MENSCHEN IN BEWEGUNG (26)
Helmut Marko, Red Bull
Ein Auto, ein Schlüssel und ein unbegrenzter Tankgutschein: Wohin fahren Sie?
Dass hat sich durch Corona für mich verändert. Ich war in dieser Zeit zum Beispiel bei unserem Eierlieferanten, oder dem fürs Kernöl und dergleichen – und bin dann keine Hauptstraßen, sondern Nebenstraßen abgefahren. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich keine 30 Kilometer von Graz Sachen entdeckt habe, wo ich noch nie in meinem Leben war. Oder zuletzt, als ich am Wochenende in Aussee war. Grundlsee, Kainisch – all das zeigt uns, wie schön es in Österreich ist. Also würde ich bei dem Angebot in Österreich herumgondeln – bevorzugt auf Nebenstraßen.
Das prägendste Auto Ihrer Kindheit?
Das negativ prägendste Auto hatte ein Freund meines Vaters. Der hatte einen Tatra. Ein relativ großes Auto, stark motorisiert, hässlich und es stank immer nach Benzin. Ich war jedesmal immer am Speiben.
Die prägendste Strecke ihrer Kindheit und Jugend?
Von Graz aus eindeutig die Ries. Ab ca. 17 bin ich sie selber gefahren.
Ihr erstes Traumauto?
Jaguar E-Type
Was möchten Sie jetzt fahren?
Ich bin sehr gut aufgestellt. Mit einem Aston Martin DBS fürs Herz, einem 550er-BMW für den Alltag (unauffällig, aber bei Bedarf scharf). Aber jetzt freue ich mich auf meinen Honda E! Weil der kann selber parken und noch so ein paar Scherze. Ich weiss genau: ein E-Auto hat seine Berechtigung in der Stadt.
Ihre Qualitäten als Beifahrer?
Schlecht. Am ärgsten sind die Leute mit diesem Stopp and Go. Ich hatte mal einen Chauffeur bei Red Bull Racing, der das zelebriert hat. Vor allem wenn er etwas erzählte, hat er bei jeder Schilderung quasi im Takt seiner Worte Gas gegeben. Ich habe ihm dann vorgeschlagen, die Schuhe auszuziehen – in der Hoffnung, dass es dann besser wird. Er ist nun in Pension. Privat war er aber ein liebenswerter Kerl.
Was nervt am Steuer?
Ich hab da notgedrungen schon eine gewisse Gelassenheit.
Auf welche Erfindung hoffen Sie?
Ich hoffe nicht, ich fürchte – und zwar das komplette autonome Fahren.
Wenn ich mir anschaue, wie oft unsere Computersysteme ausfallen, dann zweifle ich, ob ich mich da wohl fühlen würde. Ich mag prinzipiell nicht, wenn ein Auto zu viel selber machen will. Es gibt da zu viel, das angeboten wird: ich will mir nicht selbst die Stoßdämpfer verändern, wenn ich von der Autobahn runterkomme – als das ist am Ende ja auch wieder Gewicht. Oder ein Auto, mit dem ich nicht nach links lenken kann, wenn ich nicht blinke. Ich weiß nicht, wer das alles nutzt.
Ihr liebster Soundtrack im Auto?
Das habe ich aufgegeben, weil ich gerne konzentriert fahre – und auch alle Radarkästen sehen will. In der Früh höre ich manchmal Ö3 – aber wenn die Sendung „Österreich redet mit“ kommt, schalte ich spätestens aus. Was für eine sinnlose Sendung!
Ihre Lieblings-Auto-Farbe?
Beige, grau – das braucht man nicht so oft putzen.
Worauf schauen Sie als erstes beim Autokauf?
Gewicht und Leistung müssen zusammenpassen.
Ihr Traum-Beifahrer für eine lange Autofahrt?
Jetzt bin ich diplomatisch: Ich fahre nie lange Auto (lacht).
Das schönste Auto aller Zeiten?
Das gab es einige – Ferraris, aber auch Engländer, etwa von Aston Martin. Was ich nicht so mag, das sind Spoiler und dieser ganze Klimbim.
Ihr Lieblings-Rennfahrer?
Das ist von der jeweiligen Zeit abhängig. Senna war eine ganz faszinierende Persönlichkeit, jetzt ist es Hamilton mit seiner Serie und ich hoffe, Verstappen kommt da auch hin. Und Vettel hatte da auch seine Zeit. Als Typ steht Jochen Rindt über allen. Das war der erste Popstar. Das was ihn in der Jugend angekreidet wurde, wurde zu seinem Markenzeichen. Etwa sein Gang. Oder dieses schlaksige in der Bewegung, oder sein Tschik (Zigarette, Anm. der Redaktion). Rindt wäre, wenn er überlebt hätte, gemeinsam mit Ecclestone Chef der Formel 1 geworden. Er war im Business sehr gut.
Ihr persönlicher Fuhrpark?
Aston Martin DBS, BMW 550.
Anmerkung: Dieses Interview stammt aus dem Juni 2020, es wird heute wegen des WM-Finales neu veröffentlicht.
Den Menschen-in-Bewegung-Fragebogen seiner großen WM-Rivalen Toto Wolff lesen Sie – hier.