ERSTER TEST: PEUGEOT 208
Mit Liebe gemacht
Peugeot ist stilistisch definitiv in Hochform. Nachdem die Franzosen jahrelang Probleme mit ihrem Design hatten, setzten sie seit einige Zeit Maßstäbe in der Branche: Ihnen gelingt es, Fahrzeugklassen sexy zu machen, die eigentlich nicht sexy sind. Das war mit dem 3008 bei den Kompakt-SUV so und noch deutlicher mit dem 508 in der Mittelklasse. Jetzt wiederholt sich das Schema mit dem neuen 208 bei den Kleinwagen.
Wo viel verkauft wird, kann man auch viel verlieren. Deshalb sind viele Marken gerade beim Kleinwagen-Design eher vorsichtig. Was macht der 208 anders?
Peugeot ging mit einer anderen Einstellung in die Entwicklung, bestätigt 208-Projektmanager Guillaume Clerc. „Der neue 208 sollte ein Auto werden, das überall erkannt wird und auffällt“.
Ein kleines Auto, dass keinen kalt lässt, ist der Marke schon einmal gelungen, in den 80er-Jahren, als Peugeot mit dem 205 den coolsten Kleinwagen weit und breit hatte. An diese Ära wollte das Designteam anknüpfen, ohne zu sehr in der Vergangenheit zu schwelgen. Man hatte den legendären 205 im Kopf, aber mit dem 508 auch den neuesten Imageträger der Marke. Beide Modelle haben am 208 ihre Spuren hinterlassen.
Wenn die Figur nicht stimmt, hilft das ganze Styling nichts – wer ehrlich zu sich ist, weiß das natürlich.
Die Figur des Autos kommt von den Proportionen, und beim 208 ging die Entwicklung überall in die sportlich gesehen richtige Richtung: sieben Zentimeter gestreckter (das sind 4,05 Meter insgesamt), vier Zentimeter niedriger, längere Motorhaube, schrägere C-Säule und so weiter. Wichtig ist auch ein gut definierter Körper, feine Blechkanten in den Türen und in der Motorhaube bilden beim 208 diese Muskeln.
Eine große Rolle spielen auch die Details, richtig?
Es gibt zwei spektakuläre Blinkfänger, durch die der Kleinwagen 208 auffällt wie ein Sportwagen: Das vom 205 inspirierte schwarze Band am Heck ist in der modernen Ausführung mit Klavierlack-Oberfläche, Marken-Schriftzug und LED-Signatur ein Eyecatcher, wie man ihn in der kleinen Klasse eigentlich noch nie gesehen hat. Gleiches gilt vorne für die vom 508 übernommene Lichtsignatur mit drei Krallen und vertikalen LED-Zahn.
Dazu kommen etwas dezentere 205er-Zitate, die ihre Wirkung bei den Peugeot-Fans aber auch nicht verfehlen werden: zum Beispiel die Form der hinteren Seitenfenster und der C-Säule, oder die schwarzen gerahmten der Radhäuser.
Wie ernsthaft Peugeot mit dem 208 auffallen will, zeigt übrigens auch die Preisgestaltung: Während die meisten Autofirmen Weiß oder Grau zur Aufpreis-freien Standard-Lackierung machen, ist es beim 208 das Faro-Gelb-Metallic des Testwagens, also die auffälligste Farbe der ganzen Palette.
Der Radstand des 208 ist gleich geblieben, und auch die Platzverhältnisse sind ziemlich genau am Niveau des Vorgängers. Das gilt für die Passagiere, die vorne reichlich und hinten noch ausreichend Platz haben, und auch für den Basis-Kofferraum, der ein Volumen von 270 Litern hat. Liegt alles im Klassenschnitt.
Keineswegs Klassenschnitt ist aber das Cockpit, oder?
Es handelt sich vielmehr um den spektakulärsten Innenraum der ganzen Klasse. Wie schon mit dem 508 in der Mittelklasse setzt Peugeot nun auch bei den Kleinwagen neue Maßstäbe.
