PEUGEOT-STAR PAUL DI RESTA IM EXKLUSIV-INTERVIEW
Di Resta: Peugeot, Le Mans & Wurz
Peugeot hat zuletzt 2009 die 24 Stunden von Le Mans, eines der größten Rennen der Welt, gewonnen. Am Steuer war damals ein gewisser Alex Wurz, einer Deiner besten Freunde. Wir wissen, dass Alex am liebsten stundenlang über Le Mans reden würde, so sehr liebt er die Atmosphäre dieses außergewöhnlichen Rennens. Ich nehme an: er hat auch dich in den Bann gezogen.
PAUL DI RESTA: Alex lebt direkt gegenüber meiner Wohnung – und ja, er ist einer meiner besten Freunde. Unsere Familien unternehmen viel gemeinsam. Und wenn ich dieser Tage immer wieder von "Leuten in meinem Umfeld, die mir von Le Mans vorgeschwärmt haben" rede, ist damit natürlich auch Alex im Speziellen gemeint. Unsere Karrieren hatten immer gewisse Ähnlichkeiten und es war toll zu sehen, wie viele Erfolg er hat nach seiner Formel-1-Zeit noch in Le Mans und bei anderen WEC-Rennen hatte. Eine tolle Karriere.
Er hat mit Peugeot gewonnen. Da drängt sich eine Wette auf...
Ja, aber in erster Linie ist es diesmal ja so, dass wir Gegner sind – er arbeitet ja für die Konkurrenz (Wurz ist Berater von Toyota Racing, Anm.). An eine Wette habe ich noch nicht gedacht – aber wenn es soweit ist und wir Erfolg haben, kann ich mir ja noch ausdenken, was er machen muss – irgendwas wo unsere Familien beteiligt sind (schmunzelt).
Du bist einer der erfolgreichsten Fahrer der DTM-Geschichte, hattest sehr starke Rennen in der Formel 1 – wann kam die Idee auf, dass du in den Langstreckensport wechselst? Zum ersten Mal sahen wir Dich ja 2018 bei den 24 Stunden von Daytona bei einem Endurance-Klassiker.
Ich war damals noch in der DTM und auf das fokussiert. Aber ich kannte Richard Dean, den Miteigentümer von United Autosport, seit Jahren, und da kam im Winter die Möglichkeit auf, beides zu tun. Ehrlich gesagt lag meine Priorität damals noch darauf, mit Mercedes Benz weiterzumachen. Aber dann habe ich mich schnell in diese Idee verliebt und als es mit dem DTM-Ausstieg soweit war, wurde es eine Möglichkeit – etwas, das ich wirklich tun wollte.
Beschreibe Deine Gefühle in diesen Monaten.
Ein neues Tor ging auf. Ich bin in Le Mans gefahren und habe es genossen, bin ein bisschen in der IMSA unterwegs gewesen – es war eine neue Erfahrung, sein Auto und damit das ganze Erlebnis mit anderen Fahrern zu teilen. Aber in mir war schon der Wunsch, was ich künftig machen wollte: Hypercars, Prototypen – was immer die Top-Klasse sein sollte. Das is die Art von Fahren, die ich liebe. Ich war nicht so darauf aus, GT-Autos zu fahren. Peugeot tat, was ich tun wollte – sie entschieden sich für die Top-Top-Kategorie. Es spricht alles dafür, dass die WEC eine großartige Meisterschaft wird – sowohl was die involvierten Fahrer betrifft als auch die Autos natürlich.
Nach Daytona bist du 2018 nach Le Mans gekommen – war das Liebe am ersten Blick?
Es war kein einfaches Debüt – ich hatte den Test verpasst und kam geradewegs ins Renn-Wochenende. Ich habe erst am Mittwoch begonnen und das auf einer Strecke, die in vielfacher Hinsicht sehr speziell ist. Auch hatten wir technische Probleme an unserem LMP2-Ligier – ein Sensor am Auto ist kaputt geworden. Und dann ist noch einiges passiert. Aber: die ganze Situation hat mir auch die Augen geöffnet, was es alles braucht um hier nach 24 Stunden erfolgreich zu sein.
Was ist das Beste am Langstreckensport?
Es kann eine sehr befriedigende Art von Rennsport sein – hier kannst du nur gewinnen, wenn du als Team funktionierst. Elemente wie Mannschaftsgeist, wie Ehrlichkeit, Vertrauen, Offenheit sind die ganze Reise über unbedingt nötig – vom ersten Test weg, vom ersten Meeting in der Fabrik an. Und du musst physisch gut sein, es ist eine anspruchsvolle Art zu fahren – und beim Hypercar wird das natürlich noch viel extremer durch die höheren Geschwindigkeiten. Du musst auch in dieser Hinsicht voll vorbereitet sein.
