GERALD ENZINGER ÜBER:
Renault als Rettung
Besuch am vielleicht wichtigsten Ort der Formel 1: In Enstone, in der Fabrik von Renault. Hier wird aufgerüstet, damit das Traditionsteam wieder Weltmeister werden kann. Für den Grand-Prix-Sport ist es überlebenswichtig, dass Renault zum Sieger-Team wird.
12.10.2018Fotos: RenaultF1
Nach Enstone zu reisen, das hat immer etwas von einem Klassentreffen.
Mehrmals war ich in den vergangenen 20 Jahren in der Formel-1-Fabrik in den englischen Midlands, direkt neben einer idyllischen Schaffarm gelegen.
Das Merkwürdige: In dieser Zeit hat sich der Name des Teams immer wieder verändert: erst war es Benetton (mit Gerhard Berger und Alex Wurz), dann Renault (Fernando Alonso), später Lotus (Kimi Räikkönen) und nun ist es wieder Renault.
Doch viele Menschen haben hier unter verschiedenen Herren gedient und sie tauchen immer wieder auf: Rob White, Bob Bell, Nick Chester.
Vielen von ihnen brach das Herz, als Lotus nach dem Erwachen aus den absurden Dany-Bahar-Träumen das Geld ausging und das Team in den Monaten vor der erneuten Übernahme durch Renault vor sich hin darbte. "Mann kann sich nicht vorstellen, wie es hier ausgesehen hat und wie ungepfegt schon alles war, oder was hier alles einfach irgendwo ins Eck gestellt wurde", erzählt man in Enstone.
Hätte Renault damals nicht gerettet, hunderte Menschen hätten ihren Arbeitsplatz verloren.
Es sind Beobachtungen wie diese, die man kennen sollte, um die aktuellen Verdienste von Renault für die Formel 1 ins richtige Licht rücken zu können.
Natürlich ist es auch für Renault enttäuschend, wie schlecht man nach der Sommerpause 2018 in die Gänge gekommen ist: zehn Punkte in fünf Rennen mit zwei Fahrzeugen, das ist definitiv weit(er) hinter den Erwartungen.
Und weit hinter den Ansprüchen von Konzern Carlos Ghosn, der als langjähriger Formel-1-Skeptiker mit seiner Grundsatzentscheidung alle überrascht hatte: JA zur Formel 1 und zum Kauf von Lotus - und dann gleich mit voller Energie und mit viel Einsatz, auch mit finanzieller Power.
Denn der Erfolg in der Formel 1 führt nur über die "Kohle-Kraft". Die Big Player Mercedes, Ferrari und Red Bull sind das beste Beispiel dafür.
Deshalb hat Renault sein Formel-E-Programm beendet, um sich ganz auf die Formel 1 zu konzentrieren. Die Motorenfabrik nahe Paris wurde ebenso aufgerüstet wie der Standort Enstone.
Neuer Hoffnungsträger ist der Pole Marcin Budkowski, der unter viel Wirbel von der FIA abgeworben wurde. Seit April arbeitet er bei Renault. Zunächst schaute er sich drei Monate im Motoren-Werk in Viry-Chatillon um. Mittlerweile hat er sein Büro in der Chassis-Fabrik in Enstone eingerichtet. Dort laufen alle Fäden zusammen, was die Technik betrifft. Vom Designprozess über die Produktion der Teile bis zur Organisation an der Rennstrecke ist alles Budkowski unterstellt.
Er selbst ist Realist und sagt: erst 2021 und nach den großen Regelumbrüchen kann Renault den WM-Titel erhoffen.
Ob das gelingt? Man kann es Renault wünschen. Mit Dani Ricciardo hat man - entgegen den eigenen schüchternen Erwartungen - einen der besten Rennfahrer der Welt bekommen, der zudem auch Nici Hülkenberg den nötigen Motivations-Kick verleihen dürfte.
Vielleicht gelingt nun in einigen Jahren auch ein grösserer Erfolg als gedacht - die Ingredenzien und die Qualität der Mitarbeiter (zumindest jener in Enstone) passt. Für die Formel 1 wäre es unsagbar wichtig, dass es Renault gelingt, den Anschluss an die Top-3-Teams zu finden. Wenn es nicht einmal die große Formel-1-Marke Renault am so erfolgreichen WM-Standort Enstone mit zwei Top-Piloten es schafft, die Lücke zu den großen Drei zu schaffen, wird sich endgültig kein Konzern mehr in die Formel 1 wagen.
Es wäre an der Zeit, dass endlich wieder ein Teams abseits der Top-3 ein Rennen gewinnt.
Das Letzte war übrigens - Lotus.
2013 (!!!).
