INTENSIVTEST: MAZDA MX-5 G160
Ist er der neue Fahrspaß-König?
Wirkt ziemlich klein, der neue MX-5…
Ist er auch. Mazda hat den MX-5 nicht nur neu entwickelt (Fahrwerk, Motor, Karosserie, Innenraum, einfach alles…), sondern auch das Konzept verschärft: Der Neue ist sechs Zentimeter kürzer als der erste MX-5 vor über 25 Jahren und wiegt keine 1000 Kilo. Ein BMW Z4 bringt locker 500 Kilo mehr auf die Waage, eigentlich unglaublich.
Und sieht er in natura wirklich gut aus?
Mazda hat das Design geschickt angepasst, indem zum Beispiel Scheinwerfer und Rückleuchten geschrumpft wurden. Die ganze Karosserie ist schwungvoll und wunderbar eng geschnitten. Kein Zentimeter Blech zuviel. Das Heck erinnert ein wenig an den BMW Z4.
Ist der neue Innenraum gelungen?
Das Cockpit sieht für diese Preisklasse hochwertig aus. Das wichtigste aus sportlicher Sicht: Ergonomie und Sitzposition sind tadellos. Man spürt, dass hier nicht bloß Teile aus anderen Autos zusammengewürfelt, sondern alle Details neu durchdacht wurden. Die Sportsitze geben guten Halt und sind nicht zu hart. Schade nur, dass die noch cooleren Recaro-Sitze nur in der Topausstattung verfügbar sind. Sonderlob einmal mehr für Mazdas Multimedia-System mit Doppelsteuerung über Touchscreen und Dreh-Drück-Knopf: Die Benutzerfreundlichkeit schlägt diverse Premium-Systeme, die ein x-faches kosten.
Haben auch größere Fahrer Platz?
Obwohl der MX-5 kleiner geworden ist, hat Mazda mehr Platz für die Passagiere rausgeholt. Ab 1,90 Meter Körpergröße beginnt es zu zwicken, ist aber trotzdem akzeptabel. Generell muss man bedenken: Der MX-5 ist noch ein echter Roadster und das Platzangebot entsprechend knapp. Fahrer(in) und Begleitung sitzen so nahe zusammen, dass sie leicht ins Flirten kommen, oder ins Streiten: Speziell beim Bedienen des Multimediasystems sind sich die Arme mitunter im Weg. Und weil es wenige Ablagen und kein Handschuhdach gibt, muss man sich öfter verbiegen, um das große, verschließbare Ablagefach hinter den Sitzen zu erreichen.
Der MX-5 ist neuer Fahrspaß-König im preisgünstigen Segment. Nur das baugleiche Duo Toyota GT86/Subaru BRZ (die es nur als Coupé gibt) ist auf Augenhöhe, der Rest weit abgeschlagen. Dass selbst doppelt so teure, viel stärkere und in der Kurve schnellere Autos oft weniger Spaß machen, liegt an Gewicht und Setup: Der MX-5 ist extrem leicht, sein Fahrwerk ist nicht besonders straff, seine Reifen sind nicht breit. Dadurch geht der MX-5 schnell in den Drift über, ist dabei aber leicht kontrollierbar. Dass der Übergang von Unter- zu Übersteuern so spielerisch verläuft und man sich auch mit ausgeschalteter Traktionskontrolle nicht fürchten muss, ist auch Mazdas hervorragender Abstimmung zu verdanken.
Ist der Motor nicht zu schwach?
Sorgen, dass 160 PS für dieses leichte Auto zuwenig sein könnten, sind vollkommen unbegründet. Es gibt Stimmen, die meinen, man sollte auf den weitgehend baugleichen 124 Spider von Fiat (140 PS) oder Abarth (170 PS) warten, weil die mit Turbomotor kommen. Das ist Geschmackssache: Das Fiat-Aggregat ist sicher leiser und geschmeidiger, aber für uns gehört bei einem echten Roadster das Ausquetschen des Saugmotors dazu, und mit den superkurzen Schaltwegen macht es im MX-5 ja auch richtig Spaß.
Wie macht sich das Auto im Alltag?
In der Stadt hatten wir viel Spaß: Parkplätze findet man schneller als mit den meisten Kleinwagen und die Wendigkeit verleiht sogar A-nach-B-Fahrten einen Spaßfaktor. Dass man das Dach mit einem Handgriff öffnet, nach hinten wirft und ebenso leicht per Hand wieder schließt, ist soviel lässiger als jedes elektrische Verdeck – und weil es so leicht geht, reißt man auch für die Fahrt ums Eck immer wieder gerne das Dach runter. Wirklich erstaunlich: Das Fahrwerk ist durchaus komfortabel und der Testverbrauch pendelte zwischen sechs Litern bei sensibler Fahrweise sowie sieben im sportiven Mix. Dass die Kofferraum-Entriegelung tief unten in der Kennzeichenmulde sitzt, kann nerven, dafür reicht das Ladevolumen locker für ein Wochenende zu Zweit. Nicht ganz leise sind die Windgeräusche bei Autobahnfahrten, Abhilfe schafft der neue Targa-Version MX- 5 RF mit klappbarem Hardtop. Das Windmanagement ist indes auch beim klassischen Stoffverdeck sehr gelungen: Nur dezent säuselt der Wind durch die Haare, wer es stürmischer will, lässt einfach Seitenscheiben runter.
Als der MX-5 die Wahl zum „Car of the Year 2016“ gegen Opel Astra und Volvo XC90 verloren hat, war das Schweizer Jurymitglied Peter Ruch enttäuscht: „Schließlich wählen wir hier das Auto des Jahres und nicht den Computer des Jahres. Der Mazda ist noch eine echte Fahrmaschine ohne übertriebene elektronische Eingriffe.“