INTENSIVTEST: MAZDA6 SPORT COMBI CD150 AT
Was macht ihn zum Geheimtipp?
Man hört, Kombis seien unter Druck geraten. Warum, wieso?
In den vergangenen zehn Jahren haben SUV den klassischen Kombis ihren Rang abgelaufen. Sie suggerieren mehr Coolness und haben mit der erhöhten Sitzposition ein Argument, für das viele Autokäufer zugänglich sind.
Besitzen Kombis dann überhaupt noch Vorteile gegenüber SUV?
Aber sicher! Durch den niedrigeren Schwerpunkt kann das Fahrwerk ganz anders ausgelegt werden. Der Kompromiss aus Straffheit und Komfort, den alle Fahrwerksentwickler suchen, bewegt sich bei einem Kombi auf viel höherem Niveau. Anders gesagt: Gute Kombis sind gleichzeitig sportlicher UND komfortabler als ein SUV. Obendrein sorgt die geringere Stirnfläche für eine bessere Aerodynamik. Mit identischem Motor spart ein Kombi gegenüber einem größenmäßig vergleichbaren SUV auf der Autobahn in der Praxis gut einen Liter ein.
Trifft das auch auf den Mazda6 Sport Combi zu?
Dieser Kombi ist ein gutes Beispiel dafür, was diese Klasse heutzutage kann. Er ist ein Musterbeispiel an Souveränität, ein fantastischer Reisewagen, der einen Schwerpunkt auf Komfort legt. Das ist auch gut so, es muss ja nicht jedes Auto supersportlich sein – obwohl wir bei manchen Automarken dieses Gefühl haben. Der Mazda in der Ausführung unseres Testautos ist einfach ein solider Lebensabschnittspartner, der einen nicht mit den unangenehmen Seiten des Autofahrens behelligt – störenden Geräuschen, Härte im Fahrwerk oder der Pflicht, kuppeln und schalten zu müssen.
Das klingt gleichzeitig ein wenig langweilig ...
Klar, wenn man auf Beschleunigungsorgien und Motorsound steht, dann wird man nicht zu diesem Modell greifen. Aber seien wir ehrlich: Im realen Abbild unseres Verkehrsgeschehens haben solche Muster doch längst ausgedient. Und der Mazda6 Sport Combi ist keineswegs ein fader Begleiter. Zum einen sieht er doch hübsch aus – vor allem mit der seit dem Facelift 2015 gestrafften Front, zum anderen bietet er zum vernünftigen Preis jede Menge Komfort und ein smartes Infotainmentsystem. Es ist ein Auto, in das man gerne einsteigt, weil alles passt.
Bleiben wir beim Raum: Besser als ein einem SUV?
Der Mazda6 Sport Combi hat den Vorteil – und gleichzeitig manchmal auch den Nachteil –, dass er mit 4,80 Meter sehr lang geraten ist. Dadurch transportiert man räumlich gestreckte Gegenstände mit einem Schulterzucken. Einfach die Rücksitze umklappen (das gelingt auch vom Kofferraum aus) und das Ladegut verstauen. Eine Freude im Alltag ist übrigens die Kofferraumabdeckung, die sich beim Öffnen der Heckklappe automatisch nach oben zoomt. Einziger winziger Raum zur Verbesserung: mittlerweile setzt sich die 40:20:40-Trennung der Rückbank durch, die beim Umklappen mehr Flexibilität bringt. Sehr gut gelungen und viel geräumiger als bei SUV ist der Knieraum im Fond. Hier sitzen Passagiere mehr als fürstlich.
Welche Noten bekommt der Antrieb?
Durchwegs hohe. Der Dieselmotor ist ein Idealfall für diese Klasse; mit 150 PS genau richtig bestückt, weder überkandidelt noch brustschwach. Er interagiert auf freundschaftlicher Basis mit der Sechsgang-Automatik, läuft ruhig und recht leise. Dank der vielen Sparmaßnahmen, die Mazda an der Peripherie angebracht hat – das Start-Stopp-System i-stop, die Energierückgewinnung i-Eloop – hält sich der Verbrauch in moderaten Grenzen: Wir haben 6,7 Liter im Schnitt gebraucht, ein guter Wert für ein Auto dieser Größe und Ausstattung.
Mazda hat seit kurzem auch Allradantrieb für den Sechser im Programm. Sollte man ihn auch ankreuzen?
Grundsätzlich favorisieren wir den Allradantrieb, allerdings bietet Mazda den AWD mit diesem Motor nur in Verbindung mit Schaltgetriebe an. Wer nicht unbedingt auf den Komfort einer Automatik wert legt, der ist damit fein bedient. Will man jedoch Diesel, Automatik und Allrad vereinen, dann muss man zur Topausstattung und dem 175-PS-Diesel greifen – ein Mehrpreis für dieses Paket von knapp 7000 Euro ist aber eine harte Nuss, die nicht jeder knacken wollen wird.
Noch eine Frage zur Ausstattung: Reicht Attraction oder muss man noch in Extras investieren?
Im Grunde stellt sich diese Frage nicht. Wer diesen Motor mit Automatik will, der muss diese Ausstattung nehmen; als Extras bleiben nur Metallic-Lack und das Navigationssystem. Das ist aber kein Fehler, in der Attraction-Ausstattung sind die wichtigsten Goodies bereits enthalten: von der Zwei-Zonen-Klimaautomatik über den 7-Zoll-Touchscreen mit HMI-Commander, Tempomat, Sitzheizung, 17-Zoll-Alus, Parksensoren vorne und hinten bis zum City-Notbremsassistenten. Auch die Lichter spielen alle Stückeln: Heckleuchten, Nebelscheinwerfer, Tagfahrlicht und Hauptscheinwerfer arbeiten mit LED-Technologie. Die beiden Extras würden wir übrigens ankreuzen; den Metallic-Lack hat sich der Sport Combi wirklich verdient und das solide funktionierende Navi ist mit 600 Euro verführerisch bepreist.
Wie funktioniert die Bedienung? Oft braucht man ja einen Wifi-Kurs für Entertainmentsysteme ...
Auch hier hat Mazda alles richtig gemacht. Das System ist logisch aufgebaut, übersichtlich und nicht mit unnötigen Funktionen überfrachtet. Man muss sich auch als älteres Semester nicht fürchten, den Überblick zu verlieren. Umgekehrt lassen sich auch viele moderne Features nutzen, etwa Internet-Radio.
Famous last words ...?
Der Mazda6 Sport Combi hat sich nach drei Jahren am Markt zu hoher Reife aufgeschwungen. Er fährt souverän, bietet erstaunlich viel Platz, hat einen geräumigen und hochwertig ausstaffierten Innenraum und ist eine der komfortabelsten Möglichkeiten, um in die Ferne zu schweifen.