ALPINE ALPENGLOW HY4
Die Zukunft ist jetzt
Spa, heute Vormittag. Visavis der Eau Rouge, ein der traditionstreichsten Passagen der Rennsportwelt. Genau hier kann man zum ersten Mal die Zukunft berühren, zumindest jene von Alpine. Ein Auto, dass schon mehr ist ein Konzept, in dem sich Vision und Realität auf hoffnungsvolle Art annähern und das Gebot der Stunde, nämlich Technologieoffenheit, gelebt wird.
Vor uns steht der brandneue Alpine Alpenglow Hy4. Das ist kein reines Konzeptfahrzeug, sondern ein echter praxistauglicher Versuchsträger, der mit seinem Kohlefaser-Monocoque und seinem 340 PS starken 2,0-Liter-4-Zylinder-Turbomotor als Rennwagen konzipiert wurde. Er folgt auf das Concept Car Alpenglow, das Alpine 2022 auf dem Pariser Autosalon als Manifest für die künftige Ausrichtung der Marke bei Design und nachhaltiger Innovation präsentierte. Die „Mutter aller künftigen Alpine Modelle“ verkörperte den damaligen Entwicklungsstand der Marke bei wasserstoffbetriebenen Verbrennungsmotoren. Diese bieten ein hohes Leistungspotenzial für die Straße und den Motorsport und stehen im Einklang mit den ehrgeizigen Dekarbonisierungszielen von Alpine. Mit dem Alpine Alpenglow Hy4 zündet Alpine die nächste Entwicklungsstufe und zeigt ein fahrendes Versuchslabor.
Nach einer Präsentation auf der Rennstrecke am 10. Mai wird der Alpine Alpenglow Hy4 am 11. Mai im Vorfeld der 6 Stunden von Spa seine Publikums-Premiere vor mehr als 70.000 Fans geben.
Das Rennen biete, so Alpine, die perfekte Gelegenheit, der motorsportbegeisterten Öffentlichkeit zu demonstrieren, wie sich der Sound als wesentlicher Bestandteil der Faszination eines Rennwagens mit einem wasserstoffbetriebenen Verbrennungsmotor bewahren lässt. Der Alpenglow Hy4 wird auch während der 24 Stunden von Le Mans am 14. Juni bei Demo-Fahrten seinen Auftritt haben, quasi ein "Heimspiel".
Alpenglow? Der Name stehr dabei für "das glühende Licht auf den Bergspitzen vor Sonnenaufgang als Symbol für den Anbruch eines neuen Tages." (Zitat Alpine).
Bruno Famin, Vice President Alpine Motorsports, appelliert in Spa, das Thema Technologieoffenheit zu leben: „Im Rahmen unseres Engagements für einen kohlenstofffreien Motorsport sehen wir den Wasserstoff-Verbrennungsmotor als eine äußerst vielversprechende Lösung. Wasserstoff wird ein wichtiger Schritt bei der Dekarbonisierung der nächsten Generationen von Langstreckenautos und vielleicht auch in der Formel 1 werden. Der Alpenglow Hy4 veranschaulicht dies perfekt. Ein echtes Technologielabor für die Entwicklung der Wasserstoffmotoren von morgen.“
Ein Design voller Symbolik. Alpines Design-Direktor Antony Villain ergänzt beim beim Blick auf das Auto und die dahinterliegende Steilkurve: „Der Alpine Alpenglow Hy4 kann nun unter Beweis stellen, was das ursprüngliche Konzeptauto optisch angedeutet hat: ein echter Rennwagen zu sein mit all dem visuellen und akustischen Ausdruck, den man erwartet.“
Der Alpenglow ist dem Concept Car von 2022 zwar ähnlich, aber harmonischer proportioniert. Die Form folgt bei dem Versuchsträger der Funktion, mit einer neu gestalteten Crashbox zur Absorption von Aufprallenergie, einem größeren Innenraum mit zwei Sitzen und einem höheren Aufbau – wobei die Lage der Wasserstofftanks in den Seitenkästen und hinter dem Cockpit beibehalten wurde. Die Spur wurde auf 2,10 Meter verbreitert. Die Gesamtbreite beträgt jetzt 2,15 Meter, die Länge 5,20 Meter und die Höhe 1,10 Meter. Die sorgt für gute Proportionen – und stellt die optische Verbindung zum Alpine A424 her, der in der WEC-Könisklasse unter anderem von Ferdinand Habsburg oder Mick Schumacher bewegt wird.
Die aerodynamische Effizienz ist Alpine wichtig. So wurde der Frontsplitter neu gestaltet, sodass ein großer, niedriger Lufteinlass entstand. Das lange Heck erinnert an den Alpine Rennwagen A220 aus den späten 1960er-Jahren. Weiteres Kennzeichen ist der niedrige, transparente Spoiler. Der Heckdiffusor erhielt eine neue Form, um die aerodynamische Effizienz weiter zu verbessern.
