SPIELBERG FORMEL 1 2022

Es war ein  Formel-1-Wochenende, das neue Dimensionen erreichen ließ: 303.000 Fans kamen zum Formel-1-Grand-Prix von Österreich in Spielberg, der bisherige, auch schon sensationelle, Rekord von 210.000 wurde weit übertroffen.
Und am Ende durfte die Fans aus den drei Ländern jubeln, die die meisten ausländische Fans angelockt hatten.
Die Niederländer freuen sich über einen Samstags-Sieg und Sonntags-"Silber" für Max Verstappen. Damit kann er die WM-Führung locker verteidigen.
Die Italiener jubeln mit Charles Leclerc, der nach einer relativ langen Leidenszeit endlich wieder ein Rennen gewinnt – und das unter dramatischen Umständen. Ein defektes Gaspedal-System machte die letzten Runden zugleich zum Hochrisiko und zur Qual. Umso beeindruckender der Sieg.
Und die Deutschen staunen über einen sechsten Platz von Mick Schumacher und sie freuen sich über sein mit Abstand besten Formel-1-Wochenende. Möglicherweise damit auch über das Rennen, das seine Formel-1-Karriere langfristig sichert.

Das Wochenende der wichtigsten Piloten des Rennens im Schnelldurchlauf:

- Charles Leclerc: "Ich habe echt geschwitzt", gestand der Sieger - wie so oft in dieser Saison drohte auf Sieg-Kurs das Technische K.o.. Ein Gaspedal, das immer wieder stehen blieb – der Albtraum eines jeden Autofahrers, und der eines jeden Rennfahrers. Doch der Monegasse zeigte Klasse, balancierte sein Auto, das sich in den Kurven wie 3,4 oder 9 kaum richtig vom Gas-Management her manövrieren ließ, fehlerlos durch. Und das über fünf kritische Runden. Das Max Verstappen in dieser Phase trotzdem nicht entscheidend näher kam, zeigte: Ferrari hatte am Sonntag das schnellere Auto.

- Max Verstappen. Gleich drei Mal (!) wurde Verstappen von seinem WM-Rivalen Leclerc im Rennen im direkten Duell überholt – und was nach einer Blamage aussieht, war in Wahrheit eine Meisterleistung. Denn Max, dem vor allem aus der einstigen Remus-Kurve heraus die Traktion fehlte, vergeudete weder Zeit noch Glück noch Energie noch Gummi in unnötigen Duellen. So fährt einer, der sich seiner WM-Führung bewusst ist und souverän seine Punkte abholt.

- Carlos Sainz. Eine Woche nach seinem Premierensieg in Silverstone fiel die Kugel wieder auf Zero – und das mit viel, viel Pech. Und ein bisschen Glück. Denn just als er die Schönberggerade runter Jagd auf den zweitplatzierten Verstappen machte, explodierte einmal mehr ein Ferrari-Motor. Und das so spektakulär wie noch nie heuer: erst flogen die Trümmerteile des Aggregats kreuz und quer durch die saubere steirische Luft, dann wurde aus dem Rauch ein beträchtliches Feuer im und am Ferrari – und zu schlechter Letzt rollte der Wagen auch noch rückwärts zurück, während Sainz aus dem Auto sprang. Das hätte böse enden können. Was bleibt, ist aber auch die Enttäuschung über 18 verlorene Punkte – und der endgültige Nummer-2-Status, wenn es nach dem GP in Le Castellet in die Sommerpause geht. Und zudem musste er im Stream sehen, wie sein Vater beim Extreme-E-Rennen auf Sardinien einen schweren Überschlag nur mit Glück unverletzt überstand.

- Sergio Perez. Auch für den anderen Schattenmann im WM-Fight war es ein Weekend ohne Glück. Schlechter Startplatz, super Rennen am Samstag, Crash nach Kontakt mit Russell, Ausfall. Auch ihm droht nun endgültig wieder die ungeliebte Nummer-2-Rolle, wenn sich der WM-Kampf wieder auf das Duell Verstappen vs. Leclerc reduziert.

- Lewis Hamilton. Von einigen Verstappen-Fans wieder einmal letztklassig beschimpft und provoziert, holte der Rekord-Weltmeister das Maximum aus seinem Mercedes und das dritte Podium. Zum dritten Mal in Serie vor Russell – ist das wieder die Wende im teaminternen Duell? Mercedes ist konstant und effizient, macht fast immer das Beste aus den Möglichkeiten. Doch fordern konnte man Red Bull und Ferrari definitiv nicht.

- Esteban Ocon. Im Qualifying ist Ocon oft schlecht (wir erinnern uns einst an ein 2:20 gegen Ricciardo), im Rennen aber konstant und schnell. Mit Platz 5 ist er nun Achter in der WM, mit fast doppelt so vielen Punkten wie sein Teamkollege (52:29). In Summe wirkt Alpine nun als Nummer 4 gesetzt. Vor Haas, McLaren und Alpha Tauri.

- Mick Schumacher. Ocons bester Formel-1-Freund ist der Gewinner der ersten Juli-Tage: Zuerst die ersten Punkte überhaupt in Silverstone, nun souverän Sechster – sicher das beste Wochenende von Mick in der Formel 1, der langsam seinen Takt findet. Wie so oft in seiner Karriere wird er zur Mitte der zweiten Saison in einer für ihn neuen Serie konstant und schnell. Das gibt neue Hoffnung auf eine Zukunft in der Formel 1.