eigene Schwester Škoda mit der gleichen Technik tanzte dem Leader auf der Nase herum – hat der Golf die Ordnung wieder hergestellt und ist ab 2024 auf Platz eins der Modellcharts zurückgekehrt, nicht zuletzt dank attraktiver Rabbit-Varianten. Aktuell ist die achte Golf-Generation am Start, sie wurde 2019 eingeführt und 2024 überarbeitet.
Der Golf Variant ist im Firmenwagen-Segment stark vertreten. In der Kaufentscheidung von Privatkunden kommt die Kombivariante aktuell schwerer gegen die optischen Verlockungen der SUVs an – was natürlich schon ein Fehler ist: Der Golf Variant bleibt ein höchst sinnvolles Auto für Familien und Freizeitsportler und ist in den Einstiegsvarianten oftmals günstiger als die trendige SUV-Klasse. Ziemlich attraktiv zurechtmachen lässt sich der Kombi ebenfalls, dann allerdings zu etwas höheren Tarifen.
 
Wie tritt der Golf Variant auf?
Die Kombivariante rückt den Golf in die Nähe der Mittelklasse, die Länge von 4,63 Metern hat mit Kompaktklasse nicht mehr so viel zu tun. Als Variant ist der Golf praktisch ein Großer. Sein Auftritt variiert je nach der gewählten Stylingvariante: In den unteren und mittleren Ausstattungen – wie dem auf den Fotos gezeigten „Life" – bleibt das Auto eher unauffällig und brav, was zum statusneutralen Golf ja auch passt. Wem das zu schlicht ist, der kann mit dem R-Line- oder Sport-Styling für die Stoßfänger, bis zu 19 Zoll großen Felgen und durchscheinenden Bremssätteln durchaus auftrumpfen. In diesem Outfit ist ein Golf Variant dann schon ganz cool, gerade auch als Nicht-SUV. 
Zu erkennen ist das Facelift-Modell der Golf-Generation VIII an den neuen Stoßfängern sowie überarbeiteten Scheinwerfern, Rückleuchten und Lichtsignaturen. Die Retuschen sind dezent, aber im Sinne der Harmonie gelungen. Auffälligste Änderung des überarbeiteten Achter-Golfs ist indes das bei Dunkelheit beleuchtete VW-Logo.
Zu erkennen ist das Facelift-Modell der Golf-Generation VIII an den neuen Stoßfängern sowie überarbeiteten Scheinwerfern und Lichtsignaturen.Zu erkennen ist das Facelift-Modell der Golf-Generation VIII an den neuen Stoßfängern sowie überarbeiteten Scheinwerfern und Lichtsignaturen.
Auffälligste Änderung ist das bei Dunkelheit beleuchtete VW-Logo.Auffälligste Änderung ist das bei Dunkelheit beleuchtete VW-Logo.
Auf Premium-Niveau: Die technisch anspruchsvollen Rückleuchten.Auf Premium-Niveau: Die technisch anspruchsvollen Rückleuchten.
Die Kombivariante rückt den Golf in die Nähe der Mittelklasse, die Länge von 4,63 Metern hat mit Kompaktklasse nicht mehr so viel zu tun.Die Kombivariante rückt den Golf in die Nähe der Mittelklasse, die Länge von 4,63 Metern hat mit Kompaktklasse nicht mehr so viel zu tun.
Was bietet der Innenraum?
