MAX VERSTAPPEN
Der Mann des (halben) Jahres
Und das mit Rückenwind: denn als Reaktion auf den Einschlaf-Grand-Prix in Le Castellet folgten drei absolute Weltklasse-Rennen in Serie: Spielberg, Silverstone und Hockenheim gelten in ihrer 2019er-Edition als drei der besten Rennen dieses Jahrzehnts.
Zwei davon hat der Mann gewonnen, der als der Mann der Stunde gilt: Max Verstappen.
Er hat Red Bull wieder Lust auf die Formel 1 gemacht, er führte Honda zurück auf die Siegerstrasse und: er lockte zehntausende Fans nach Spielberg und Hockenheim. Und für das Rennen nächstes Jahr in Zandvoort hätte man jetzt schon eine Million (!!!) Karten verkaufen können.
Max hat diesen Sport alleine aus der Krise geführt und so nebenbei auch die Fans wieder an die Strecken.
Das alles mit einer Konstanz, die für einen 21-jährigen atemberaubend ist:
P3 P5 P2 P5 P3 P2 P1 P2 P3 P3 P4 P4 P4 P3 P4 P5 P4 P1P5 P1 – das sind seine letzten Ergebnisse.
Nie war er seit Sommer des Vorjahres schlechter als Fünfter! Und das in einem Auto, das oft nur das drittbeste im Feld war.
Damit ist auch sicher, dass Max auch 2020 bei Red Bull Racing bleibt - nur bei einer schlechteren WM-Platzierung als jetzt, käme er nach dem Ungarn-GP aus seinem Vertrag raus, sofern er überhaupt wollte.
Tut er aber ohnehin nicht: Bei Mercedes ist Hamilton, bei Ferrari Charles Leclerc, der vom mächtigen Todt-Clan protegiert wird, weshalb man dort gar keinen Max haben will.
Für 2021 haben italienische Zeitungen die verwegene Theorie, dass Red Bull und Mercedes ihre Chefpiloten tauschen könnten – Verstappen zu Mercedes, Hamilton zu Red Bull. Ob das für die die Österreicher Sinn macht (Verstappen ist zwölf Jahre jünger) darf hinterfragt werden, eher kommt da wohl Vettel zurück, und zwar neben Verstappen und nicht statt ihm.
Doch es spricht alles dafür, dass Mercedes zum sechsten Mal in Serie beide Titel holt, das ist noch nie einem Team gelungen. Wolff, ganze 47 Jahre jung, wird wohl schon bald der erfolgreichste Formel-1-Teamchef aller Zeiten sein. Und der Typ von Macher, von dem Ferrari nur träumen kann.
Aber auch Wolffs Langzeit-Rivale Christian Horner darf stolz sein. Dass Verstappen in der WM zumindest Bottas besiegen könnte, das ist ein starkes Stück eines in jeder Hinsicht starken Teams.
Und es ist der Beweis, wie wichtig und richtig es war, alles auf Honda zu setzen. Die Japaner machen tolle Arbeit und zeigen bei Red Bull, was sie können. Eine große Niederlage für McLaren und für Fernando Alonso, die diesen großen Konzern so unsäglich behandelt haben.
Der Gedanke, das Gerücht, das Alonso den taumelnden Pierre Gasly bei Red Bull ersetzen könnte, ist absurd. Nie würden die Salzburger so unsensibel sein, und Hondas größten Gegner ins eigene Team holen. Nie und nimmer.
Unfassbar, wie desorganisiert dieser Rennstall ist, was für ein Chaoshaufen.
Nach dem Qualifing in Hockenheim, wo man mit dem schnellsten Auto die Plätze 10 und 20 belegte, weil beide Rennwagen defekt waren, gab es die Höchststrafe: Mitleid.
Die Unruhe bei den Italiener ist kaum auszuhalten und als ob dieses Chaos und all die Intrigen nicht schon Problem genug wären, ist nun auch die Politik zurück: mit Shooting-Star Charles Leclerc hat Ferrari zwar den ersten Weltklasse-Eigenbauspieler seit Jahrzehnten, doch mit dem Monegassen ist auch der Todt-Clan zurück in Maranello: Jeans Sohn Nicolas managt Leclerc. Und man ahnt, wie es für Sebastian Vettel immer ungemütlicher wird.
Dabei ist der Deutsche besser als sein aktueller Ruf, es waren nur vier Renn-Wochenenden, an denen Leclerc ihn dominierte, öfter war die Lage umgekehrt. Aber die Medienwelt ist nicht so differenzierend.
Leclerc ist ohne Zweifel ein Großer, Fehler hat er (logischerweise) aber auch schon einige gemacht, zuletzt in Hockenheim einen sehr großen.
Ihm jetzt schon die ganze Last einer Nummer 1 aufzubürden, das kommt wohl zu früh.
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