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Test: VW Tiguan R-Line TDI DSG

Test: VW Tiguan R-Line TDI DSG

Liebe zum Detail

Einen nochmal besseren Nachfolger für ein Erfolgsmodell zu schaffen, ist gar nicht so einfach. Volkswagen hat behutsam an mehreren Stellschrauben gedreht, um den Tiguan sinnvoll weiterzuentwickeln – um welche es sich handelt und ob es die richtigen waren, klärt der Test.
Um wen geht es?     
Lange Zeit gab es nur eine Wahl, wenn man einen VW mit riesigem Kofferraum fahren wollte, nämlich den Passat. Seit dem SUV-Boom luchst jedoch der Tiguan dem Kombi-Bruder konsequent die Käufer ab: Viele haben das Gefühl, ein Hochbau-Wagen würde mehr Auto fürs Geld bieten. Nach der ersten Generation (Marktstart 2007) und der Generation II (2016) geht es nun in die dritte Tiguan-Ära. Sie basiert auf der hauseigenen Plattform MQB evo und bietet das aufgefrischte Infotainment-System mit der internen Bezeichnung MIB4. Zudem sind feine Optionen wie das Adaptiv-Fahrwerk mit hochwertigen Zweiventil-Dämpfern oder die Zehnkammer-Druckpunktmassage für die Vordersitze verfügbar.
Im Vergleich zum Vorgänger hat der Tiguan bei den Außenabmessungen dazugewonnen, nämlich um drei Zentimeter in der Länge. Davon profitiert zum Beispiel das Kofferraumvolumen, hier sind 40 Liter mehr Kofferraum zu verzeichnen. Besonders stolz ist der Hersteller auf den deutlich verbesserten Luftwiderstandsbeiwert.
Motorisch tat sich ebenfalls einiges, der neue Tiguan ist mit Mild- oder Plug-In-Hybrid-Antrieben verfügbar, letztere mit rund 100 Kilometern Reichweite und 50 kW Schnelllade-Funktion. Für diesen Test haben wir jedoch ein Modell in klassisch-beliebter Konfiguration gewählt: Zweiliter-Diesel, 150 PS und Vorderradantrieb, garniert mit der sportlichen Ausstattungslinie R-Line.
Hochwertiger Auftritt: Der neue Tiguan-Look mit sportlich-eleganter R-Line-Veredelung.Hochwertiger Auftritt: Der neue Tiguan-Look mit sportlich-eleganter R-Line-Veredelung.
Durchgehende LED-Bänder hinten und …Durchgehende LED-Bänder hinten und …
… auch vorne. Die VW-Lichter haben Premiumqualität.… auch vorne. Die VW-Lichter haben Premiumqualität.
Testwagen mit beliebter Konfiguration: Zweiliter-Diesel, 150 PS und Vorderradantrieb, garniert mit der sportlichen Ausstattungslinie R-Line.Testwagen mit beliebter Konfiguration: Zweiliter-Diesel, 150 PS und Vorderradantrieb, garniert mit der sportlichen Ausstattungslinie R-Line.
Wie ist der Innenraum gestaltet? 
In der aktuellen Generation vom Tiguan findet sich viel Neues, aber auch viel Bekanntes. Gelungen wie immer bei VW: die bequeme und – dank Sportsitzen der Ausstattungslinie R-Line – auch dynamische Sitzposition. In Sachen Ergonomie gibt es nichts zu beanstanden, alle Knöpfe und Schalter befinden sich in idealer Griffweite. Neu ist hingegen die Anordnung des Getriebewahlhebels, der von der Mittelkonsole hinter das Lenkrad gewandert ist – wie man es etwa von Mercedes kennt. Der Vorteil dieses neuen Arrangements liegt auf der Hand: Zwischen Fahrer und Beifahrer ist nun mehr Platz für Ablagen und nun auch für einen praktischen Dreh- und Drückregler zur Anpassung von Lautstärke oder der Fahrmodi.
Selbstverständlich ist die neueste Version des hauseigenen Multimediasystems installiert, das sich in vielen Bereichen deutlich verbessert gegenüber den bisherigen Versionen zeigt. Die Software läuft stabil, der bis zu 15 Zoll große Touchscreen ist hochauflösend und reagiert blitzschnell. Als besonders praktisch erweisen sich die individuell definierbaren Menüpunkte am oberen Ende des Bildschirms, über sie gelingt der schnelle Zugriff auf wichtige Optionen. Ebenso positiv: Die Softtouch-Leiste unter dem Multimediaschirm ist nun in der Nacht beleuchtet – ein Beweis dafür, dass VW die berechtigte Kritik am alten System ernst genommen hat. Der Tiguan bietet die Smartphone-Vernetzungsprogramme Android Auto und Apple CarPlay kabellos, induktives Handyladen ist aber nur gegen Aufpreis an Bord. Wählt man dieses Feature beim Tiguan als Extra, erhält man jedoch eine doppelt so breite Ladeschale für zwei Handys.
Grundsätzlich gilt, dass VW bei seinem Kompakt-SUV auf hochwertige Materialen setzt, die Verarbeitung lässt keine Wünsche offen.
 
