WAYNE GRIFFITHS ÜBER CUPRA
Cupra-Chef erklärt die coolste VW-Marke
Für Wayne Griffiths ist es seine erste Woche als echter Chef. Der gut gelaunte Mittfünfziger sitzt zwar schon am Steuer, seit sein Vorgänger und kongenialer Partner Luca de Meo vor einigen Monaten zu Renault gewechselt ist – aber jetzt wurde ihm mit der Berufung zum Vorstandsvorsitzeden von Seat und Cupra quasi offiziell die Lenkererlaubnis ausgestellt. Für einen Automanager tritt Griffiths ziemlich locker auf Typ. Jeans und Lederjacke trägt er auf Events glaubwürdig und sieht dabei wie ein Kunde seiner neuen Marke Cupra aus.
Griffiths ist aber auch ein erfahrener Manager. Mit ihm als Vertriebschef ist Seat auf drei Prozent Marktanteil in Europa geklettert. Am anspruchsvollen deutschen Markt sind es sogar vier Prozent, in Österreich inzwischen acht Prozent! Wichtig für den VW-Konzern ist Seat aber auch durch seine Jugend: „Unsere Kunden sind im Schnitt zehn Jahre jünger“, betont Griffiths. Während sich Seat als Marke für junge Menschen etabliert hat und zuletzt stark gewachsen ist, verschiebt sich der Schwerpunkt im Unternehmen gerade in Richtung Cupra: „Es ist die richtige Zeit für neue Marken, die Transformation durch die Elektromobilität macht es möglich“.
Cupra ist für den gesamten VW-Konzern eine neue Erfahrung. Der Industrieriese mit über 650.000 Mitarbeitern hat schon viele Traditionsmarken eingegliedert und ihnen zu neuem Glanz verholfen, aber er hat noch keinen unkonventionellen Herausforderer erschaffen und hochgezogen. Cupra gibt nun die betont lässige Marke aus Barcelona, zugeschnitten auf eine neue, international orientierte Instagram-Generation jeden Alters.
Einfach ist das Unterfangen Cupra natürlich gerade in diesen Zeiten nicht. „Wir müssen in zwei Marken und in zwei Antriebsformen investieren“, erinnert Griffiths an die Doppelbelastung. Dazu kommt die Corona-Krise, die man gerade abzuschütteln versucht: „Unser Werk in Martorell ist wieder auf Vollauslastung. Wir arbeiten in drei Schichten und produzieren mehr als 2000 Autos pro Tag“.
Cupra hat mit einem Seat-Derivat begonnen und vom immerhin 300 PS starken Cupra Ateca – so viel Leistung ist gerade bei den Kompakt-SUVs eigentlich eine echte Nische – in den letzten drei Jahren stolze 55.000 Stück verkauft. Das hat die Überzeugung reifen lassen, dass da mehr drinnen ist für coole neue Autos aus Barcelona. Jetzt startet die Marke tatsächlich mit dem ersten eigenständigen Modell durch: „Den Formentor wird es nur als Cupra geben“, bestätigt Griffiths. Der superschnittige Crossover ist zielgenau auf das wachstumsstärkste Segment zugeschnitten, die Prognosen sagen für die Kompakt-SUVs eine Verdoppelung in den nächsten fünf Jahren voraus. Auch Cupra soll sich mit dem Formentor verdoppeln, das aber schon im nächsten Jahr: „Er ist unser wichtigstes Auto und soll 2021 rund 50 Prozent des Cupra-Absatzes ausmachen“.
Der Bedeutung des Formentor entsprechend wird Cupra nicht weniger als sieben Motorvarianten für seinen neuen Star anbieten, darunter zwei Plug-in-Hybride (204 und 245 PS) mit rein elektrischer Reichweite von über 50 Kilometern. Das aktuelle Leistungsspektrum von 150 bis 310 PS wird Mitte 2021 wohl auf rund 400 PS ausgeweitet, wenn der Fünfzylinder aus dem Audi RS3 im Formentor für Furor sorgt.
Schon im Herbst 2020 hat Cupra vier Modelle im Angebot, zu den SUVs Cupra Ateca und Cupra Formentor gesellen sich mit Cupra Leon und Cupra Leon Kombi zwei weitere Kompaktklasse-Sportler, die beide auch als Plug-in-Hybrid kommen. Griffiths: „Wir zeigen, dass Elektrifizierung und Performance zusammenpassen.”
Nach diesem Motto werden dann in der zweiten Hälfte 2021 endgültig die Weichen für die Zukunft gestellt: Mit dem Born kommt der erste vollelektrische Cupra – technisch mit dem VW ID.3 verwandt, aber deutlich verschärft. „Der Born wird durch Veränderungen in Lenkung, Fahrwerk und Anfahrverhalten absolut Cupra sein, etwas ganz Tolles. Ich konnte den Prototypen schon fahren”, sagt Griffiths, der mit dem Cupra Tavascan ab 2024 auch ein größeres elektrisches SUV-Coupé plant. Fünf Milliarden werden bis 2025 investiert, vorrangig in die E-Mobilität. Allein 2021 kommen fünf neue E-Autos und Plug-in-Hybride von den Spaniern.
Wie hoch der Anteil der Elektroautos im Jahr 2025 bei seinen Marken sein wird? „Eher 50 Prozent als 30 Prozent“, prophezeit Griffiths.