Audi RS e-tron GT ice race edition (Vorstellung)

Audi exclusive nennt sich die markeninterne Fachabteilung für distinguierte Kunden. Was wird dort gemacht?
Tatsächlich erschließt sich der Sinn der Sache selbst einem gelernten Premiumkunden nicht sofort: Wenn der Konfigurator von Audi sowieso schon edle Ledersorten und exquisite Lackierungen bereithält, wofür braucht es dann noch Audi exclusive? Die Antwort lautet: Für die Individualisierung. Die Kunden von Audi exclusive wollen Produkte, die genau auf ihren persönlichen Geschmack abgestimmt sind oder einer streng limitierten Kleinserie entstammen. Das kann ein Maßanzug oder ein Haute Couture-Kleid sein, eine auf wenige Exemplare begrenzte Uhr oder Handtasche. In automobiler Hinsicht geht es um die einzigartige Innenausstattung und Außenlackierung oder, wie in diesem Fall, um eine Limited Edition.
 
Hat Audi Erfahrung mit der Individualisierung?
Begonnen hat das Programm schon in den 1990er-Jahre mit VHS-Playern und elektrischen Vorhängen für den A8. Mit der technischen Entwicklung sind viele Features in die normalen Ausstattungslisten gekommen, sodass es bei Audi exclusive heute vornehmlich um Stilfragen geht: Für viele Kunden hat zum Beispiel die Vielfalt der dort angebotenen Karosseriefarben einen besonderen Reiz. Während es in der Standardpalette zehn bis elf Töne gibt, bietet Audi exklusive mehrere Dutzend Individuallackierungen oder sogar komplett wunschgemäße Farbmischungen. Ähnlich einzigartig lassen sich die Lederausstattungen im Innenraum gestalten. Dazu kommen immer wieder kreative Ausstattungsangebote, in Erinnerung sind der Parkettboden aus dem Bootsbau für den Q7 oder das Rennsport-Interieur mit Feuerlöscher und Überrollbügel für den R8. Abgerundet wird das Angebot von Sonderserien mit zwei- bis dreistelligen Stückzahlen, zum Beispiel eine an den legendären RS 2 Avant erinnernde Edition des RS 6, oder eben ein spezielles Winterauto wie die neue RS e-tron GT ice race edition.
 
Auf welche Motorsportveranstaltung bezieht sich die Audi-Sonderserie?
Ein spektakuläres Eisrennen in Österreich. Beim GP Ice Race in Zell am See treffen sich Rennwagen vor wunderbarer Winterkulisse und dozieren die Evolution des Driftwinkels. Die Geschichte dieser Veranstaltung geht bis in die frühen 1950er-Jahre zurück, als auf dem zugefrorenen See spektakuläre Eisrennen zu Ehren Ferdinand Porsches stattfanden. Dafür wurde eine Tradition aus dem hohen Norden in die österreichischen Alpen übertragen und das in Skandinavien für den alltäglichen Transport benutzte Skijöring (auf Deutsch „gezogene Ski“) zum Sport umfunktioniert – statt Pferden oder Hunden zogen schnelle Motorräder die Skifahrer. Parallel wurde die Strecke von Autos befahren, die ebenfalls mit Spikereifen im Eis verfingen, sich aber auch ohne „Anhang“ packende Duelle lieferten. Wo Fußgänger kaum gehen können, ohne zu fallen, lagen die Durchschnittsgeschwindigkeiten der Autos bereits vor 70 Jahren jenseits der 100 km/h.
Nach langer Pause haben Ferdinand Porsche jr. und Vinzenz Greger diese Motorsport-Tradition ab 2019 wiederbelebt, am Flugplatz von Zell am See findet nun jeweils Ende Jänner eines der spektakulärsten Motorsport-Events des Winters statt. Es handelt sich quasi um die automobile Tanzveranstaltung des Jahres, beim GP Ice Race driften Sport- und Rennwagen verschiedenster Klassen und Dekaden – darunter auch aktuelle DTM, Formel E-, Rallyecross- und sogar Formel 1-Modelle.

Wo ist der Link von Porsche zu Audi?
Die engen Beziehungen der beiden Marken sind bekannt. In mehreren Baureihen bestehen technische Verwandtschaftsverhältnisse, auch der Start in die elektrische Sportwagen-Ära mit RS e-tron GT und Taycan war ein Paarlauf der Ingenieure. Die Gründe liegen in der Historie: Der Aufstieg von Audi zur weltweit erfolgreichen Premiummarke erfolgte innerhalb des VW-Konzerns und wurde maßgeblich von Ferdinand Piëch vorangetrieben, einem Neffen von Ferdinand Porsche. Nach wie vor sind sowohl der Sportwagenhersteller als auch die Volkswagen AG eng mit Österreich verbunden: Hier liegen nicht nur die Wurzeln von 911er und Käfer, hier leben auch viele Porsches und Piëchs. Familiensitz und immer wieder Treffpunkt der Anteilseigner ist das Schüttgut, ein Biobauernhof in Zell am See.
 