Gibt es genug Platz für den Alltag?        
Der Kompakt-SUV bietet überaus großzügige Platzverhältnisse. Dazu punktet er in Sachen Variabilität, die Rückbank ist in der Länge um satte 18 Zentimeter verschiebbar, die Lehnen sind mehrstufig kippbar und im Verhältnis 2:1:2 teilbar. Wenig überraschend ist das Gepäckabteil sehr gut nutzbar, bei umgelegten Fondlehnen bleibt die Ladefläche praktisch eben. Außerdem findet man dort auch einen 230-V-Anschluss, eine elektrische Heckklappe gibt es hingegen nur gegen Aufpreis.
VW setzt bei seinem Kompakt-SUV auf hochwertige Materialen, die Verarbeitung lässt keine Wünsche offen.VW setzt bei seinem Kompakt-SUV auf hochwertige Materialen, die Verarbeitung lässt keine Wünsche offen.
Fahrerdisplay mit aufwändiger Kartendarstellung.Fahrerdisplay mit aufwändiger Kartendarstellung.
15 Zoll-Touchscreen: hochauflösend, reagiert blitzschnell.15 Zoll-Touchscreen: hochauflösend, reagiert blitzschnell.
Spektakuläres Nachtleben: Sogar die Dekorelemente können – wenn man will – mit unterschiedlichen Farben beleuchtet werden.Spektakuläres Nachtleben: Sogar die Dekorelemente können – wenn man will – mit unterschiedlichen Farben beleuchtet werden.
Wie schlägt sich der Antrieb?      
Der Zweiliter-Vierzylinder der Baureihe EA288 ist seit Jahren das Arbeitstier im Konzern, die aktuelle Version mit dem Zusatz „evo“ leistet in unserem Fall 150 PS und wuchtet 360 Newtonmeter schon ab 1600 Touren auf die Antriebsachse. Diese Daten reichen in der Praxis locker aus, um den Tiguan standesgemäß anzutreiben. Der an sich kultivierte Selbstzünder ist akustisch deutlich als solcher wahrnehmbar, die Geräuschkulisse ist aber niemals störend.
Das obligatorische Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe verrichtet seine Arbeit tadellos: Eingekuppelt wird stets gefühlvoll, geschaltet flink und butterweich. Zudem wählt es in jeder Situation stets die optimale Fahrstufe. Bei flotterer Gangart empfiehlt sich der Sport-Modus des Getriebes, zur manuellen Gangwahl stehen zusätzlich Schaltwippen hinterm Lenkrad zur Verfügung. Beim Hin- und Herschalten zwischen Vor- und Rückwärtsgang beim Rangieren und Parken ist zudem kein vollständiger Stillstand nötig, was praktisch sein kann.
 
