Test: Honda ADV350
Abenteuer voraus!
Crossover-Modelle mit vier Rädern liegen voll im Trend – im Zweirad-Universum sind sie noch eine Ausnahme. Mit dem X-ADV hat Honda schon einmal im 750-Kubikzentimeter-Segment vorgefühlt. Jetzt gibt es den Mix aus Outdoor-Trimm und City-Wendigkeit erstmals in der mittleren Hubraum-Liga: Ausfahrt mit dem ADV 350.
22.04.2022Fotos: FOTObyHOFER / Christian Hofer
Warum dieser Mix?
Weil er nahe lag. Das Scooter-Segment hat in den letzten Jahren auch in Sachen Hubraum stark zugelegt – Geräte um die 300 cm3 führen längst die Verkaufsstatistik an. Bei den Voll-Motorrädern herrscht dafür eine Art natürlicher Kubatur-Grenze. Und was richtig Neues gab es ohnehin schon länger nicht mehr. Der Trend zum leistbaren Allround-Zweirad anstatt der Spezialisierung war ebenfalls schon länger da. Der Schritt zum Kreuzen zweier zumindest in den Köpfen vieler Zweirad-Ritter schwer vereinbarer Gattungen war eine spannende Entscheidung, aber Honda hat auffallend wenig Berührungsängste gezeigt. Das Ergebnis kann sich sehen und auch – soviel vorweg – sehr gut fahren lassen.
Was macht den Crossover-Anteil des ADV aus?
Dass unter dem noch martialischeren Manga-Design der verstärkte Rahmen des hubraumgleichen Forza-Modells steckt, ist kein Geheimnis. Durch den Genre-Wechsel vom Gran Turismo-Roller zum Adventure-Allrounder sind großzügige Fahrwerks-Adaptionen eingezogen. Die vordere Teleskopgabel ist gegenüber dem Forza stärker und mit gut 40 Prozent mehr Federweg ausgeführt. Hinten sind zwei Showa-Federbeine samt Ausgleichsbehälter montiert, die bringen plus 30 Millimeter und demonstrieren die Offroad-Neigung auch äußerlich. Die Sitzposition ist gegenüber dem vergleichbaren Forza im Verhältnis zum Trittbrett niedriger, wegen der mit 145 Millimeter höheren Bodenfreiheit insgesamt wieder annähernd identisch. Was bedeutet, das die Beine etwas mehr angewinkelt werden, dazu ist der Lenker stärker nach oben gekröpft.
Mehr Offroad- oder mehr Straßen-Tauglichkeit?
Das Plus an Bodenfreiheit ist überschaubar, dank der schlau angepassten Ergonomie wirkt der ADV im Handling aktiver und direkter als das Straßen-Pendant. Sie ist aber nicht fürs Erzberg-Rennen gedacht, sondern für alle, die ihre zweirädrige Schlagdistanz nicht von Feldwegen und Schotterpisten eingeschränkt haben wollen. Und eben eine für alles suchen – das kleine Abenteuer zwischendurch und den City-Alltag sowieso. Aus dem Blickwinkel des Fahrers hat der ADV viel von beiden Welten – das Cockpit mit Hochkant-Windschild, Spritzschutz-Instrument und Hand-Schutzbügeln ist klar Enduro-Style, das Rahmen-Format aber eben Roller.
Weil er nahe lag. Das Scooter-Segment hat in den letzten Jahren auch in Sachen Hubraum stark zugelegt – Geräte um die 300 cm3 führen längst die Verkaufsstatistik an. Bei den Voll-Motorrädern herrscht dafür eine Art natürlicher Kubatur-Grenze. Und was richtig Neues gab es ohnehin schon länger nicht mehr. Der Trend zum leistbaren Allround-Zweirad anstatt der Spezialisierung war ebenfalls schon länger da. Der Schritt zum Kreuzen zweier zumindest in den Köpfen vieler Zweirad-Ritter schwer vereinbarer Gattungen war eine spannende Entscheidung, aber Honda hat auffallend wenig Berührungsängste gezeigt. Das Ergebnis kann sich sehen und auch – soviel vorweg – sehr gut fahren lassen.
