MARCEL HIRSCHER
Marcel Hirscher bald Rennfahrer?
Der Ski-Superstar sorgt bei seinem Abschied für Aufsehen unter Benzinbrüdern. Er kann sich "was im Motorsport" vorstellen. Motorprofis.at analysiert seine Optionen und macht den Reality-Check. DTM, Dakar, MotoGP – was wäre eine denkbare Richtung?
05.09.2019Fotos: Red Bull Contentpool, DTM
Es war vielleicht das TV-Event des Jahres in Österreich:
Marcel Hirscher hat am Mittwoch abend im Salzburger Gusswerk seinen Rücktritt als Skifahrer erklärt – nach unvorstellbaren acht (!) Weltcup-Gesamtsiegen in Serie.
Und auch wenn es das erste Ziel des jungen Familienvaters ist "jetzt einmal auszuschlafen und nicht an das Training zu denken", ist es wohl undenkbar, dass ein solcher Wettkampftyp, der erst 30 Jahre jung ist, ohne Sport und ohne Rennen auskommen kann.
Als er nach seiner Zukunft gefragt wurde und er von einigen unkonkreten Plänen redete, war da aber schon dieser Satz, der Petrolheads unter Hochspannung setzt.
Hirscher sagte: "Am ehesten wird das schon Motorsport sein."
Was aber könnte er damit meinen?
Wir nehmen seiner Optionen unter die Lupe und machen den Reality-Check.
- MotoGP: Im Juli und August bekam er die außergewöhnliche Chance, eine KTM-MotoGP-Maschine in Spielberg zu testen bzw. eine Moto2. Ein reichlich tollkühnes Vorhaben angesichts der geringen Erfahrung, die Hirscher mit Straßen-Motorrädern hat. Entsprechend war dem Vernehmen nach die Familie rund um Vater Ferdl besorgt bis skeptisch.
Und auch Marcel selbst dürfte beim Wissen, dass 42 Journalisten akkreditiert waren und es für ihn kaum noch ein Zurück gab, leicht verunsichert gewesen sein.
Das Herantasten an die MotoGP war dementsprechend vorsichtig, Schräglagen gelangen nicht so tief wie geplant – dafür fehlte der Speed und damit die Reifentemperatur. Als er einige Wochen später wieder kam um mit seinem Spezi Matthias Walkner eine Moto2 zu testen, wirkte er entspannter. Trotzdem: ein Aufstieg in die MotoGP ist völlig illusorisch und selbst ein Antreten in einer deutschen regionalen Meisterschaft voller Risiken. Man denke nur an die schweren Crashes von Quereinsteiger Michael Schumacher.
- Offroad/Motocross/Dakar: Motocross ist das natürliche Revier von Hirscher. Mit MX-Maschinen ist er seit seiner frühesten Jugend unterwegs, Kumpel Walkner wurde in diesem Sport Welmeister. Und Marcels Vater Ferdinand Hirscher ist Walkners Berater, ein echter Fuchs beim Motocross, sowohl was Linienführung als auch was Technik betrifft. Vieles würde dafür sprechen, dass er so etwas probiert - aber will er wirklich gegen 40 andere "Verrückte" auf engstem Raum gemeinsam starten, viele davon noch Teenager?
Die Rallye Dakar, künftig in Saudi Arabien unterwegs, wäre (ergänzend?) sicher ein langfristiger Traum von Marcel. Aber sie ist teuflisch: entweder fährt man als "Tourist", das ist aber irgendwie nicht kompatibel mit Hirschers Leistungsansprüchen von "Gscheit oder gar nicht".
Oder aber man fährt mit echten Ambitionen. Dann kann dieser Sport sehr rasch richtig gefährlich werden. Denkbar aber, das er mal bei einer kleineren Motorrad-Rallye reinschnuppert.
Autorennsport: Dass Hirscher auf einen über Red Bull wohl möglichen Formel-1-Test a´la Marquez verzichtet hat und lieber MotoGP wollte, zeigt, dass ihm Motorräder emotional näher sind als Autos.
