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TODESFALL BEI DER RALLYE DAKAR

TODESFALL BEI DER RALLYE DAKAR

Walkner über Goncalves & den Schrecken

Die Rallye Dakar 2020 hat ein Menschenleben gekostet: Der Portugiese Paulo "Speedy" Goncalves ist auf Etappe 7 bei Kilometer 276 tödlich verunglückt. Matthias Walkner über den Tod seines langjährigen Kameraden und Mentors und über den Schrecken, den er selber Tag für Tag hat.

Der Portugiese Paulo Goncalves, 40, ist heute bei der Rallye Dakar in Saudi Arabien tödlich verunglückt.
Österreichs Dakar-Hero Matthias Walkner, der heute Zweiter wurde, was ihn aber nicht im mindesten mehr interessiert, erinnert sich an seinen langjährigen Kameraden und Rivalen und er findet, wie so oft, die richtigen Worte an einem Tag, an dem man als Dakar-Teilnehmer und auch als Fan, nach Worten ringt.
"Speedy" Goncalves war der Pilot, der Walkner nach dessen schweren Crash 2016 erstversorgt hatte.

Hier nun Matthias Walkners erstes Statement, ungekürzt:

Es ist gewaltig tragisch, ich weiß gar nicht, was ich viel sagen soll.
Im Nachhinein ist man immer gescheiter, aber ich habe mir in den letzten Tagen schon gedacht: Boaah, des Tempo wird immer noch schneller, noch schneller. Es sind jetzt so viele gute schnelle Piloten unterwegs. Jeder weiß, er muss jeden Tag einfach alles geben, um am Ball zu bleiben.


Und wenn dann so etwas passiert, relativiert sich das alles wieder.


Und es bestätigt mich auch darin, dass ich mir in den vergangen Tagen keine Vorwürfe gemacht habe, wenn es mal von den Zeiten her nicht so gelaufen ist.


Ich kann einfach nicht mehr als alles geben.


Wenn man dann um ein, zwei Prozent noch drüber ist, dann kann ich das auf Dauer nicht mehr kontrollieren.


 Von dem her habe ich genug Schrecken jeden Tag, und hab halt einfach geschaut, dass ich das Risiko so gut minimiere, wie es halt gerade geht.


Heute habe ich mir beim Fahren gedacht, es ist schon zach. Wir fahren 530 oder 540 km in 4:20 Stunden, also knapp 125 km/h schnitt, davon 90 Prozent off pist.


Also auf Strecken, wo eine Danger-Situation, eine Gefahr, nicht markiert ist. Es geht einfach immer nur dahin, voll.


Busch, Steine, Gras – alles kommt daher und du fährst halt mit 110 bis 130 durch. Es ist halt schon zach, auch für den Kopf und auch körperlich gescheit anstrengend, weil du weißt halt auch: wenn du wo einen Fehler machst, kann es blöd ausgehen.


Das mit Concalves ist halt ein Wahnsinn.


Es war schon vorher klar, dass es wohl seine letzte Dakar wird. Letztes Jahr war er noch Honda-Werksfahrer, jetzt ist er zu Hero gewechselt.


Ich hab´ heuer noch mit ihm geschatzt, und ihn gefragt, wie lang er noch fahren möchte. Er ist auch ein bissl der Veteran. Der, der mir am Anfang das Navigieren gezeigt und gelernt hat.


Ich bin extrem oft bei den Rennen gemeinsam mit ihm gefahren, weil wir vom Tempo relativ ähnlich waren. Wir hatten superlässige Zweikämpfe, speziell in meiner Anfangszeit.


Und es war echt so ein selten netter Mensch, es ist unglaublich und zach.


Die letzten 100, 150 Kilometer heute ich abgedreht, bin vorsichtiger gefahren.


Ich bin verkühlt, habe Gliederschmerzen.


Ich habe nicht mehr die Schnellkraft, dass ich das Motorrad stabil halte, wenn was daherkommt.


Von dem war es mir wurscht, dass ich eineinhalb Minuten verloren habe.


Es fühlt sich im Moment alles unreal an, alles das was heute passiert ist.

Matthias Walkner trauert um einen Kameraden, der ihm in seiner eigenen Anfangszeit immer geholfen hatte.Matthias Walkner trauert um einen Kameraden, der ihm in seiner eigenen Anfangszeit immer geholfen hatte.
Matthias Walkner wurde auf der siebenten Etappe starker Zweiter – alles egal, als klar wurde, was hinter ihm passiert ist.Matthias Walkner wurde auf der siebenten Etappe starker Zweiter – alles egal, als klar wurde, was hinter ihm passiert ist.
Am Abend vor der Tragödie schickte Walkner schon diese Nachricht: Die Dakar 2020 ist viel schneller als errechnet.Am Abend vor der Tragödie schickte Walkner schon diese Nachricht: Die Dakar 2020 ist viel schneller als errechnet.
Paulo Goncalves.Paulo Goncalves.
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