Was macht den Crossover-Anteil des ADV aus?
Dass unter dem noch martialischeren Manga-Design der verstärkte Rahmen des hubraumgleichen Forza-Modells steckt, ist kein Geheimnis. Durch den Genre-Wechsel vom Gran Turismo-Roller zum Adventure-Allrounder sind großzügige Fahrwerks-Adaptionen eingezogen. Die vordere Teleskopgabel ist gegenüber dem Forza stärker und mit gut 40 Prozent mehr Federweg ausgeführt. Hinten sind zwei Showa-Federbeine samt Ausgleichsbehälter montiert, die bringen plus 30 Millimeter und demonstrieren die Offroad-Neigung auch äußerlich. Die Sitzposition ist gegenüber dem vergleichbaren Forza im Verhältnis zum Trittbrett niedriger, wegen der mit 145 Millimeter höheren Bodenfreiheit insgesamt wieder annähernd identisch. Was bedeutet, das die Beine etwas mehr angewinkelt werden, dazu ist der Lenker stärker nach oben gekröpft.
Mehr Offroad- oder mehr Straßen-Tauglichkeit?
Das Plus an Bodenfreiheit ist überschaubar, dank der schlau angepassten Ergonomie wirkt der ADV im Handling aktiver und direkter als das Straßen-Pendant. Sie ist aber nicht fürs Erzberg-Rennen gedacht, sondern für alle, die ihre zweirädrige Schlagdistanz nicht von Feldwegen und Schotterpisten eingeschränkt haben wollen. Und eben eine für alles suchen – das kleine Abenteuer zwischendurch und den City-Alltag sowieso. Aus dem Blickwinkel des Fahrers hat der ADV viel von beiden Welten – das Cockpit mit Hochkant-Windschild, Spritzschutz-Instrument und Hand-Schutzbügeln ist klar Enduro-Style, das Rahmen-Format aber eben Roller.
Abenteuer ahoi! Der ADV ist Hondas erstes Crossover Modell in der 350er-Klasse für Stadt- und Feldweg.
Sogar der Auspuff ist Teil des optischen Gesamtkonzepts.
Geizt nicht mit Winkeln und Kanten, LED-Beleuchtung rundum serienmäßig.
Hinten zwei Showa-Federbeine samt Ausgleichsbehälter, sie bringen plus 30 Millimeter und demonstrieren die Offroad-Neigung auch äußerlich.
Die Sitzposition auf dem ADV ist etwa gleich hoch wie die bei Hondas Großrad-Roller SH, das Ergonomie-Konzept aber völlig anders.
Wieviel Komfort-Ausstattung hat Honda draufgepackt?
Genug – oder eigentlich so gut wie alles, was die Forza-Mitgift auch hergibt. Allem voran der schlüssellose Betrieb, hier mit noch ein bisschen mehr Realitätssinn als bei den reinen Straßenmodellen: Die bleiben bei Schlechtwetter vielleicht öfter im Stall als ein Crossover-Allrounder für alle Lebenslagen – und je mehr Outdoor desto weniger gern Schlüsselsuchen. Natürlich verriegeln Sitzbank und Tankklappe automatisch, auf Knopfdruck lassen sie sich einzeln öffnen. Das Top-Case ist hier Zusatzausstattung, wer die Touren-Option wirklich auslebt wird den Stauraum zusätzlich zu dem recht üppigen Plazverhältnissen unter der Sitzbank aber wohl schätzen. Die Zeiger-Uhren des Forza hätten demADV auch gut gestanden, das digitale Kombiinstrument im Tablett-Look sorgt aber für mehr Abstand und ist aus der Fahrer-Perspektive gut ablesbar. Eher aus Authentizitätsgründen hat Honda auch einen Drehzahlmesser mitprogrammiert, obwohl der bei der Variomatik ja im Grunde genommen beinahe verzichtbar ist. Die USB-Ladebuchse fürs Smartphone ist natürlich an Bord, dazu LED-Beleuchtung rundum.
