24 STUNDEN VON LE MANS
Damit rettet Peugeot Le Mans
Es ist ein Rennen wie keines davor in Le Mans.
Zum 88. Mal findet der Klassiker, das gefährlichste und das neben Monte Carlo und Indianapolis mit Abstand berühmteste Rennen der Welt, heuer statt – zum ersten Mal im September und zum ersten Mal ohne Zuschauer. Ein Rennen, in dem in der GT-Pro-Kategorie übrigens der Österreicher Richard Lietz mit seinen Kollegen aus der Pole Position starten wird.
Trotz der widrigen Umstände in Corona-Zeiten gibt es nun gute Nachrichten für die Millionen mit dem Rennsportvirus infizerten Le-Mans-Fans: Die Zukunft des Rennens oft höchstem Niveau und absoluten Top-Top-Rennwagen an der Spitze ist endgültig gesichert.
Peugeot gab am Freitag Nachmittag die Rückkehr an die Rennstrecke nahe der Sarthe bekannt – und zwar in der künftig höchsten Kategorie, der neuen Hypercar-Klasse und das ab 2022!
Der erste Gesamtsieg seit dem unvergessenen Triumph von Alex Wurz 2009 ist absolut möglich, und das aber bei zu erwartend starker Konkurrenz anderer Hersteller, die nun gemeinsam und gegen Lokalmatador Peugeot wohl auch antreten werden.
Es hat Signalwirkung, was Peugeot und Partner Total da präsentierten: Ganz offiziell stellten sie ihr neues „Le Mans Hypercar“ (LMH) vor: Das 500 kW starke, elektrische Hybrid- Hypercar mit Allradantrieb. Durch das neue Reglement der Rennwagenkategorie LMH beginnt eine neue Ära für die Königsklasse der Langstreckenrennen. Dieser Wandel hin zu Elektroantrieben soll einen Boom bei den rennsportaffinen Konzernen auslösen.
Jean Philippe Imparato, der CEO von Peugeot, kennt den Reiz des Rennens: „Le Mans ist der heilige Gral der Automobilwelt. Bei diesem Rennen erlebte PEUGEOT bereits drei Siege, große Anstrengungen, Tränen und Freuden sowie großen Teamgeist gemeinsam mit unserem Partner TOTAL, mit dem wir heuer 25 Jahre Zusammenarbeit feiern.“
Die Wahl von Peugeot, in der Kategorie LMH anzutreten, war bis zuletzt offen – und sie fiel aus mehreren Gründen. Einer davon ist die aerodynamische Freiheit. Sie ermöglicht den Designteams von PEUGEOT ästhetische Details der Marke miteinzubeziehen, wie beispielsweise die typische Lichtsignatur in Form dreier Krallen. In unseren Bildern sehen Sie erste Designkonzepte und die Grundzüge und Maße des neuen Bolidens.
Das Design des neuen Rennwagens wird im Zeichen von „Neo Performance“ stehen.
Die Leistung des Hypercars mit Allradantrieb wird 500 kW erreichen.
Nach mehreren Studien zur allgemeinen Struktur, zum aerodynamischen Konzept und zur Wahl der Motorarchitektur wird die endgültige Entscheidung für den elektrischen Rahmen fallen. Danach erfolgt die Einbindung des Hybridantriebs. An den Entwicklungsphasen sind alle technischen Abteilungen von PEUGEOT Sport beteiligt.
Peugeot Sport entwickelt sich damit weiter in Richtung erneuerbarer Energien.
Pionierarbeit wurde da schon geleistet, mit hochleistungsstarken Plug-In Hybriden unter dem Namen Peugeot SPORT Engineered.
Wichtig und und erstmals offiziell: Dessen erster Vertreter, der neue PEUGEOT 508 PSE, wird in Österreich im Jahr 2021 in den Handel kommen. Le-Mans-Wissen wird so auf der Straße Verwendung finden.
Imparatos Erkenntnis über die Direktverbindung Sport und Straße? „In der Kategorie ‚Le Mans Hypercars‘ lässt sich unser gesamtes Unternehmen vereinen, all unsere Merkmale und Technologien, angelehnt an unsere Serienmodelle. Durch dieses Engagement eröffnet Peugeot das neue Register Neo Performance. Wir kehren zum Langstreckenrennen zurück, weil wir damit die Möglichkeit haben, den Sport auf eine andere Art und Weise zu betreiben, nämlich mit der Hybridisierung von Gas und Elektrizität. Der PEUGEOT 508 PSE wird das erste Modell dieses Labels mit 360 PS und Allradantrieb bei 46g C02 g/km sein.“
Olivier Jansonnie wird als Technischer Direktor des Peugeot Sport WEC-Programms fungieren: „Das neue Auto wird mit einem Allradantrieb ausgestattet sein sowie mit einem Elektromotor und einer maximalen Leistung von 200 kW (272 PS) an der Vorderachse. Die Leistung des Fahrzeugs ist dabei identisch mit der eines Autos mit 100 Prozent thermischem Zweiradantrieb (500 kW / 680 PS), der auf die beiden Achsen verteilt wird."
Allerdings, so Jansonnie: "Im Vergleich zu den aktuellen Le-Mans-Prototypen wird das Auto schwerer sein. Es wird länger (5 Meter und 4,65 Meter) und breiter (2 Meter und 1,90 Meter). Die neuen Regularien sehen zudem einen Leistungsausgleich vor (BoP: Balance of Performance). Dieser setzt sicherlich Grenzen, lässt aber auch Raum für viele technische Möglichkeiten in unserer Entwicklung."
Dies gilt insbesondere bei der allgemeinen Form, wo die Freiheiten groß sein sollen.
"Nun haben wir die Chance, ein einzigartiges und ikonisches Modell zu schaffen, das Leistung und Ausdruckskraft vereint. Aktuell befinden wir uns in der Vorprojektphase, in der wir Studien und Konzepte entwerfen." Die abgebildeten Skizzen sind erste Designentwürfe, um die wichtigen Segmente zu identifizieren. Hossann: "Die Farben und die Lichtsignatur in Form dreier Krallen – ein wichtiges Merkmal unserer Serienmodelle – sind Elemente, die wir auf unser Hypercar übertragen wollen.“
Elemente, die im Zentrum einer der aufregendsten und innovativsten Phasen der Le-Mans-Geschichte stehen sollen. 2022 geht es los, davor wird Samstag und Sonntag noch einmal klassisch gefahren, mit den LMP1-Toyotas als Favorit und Peugeot als Zuschauer voller eigener Träume von einer großen Zukunft am Abenteuerspielplatz Le Mans, der den Verrückten ebenso gehört wie den Genies in ihren Labors. Sport und Technik sind an kaum einem Ort so vereint im Vorwärtsgang wie hier. Davon will nun auch Peugeot profitieren. Und das hoffentlich wieder vor Fans.
Ein großer Sport-Fan ist freilich schon diesmal dabei: Carlos Tavares, Vorstands-Chef von PSA, wird heuer die Startflagge schwenken.
PS: Unten sehen Sie die Webshow mit der Peugeot sein Comeback am Freitag offiziell machte.