Damit ist gar nicht in erster Linie das spektakuläre, aber für Peugeot bereits typische i-Cockpit gemeint, bei dem die Armaturen OBERHALB des Lenkrads platziert sind – sondern vor allem dessen Ausführung: Der Touchscreen in der Mitte ist mit bis zu zehn Zoll – das sind 25,4 Zentimeter Durchmesser – rekordverdächtig groß für einen Kleinwagen. Das Kombiinstrument direkt im Blickfeld ist in 3D-Optik ausgeführt, wodurch wichtige Informationen zwischenzeitlich in den Vordergrund rücken können. Dazu kommen großflächige Deko-Elemente in Carbon-Optik statt kleinlicher Leisten und ein Softtouch-Armaturenbrett mit integrierten Ziernähten statt gemeinem Hartplastik. Weitere Ziernähte in Türverkleidungen und Alcantara-/Ledersitzen sowie Ambiente-Lichtstreifen, die man wahlweise sogar in die gleiche Farbe bringen kann, unterstreichen das hohe Niveau.
Man darf zwar annehmen, dass das Ankreuzen diese Annehmlichkeiten den Kaufpreis treiben wird, weil sie sich im vierten und fünften von fünf Ausstattungslevels (GT Line und GT) abspielen – aber unabhängig davon ist auch klar: mit seiner Kombination aus spektakulärem Layout und Ausstattungsangebot setzt der Peugeot 208 neue Maßstäbe im Kleinwagensegment. Auch die teureren Premiummarken kommen da nicht heran.
Welche Besonderheiten gibt es technisch?
Eine 8-Gang-Automatik ist in der kleinen Klasse ebenso wenig selbstverständlich wie halb-autonomes Fahren mit adaptivem Tempomat, Stauassistent und gegenlenkendem Spurassistent.
Welche Motoren sind im Angebot?
Drei 3-Zylinder Benzinmotoren mit 1,2 Litern Hubraum, wahlweise mit 75 PS, 100 PS und 130 PS. Die Basisvariante kommt mit 5-Gang-Schaltgetriebe, die zwei anderen Versionen wahlweise mit 6-Gang-Schaltgetriebe oder 8-Gang-Wandler-Automatik. Auch Diesel bleibt im Programm, schon allein wegen der niedrigen C02-Emissionen, der 4-Zylinder mit 1,5 Litern Hubraum hat 100 PS und ist mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe kombiniert. Alle Motoren erfüllen die höchstmögliche Abagsnorm, die Benziner sogar die erst 2021 in Kraft tretende EURO-6d.
Zusätzlich wird neben Benziner und Diesel auch eine vollelektrische 208er-Variante in der Preisliste stehen?
Das ist die Sensation, Peugeot lässt dem Kunden die Wahl und bietet antriebstechnisch einfach Dreierlei an.
Der optisch nur im Detail abweichende e-208 hat eine Batterie mit 50 kWh Kapazität, damit kommt er auf eine beachtliche Normreichweite von 340 Kilometern (schon nach dem neuen, strengen WLTP-Zyklus berechnet, nach NEFZ-Methode beträgt der Normwert 450 Kilometer). Der Elektromotor kommt auf 136 PS und entwickelt vom Stand aus ein maximales Drehmoment von 260 Nm, damit geht es von 0 auf 100 km/h in 8,1 Sekunden, von 0 auf 50 km/h sogar in nur 2,6 Sekunden. Der Topspeed beträgt 150 km/h. Die Ladezeit liegt mit der 11 kW-Wallbox bei fünf Stunden und 15 Minuten. Beim Schnelllader sind 80 Prozent in nur 20 Minuten voll. Das Kofferraumvolumen bleibt in der e-Version unangetastet, alle Batterien sind im Unterboden, was auch fahrdynamisch ideal ist. Garantie auf die Batterie? Acht Jahre oder 160.000 Kilometer bezogen auf 70 Prozent der Ladekapazität.
Wird es eine neue Version des legendären GTi geben?
Nicht zum Start, aber 208-Projektmanager Guillaume Clerc verspricht: „Wir werden die GTI-Kunden nicht vergessen“. Am wahrscheinlichsten ist eine besonders starke Plug-in-Hybrid-Variante.
Wann legt der 208 seinen Österreich-Start hin?
Im Herbst 2019. Die Preisliste liegt noch nicht vor.