Wie passt der Motor in dieses Segment?
An Punch mangelt es dem mit 330 cm3 nicht einmal das Klassen-Limit auschöpfenden Motor jedenfalls nicht. 30 PS sind eine ganz ordentliche Ausbeute, die 32 Newtonmeter ebenso. Stufenlose Automatik ist vielleicht bei versierten Tourern nicht die erste Wahl, für den ebenso wichtigen City-Betrieb ist sie aber die beste. Die Kraft fließt solide und wird von der Variomatik sauber abgenommen, ABS und Traktionskontrolle sorgen für ausreichende Sicherheitsreserven. Wer die gut 140 km/h Höchstgeschwindigkeit nicht zwanghaft anwendet, bleibt problemlos unter vier Litern je 100 Kilometern, tendenziell geht’s sogar eher Richtung Katalogwert von 3,4 Litern.
Genug – oder eigentlich so gut wie alles, was die Forza-Mitgift auch hergibt. Allem voran der schlüssellose Betrieb, hier mit noch ein bisschen mehr Realitätssinn als bei den reinen Straßenmodellen: Die bleiben bei Schlechtwetter vielleicht öfter im Stall als ein Crossover-Allrounder für alle Lebenslagen – und je mehr Outdoor desto weniger gern Schlüsselsuchen. Natürlich verriegeln Sitzbank und Tankklappe automatisch, auf Knopfdruck lassen sie sich einzeln öffnen. Das Top-Case ist hier Zusatzausstattung, wer die Touren-Option wirklich auslebt wird den Stauraum zusätzlich zu dem recht üppigen Plazverhältnissen unter der Sitzbank aber wohl schätzen. Die Zeiger-Uhren des Forza hätten demADV auch gut gestanden, das digitale Kombiinstrument im Tablett-Look sorgt aber für mehr Abstand und ist aus der Fahrer-Perspektive gut ablesbar. Eher aus Authentizitätsgründen hat Honda auch einen Drehzahlmesser mitprogrammiert, obwohl der bei der Variomatik ja im Grunde genommen beinahe verzichtbar ist. Die USB-Ladebuchse fürs Smartphone ist natürlich an Bord, dazu LED-Beleuchtung rundum.
Wie passt der Motor in dieses Segment?
An Punch mangelt es dem mit 330 cm3 nicht einmal das Klassen-Limit auschöpfenden Motor jedenfalls nicht. 30 PS sind eine ganz ordentliche Ausbeute, die 32 Newtonmeter ebenso. Stufenlose Automatik ist vielleicht bei versierten Tourern nicht die erste Wahl, für den ebenso wichtigen City-Betrieb ist sie aber die beste. Die Kraft fließt solide und wird von der Variomatik sauber abgenommen, ABS und Traktionskontrolle sorgen für ausreichende Sicherheitsreserven. Wer die gut 140 km/h Höchstgeschwindigkeit nicht zwanghaft anwendet, bleibt problemlos unter vier Litern je 100 Kilometern, tendenziell geht’s sogar eher Richtung Katalogwert von 3,4 Litern.
Aus der Cockpit-Perspektive ist die Enduro-Annäherung des ADV komplett gelungen.
Digitale Kombiinstrument im Tablett-Look.
Das ganze Komfort-Equipment, schlüsselloser Betrieb inklusive.
Zwei mal Helm oder was sonst auf den Road-Tripp mit muss. Optional kann der Stauraum noch mit einem Top-Case aufgemotzt werden.
Wie fährt sich der ADV im Vergleich zum reinen Street-Scooter?
