F1-TEAMS IM CHECK (4): WILLIAMS
Nur noch ein Hoffnungsschimmer
16 WM-Titel bei Fahrern und Konstrukteuren hat Williams zwischen 1980 und 1997 erobert – und seitdem keinen einzigen mehr. Die einstige Führungsmacht der Formel 1 ist zum Mitläufer abgestiegen. Und das mit einer ungewissen Zukunft – denn nun steigt auch noch Sponsor Martini aus. Die Piloten sind beide Pay-Driver, es gibt keinen Referenz-Fahrer. Die einzige Hoffnung: das Auto hat der einstige Weltmeistermacher Paddy Lowe gebaut.
04.03.2018Fotos: Werk
Wer fährt?
Die Fahrerbesetzung ist ein Dokument des Niedergangs. Das stolze Team aus Grove, das Alan Jones, Keke Rosberg, Nelson Piquet, Nigel Mansell, Alain Prost, Damon Hill und Jacques Villeneuve zu WM-Titeln führte, fährt heuer mit zwei klassischen Paydrivern. Die Nummer 1 im Team ist der 19(!)-jährige Lance Stroll, mit Dutzenden Millionen Dollar von seinem Vater zum Formel-1-Piloten erzogen und der Russe Sergey Sirotkin, der mit 15 – 35 Millionen Dollar Zugabe (die Angaben variieren in solchen Fällen stets) den Vorzug gegenüber Robert Kubica erhalten hat. Auch wenn Stroll schon in seiner ersten Saison am Podest war und als Formel-3-Europameister durchaus Qualitäten hat, auch wenn Sirotkin als Renault-Testfahrer meist schneller war als Joylon Palmer – in Kombination ist dieses Fahrerbesatzung eines Teams wie Williams nicht würdig.
Der spannendste Pilot ist eigentlich die Nummer 3: Robert Kubica ist sieben Jahre nach seinem lebensgefährlichen Unfall bei einer Amateur-Rallye wieder zurück – eigentlich ein Wunder, denn seine Hand ist kaum zu gebrauchen. Unglaublich mit wie viel Willen sich der einstige „Weltmeister von morgen“ zurück gekämpft hat.
Wer schafft an?
Frank Williams ist auch so ein Wunder von eisernem Willen. 1986 hat man ihm nach seinem schweren Autounfall und der Querschnittlähmung eine Lebenserwartung von zehn weiteren Jahren prognostiziert – mittlerweile lebt er schon fast 32 Jahre im Rollstuhl. Weltweit ist nur ein weiterer Fall bekannt, dass jemand mit solchen Verletzungen noch so lange gelebt hat. Doch in den vergangenen zwei Jahren hat sich sein Gesundheitszustand verschlechtert, er muss die Macht langsam aus den Händen geben. Sie liegt nun bei seiner Tochter Claire (die kürzlich Mutter wurde), bei Finanzdirektor Mike O‘Driscoll und bei Paddy Lowe, der nach höchst erfolgreichen Jahren als Technik-Mastermind bei McLaren und Mercedes nun seine Lebensliebe Williams retten möchte. Doch als ob drei Chefs und ein Alt-Chef noch nicht genug wären, schafft bei Williams noch jemand an: Lawrence Stroll, der Vater von Lance. Mehr dazu aber bei der Beantwortung der nächsten Frage.
Wie ist die Lage?