Die Türöffnungs-Kinematik ist von den Heckflügeln eines Käfers inspiriert und so konzipiert, dass sie so viel Platz wie möglich für den Zugang zum Cockpit freigibt. Fahrer und Beifahrer können dann über die zum Cockpit abfallenden Seitenwangen zu den Schalensitzen gleiten.
Innen sehen wir eine Welt, die ganz jener von Sportwagen entspricht: Kohlefaser, Aluminium und Alcantara mit 3D-gedruckten Motiven. An den Flanken bedeckt eine Karbonhaut die Seitentanks. Hinzu kommen Halterungen für Mini-Action-Kameras, um Bilder und Sound von der Rennstrecke einzufangen. Das Dreieck an der Vorderseite des Cockpits ist ein typisches Alpine-Merkmal und eine Reminiszenz an die Bergwelt. (Man könnte von einem Österreich-Bezug sprechen). Es beinhaltet mehrere visuelle Funktionen für den Fahrer und kann wie in einem Videospiel die Farbe wechseln, um etwa die Querbeschleunigung in Echtzeit, die Motordrehzahl oder Informationen zur Fahrgeschwindigkeit anzuzeigen.
Laut ist gut – und das mit 340 PS. Das wasserstoffbetriebene Versuchsfahrzeug basiert auf einem LMP3-Rennwagenchassis aus Kohlefaser. Unter der Karbonhaube des Alpine Alpenglow Hy4 arbeitet ein 2,0-Liter-Reihenvierzylinder mit Turbolader, der 340 PS leistet. Das Triebwerk verfügt über Wasserstoff-Direkteinspritzung mit 40 bar Druck und Wassereinspritzung zur Reduzierung der NOx-Emissionen. Es erreicht eine maximale Drehzahl von 7.000 U/min und überträgt seine Kraft über ein sequenzielles Renngetriebe mit Fliehkraftkupplung an die Antriebsräder. Top-Speed: etwa 270 km/h.
Alpines weß: "Der Motor erfordert spezielle Entwicklungsarbeit, da Wasserstoff in Gasform eingespritzt wird, was es schwieriger macht, ein homogenes Gemisch zu erzeugen als bei Benzin, das in Tropfenform injiziert wird." Das bedeutet: Die drei Tanks des Alpenglow Hy4 speichern Wasserstoff in Gasform (je 2,1 kg) unter hohem Druck: 700 bar. Sie befinden sich in den Seitenkästen und hinter dem Cockpit und sind vom Innenraum abgeschottet. Ein Druckregler reduziert den Druck von 700 auf 200 bar, bevor der Wasserstoff dann nochmals reduziert mit 40 bar direkt in die Brennräume eingespritzt wird.
Wasserstoff im Rennsport: ist das die Zukunft? Die beiden wichtigsten Elemente für den Wasserstoffantrieb sind die Brennstoffzelle, die Strom für einen Elektromotor erzeugt, und der direkt mit Wasserstoff betriebene Verbrennungsmotor. Alpine hat sich für Letzteren entschieden, da er für einen Rennwagen eine Reihe von Vorteilen mit sich bringt – nicht zuletzt das Fahrgefühl wie bei einem Benzinmotor und ein Sound, der zur Rennsportphilosophie von Alpine passt. Famin: "Vorteile sind die spezifische Leistung, der ausgezeichnete Wirkungsgrad bei hoher Belastung und der geringere Kühlungsbedarf, da die Wärme über den Auspuff und nicht über die Kühler abgeleitet wird." Die Umweltbilanz: Die CO2-Emissionen sind zu vernachlässigen, es entstehen weder Ruß und Kohlenmonoxid noch unverbrannte Kohlenwasserstoffe. Die NOx-Emissionen schließlich lassen sich auf ein Niveau senken, das bei Motoren mit fossilen Brennstoffen unerreichbar ist.
Alpine, in der Formel 1 taumelnd und in der WEC erst im Lehrjahr, ist mit dem heute vorgestellten Werk happy: "Alles spricht dafür, die Entwicklung nun fortzusetzen." Bei Speicherlösungen für Flüssigwasserstoff zählt Alpine zu den führenden Herstellern. Vorteile sind die einfache Integration in das Fahrzeug und das schnelle Auftanken.
Es gibt auch klar definierte Zeitpunkte, über die man redet. Famin: "Le Mans wird ab 2027 wasserstoffbetriebene Autos zulassen." Und: "Auch die Motoren der Formel 1 könnten bis 2031 auf Wasserstoff umgestellt werden." Neben Ferrari ist Alpine die einzige Markte, die in beiden Königsklassen vertreten ist, hier sollte und muss es Synergieeffekte geben.
Alpine ist also fest von der Rolle des Motorsports als Technologietreiber für die Mobilität der Zukunft überzeugt. Der wasserstoffbetriebene Verbrennungsmotor ist für die Marke eine vielversprechende Lösung für den Rennsport ... und den Straßenverkehr.
Es ist eines der spannendsten Projekt in einem Motorsport, der im Wandel ist, seine Zukunft sucht – und sie wohl nur mit Antrieben der Zukunft finden wird.