MENSCHEN IN BEWEGUNG (35)
Andreas Gröbl, Formel-1-Reporter
Ein Auto, ein Schlüssel und ein unbegrenzter Tankgutschein: Wohin fahren Sie?
Wenn ich viel Zeit habe: definitiv nach Osten, irgendwo auf der Achse Paris-Moskau-Peking. Am liebsten mit Dachzelt oben drauf. Ein bisschen Abenteuer muss manchmal sein. Aber wer hat schon so viel Zeit? Daher geht es realistischerweise durchs Mostviertel an den Lunzer See zum Seele baumeln lassen.
Das prägendste Auto Ihrer Kindheit?
Die Straßen waren damals voll von NSU, Renault 4, Citroen 2CV. Ich kann mich auch noch an einen schwarzen Moskwitsch erinnern, der bei uns in der Gasse herumstand. Und die besseren Leute fuhren Mercedes 280 E. Ich konnte als Kindergartenkind angeblich alle Automarken in Sekundenschnelle erkennen, was die Erwachsenen immer total verblüfft hat. Ehrlicherweise sahen damals aber auch nicht alle Marken gleich aus.
In meinem Fall muss das prägendste Auto wohl die Ente gewesen sein, denn mit 18 wurde sie mein Erstfahrzeug. Bj. 1979, gelb mit blauen Kotfügeln, 29 PS, natürlich mit Faltdach. Die Bodenplatte konnte man schon mit dem Daumen durchdrücken. Klassischer Franzose damals. Ging mit 6 Liter Sprit auf 100 km. Teurer war der eine Liter Öl, den man für einmal Tulln-Salzburg einberechnen musste. Ich bin damit als erste Ausfahrt natürlich prompt nach Fiorano gefahren und habe frech gefragt, ob ich einmal eine Runde drehen darf. Ferrari hat höflich, aber bestimmt abgelehnt.
Die prägendste Strecke Ihrer Jugend?
Zur Urgroßmutter nach Waidhofen/Ybbs. Ab Amstetten begann da immer eine komplett neue Welt für mich mit dem großen Papierwerk in Kematen und der Basilika Sonntagberg. Im Winter – ja, die gab es damals noch – musste die ganze Familie damals auf den letzten 300 Metern aussteigen und schieben. Denn die Oma wohnte auf einer Anhöhe und der war das Gröbl’sche Familienfahrzeug bei Schnee nie gewachsen. Die entscheidende Frage bei allen Fahrten über zehn Kilometer war aber immer: schafft es der Bub diesmal ohne Speiben?
Ihr erstes Traumauto?
Klingt vielleicht komisch: ich hatte nie ein Traumauto für die Straße. Weder damals noch heute. In meiner Jugend war der Lamborghini Countach natürlich das ultimative Geschoß. Das war die Zeit vom Manta mit Fuchsschwanz. Hat mich aber nie interessiert. Für mich waren nur Rennautos interessant. Den Tyrrell P34 mit seinen sechs Rädern habe ich als 13-Jähriger einen ganzen Sommer lang aus einem einzigen Stück Holz in der Werkstatt meines Vaters gebastelt.
In den nächsten Sommerferien war der Beatrice Lola von Alan Jones aus dem Jahr 1985 dran. Der steht bis heute in meiner Vitrine. Zwanzig Jahre später habe ich mit Alan gemeinsam bei ein paar Rennen zusammenarbeiten dürfen. Ich habe ihm minutenlang von diesem tollen, wunderschönen Auto vorgeschwärmt, das ich wochenlang nachgebaut habe. Er hat sich das alles geduldig angehört und dann typisch australisch geantwortet: „Lovely, mate. But honestly it was the greatest shitbox I ever drove”
Was möchten Sie jetzt fahren?
Auf der Straße ist mir das eigentlich völlig egal, solange es bequem, wirtschaftlich und umweltgerecht ist. Auf der Rennstrecke gäbe es schon einiges. Ich durfte vor zwei Jahren in Spanien den DTM-Audi RS5 fahren, mit dem René Rast die Meisterschaft gewonnen hat. Das war ein riesen Erlebnis. Eigentlich fährt sich so ein DTM-Auto wie ein großes Gokart. Nur halt mit über 600 PS. Und der Unterschied zwischen kalten und warmen Reifen ist wie Tag und Nacht. Peinlich nur, als wir die Telemetriedaten von René und mir übereinandergelegt haben. Da bekommt man richtig Ehrfurcht
Ihre Qualitäten als Beifahrer?