In der Variant-Variante ist der Golf überraschend groß und praktisch. Sitzen vorne zum Beispiel zwei 1,85-Meter-Menschen, haben die Beine der Fondpassagiere viel Platz. Nach oben zwickt sowieso nichts, selbst Zwei-Meter-Riesen stoßen sich im Golf nicht den Kopf, das ist nicht selbstverständlich. Außerordentlich viel Raum gibt es auch für das Gepäck, die Ladefläche bis zur Rücksitzbank ist knapp über einen Meter breit und 1,06 Meter lang. Bei voller Beladung bis zum Dach beträgt das Ladevolumen in Fünfsitzer-Konfiguration über 600 Liter. Die Fondlehnen können vom Kofferraum aus im Verhältnis 60:40 umgeklappt werden, eine Skidurchreiche in der Mitte gibt zusätzliche Flexibilität. Die erweiterte Ladefläche ist bis zu 1,85 Meter lang und fast eben, das maximale Volumen von 1.642 Litern eine starke Ansage. Praktische Details wie Verzurrösen, Haken, 12-Volt-Laderaum-Steckdose und ein auch hinter der ersten Reihe fixierbares Trennnetz sind in allen Varianten verfügbar. Die vollwertige 230-Volt-Steckdose wird nur in den höheren Ausstattungen (R-Line, Sport, R) angeboten. Ziehen kann der Mildhybrid-Golf-Variant bis zu 1.300 Kilo schwere Anhänger, mit dem Diesel sind bis zu 1.600 Kilo möglich, mit dem 4Motion-R-Modell 1.700 Kilo.
Zur Chefsache erklärt wurde bei VW zuletzt die Überarbeitung der Bedienstruktur: „Wir haben das sauber abgearbeitet mit allen 250 Funktionen, die so ein Fahrzeug im Schnitt hat. Dabei haben wir genau geschaut, welche Funktionen man oft braucht – um die dann wirklich auf Knöpfe zu legen oder möglichst sichtbar zu machen. Und zwar so intuitiv, dass Sie sofort, wenn Sie eine Funktion haben wollen, auch dorthin greifen“, erklärt VW-Chef Thomas Schäfer. Der Praxis-Test zeigt eine erfolgreiche Umsetzung, die Bedienung des Golf Variant hat sich mit der Modellüberarbeitung von 2024 entscheidend verbessert. Das Multimediasystem in der Mitte ist auf bis zu 12,9 Zoll angewachsen, wobei auch der serienmäßige 10,4-Zoll-Bildschirm durchaus ausreichend ist. Wichtig ist, dass das System stabil läuft, die Reaktionszeiten schnell sind und die Menüstrukturen einfacher geworden ist. Neben dem zusätzlichen Platzangebot am Bildschirm erleichtern auch personalisierbare Bereiche die Bedienung, zudem gibt es horizontale, permanent sichtbare Leisten: Ganz unten sind die Klimasteuerung und eine Home-Taste angeordnet. Ganz oben gibt es neben einem Direktzugriff auf das Hauptmenü viele frei belegbare Tasten für Navi, Telefon, Musik und Ähnliches. In der Praxis kommt man zwar nicht mit einem Tastendruck zum Ziel, aber mit zwei meistens schon. Auch das temporäre Wegschalten von Assistenten funktioniert schnell. Der unter dem Infotainment-Display platzierte Touch-Slider für Innenraumtemperatur und Musiklautstärke ist nun beleuchtet und dadurch in der Nacht bedienbar. Der Sprachassistent hat zusätzliche Fähigkeiten, er eignet sich zum Beispiel gut zur Temperatur-, Musik und Navigations-Steuerung. In Sachen Ergonomie gibt es nichts zu beanstanden, alle Knöpfe und Schalter befinden sich in idealer Griffweite. Ablagen sind genügend vorhanden, die Türfächer sogar ausgesprochen großzügig.
Zusätzlich hat der Innenraum einen Qualitätssprung gemacht, mit hochwertigen Materialien und geschäumten Oberflächen bietet er wieder das viel zitierte VW-Gefühl. Der Testwagen – auf Basis der günstigen Life-Ausstattung, mit ein paar Extras angereichert – war mit LED-Ambientebeleuchtung und haptisch wie optisch überzeugenden Sitzbezüge innen schon recht schick.