Aber mit Autos kann man mit weniger Risiko und abgesicherter auf einer Rennstrecke beginnen. Etwa in einem der KTM-X-Bow-Bewerbe, im GT-Sport oder im Porsche Supercup.
Der setzt regelmäßig auf Gaststarter, hatte schon Leute wie Thomas Muster oder Tobias Moretti am Start, wie auch Hirscher-Spezi Walkner. Das könnte eine interessante Variante sein.
DTM: Die DTM unter Gerhard Berger setzt immer wieder auf VIP-Stars. Bislang fuhren Ekström, Ogier, Zanardi und Dovizioso. Alle haben aber wesentlich mehr Erfahrung mit Rennen als Hirscher und sind nicht vergleichbar. Stand heute wäre er in der extrem engen DTM, wo oft alle in einer Sekunde liegen, ohne jede Chance – so realistisch muss man sein. Nach einigen Porsche-Rennen oder Läufen in einem privaten Audi-Markencup könnte das anders sein.
Bleibt noch das relativ leicht realisierbare Thema Rallye. Werner Grissmann, Hans Pum – viele in der Ski-Branche haben diesen Schritt schon gewagt. Aber die mittelfristigen Perspektiven halten sich in Grenzen.
Man kann gespannt sein, für welche Richtung und vor allem für welchen Untersatz Hirscher sich entscheiden würde. Vorbilder gibt es genug: Luc Alphand oder Franz Klammer haben in Autos große Erfolge gefeiert.
Und Erfolge sind das, was Hirscher in seinem nächsten Leben anstreben wird. So wie er es gewohnt ist.
Marcel Hirscher hat am Mittwoch abend im Salzburger Gusswerk seinen Rücktritt als Skifahrer erklärt – nach unvorstellbaren acht (!) Weltcup-Gesamtsiegen in Serie.
Und auch wenn es das erste Ziel des jungen Familienvaters ist "jetzt einmal auszuschlafen und nicht an das Training zu denken", ist es wohl undenkbar, dass ein solcher Wettkampftyp, der erst 30 Jahre jung ist, ohne Sport und ohne Rennen auskommen kann.
Als er nach seiner Zukunft gefragt wurde und er von einigen unkonkreten Plänen redete, war da aber schon dieser Satz, der Petrolheads unter Hochspannung setzt.
Hirscher sagte: "Am ehesten wird das schon Motorsport sein."
Was aber könnte er damit meinen?
Wir nehmen seiner Optionen unter die Lupe und machen den Reality-Check.
- MotoGP: Im Juli und August bekam er die außergewöhnliche Chance, eine KTM-MotoGP-Maschine in Spielberg zu testen bzw. eine Moto2. Ein reichlich tollkühnes Vorhaben angesichts der geringen Erfahrung, die Hirscher mit Straßen-Motorrädern hat. Entsprechend war dem Vernehmen nach die Familie rund um Vater Ferdl besorgt bis skeptisch.
Und auch Marcel selbst dürfte beim Wissen, dass 42 Journalisten akkreditiert waren und es für ihn kaum noch ein Zurück gab, leicht verunsichert gewesen sein.
Das Herantasten an die MotoGP war dementsprechend vorsichtig, Schräglagen gelangen nicht so tief wie geplant – dafür fehlte der Speed und damit die Reifentemperatur. Als er einige Wochen später wieder kam um mit seinem Spezi Matthias Walkner eine Moto2 zu testen, wirkte er entspannter. Trotzdem: ein Aufstieg in die MotoGP ist völlig illusorisch und selbst ein Antreten in einer deutschen regionalen Meisterschaft voller Risiken. Man denke nur an die schweren Crashes von Quereinsteiger Michael Schumacher.
- Offroad/Motocross/Dakar: Motocross ist das natürliche Revier von Hirscher. Mit MX-Maschinen ist er seit seiner frühesten Jugend unterwegs, Kumpel Walkner wurde in diesem Sport Welmeister. Und Marcels Vater Ferdinand Hirscher ist Walkners Berater, ein echter Fuchs beim Motocross, sowohl was Linienführung als auch was Technik betrifft. Vieles würde dafür sprechen, dass er so etwas probiert - aber will er wirklich gegen 40 andere "Verrückte" auf engstem Raum gemeinsam starten, viele davon noch Teenager?