Wie ist die Audi RS e-tron GT ice race edition entstanden?
Nach dem positiven Feedback auf das eigens für das Eisrennen in Zell am See gestaltete RS e-tron GT-Showcar (ice race concept) wird der elektrische Sportwagen nun auch in einer Sonderserie von 99 Exemplaren zum Wintersportler mit Rennanzug (ice race edition). Das Design ist vom Motorsportspektakel in Österreich inspiriert, die Farbtöne der Schneewelt spiegeln sich auf der Karosserie wider und setzen sich im Innenraum fort: Silber und Weiß symbolisieren funkelnde Schneekristalle und Eisseen, die violetten Akzente evozieren Bilder von schimmernden Skibrillen. „Das Farbenspiel huldigt der kühlen Atmosphäre. Es soll das eisige Glitzern und Schimmern des Schnees aufgreifen und ein Gefühl von Geschwindigkeit vermitteln“, erklärt Designer Christopher Kroener von Audi exklusive.
 
Was macht die Sonderserie so besonders?
Ein Kniff der Designer: Sie arbeiten bei der Sonderserie mit einer edlen Lackierung UND einer Komplett-Folierung. Obwohl alle Außenbauteile beklebt sind, wirkt die Folie nur partiell. Immer wieder lassen transparente Stellen die Karosseriefarbe Florettsilber metallic durchscheinen. Der silberne Untergrund (des Lacks) wird um weiße Töne (der Folie) erweitert und bekommt dadurch eine dreidimensionale Wirkung. Die vier Audi-Ringe an Front und Heck passen sich in Weiß an die Gesamtkomposition an. Eine violett eingefärbte Eiskristall-Schraffur setzt zusammen mit schwarzen Felgen und dunkel getönten Scheiben die gezielten Kontraste.  
Auch den Innenraum hat Audi exclusive vollständig individualisiert und sich dabei die Farbenwelt des Außendesigns gehalten. In das silber-weiße Leder der Sitzmittelbahnen, Schulterbögen und Seitenwangen werden dezente violette Kontrastnähte verarbeitet. Die ebenfalls helle Mittelkonsole wird angepasst und das Leder-Alcantara-Lenkrad erhält in der Zwölf-Uhr-Stellung eine silberne Farbmarke.
Erstmals reichen die Modifikationen von Audi exklusive bis in die digitalen Welt: Das Display des Multimediasystems MMI bekommt ein eigenes Hintergrundbild, bei dem der Schriftzug der Sonderserie und die individuelle Seriennummer der Edition eingeblendet wird.

Was wird technisch geboten?
Obwohl es sich beim RS e-tron GT um ein Serienfahrzeug handelt, stehen die Leistungsdaten den in Zell am See antretenden Rennwagen um nichts nach: Der quattro-Antrieb der nächsten Generation kann spektakuläre 800 Newtonmeter Drehmoment auf alle vier Räder übertragen. Die zwei Elektromotoren mobilisieren knapp 600 PS Leistung und katapultieren das stehende Auto in nur 3,3 Sekunden auf 100 Stundenkilometer. Im elektrischen Zeitalter gibt es aber auch neue Geschwindigkeitsdisziplinen, in denen der RS e-tron GT zu den Besten gehört: Als eines der wenigen Elektroautos verfügt er über ein 800-Volt-Ladesystem und kann daher 80 Prozent seiner 83,7 kWh-Batteriekapazität in nur 22 Minuten und 30 Sekunden zurückerlangen. Selbst wenn bei der beeindruckenden Ladeleistung von 270 kW noch gar nicht alle Schnellladesäulen mithalten können (und Audi daher nun auch eigene baut) – lange wird man mit dem RS e-tron GT so oder so nicht stehen. Und dank einer WLTP-Reichweite von rund 500 Kilometern auch nicht allzu oft – zumindest wenn man dem Spektakel der 800 Newtonmeter und 3,3 Sekunden zwischendurch auch mal wiederstehen kann.
 
Und der Preis?
Ist bei den Kunden von Audi exclusive ja nicht so sehr das Thema, verraten dürfen wir dennoch: Die Audi RS e-tron GT ice race edition kostet knapp über 200.000 Euro.
 
Fazit
Seit drei Jahrzehnten kümmert sich Audi exclusive um die Wünsche von distinguierten Kunden, neben einzigartigen Innenausstattungen und Außenlackierungen gehören auch Limited Editions zum Repertoire: Inspiriert vom spektakulären Eisrennen in Zell am See wird der knapp 600 PS starke RS e-tron GT in einer Sonderserie von 99 Exemplaren zum Wintersportler mit Rennanzug. Als Auto für die kalte Jahreszeit quasi unschlagbar.