WRC KROATIEN RALLYE: DIE BESTEN BILDER
Drama in Kroatien
300,32 Kilometer.
Und am Ende eine Zeitdifferenz von 0,6 Sekunden.
Serienweltmeister Sebastien Ogier rang bei der WM-Premiere der Kroatien-Rallye seinen Toyota-Teamkollegen Elfyn Evans um sechs Zehntelsekunden nieder. Dabei hatte er am Start der Powerstage noch 3,6 Sekunden Rückstand auf den Briten – doch der Franzose war es, der als Vorletzter startete und so seinen Rivalen unter Druck setzen konnte.
Früh schon machte Evans in diesem Showdown der Superlative, in diesem Drama von Kroatien, einen kleinen Fehler, alles rückte noch enger zusammen – und so lief es darauf hinaus, dass die allerletzte Kurve des allerletzen Piloten über das Schicksal von Sieg und Niederlage entscheiden würde.
Und wie schon im WM-Finale 2020 gab es das selbe Ergebnis: der Routinier blieb cool, der Herausforderer zeigte Nerven. Ogier gewann, zum 51. Mal.
Evans, später, in seinem emotionalen Tatsachenbericht: "Die letzte Kurve! Ich kam einfach von der Strecke und habe die nächste Kurve komplett verpasst." Und: "Ich habe nicht alles dort verloren, aber ich würde sagen, diese eine Sekunde war weg. Das ist schade, aber es war das ganze Wochenende ein großer Kampf. Hut ab ab vor Seb." Es sei beeindruckend, was dieser am Ende geleistet habe.
Zumal es bei Ogier am Vormittag noch um eine andere Sekunde gegangen war, nämlich um eine Schrecksekunde. Auf der Verbindungsetappe zwischen den Wertungsprüfungen 17 und 18 wurde er in einen Verkehrsunfall verwickelt. Ogier kollidierte seitlich mit einem anderen Fahrzeug, die Beifahrertür seines Toyotas wurde schwer beschädigt. Seb und sein Beifahrer Julien Ingrassia blieben bei dem Unfall unverletzt, sie konnten weiterfahren. Freilich war die Aerodynamik des Autos durch den Schaden an der Tür gestört, zudem musste Ingrassia zum Schutz vor dem nun eindringendem Staub eine Brille aufsetzen. "Ein verdammt aufregender Vormittag", ächzt Ogier, der in seiner wohl letzten Saison unbedingt noch einmal Weltmeistet werden will.
Und der nun wieder in der WM führt – sein junger Rivale Kalle Rovanperä hatte seinen Yaris bereits auf der ersten Prüfung weggeworfen – siehe Bild unten.
Doch selbst wenn Ogier aufhört könnte die große französische Ära (Loeb und Ogier haben seit 2004 nur einen Titel NICHT geholt) weitergehen.
Denn: Die große Entdeckung der Rallye war auf Rang 5 Adrien Fourmaux (Ford). Der 25-Jährige bestritt seinen ersten WM-Lauf in WRC-Auto und überzeugte sofort. Fourmaux machte nur einen kleinen Fehler, und der gelernte Pharmazeut schrammte bei zwei Wertungsprüfungen als Zweitschnellster nur knapp an seinem ersten WP-Sieg vorbei.
Auch zumindest ein Österreicher gab eine Talentprobe ab: Kevin Raith.
Mit einer blitzsauberen Performance hat der steirische WM-Debütant die Rallye auf dem 27. Gesamtrang beendet und so seine persönliche Mission, ins Ziel in Zagreb zu kommen, bravourös erfüllt. Ehe es freilich so weit war, hatten er und Copilot Gerald Winter am Schlusstag noch eine Schrecksekunde zu überstehen, die in eine schweißtreibende Arbeit ausartete. Auf der 14 Kilometer langen drittletzten Sonderprüfung Zagorska Sela – Kumrovec rutschte Raith unmittelbar nach dem Start raus und zog sich einen Reifenschaden sich am Ford Fiesta Rally2 zu. Um nicht noch mehr Schaden zu riskieren, entschloss sich das Duo zum Reifenwechsel in der Prüfung. Das kostete zwar rund vier Minuten Zeit und somit einige Plätze in der Gesamtwertung, aber es war die richtige Entscheidung um das Ziel zu erreichen.
ZM-Teamchef Max Zellhofer applaudiert: "Dafür, dass das insgesamt erst die neunte Rallye und überhaupt der erste WM-Lauf von Kevin Raith war, hat er eine absolut sensationelle Leistung abgeliefert. Ich bin die Prüfungen hier selber einmal abgefahren und muss sagen, dass das eine unglaublich schwierige Rallye ist. Man braucht sich nur die Ausfälle anschauen. Da sind einige routinierte Profis dabei, die abgeworfen wurden. Kevin hat einen sehr guten Speed und die richtige Mischung aus Vorsicht und Risiko gefunden. Eine reife Leistung, zu der ich ihm nur ganz herzlich gratulieren kann!“ Raith retouniert das Lob: "Das Super-Team von ZM-Racing hat uns mit dem Ford Fiesta Rally2 ein unglaublich tolles Arbeitsgerät zur Verfügung gestellt.“ Zudem war ja Co-Pilot Gerry Winter ja sehr kurzfristig für den verletzten Christoph Wögerer eingesprungen.
Auch einige andere Österreicher nutzten die Nähe zu Kroatien um sich in der WM zu beweisen:
Hermann Neubauer flog am Samstag in den Graben, nach der starken Leistung zuletzt bei der "Monte" gab es diesmal einen Ausfall für den Ford-Piloten und seinen "Co" Bernhard Ettel
Niki Mayr-Melnhof hatte in der WRC3 eine Bestzeit und Chancen aufs Klassen-Podium eherer am Samstag auf einer Verbindungsetappe aus technischen Gründen ausfiel.
Johannes Keferböck (mit Star-Co Ilka Minor) wurde guter Siebenter der WRC3.
Enrico Windisch kam mit dem Audi A1 R4 ins Ziel, als 19. seiner Klasse.
Alfred Kramer jr. fuhr mit dem Renault Clio Rally5 sehr schnell - doch der junge Kärntner (mit dänische Copilotin Jeanette Kvick) flog am Samstag in einer engen Kurve von der Strecke. Am Ende gab in der Klasse RC5 den zweiten Platz unter drei gestarteten Fahrzeugen.
ENDERGEBNIS: CROATIA RALLY 2021
1 Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (Toyota Yaris WRC) 2h51m22.9s
2 Elfyn Evans/Scott Martin (Toyota Yaris WRC) +0.6s
3 Thierry Neuville/Martijn Wydaeghe (Hyundai i20 Coupe WRC) +8.1s
4 Ott Tänak/Martin Järveoja (Hyundai i20 Coupe WRC) +1m25.1s
5 Adrien Fourmaux/Renaud Jamoul (Ford Fiesta WRC) +3m09.7s
6 Takamoto Katsuta/Dan Barritt (Toyota Yaris WRC) +3m31.8s
7 Gus Greensmith/Chris Patterson (Ford Fiesta WRC) +3m58.8s
8 Craig Breen/Paul Nagle (Hyundai i20 Coupe WRC) +4m28.2s
9 Mads Østberg/Torstein Eriksen (Citroën C3 Rally2) +10m00.8s
10 Teemu Suninen/Mikko Markkula (Ford Fiesta Rally2) +10m29.3s