Sie ist brisant und gefährlich. Das im Zusammenhang mit Williams am meisten genannte Team ist: Sauber! Das man dem Traditionsteam Williams einen ähnlichen Niedergang prophezeit wie jenem aus der Schweiz ist erschütternd. Zumal – wir erinnern uns – Williams ja im Jahr 2014 dank der Power von Mercedes an manchen Wochenende noch das zweitbeste Team im Grid war. Doch die jüngsten Entwicklungen sind alarmierend: Das man zwei Bezahlfahrer einsetzen muss und sich nicht einmal mittlerweile preiswerte Fahrer wie Felipe Massa leisten kann, ist schockierend. Oder steckt da ein großer Plan dahinter? Williams-Insider haben eine eigene Theorie für die Fahrerpolitik des Teams: Denn angeblich ist es Paddy Lowes Plan, heuer mit einem zweiten Paydriver genügend Geld zu lukrieren, damit man sich aus der Umklammerung der Familie Stroll retten kann. Denn die soll in ihrer Rolle als wichtigster Geldgeber längst alle internen Grenzen überschritten haben. Permanent mischt sich Vater Lawrence Stroll in Entscheidungen ein. So hat er ein Engagement von Pascal Wehrlein verhindert – er hat wohl Angst, dass der talentierte Mercedes-Junior seinen Sohn am Asphalt zerstören könnte. Auch gegen andere Fahrer legte er ein Veto ein. Lowe scheint nun zu hoffen, an andere Geldgeber zu kommen und die Strolls spätestens 2019 oder 2020 wieder loszuwerden und den Junior dann durch einen echten Klasse-Piloten zu ersetzen, der das Team wieder nach oben führen kann. Freilich: Lowe entwickelte diese Strategie Monate, ehe Sponsor Martini kürzlich erklärte, nach dieser Saison aus der Formel 1 auszusteigen.
Wie ist die Aussicht?
Für heuer nicht gerade gut. Der Mercedes-Motor ist nicht mehr so dominant wie etwa 2014/15 noch. Zudem ist das mit dem selben Aggregat bestückte Team von Force India längst enteilt. Podestplätze – wie etwa noch in Baku 2017 – scheinen kaum möglich. Zumal mit Massa – bei all seinen Alters-Schwächen – enorm viel Erfahrung verloren gegangen ist. Hoffnung geben nur zwei Menschen: Paddy Lowe, der technisch unbestritten einer der besten der Branche ist – und Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der dem Team immer noch freundschaftlich verbunden ist und oft mit Rat, Tat und auch seinem Netzwerk hilfreich zur Seite steht. Immerhin steht auf seinem Schreibtisch ja auch nur ein Bild: es zeigt ihn mit seinem einstigen Mentor Frank Williams.
Die Fahrerbesetzung ist ein Dokument des Niedergangs. Das stolze Team aus Grove, das Alan Jones, Keke Rosberg, Nelson Piquet, Nigel Mansell, Alain Prost, Damon Hill und Jacques Villeneuve zu WM-Titeln führte, fährt heuer mit zwei klassischen Paydrivern. Die Nummer 1 im Team ist der 19(!)-jährige Lance Stroll, mit Dutzenden Millionen Dollar von seinem Vater zum Formel-1-Piloten erzogen und der Russe Sergey Sirotkin, der mit 15 – 35 Millionen Dollar Zugabe (die Angaben variieren in solchen Fällen stets) den Vorzug gegenüber Robert Kubica erhalten hat. Auch wenn Stroll schon in seiner ersten Saison am Podest war und als Formel-3-Europameister durchaus Qualitäten hat, auch wenn Sirotkin als Renault-Testfahrer meist schneller war als Joylon Palmer – in Kombination ist dieses Fahrerbesatzung eines Teams wie Williams nicht würdig.
Der spannendste Pilot ist eigentlich die Nummer 3: Robert Kubica ist sieben Jahre nach seinem lebensgefährlichen Unfall bei einer Amateur-Rallye wieder zurück – eigentlich ein Wunder, denn seine Hand ist kaum zu gebrauchen. Unglaublich mit wie viel Willen sich der einstige „Weltmeister von morgen“ zurück gekämpft hat.
Wer schafft an?