Die etwas andere Sitzposition ist nicht unbequemer und der Trick, mit geänderter Lenker-Kröpfung für direktere und präzisere Reaktionen zu sorgen, hat jedenfalls geklappt. Im City-Betrieb sind die Unterschiede zum nahen Verwandten Forza eventuell einfach Geschmackssache, im Nachteil ist der ADV jedenfalls nirgends – Wendigkeit und Souveränität teilen sich die beiden gleichwertig. Ohne festen Untergrund unter den etwas grobstolligeren Reifen des ADV macht es Spaß, ein wenig mit der Kraft am Hinterrad zu spielen und dem Schotter beim Spritzen zuzuhören. Würde man mit dem Forza wohl kaum machen. Ebenso, wenn’s einmal ein wenig ruppiger wird, die gröberen Wellen auch einmal auf dem Trittbrett stehend durchzuwippen.
Das Fazit?
Mit dem ADV verliert der Weg zur Almhütte auch für Scooter-Fahrer ihren Schrecken. Und selbst wenn so ein Tripp nie stattfindet: Auch die wenigsten vierrädrigen SUVs sehen jemals einer ernsthaften Gatschlacke ins Auge. Wer vorrangig den Design-Aspekt schätzt, wird mit Hondas Crossover sowieso seine Freude haben – mehr geometrische Einzelflächen hat sonst kaum ein Roller, sogar der Auspuff ist Teil des optischen Gesamtkonzepts. In Summe gibt’s hier für 200 Euro Aufpreis gegenüber dem gleich starken Forza zwei Roller zum Tarif von einem.
Die etwas andere Sitzposition ist nicht unbequemer und der Trick, mit geänderter Lenker-Kröpfung für direktere und präzisere Reaktionen zu sorgen, hat jedenfalls geklappt. Im City-Betrieb sind die Unterschiede zum nahen Verwandten Forza eventuell einfach Geschmackssache, im Nachteil ist der ADV jedenfalls nirgends – Wendigkeit und Souveränität teilen sich die beiden gleichwertig. Ohne festen Untergrund unter den etwas grobstolligeren Reifen des ADV macht es Spaß, ein wenig mit der Kraft am Hinterrad zu spielen und dem Schotter beim Spritzen zuzuhören. Würde man mit dem Forza wohl kaum machen. Ebenso, wenn’s einmal ein wenig ruppiger wird, die gröberen Wellen auch einmal auf dem Trittbrett stehend durchzuwippen.
Das Fazit?
Mit dem ADV verliert der Weg zur Almhütte auch für Scooter-Fahrer ihren Schrecken. Und selbst wenn so ein Tripp nie stattfindet: Auch die wenigsten vierrädrigen SUVs sehen jemals einer ernsthaften Gatschlacke ins Auge. Wer vorrangig den Design-Aspekt schätzt, wird mit Hondas Crossover sowieso seine Freude haben – mehr geometrische Einzelflächen hat sonst kaum ein Roller, sogar der Auspuff ist Teil des optischen Gesamtkonzepts. In Summe gibt’s hier für 200 Euro Aufpreis gegenüber dem gleich starken Forza zwei Roller zum Tarif von einem.
Das 330 cm3-Aggregat fährt technisch mit allem auf, was Honda derzeit an Effizienz-Goodies drauf hat – knapp 30 PS als Ausbeute können sich ebenfalls sehen lassen. Die Integral-Scheibenbremsen vorne und hinten sind gut abgestimmt und fein dosierbar. Ihre technische Verwandtschaft zur Forza ist dem ADV kaum anzusehen.
DATEN & FAKTEN
Honda ADV 350
(April 2022)Preis
6.590 EuroAntrieb
330 ccm Einzylinder-Viertakter mit 29,4 PS und 32 Newtonmetern Drehmoment, automatische Kupplung, stufenlose Variomatik.Abmessungen
Länge 2200 mm. Breite 835 mm. Höhe 1430 mm. Radstand 1430 mm.Sitzhöhe 795 mm.