Hängt stark vom Fahrer ab. Ist doch klar. Der Beifahrer ist ja nie schuld, oder?
Helmut Marko hat mich ein wenig gehäkelt, als wir beide in einem wunderschönen Porsche 356 durchs Ausseer Land gefahren sind. Er hat gemeint, ich soll nicht immer mitbremsen vor jeder Kurve. Aber das Ding hatte ja nicht einmal Sicherheitsgurten. Und er ist auch nimmer der Jüngste und trotzdem schön auf Durchzug unterwegs.
Was nervt am Steuer?
So viel Zeit haben wir nicht. Meine Frau maßregelt mich immer auf längeren Fahrten, weil ich mich so aufregen kann. Aber wenn du so wie ich in manchen Jahren 50.000 bis 60.000 Kilometer auf der Autobahn verbringst, da kommt dir vieles unter. Ignoranten, Gemeingefährliche, Asoziale. Du findest sie auf jeder Autobahn. Und ich verstehe bis heute nicht, warum man bei 55 km/h auf einer geraden, leeren, trockenen Ortsdurchfahrt wie ein Schulbub heruntergeputzt wird, während wir scheinbar mühelos tolerieren, wenn einer mit 110 ohne Schauen auf die linke Spur am Highway ausschert.
Auf welche Erfindung hoffen Sie?
Ein Auto, mit dem ich immer einen freien Parkplatz in der Nähe finde ?
Ihr liebster Soundtrack im Auto?
Musikalisch kenne ich keinen Spaß. Wer das unsägliche Pop-Einheitsgedudel von 90% aller Radiosender hören will, muss woanders mitfahren. Bei mir gibt es nur Handgemachtes: von Sixties Psychedelic Rock bis Springsteen, von den Beatles bis Alternative Rock, von U2 bis Edvard Griegs Peer Gynt.
Und natürlich auch ab und zu etwas Eigenes von meiner Band, der Cow Hill Gang.
Ihre Lieblings-Auto-Farbe?
Wenn ich es mir aussuchen könnte: dieses legendäre blau mit orange im Gulf-Branding.
Worauf schauen Sie als erstes beim Autokauf?
Jetzt werden sich viele denken, was ist der Gröbl für ein Spießer. Aber ich bin ganz ehrlich: Kann ich in die Kiste bequem einsteigen? Ist das Ding vorsteuerabzugsberechtigt? Schließlich ist es ja im Normalfall im Fuhrpark meiner Firma. Haben wir genug Platz, um technisches Equipment für Events, Filmdrehs, Auftritte unterzubringen? Wie ist die Pannenstatistik? Braucht er schon bei 100.000 einen neuen Zahnriemen? Vertraue ich dem Autoverkäufer oder habe ich das Gefühl, die zocken mich ab?
Am Ende kommt dann meist ein vernünftiges Auto raus. Vom Lietz in Ybbsitz oder Wieselburg.
Ihr Traum-Beifahrer für eine lange Autofahrt?
Paul McCartney. Der würde sich wundern, was so ein Beatlesfan noch alles wissen möchte. Und wenn es langweilig wird, schreiben wir schnell einen Song zusammen ?
Das schönste Auto aller Zeiten?
Auf der Straße müsste ich mich entscheiden zwischen einem 1967er Mustang oder Shelby Cobra. Vielleicht noch ein 1933er Rolls Royce Phantom II.
Auf der Rennstrecke muss man schon sehr kaltherzig sein, wenn der Puls beim Anblick des Ferrari 312T von Niki Lauda aus 1975 nicht in die Höhe geht.
Ihr Lieblings-Rennfahrer?
Von den aktuellen Rennfahrern schlägt mein Herz ein wenig für Daniel Ricciardo, mit dem ich in den letzten Jahren ein paar Mal Zeit verbracht habe. Ein unglaublich guter Typ, der auch in die „Rush“-Ära gepasst hätte. Aus der Geschichte hätte ich gerne Jim Clark und Tazio Nuvolari kennen gelernt. Beide müssen Giganten in ihrer jeweiligen Ära gewesen sein.
Ihr persönlicher Fuhrpark?
Völlig spießig und unspektakulär. Aufregende Autos gehören auf die Rennstrecke!
Ein Ford Tourneo Connect (Hochdachkombi) und ein Hyundai i30 cw.
PS: Mehr über seine ServusTV-Kollegen Andrea Schlager und Philipp Eng als Menschen in Bewegung lesen Sie beim Klicken der jeweiligen Namen.