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INTENSIVTEST: JAGUAR XJ 30d

INTENSIVTEST: JAGUAR XJ 30d

Wie fit ist der britische Panamera nach dem Update?

Ein weltoffenes Luxuscoupé mit vier Türen: britische Memberclubs, kalifornische Smartphones und deutsche Diesellabors scheinen dem XJ wohlbekannt.
Warum Panamera-Gegner? Ist der XJ nicht eher eine englische S-Klasse?
In der reinen Punktewertung würde er hinter S-Klasse und 7er landen, aber daraum geht es nicht. Mit den deutschen Luxuslimousinen hat der XJ vor allem konzeptionell weniger zu tun als man glaubt. Die abfallende Dachlinie verkleinert die hinteren Türen zugunsten der Coupé-Silhoutte. Das opulente Cockpit und ein vergleichsweise knapper geschnittenes Fond machen den größten Jaguar zum Fahrerauto. Damit steht der XJ eher dem Porsche Panamera und dem Maserati Quattroporte nahe. Auch Bentley sollte man erwähnen, aber dazu später.
 
Ganz neu ist der XJ nicht mehr, oder?
Der aktuelle XJ kam Anfang 2010 auf den Markt und wird für immer einen wichtigen Platz in Jaguars Geschichtsbüchern einnehmen: das radikal neue Design von Ian Callum hat die dringend nötige Verjüngung der Marke eingeleitet. Seither sind einige Autos auf den Markt gekommen, in denen man sich eher Kate Moss und David Beckham vorstellen kann als Queen Elisabeth und Prinz Philip (F-Type, F-Pace, XE, XF). Der XJ selbst wurde 2014 aufgefrischt und bekommt jetzt ein weiteres Update, bevor es frühestens 2018 einen Modellwechsel gibt.

Und fällt das aktuelle Update groß aus?
Jaguar legt gezielt in den wichtigsten Bereichen nach. Die Lichter sehen nun wieder so modern und edel aus, wie es sich für die Luxusklasse gehört – wobei die Lichtgraphik hier stillvoller ist als bei so manchem anderen Oberklasseauto (die neuen Gestaltungsmöglichkeiten führen bisweilen graphischen Übertreibungen). Viel wichtiger als das kleine Facelift sind aber die Neuerungen beim Multimedia und Dieselmotor.

Jaguar XJ 30d im Intensivtest: Ein weltoffenes Coupé mit vier Türen.

Pracht, Wärme und Eleganz: Für den XJ spricht ganz besonders die Einrichtung. 

Multimedial war Jaguar bisher nicht Spitze. Jetzt ist ein völlig neues System an Bord – kann es den Rückstand aufholen?
Optisch ist der Touchscreen gleich geblieben, da sieht der extrem breite Screen, der zum Beispiel im neuen XF verbaut wurde, noch moderner aus. Die neue Software verweist das bisherige System dann aber auch im XJ ins Museum. Die Bedienung ist schnell, intuitiv und übersichtlich, ähnlich angenehm wie man es von den kalifornischen Smartphones kennt. Wischen, zoomen, drücken, passt. Dieses Multimedia-System zählt definitiv zu den angenehmsten und besten am Markt. Und auch die digitale Instrumenteneinheit, die sich bei Bedarf in einen riesigen Navigations-Bildschirm direkt im Blickfeld verwandelt, überzeugt. Apple Carplay und Android Auto integriert Jaguar derzeit noch nicht.

Wie macht sich der überarbeitete Dieselmotor?
Exzellent, der Antrieb des XJ 30d ist eines der größten Argumente für das Auto. Der 3,0-Liter-Sechszylinder hat um 25 PS und 100 Newtonmeter zugelegt, liegt jetzt bei 300 PS und beeindruckenden 700 Newtonmetern. Dazu versteht er sich exzellent mit der ebenso schnellen wie komfortablen 8-Gang-Automatik. Das Auto schiebt im Stil eines Sportwagens an, der Motor bleibt dabei aber so nobel-zurückhaltend wie bei einer Luxuslimousine. Unser Testverbrauch im Sieben-Liter-Bereich rundet den exzelltene Eindruck ab. Mit diesem Antrieb zeigt Jaguar, dass seine Ingenieuere auf Augenhöhe mit den besten deutschen Diesellabors sind.
 
Was spricht noch für den XJ?
Die sportliche Auslegung – der XJ ist flott unterwegs, nur in den engen Kurven setzten ihm Gewicht und Radstand natürlich Grenzen. Vor allem spricht für den XJ aber die Einrichtung: Diese Pracht, Wärme und Eleganz strahlt die pure Britshness eines Londoner Memberclubs aus. Da ist Bentley nicht mehr weit weg, nur die Mitgliedschaft ist bei Jaguar günstiger.


 

DATEN & FAKTEN

Jaguar XJ 30d Portfolio

(Stand April 2016)

Preis

Einstiegspreis XJ 89.550 Euro. Testwagen 109.413 Euro.

Antrieb

V6-Turbodieselmotor; 2.993 ccm, 221 kW (300 PS)/4000, 700 Nm/2000, 8-Gang-Automatik, Heckantrieb.

Abmessungen

Länge/Breite/Höhe 5130/1899/1448 mm, Radstand 3.032 mm, Wendekreis 11,9 m, Tankinhalt 77 l, Kofferraum 520 l.

Gewicht

Leergewicht 1.835 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2.400 kg.

Fahrwerte

Vmax 250 km/h, 0–100 in 6,2 s, Normverbrauch 6,6 l. CO2 149 g/km.

Testverbrauch

7,3 l/100 km

MOTORPROFIS WERTUNG

Fahrspass

7 Punkte

Vernunft

5 Punkte

Preis-Leistung

6 Punkte

Gesamturteil

7 Punkte

Empfehlenswerte Extras

Man sollte in der Extraliste eine prachtvolle Inneneinrichtung zusammenstellen, die dem persönlichen Stil und Charakter entspricht. Oder sich gut beraten lassen. Auch der Fernlicht-Assistent und das Kollisionswarnsystem für Rückwärtsfahrten machen Sinn.

Das taugt uns

Das das Multimedia-System im kalifornischen, der Dieselmotor im deutschen und die Einrichtung im britischen Stil umgesetzt ist.

Bitte nachbessern

Weil sich das Radardsystem für die (optionale) adaptive Geschwindigkeitsregelung im Kühlergrill versteckt, prangt dort ein unschöne Kunststoffplatte. Nichts für Ästheten, die Konkurrenz hat aber ähnliche Probleme.

Unser Extra-Tipp

Ein XJR mit 5.0-Liter-V8-Kompressormotor (550 PS, 0 auf 100 km/h in 4,6 Sekunden, 280 km/h) ist gefühlsmäßig nicht weit weg von Bentley, kostet aber deutlich weniger.
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