INTENSIVTEST: SEAT LEON ST CUPRA
Wieviel Sinn macht der 280-PS-Pampers-Bomber?
Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, hunderte PS in ein Familienauto zu packen?
Audi hat die Entwicklung vor über 20 Jahren mit dem RS 2 angestoßen, inzwischen gibt es jede Menge starke Kombis in allen Preisklassen. Neu ist der Trend zum schnellen Pampers-Bomber in der Kompaktklasse, das drückt die Preise: Der Leon ST Cupra spielt fast in der 300-PS-Liga, ist mit einem Einstiegspreis unter 40.000 Euro aber wohlfeil.
Bietet der Spanier genug Platz für Familien?
Die Kompaktklasse ist groß geworden, mit 4,54 Metern Länge hat der Leon ST fast schon Mittelklasse-Format. Natürlich gibt es größere Kombis im Segment, ein allzu brav geschnittenes Heck wäre für die rassigen Spanier aber nicht statthaft gewesen. Überraschend daher: Die 587 Liter Basiskofferraum und auch das Maximalvolumen von 1470 Litern bei umgelegten Rücksitzen sind erstaunlich familienfreundlich. Vor allem die Laderäume der kompakten SUV sind oft kleiner und schwerer zugänglich.
Nervt das High-Speed-Konzept im Alltag?
Nein, der Leon ST Cupra ist im Alltag vollkommen zahm. Bei sanfter Fahrweise läuft der Motor leise und das Fahrwerk wirkt trotz 19-Zöllern nicht zu straff, wenn man DDC (die dynamische Dämpferkontrolle ist serienmäßig) im Komfort-Modus lässt. Auch die Einrichtung des Innenraums ist im Übrigen wohnlich und keinesfalls unbequem. Das Auto besitzt also die Fähigkeit, den Rest der Familie über die fast 300 PS weitgehend im Unklaren zu lassen. Genervt ist also höchstens der Fahrer, weil er von seinem Sportwagen in dieser Phase nicht sehr viel mitbekommt. Dafür zeigt der Leon ST Cupra auch beim Verbrauch keine Allüren, die 9,5 Liter Testverbrauch sind sehr in Ordnung.
Ab Halbgas wird der Ton sportiver. Dann zeigt sich auch, wie wunderbar drehfreudig der Turbomotor aus dem VW-Regal ist. Die Fahrleistungen sind erstaunlich und können so manchen Macan, Boxster oder Cayenne in die Schranken weisen. Ärgerlich nur, dass der forsche Ampelstart selten ohne Quietscherl funktioniert.
Wie dynamisch geht es durch die Kurve?
Der Leon Cupra wirkt (dank der nagelneuen Technik aus dem modularen Querbaukasten von VW) auch als Kombi immer leichtfüßig, das macht Spaß. Am Limi untersteuert das Auto und dreht sich nach einem Lastwechsel nur dezent ein. Hier geht Seat auf Nummer sicher. Die serienmäßige mechanische Quersperre ist eine wichtige Traktionshilfe, in ganz engen Kurven stößt aber auch sie auf Grenzen.
Ist der Seat Leon ST Cupra oder Golf R besser?
So ähnlich die Technik der beiden ist, so sehr unterscheiden sich die Autos. Der VW ist durch den Allradantrieb souveräner und edler, speziell im Alltag. Der Seat ist etwas leichtfüßiger, wilder – und vor allem deutlich günstiger.
DATEN & FAKTEN
Seat Leon ST Cupra
(Stand Dezember 2015)Preis
39.490 Euro. Testwagen 45.748 EuroAntrieb
Vierzylinder-Benzinmotor mit Turbo, direkte Benzin-Einspritzung; 1.984 ccm, 206 kW (280 PS)/5600-6500, 350 Nm/1.700–5.600, 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb.Abmessungen
Länge/Breite/Höhe 4543/1816/1431 mm, Radstand 2.631 mm, Wendekreis 10,5 m, Tankinhalt 50 l, Kofferraum 587-1470 l.Gewicht
Leergewicht 1.466 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1.950 kg.Fahrwerte
Vmax 250 km/h, 0–100 in 6,0 s, Normverbrauch 6,6 l. CO2 154 g/km.Testverbrauch
9,5 l/100 kmMOTORPROFIS WERTUNG
Fahrspass
Vernunft
Preis-Leistung
Gesamturteil
Empfehlenswerte Extras
Mit dem adaptiven Fahrwerksregelung DDC ist ein wichtiges Feature serienmäßig, dass man im Golf R extra kaufen muss. Die Recaro-Sitze und das Cupra-Paket inklusive Sportpneus und Brembo-Bremsen müssen nicht sein, wir würden sie trotzdem gerne haben.Das taugt uns
Das Preis-(Motor-)Leistungs-Verhältnis. Trotz 19-Zöllern das Unterstatement. Der erstaunliche Alltagskomfort.
Bitte nachbessern
Der Motorsound könnte lauter sein, das Quietschen beim forschen Ampelstart leiser.
Unser Extra-Tipp
Gute Nachricht, seit kurzem hat der Leon ST Cupra sogar 290 statt 280 PS. Der Preis ist leicht gestiegen, dafür ist das Navi serienmäßig.