Aber immerhin: der Ahne dieses jetzigen Rennstalls.
Mehrmals war ich in den vergangenen 20 Jahren in der Formel-1-Fabrik in den englischen Midlands, direkt neben einer idyllischen Schaffarm gelegen.
Das Merkwürdige: In dieser Zeit hat sich der Name des Teams immer wieder verändert: erst war es Benetton (mit Gerhard Berger und Alex Wurz), dann Renault (Fernando Alonso), später Lotus (Kimi Räikkönen) und nun ist es wieder Renault.
Doch viele Menschen haben hier unter verschiedenen Herren gedient und sie tauchen immer wieder auf: Rob White, Bob Bell, Nick Chester.
Vielen von ihnen brach das Herz, als Lotus nach dem Erwachen aus den absurden Dany-Bahar-Träumen das Geld ausging und das Team in den Monaten vor der erneuten Übernahme durch Renault vor sich hin darbte. "Mann kann sich nicht vorstellen, wie es hier ausgesehen hat und wie ungepfegt schon alles war, oder was hier alles einfach irgendwo ins Eck gestellt wurde", erzählt man in Enstone.
Hätte Renault damals nicht gerettet, hunderte Menschen hätten ihren Arbeitsplatz verloren.
Es sind Beobachtungen wie diese, die man kennen sollte, um die aktuellen Verdienste von Renault für die Formel 1 ins richtige Licht rücken zu können.
Natürlich ist es auch für Renault enttäuschend, wie schlecht man nach der Sommerpause 2018 in die Gänge gekommen ist: zehn Punkte in fünf Rennen mit zwei Fahrzeugen, das ist definitiv weit(er) hinter den Erwartungen.
Und weit hinter den Ansprüchen von Konzern Carlos Ghosn, der als langjähriger Formel-1-Skeptiker mit seiner Grundsatzentscheidung alle überrascht hatte: JA zur Formel 1 und zum Kauf von Lotus - und dann gleich mit voller Energie und mit viel Einsatz, auch mit finanzieller Power.
Denn der Erfolg in der Formel 1 führt nur über die "Kohle-Kraft". Die Big Player Mercedes, Ferrari und Red Bull sind das beste Beispiel dafür.
Deshalb hat Renault sein Formel-E-Programm beendet, um sich ganz auf die Formel 1 zu konzentrieren. Die Motorenfabrik nahe Paris wurde ebenso aufgerüstet wie der Standort Enstone.
Neuer Hoffnungsträger ist der Pole Marcin Budkowski, der unter viel Wirbel von der FIA abgeworben wurde. Seit April arbeitet er bei Renault. Zunächst schaute er sich drei Monate im Motoren-Werk in Viry-Chatillon um. Mittlerweile hat er sein Büro in der Chassis-Fabrik in Enstone eingerichtet. Dort laufen alle Fäden zusammen, was die Technik betrifft. Vom Designprozess über die Produktion der Teile bis zur Organisation an der Rennstrecke ist alles Budkowski unterstellt.
Er selbst ist Realist und sagt: erst 2021 und nach den großen Regelumbrüchen kann Renault den WM-Titel erhoffen.
Ob das gelingt? Man kann es Renault wünschen. Mit Dani Ricciardo hat man - entgegen den eigenen schüchternen Erwartungen - einen der besten Rennfahrer der Welt bekommen, der zudem auch Nici Hülkenberg den nötigen Motivations-Kick verleihen dürfte.
Vielleicht gelingt nun in einigen Jahren auch ein grösserer Erfolg als gedacht - die Ingredenzien und die Qualität der Mitarbeiter (zumindest jener in Enstone) passt. Für die Formel 1 wäre es unsagbar wichtig, dass es Renault gelingt, den Anschluss an die Top-3-Teams zu finden. Wenn es nicht einmal die große Formel-1-Marke Renault am so erfolgreichen WM-Standort Enstone mit zwei Top-Piloten es schafft, die Lücke zu den großen Drei zu schaffen, wird sich endgültig kein Konzern mehr in die Formel 1 wagen.
Es wäre an der Zeit, dass endlich wieder ein Teams abseits der Top-3 ein Rennen gewinnt.
Das Letzte war übrigens - Lotus.
2013 (!!!).
Aber immerhin: der Ahne dieses jetzigen Rennstalls.
Renault sucht sein Glück in der Zukunft....
... bis dahin gibt es viel zu besprechen.
Ist Renault im Doppelpack am Weg nach vor?
Vergangenheit & Gegenwart.
Gerald Enzinger mit dem R.S.01
Wann darf Ricciardo, äh, jubeln?
Carlos Sainz geht....
...verlässt Renault mit Ende der Saison 2018.