Nachdem die Ankündigung kam, dass diese Traditonsmarke nach Le Mans zurückkehrt. Wie schnell wurde klar, dass Du zu Peugeot willst?
Das ging recht schnell, wir waren in Kontakt. Ich hatte dann ein eineinhalbstündiges Meeting in der Fabrik. Peugeot hat sich früh zum Hypercar und zur Zukunft der WEC bekannt – mittlerweile sind viele nachgekommen: Porsche, Audi, Ferrari und andere. Ich habe aber dieses Bekenntnis von Peugeot sehr geschätzt. Und ich spürte im Gespräch mit Olivier (Jansonnie, Anm.) und den anderen Ehrlichkeit, Vertrauen, Leidenschaft. Im August und September gab es den ersten Dialog, im Oktober und November wurde alles fixiert.
Wie wichtig war dein Klassensieg in der LMP2 in Le Mans 2020?
Es war toll, einmal zu gewinnen, das Qualifying zu fahren, etwas zu erreichen, auch die schnellste Runde zu fahren. Wir haben da einiges geschafft und ich bin jetzt 35, und ich denke, da kann noch einiges kommen. Und für mich war es immer das Ziel, in Le Mans um den Gesamtsieg zu fahren – das ist einfach ein anderes Gefühl, eines der schnellsten Autos zu haben. Ob LMP1 oder jetzt dann Hypercar, das sind die Autos, in denen ich es liebe, zu fahren.
Du bist Formel 1 gefahren – und heute Ersatzpilot von McLaren. Du warst lange in der DTM und bist nun in der WEC. Was zeichnet die Welt der WEC aus?
In der Formel 1 hast du in einem Auto, wie ich es hatte, in der Regel keine Chance auf das Podium. Es macht aber immer mehr Spaß, um den Sieg zu fahren. Auch in der DTM war das möglich. Mein Meistertitel war sicher "Life-Changing" für mich, er hat mit doch noch den Weg zur Formel 1 geebnet.
Apropos DTM: Wie siehst du als Ex-Meister die neue Version der DTM, die mit GT3-Autos gefahren wird?
Ich bin da noch etwas unsicher. Sprintrennen mit solchen Rennwagen sind etwas eher Unübliches. Ich habe die alte DTM geliebt: das war Spaß, das war laut, da gab es viel zu erleben für die Menschen auf der Tribüne. Ich hoffe, sie schaffen, dass es professionell bleibt.
Die WEC hat mit Le Mans ein absolutes Highlight von Weltrang, sich mit dem Rest der Meisterschaft aber auch nicht immer leicht getan. Gibt es eine Strecke, die du in der WEC unbedingt erleben möchtest?
Silverstone ist ja schon im Kalender – und dann wäre noch Suzuka. In Japan wird ja immer in Fuji gefahren, aber Suzuka wäre ein tolle Ergänzung. Diese schnellen Kurven passen großartig zu solchen Autos. Und was Le Mans betrifft: das ist natürlich eine sensationelle Strecke mit einer einzigartigen Kombination. Du hast dort alles: Geraden, Kurven, Schikanen, du hast guten Asphalt und dann wieder Streckenteile, die über normale Straßen gehen und dementsprechend rau sind. Und Bodenwellen hat es auch jede Menge.
Was tust du um bis zum Rennen im nächsten Jahr "scharf" zu bleiben?
Ich habe das Glück, auch heuer in Le Mans fahren zu können – in der LMP2. Und bei Peugeot beginnen dann im Herbst die Tests, ich denke da gibt es viel zu tun, um sich vorzubereiten. Und ich war auch schon im Simulator, da ist jetzt eine wichtige Zeit, um den Sim so abzustimmen, dass er am Ende so gut wie möglich arbeiten kann.
Und dann in einem wohl legendären Wettkampf einiger der größten Marken zu zeigen, was man kann.
Absolut. Die Voraussetzung sind großartig, so viele Marken, die Ikonen sind, drängen nach Le Mans und es ist toll für eine solche dabei zu sein.
Bei Peugeot – eine Marke, die ja den Vorsatz hat, Sport und Straße besondes eng zu verknüpfen. Du hast ja eben den 508 Sport Engineered abgeholt.
Ja! Ich genieße meinen 508 Peugeot Sport Engineered wirklich sehr. Er ist das perfekte Modell für die Familie und gleichzeitig hat man das Gefühl, dass es ein Fahrzeug ist, das für jemanden wie mich passend entwickelt wurde. Ich liebe die Verbindung, dass es in der gleichen Fabrik wie der Rennwagen konzipiert wurde. Ich fahre den Elektro-Hybrid hauptsächlich in der Stadt, seit ich das Fahrzeug abgeholt habe. Und wichtig: Auch die Kindersitze passen!