Wie fährt sich der Kompakt-SUV?         
Der neue Tiguan bietet hervorragenden Abrollkomfort, eine feinfühlige Lenkung sowie knackiges Handling – zumal der Testwagen mit dem mehrstufig verstellbaren Adaptiv-Fahrwerk ausgerüstet war. Schmeißt man den Tiguan in eine Kurve, wirkt der Kompakt-SUV besonders sportlich, VW hat ihm in der Feinabstimmung eine Extraportion Dynamik eingehaucht. Allerdings kommt der Aufbau bei schnellen Richtungswechseln etwas ins Wanken.
Ist man einmal zu flott unterwegs, kann man stets auf gut dosierbare Bremsen vertrauen. Beim Thema Traktion gibt es nichts Negatives zu berichten – auf den allermeisten Fahrbahnoberflächen kann der Fronttriebler seine Kraft souverän auf den Boden bringen.
Gelungen: Die bequeme und – dank Sportsitzen der Ausstattungslinie R-Line – dynamische Sitzposition. Auch optisch machen die Stühle was her.Gelungen: Die bequeme und – dank Sportsitzen der Ausstattungslinie R-Line – dynamische Sitzposition. Auch optisch machen die Stühle was her.
Sehr sinnvolles Detail: Digitaler Drehregler in der Mittelkonsole.Sehr sinnvolles Detail: Digitaler Drehregler in der Mittelkonsole.
Schalthebel hier dem Lenkrad, daher mehr Platz in der Mitte.Schalthebel hier dem Lenkrad, daher mehr Platz in der Mitte.
Familienauto mit überaus großzügigen Platzverhältnissen – und Aussicht wie im Sportwagen: R-Line-Schalensitze mit Sichtluken.Familienauto mit überaus großzügigen Platzverhältnissen – und Aussicht wie im Sportwagen: R-Line-Schalensitze mit Sichtluken.
Die Rückbank ist in der Länge um satte 18 Zentimeter verschiebbar, die Lehnen sind mehrstufig kippbar und im Verhältnis 2:1:2 teilbar.Die Rückbank ist in der Länge um satte 18 Zentimeter verschiebbar, die Lehnen sind mehrstufig kippbar und im Verhältnis 2:1:2 teilbar.
Welche Serienausstattung ist an Bord?  
Der R-Line-Tiguan ist serienmäßig mit 19 Zoll großen Alufelgen bestückt, dazu kommen Sitzheizung, Einparkautomatik samt Rückfahrkamera, Klimaautomatik sowie beheizbare Vordersitze inklusive Massagefunktion. Beliebte Extras sind im „Unlimited“-Paket gebündelt, darüber hinaus gibt es weniger Einzeloptionen als in der Vergangenheit bei VW gewohnt – die populärsten Extraausstattungen (Schiebedach, Lederpolsterung, HiFi-Sound) sind jedoch verfügbar, Sportfahrwerk oder Allrad sind ebenfalls als Option erhältlich. Für vier angetriebene Räder muss jedoch der stärkere Diesel mit 193 PS geordert werden – zum Aufpreis von satten 7300 Euro.
 
Wie sieht das Angebot bei Assistenzsystemen und Sicherheit aus? 
Beachtlich: Der neue Tiguan bietet serienmäßig hintere Seitenairbags, das haben andere nur – wenn überhaupt – gegen Aufpreis mit an Bord.
In Sachen Assistenzsysteme sind Spurhalteassistent und Radartempomat serienmäßig mit von der Partie, Spurführung oder Toterwinkel-Warner kosten hingegen extra. In der Test-Praxis verrichteten alle Systeme weitgehend brav ihren Dienst.
 
Wie sieht es mit dem Thema Kosten aus?          
Auf den Tiguan gibt es die für VW üblichen zwei Jahre Garantie – für fünf Jahre müssen bei ihm 549 Euro aufgezahlt werden. Für die jährliche KFZ-Versicherung werden 786,24 Euro fällig. Beim Spritverbauch zeigt sich der TDI brav. Für Firmenkunden gilt es zu beachten, dass er die Grenzwerte für den Sachbezug von 1,5 Prozent für „schadstoffarme Fahrzeuge“ nicht packt. Im Vergleich zum Passat ist er preislich attraktiv positioniert, besonders die aktuell verfügbare Einstiegsversion ist da eine Ansage.
 
Das Fazit?
Der neue Tiguan zeigt sich im Vergleich zum Vorgänger an vielen Stellen deutlich verbessert – vom Fahrkomfort über das Platzangebot bis zur Multimedia-Software. Auch schlaue Details wie der digitale Drehregler tragen zum positiven Gesamteindruck der neuen Version bei.
Fazit von Motorprofis-Tester Michael Ziehenberger: „Im Vergleich zum Vorgänger an vielen Stellen deutlich verbessert – vom Fahrkomfort über das Platzangebot bis zur Multimedia-Software.Fazit von Motorprofis-Tester Michael Ziehenberger: „Im Vergleich zum Vorgänger an vielen Stellen deutlich verbessert – vom Fahrkomfort über das Platzangebot bis zur Multimedia-Software."

DATEN & FAKTEN

VW Tiguan R-Line TDI DSG

(Juli 2024)

Preis

51.190 Euro // Basismodell Tiguan 4Me eTSI DSG ab 33.990 Euro.

Antrieb

4-Zylinder-Turbo-Dieselmotor, 1.968 ccm, 150 PS, 360 Nm
7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Vorderradantrieb.

Abmessungen

Länge 4.539 mm / Breite 1.859 mm / Höhe 1.658 mm. Radstand 2.676 mm. Kofferraumvolumen 652 – 1650 Liter.

Gewicht

Eigengewicht 1.677 kg. Zulässiges Gesamtgewicht 2.180 kg.

Fahrwerte

Höchstgeschwindigkeit 207 km/h, Beschleunigung 0 – 100 in 9,4 Sekunden, WLTP-Normverbrauch 5,5 Liter.

Testverbrauch

6,3 Liter.
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