Die Wahl zum „Car of the Year“ ist eine Art Nobelpreis der Autobranche. Unter den sieben Finalisten sind in diesem Jahr drei französische Fahrzeuge. Das ist kein Zufall, sondern ein Trend. Kommentar.
03.12.2018Autor: Fabian SteinerFotos: Werk, Marcus Krüger, FOTObyHOFER / Christian Hofer
Es werden viele Autowahlen abgehalten, aber wirklich relevant für die Kunden ist nur eine: Die Wahl zum europäischen „Car of the Year“. Seit über 50 Jahren wird der Sieger von einer unabhängigen Jury gewählt, in die stets die renommiertesten Fachjournalisten berufen werden. Es ist eine Ehre, in diesen Kreis aufgenommen zu werden. Die Experten testen die Produkte über das ganze Jahr, bevor sie die besten Autos jedes Jahrgangs wählen. So viel Akribie, Fachwissen, Tradition und Unabhängigkeit hat keine andere Autowahl zu bieten. „Car of the Year“ ist eine Art Nobelpreis der Autobranche.
Entsprechend spannend, und vor allem aussagekräftig, ist jedes Jahr bereits die Veröffentlichung der sogenannten „Shortlist“: Darauf stehen sieben Fahrzeuge, die sich gegen die anderen Neuheiten des Jahres (das können bis zu 50 Fahrzeuge sein) durchgesetzt und es ins Finale geschafft haben.
In diesem Jahr sind unter den sieben Finalisten der wichtigsten Autowahl drei Franzosen! Deutschland hat es nur mit einem Auto ins Finale geschafft. Prominente Namen wie BMW 3er, Audi A6 und VW Touareg sind in der Vorrunde ausgeschieden.
Dass das französisches Finale kein Zufall, sondern durchaus ein Trend ist, zeigt der genauere Blick auf die Finalisten aus Paris:
Peugeot hat den 508 als viertürige Coupé-Limousine so spannend neuinterpretiert, dass die bereits todgesagte Mittelklasse plötzlich wieder attraktiv wirkt. Dazu kommt einer der spektakulärsten Innenräume der Branche, und eine serienmäßige Plug-in-Hybrid-Variante schon ab 2019 ist ebenfalls alles andere als selbstverständlich.
Für Peugeot setzt sich eine Erfolgsserie fort: Schon 2014 holte der sehr hochwertige 308 den Car-of-the-Year-Titel. 2017 gewann das Kompakt-SUV 3008 durch seinen premiumartigen Gesamteindruck und den besonderen Innenraum. Dass der Opel Astra, Sieger von 2016, inzwischen auch zum Konzern gehört, zeigt auch wirtschaftliches Geschick.
Peugeot 508: Als viertürige Coupé-Limousine so spannend neuinterpretiert, dass die bereits todgesagte Mittelklasse plötzlich wieder attraktiv wirkt.
Citroen zeigt mit dem Familien-SUV C5 Aircross , wie erfrischend ein eigenständiger Charakter abseits des Mainstreams sein kann: In einer Welt, in der die meisten Menschen und Autos möglichste sportlich sein wollen, bekennt sich der Franzose klar zu seiner Gemütlichkeit. Sitze und Fahrwerk sind gezielt auf Komfort ausgelegt. Das mag nicht jeder, aber für die Fans dieser Geschmeidigkeit gibt es nichts Besseres.
Auch Citroen hatte mit dem C3 Aircross schon im Vorjahr einen innen wie außen kreativen Finalisten, was zeigt, dass der Kurs von Citroen-Chefin Linda Jackson („Frauen bauen nicht die besseren Autos, aber es ist wichtig, dass Frauen bei der Entwicklung dabei sind, um bessere Autos zu bauen“) der Marke guttut.
Citroen C5 Aircross: Sein Bekenntnis zur Gemütlichkeit zeigt, wie erfrischend ein eigenständiger Charakter abseits des Mainstreams sein kann.
Renault ist mit seiner neuen, wiederbelebten Sportwagenmarke im Finale vertreten. Die Alpine A110 ist einer der besten Sportwagen und generell eines der spannendsten Autos des Jahrzehnts. Sie wiegt unglaubliche 300 Kilo weniger als der Porsche Cayman und ähnliche Konkurrenten, was zusammen mit der rennsporterprobten Abstimmungs-Kompetenz von Renault Sport ein traumhaftes Fahrerlebnis schafft. Dem Sportwagen an sich sichert Leichtbau wie dieser die Zukunft, weil er die Abgaswerte auf normales Kompaktklasse-Niveau drückt.
Alpine A110: Wiegt unglaubliche 300 Kilo weniger als Porsche Cayman und Co., was ein traumhaftes Fahrerlebnis schafft.
Peugeot, Citroen und Renault gemeinsam im Finale, das zeigt einen klaren Trend: Gute Ideen und gute Autos kommen in letzter Zeit sehr oft aus Frankreich.
Spannende Tendenzen zeigen sich aber auch bei den anderen Finalteilnehmern:
Der Kia Ceed ist in der dritten Generation ein verdammt guter Golfer geworden und zum Klassenprimus aufgerückt.
Der Jaguar I-Pace ist das erste Premium-Elektroauto nach Tesla, und damit vor Audi, BMW und Mercedes dran.
Die A-Klasse zeigt die unter Zetsche vollzogene Transformation von Mercedes zur jungen, coolen Marke.
Ein heißer Tipp für den Sieg indes ist diesmal der hervorragende Focus, es wäre der erste Car-of-the-Year-Titel für den europäischen, in Köln angesiedelten Part von Ford seit 12 Jahren.
Kia Ceed: Ist in der dritten Generation ein verdammt guter Golfer geworden und zum Klassenprimus aufgerückt.
Jaguar I-Pace: Das erste Premium-Elektroauto nach Tesla, und damit vor Audi, BMW und Mercedes dran.
Ford Focus: Hervorragend gelungen. Diesmal ein heißer Tipp für den Sieg, es wäre der erste Car-of-the-Year-Titel für den europäischen Part von Ford seit 12 Jahren.
Mercedes A-Klasse: Zeigt die unter Zetsche vollzogene Transformation von Mercedes zur jungen, coolen Marke.
ZURÜCK ZUR ÜBERSICHT