Der Innenraum hat einen Qualitätssprung gemacht, Materialien und Oberflächen bieten wieder das viel zitierte VW-Gefühl.Der Innenraum hat einen Qualitätssprung gemacht, Materialien und Oberflächen bieten wieder das viel zitierte VW-Gefühl.
Digitales Fahrerdisplay, Test-Verbrauch 6,0 Liter im Winter.Digitales Fahrerdisplay, Test-Verbrauch 6,0 Liter im Winter.
In Sachen Ergonomie gibt es nichts zu beanstanden.In Sachen Ergonomie gibt es nichts zu beanstanden.
Schnell, stabil, logisch: Die Bedienung des Golf Variant hat sich mit der Modellüberarbeitung von 2024 entscheidend verbessert.Schnell, stabil, logisch: Die Bedienung des Golf Variant hat sich mit der Modellüberarbeitung von 2024 entscheidend verbessert.
LED-Ambientebeleuchtung, mehr Soft-Touch-Oberflächen.LED-Ambientebeleuchtung, mehr Soft-Touch-Oberflächen.
Graue Sitzbezüge – schon recht schick.Graue Sitzbezüge – schon recht schick.
Bei Beladung bis zum Dach beträgt das Ladevolumen in Fünfsitzer-Konfiguration über 600 Liter. Auch das Maximalvolumen von 1.642 Litern beeindruckt.Bei Beladung bis zum Dach beträgt das Ladevolumen in Fünfsitzer-Konfiguration über 600 Liter. Auch das Maximalvolumen von 1.642 Litern beeindruckt.
Wie fährt sich der Golf Variant?
Der Mildhybrid mit 115 PS beziehungsweise 220 Newtonmeter mobilisierendem 1,5-Liter-Vierzylinder (als 1,5 eTSI ACT 7-Gang DSG in der Preisliste zu finden) erwies sich im Test als geschmeidig-genügsamer Antrieb. Akustisch zurückhaltend, mit angenehm gleichmäßiger Leistungsentfaltung und gut abgestimmt auf das inzwischen sehr komfortabel arbeitende Doppelkupplungsgetriebe DSG fühlt er sich nicht wie eine Basismotorisierung an, sondern wie ein Komfortantrieb. Die Fahrleistungen gehen Ordnung, solange man keinen ausgeprägten Sportsgeist hat. Der Testverbrauch lag mit Winterreifen und kalten Temperaturen bei nur 6,0 Liter, unter Idealbedingungen werden ohne Anstrengungen 5,5 Liter möglich sein. Top!
Die Innengeräusche auf der Autobahn sind unauffällig, wenn auch nicht ausgesprochen leise. Das Basis-Fahrwerk des Golf Variant überzeugte im Test mit sehr gutem, auf Komfort getrimmten Abrollverhalten. Die feinfühlige Lenkung und das ausgewogene Handling ohne große Wankbewegungen bei schnellen Richtungswechseln gefallen ebenfalls. Schon in der Mildhybrid-Version lässt sich die Komfort-Sport-Spreizung über das mehrstufig verstellbare Adaptiv-Fahrwerk DCC nochmal deutlich erhöhen – eine Besonderheit in diesem Segment, allerdings auf die höheren Ausstattungen „R-Line“ und „Sport“ beschränkt. Bereits ab der Life-Variante verfügbar sind weitere, für das Fahrverhalten interessante Optionen wie eine Progressivlenkung, eine Schlechtwegefahrwerk und ein 15 Millimeter tiefergelegtes Sportfahrwerk.  
Als Antriebsalternativen gibt es einen 1,5 TSI-Benziner mit 150 PS, einen 2,0 TDI mit 115 oder 150 PS und ­– Achtung, jetzt kommt ein ganz großer Sprung – einen 2,0 TFSI mit 333 PS und Allradantrieb, also die von der hauseigenen Performance-Marke Volkswagen R leistungsgesteigerte Topversion.
 