Frank Williams ist auch so ein Wunder von eisernem Willen. 1986 hat man ihm nach seinem schweren Autounfall und der Querschnittlähmung eine Lebenserwartung von zehn weiteren Jahren prognostiziert – mittlerweile lebt er schon fast 32 Jahre im Rollstuhl. Weltweit ist nur ein weiterer Fall bekannt, dass jemand mit solchen Verletzungen noch so lange gelebt hat. Doch in den vergangenen zwei Jahren hat sich sein Gesundheitszustand verschlechtert, er muss die Macht langsam aus den Händen geben. Sie liegt nun bei seiner Tochter Claire (die kürzlich Mutter wurde), bei Finanzdirektor Mike O‘Driscoll und bei Paddy Lowe, der nach höchst erfolgreichen Jahren als Technik-Mastermind bei McLaren und Mercedes nun seine Lebensliebe Williams retten möchte. Doch als ob drei Chefs und ein Alt-Chef noch nicht genug wären, schafft bei Williams noch jemand an: Lawrence Stroll, der Vater von Lance. Mehr dazu aber bei der Beantwortung der nächsten Frage.
Wie ist die Lage?
Sie ist brisant und gefährlich. Das im Zusammenhang mit Williams am meisten genannte Team ist: Sauber! Das man dem Traditionsteam Williams einen ähnlichen Niedergang prophezeit wie jenem aus der Schweiz ist erschütternd. Zumal – wir erinnern uns – Williams ja im Jahr 2014 dank der Power von Mercedes an manchen Wochenende noch das zweitbeste Team im Grid war. Doch die jüngsten Entwicklungen sind alarmierend: Das man zwei Bezahlfahrer einsetzen muss und sich nicht einmal mittlerweile preiswerte Fahrer wie Felipe Massa leisten kann, ist schockierend. Oder steckt da ein großer Plan dahinter? Williams-Insider haben eine eigene Theorie für die Fahrerpolitik des Teams: Denn angeblich ist es Paddy Lowes Plan, heuer mit einem zweiten Paydriver genügend Geld zu lukrieren, damit man sich aus der Umklammerung der Familie Stroll retten kann. Denn die soll in ihrer Rolle als wichtigster Geldgeber längst alle internen Grenzen überschritten haben. Permanent mischt sich Vater Lawrence Stroll in Entscheidungen ein. So hat er ein Engagement von Pascal Wehrlein verhindert – er hat wohl Angst, dass der talentierte Mercedes-Junior seinen Sohn am Asphalt zerstören könnte. Auch gegen andere Fahrer legte er ein Veto ein. Lowe scheint nun zu hoffen, an andere Geldgeber zu kommen und die Strolls spätestens 2019 oder 2020 wieder loszuwerden und den Junior dann durch einen echten Klasse-Piloten zu ersetzen, der das Team wieder nach oben führen kann. Freilich: Lowe entwickelte diese Strategie Monate, ehe Sponsor Martini kürzlich erklärte, nach dieser Saison aus der Formel 1 auszusteigen.
Wie ist die Aussicht?
Für heuer nicht gerade gut. Der Mercedes-Motor ist nicht mehr so dominant wie etwa 2014/15 noch. Zudem ist das mit dem selben Aggregat bestückte Team von Force India längst enteilt. Podestplätze – wie etwa noch in Baku 2017 – scheinen kaum möglich. Zumal mit Massa – bei all seinen Alters-Schwächen – enorm viel Erfahrung verloren gegangen ist. Hoffnung geben nur zwei Menschen: Paddy Lowe, der technisch unbestritten einer der besten der Branche ist – und Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der dem Team immer noch freundschaftlich verbunden ist und oft mit Rat, Tat und auch seinem Netzwerk hilfreich zur Seite steht. Immerhin steht auf seinem Schreibtisch ja auch nur ein Bild: es zeigt ihn mit seinem einstigen Mentor Frank Williams.
Das Auto wurde gebaut vom einstigen Weltmeistermacher Paddy Lowe, der nach höchst erfolgreichen Jahren als Technik-Mastermind bei McLaren und Mercedes nun seine Lebensliebe Williams retten möchte.