Die Rallye Dakar, künftig in Saudi Arabien unterwegs, wäre (ergänzend?) sicher ein langfristiger Traum von Marcel. Aber sie ist teuflisch: entweder fährt man als "Tourist", das ist aber irgendwie nicht kompatibel mit Hirschers Leistungsansprüchen von "Gscheit oder gar nicht".
Oder aber man fährt mit echten Ambitionen. Dann kann dieser Sport sehr rasch richtig gefährlich werden. Denkbar aber, das er mal bei einer kleineren Motorrad-Rallye reinschnuppert.
Autorennsport: Dass Hirscher auf einen über Red Bull wohl möglichen Formel-1-Test a´la Marquez verzichtet hat und lieber MotoGP wollte, zeigt, dass ihm Motorräder emotional näher sind als Autos.
Aber mit Autos kann man mit weniger Risiko und abgesicherter auf einer Rennstrecke beginnen. Etwa in einem der KTM-X-Bow-Bewerbe, im GT-Sport oder im Porsche Supercup.
Der setzt regelmäßig auf Gaststarter, hatte schon Leute wie Thomas Muster oder Tobias Moretti am Start, wie auch Hirscher-Spezi Walkner. Das könnte eine interessante Variante sein.
DTM: Die DTM unter Gerhard Berger setzt immer wieder auf VIP-Stars. Bislang fuhren Ekström, Ogier, Zanardi und Dovizioso. Alle haben aber wesentlich mehr Erfahrung mit Rennen als Hirscher und sind nicht vergleichbar. Stand heute wäre er in der extrem engen DTM, wo oft alle in einer Sekunde liegen, ohne jede Chance – so realistisch muss man sein. Nach einigen Porsche-Rennen oder Läufen in einem privaten Audi-Markencup könnte das anders sein.
Bleibt noch das relativ leicht realisierbare Thema Rallye. Werner Grissmann, Hans Pum – viele in der Ski-Branche haben diesen Schritt schon gewagt. Aber die mittelfristigen Perspektiven halten sich in Grenzen.
Man kann gespannt sein, für welche Richtung und vor allem für welchen Untersatz Hirscher sich entscheiden würde. Vorbilder gibt es genug: Luc Alphand oder Franz Klammer haben in Autos große Erfolge gefeiert.
Und Erfolge sind das, was Hirscher in seinem nächsten Leben anstreben wird. So wie er es gewohnt ist.
Über seinen Sponsor Red Bull hat Hirscher schon Motorsport-Stars wie hier etwa Mark Webber näher kennenlernen können.
Am Red Bull Ring konnte er schon seinen ersten Runden auf "Werkzeugen" von KTM bestreiten - Moto2, MotoGP, Duke 690.
Die Fortschritte waren angesichts der mangenden Erfahrung durchaus passabel. Wohler fühlt er sich aber auf Offroad-Maschinen.
Museum des Gigantismus: Dieses Bild erinnert und daran, was für ein Gigant Hirscher auf zwei Skiern (gewesen) ist.
Auf den Spuren von Alphand und Co.? Sein bester Freund Matthias Walkner hat die Rally Dakar schon gewonnen. Manche glauben, Hirscher könnte es auch dorthin ziehen. Aber dieser Event braucht jahrelange Vorbereitung – und ist gefährlich.
Folgt er diesen Herren? Ekström, Ogier, Dovizioso und Zanardi waren bislang Gast-Stars in der DTM. Marcel wäre keine unlogische Wahl.
Das Problem: Die anderen Piloten (hier Dovizioso im Audi in Misano) hatten viel mehr Rundstreckenerfahrung, Hirscher hat gar keine.
Im Porsche Supercup fuhren schon Walkner, Muster, Loeb (Bild), Moretti. Will Hirscher Autorennen fahren, wäre das eine gute Option.