Wie liegt der Golf Variant preislich?
Die Listenpreise starten bei 27.490 Euro, unter Berücksichtigung aller Boni kommt der Golf Variant aktuell auf 22.490 Euro runter, was ein ziemlich attraktiver Einstieg ist. Handschalten und Genügsamkeit bei der Ausstattung sind dann freilich Voraussetzungen.
Der Testwagen – ein 1,5 eTSI ACT 7-Gang DSG in Life-Ausstattung – kostet 34.090 Euro. Die jeweils gut 2.000 Euro teuren Pakete „Sky“ und „Unlimited“ kann man draufsetzten, allerdings auch hier wieder rund 5.000 Euro an Boni abziehen. Schaut man sich im Vergleich die gängigen Kompakt-SUV-Preise an, steckt im Golf Variant einiges an Sparpotenzial.
 
Das Fazit?
In der Variant-Variante mit 4,63 Metern Länge rückt der Golf in die Nähe der Mittelklasse, ist also praktisch ein Großer. Im überraschend geräumigen Kombi haben Gepäck und Beine außerordentlich viel Platz. Wichtig ist, dass sich die Bedienung bei der Modellüberarbeitung entscheidend verbessert hat. Weil die Preisliste dank Boni de facto schon bei 22.500 Euro beginnt und der geschmeidig-genügsame Einstiegsmotor keine sechs Liter braucht, ist der Golf Variant auf preissensible Pragmatiker zugeschnitten, die auf SUV-Prestige verzichten können oder wollen. Wobei: Cool sein kann der Golf-Kombi selbst auch, dann allerdings in den zwei Top-Ausstattungen und somit zu höheren Tarifen.
Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Im überraschend geräumigen Kombi haben Gepäck und Beine außerordentlich viel Platz. Wichtig ist, dass sich die Bedienung bei der Modellüberarbeitung entscheidend verbessert hat. Weil die Preisliste dank Boni de facto schon bei 22.500 Euro beginnt und der geschmeidig-genügsame Einstiegsmotor keine sechs Liter braucht, ist der Golf Variant auf preissensible Pragmatiker zugeschnittenFazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Im überraschend geräumigen Kombi haben Gepäck und Beine außerordentlich viel Platz. Wichtig ist, dass sich die Bedienung bei der Modellüberarbeitung entscheidend verbessert hat. Weil die Preisliste dank Boni de facto schon bei 22.500 Euro beginnt und der geschmeidig-genügsame Einstiegsmotor keine sechs Liter braucht, ist der Golf Variant auf preissensible Pragmatiker zugeschnitten".

DATEN & FAKTEN

VW Golf Variant

(Februar 2025)

Preis

Golf Variant: Listenpreis ab 27.490 Euro bzw. abzüglich aller Boni ab 22.490 Euro // Testwagen Golf Variant 1,5 eTSI 7-Gang DSG in Life-Ausstattung: Listenpreis ab 34.090 Euro bzw. abzüglich aller Boni ab 29.090 Euro.

Antrieb

Testwagen:

1,5 eTSI Mild-Hybrid: 4-Zylinder-Turbo-Benzinmotor, 1.498 ccm, 85 kW / 115 PS , 220 Nm, 7-Gang-DSG, Vorderradantrieb.

Weitere Varianten:

1,5 TSI Benziner / 115 PS / 6-Gang-Schaltgetriebe / Vorderradantrieb.
1,5 TSI Benziner / 150 PS / 6-Gang-Schaltgetriebe / Vorderradantrieb.
2,0 TFSI 4MOTION R-Modell / 333 PS / 7-Gang-DSG / Allradantrieb.
1,5 eTSI Mildhybrid/ 150 PS / 7-Gang-DSG / Vorderradantrieb.
2,0 TDI Diesel / 115 PS / 6-Gang-Schaltgetriebe / Vorderradantrieb.
2,0 TDI Diesel / 150PS / 7-Gang-DSG / Vorderradantrieb.

Abmessungen

Länge 4.631 mm, Breite 1.789 mm, Höhe 1.487 mm, Radstand 2.669 mm. Kofferraumvolumen 611 bis 1.642 Liter.

Gewicht

Leergewicht 1.369 – 1.621 Kilogramm. Zulässiges Gesamtgewicht 1.910 – 2.110 Kilogramm. Anhängelast gebremst 1.300 – 1.700 Kilogramm, Anhängelast gebremst 680 – 750 Kilogramm.

Fahrwerte

Testwagen 1,5 eTSI Mild-Hybrid DSG:
Höchstgeschwindigkeit 203 km/h, Beschleunigung 0-100 km/h in 10,3 sec, WLTP-Normverbrauch 5,2 – 6,3 l/100 km.

Testverbrauch

6,0 Liter (1,5 eTSI mit 7-Gang DSG; mit Winterreifen bei kalten Temperaturen)
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