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FORMEL 1 RED BULL RING: TOP-FOTOS, TOP-THEMEN

FORMEL 1 RED BULL RING: TOP-FOTOS, TOP-THEMEN

Formel 1: Das war Spielberg 2023

Spielberg 2023 – das war ein Wochenende der Rekorde. 304.000 Zuschauer – mehr als je zuvor. Ein Red-Bull-Team, das von Sieg zu Sieg fährt. Eine Formel 1, die nun fix bis mindestens 2030 in die Steiermark kommt. Leider aber auch eine so noch nie gesehene Groteske um die Track-Limits, die einmal mehr zeigt, in welch desaströsem Zustand die FIA ist. Sehen Sie die besten Bilder vom Red Bull Ring – und lesen Sie die Top-Themen von Spielberg 2023.
Monaco! Monza! Silverstone! Spa!
Und doch hat es Spielberg geschafft, nicht nur in die exklusive Runde der besten Formel-1-Renntrecken Europas aufgenommen zu werden, sondern in dieser All-Star-Auswahl auch noch ein absolutes Alleinstellungsmerkmal aufzubauen.
Als der Ferienanfangs-Sommer-und-Spaß-Party-Grand-Prix im Kalender. Und als Family-Grand-Prix: Hier treffen sich alle: die Jungen, die davor oder danach in Lignano oder Kroatien Party machen; die Camper, die vor allem aus Holland kommen; die Familien, die hier einen der letzten Events finden, der sowohl den Kleinen, als auch den jungen Wilden, als auch den Älteren (dank Legendenparade und Co.) gefällt.
Ein schneller, gemeinsamen Nenner von mehreren Generationen, die miteinander mehr gemeinsam haben als uns das Spaltungs-Vordenker und Algorithmen erzählen wollen.
Spielberg macht seinem Namen alle Ehre – und lieferte, wie ein schönes Symbol, beim ersten Formel-1-Wochenende nach dem Tod von Dietrich Mateschitz ein aus Red-Bull-Sicht perfektes Wochenende ab:
Red Bull gewann (überlegen) beide Rennen, meldete einen vor Jahren noch undenkbaren Zuschauer-Rekord (304.000!) ab und erfreute die Österreicher mit einer langfristigen Vertragsverlängerung bis 2030.

Aus Sicht der Hausherren war es nahe am perfekten Grand Prix, nur die FIA erwies sich einmal mehr als Party-Crasher. Unfassbar, wie dilettantisch das Problem mit den Track-Limits tagelang nicht gelöst wurde. Wie so oft seit dem Skandalrennen Abu Dhabi 2021 könnte man meinen, dass das A in FIA für "Amateure" steht.

Hier also die Spielberg-Bilanz im Schnelldurchlauf: Gewinner und Verlierer eines Wochenendes.

Die Gewinner:
Red Bull. Der Konzern aus Fuschl knallte einmal mehr eine perfekte Veranstaltung hin.
Der Red Bull Ring entpuppt sich als ideale Rennstrecke, auf der a) im Rennen Action geboten wird, b) durch die Stadion-Atmosphäre eine sensationelle Stimmung entsteht c) die Lage mitten in Europa top ist und d) das Rahmenprogramm und die Infrastruktur an der Strecke Weltklasse sind.
Und man sollte nicht vergessen, dass die Zehntausenden Holländer ja nicht von selbst hier sind – sondern das Red Bull schon ganz am Anfang der Ära Verstappen hier gute Arbeit geleistet hat, den dortigen Fan-Boom schon in seinen Anfängen erkannt und für sich genutzt hat. Und man den Niederländern so früh den Red Bull Ring als Heimrennen eingeprägt hat, dass nicht einmal die Rückkehr des "echten Heimrennens" in Zandvoort das geändert hat. Immer noch kommen die Holländer zu Tausenden in die Steiermark. Und vielen gefällt es so sehr, dass sie im August oder in den Ski-Monaten dann noch einmal mit ihren Familien kommen und den Tourismus erneut beglücken. Eine der vielen unschätzbaren Errungenschaften, die Dietrich Mateschitz seinem Heimat-Bundesland hinterlassen hat.

- Red Bull Racing. Jedes Rennen in dieser Saison gewonnen, in Summe zehn in Serie – in Silverstone kann der österreichische Rennstall den Rekord von McLaren einstellen und ihn in Budapest sogar übertreffen. Adrian Newey und sein Team haben hochprofessionelle Arbeit abgeliefert, wie 101 Siege in nur 13 Saisonen beweisen. Unvorstellbar, dass man das als Nicht-Werksteam geschafft hat. Und ein Erfolg, der auch Dietrich Mateschitz (der das Team in Ruhe arbeiten ließ, nie auf Hire & Fire setze) und dem Grazer Helmut Marko, dem Mastermind des Erfolgs, gehört. Und natürlich Newey, dem größten Formel-1-Genie der Geschichte. Nur, dass Newey überhaupt in ein damaliges Mittelfeld-Team kam, ist der Verdienst von Mateschitz, Marko, Horner.

- Lando Norris. Es ist nur so eine Vorahnung – aber einiges spricht dafür, dass der Engländer (der wie Verstappen eine belgische Mutter hat) der größte Konkurrent von Max in dessen Karriere wird, mehr noch als Leclerc oder Russell. Auch am Red Bull Ring konnte Lando, im Festival-Ort Glastonbury aufgewachsen, in einem McLaren die Party vorne crashen. Es ist erstaunlich, wie sich McLaren – am Anfang des Jahres teilweise das schlechteste Auto der Formel 1 – verbessert hat binnen Monaten. Trotzdem sehnen viele Fans den Tag herbei, indem Lando in einem echten Siegerauto zeigen kann, wie gut er wirklich ist.

- Nico Hülkenberg. Die Comeback-Saison des Deutschen, der in den vergangenen zwei Jahren hauptberuflich als Experte von Servus TV im Einsatz war, ist höchst beeindruckend. Gibt es im Qualifying eine Chance, nutzt er sie. Und im Sprintrennen lag er in einem Auto, dass Long-Distance und mit vollen Tanks massive Probleme hat, erst sogar auf Podiumskurs um dann nach einem Reifenwechsel durchs Feld zu pflügen. Obwohl er in seiner langen Karriere nie in den Top-3 landete hat er seinen Platz in der Formel 1 mehr als verdient. Manche Deutsche freuen sich freilich nicht über seine Top-Leistungen: So stark wie Hülkenberg gegen seinen Teamkollegen Magnussen fährt, so sehr muss man die vielen Niederlagen seines Vorgängers Mick Schumacher gegen den Dänen hinterfragen.

- Alex Albon. Auch wenn er Opfer der vielen Strafen nach dem Rennen wurde: Albon bietet Woche für Woche blitzsaubere Leistungen im Williams. Gut, dass er – wie Hülkenberg – zu den raren Fällen gehört, in denen ein Fahrer eine zweite Chance in der Formel 1 bekam. Als 50-Prozent-Thailänder könnte er so auch für seinen "Ausbildungsverein" Red Bull eines Tages eine wertvolle Alternative zu Perez werden, um die thailändischen Teilhaber des Imperiums bei Formel-1-Laune zu halten.

- Sergio Perez. Perez positiv? Klingt absurd, ist es zum Teil auch. Am Freitag war er so fit, dass man vermuten kann, dass er den Medientag am Donnerstag mit Absicht geschwänzt hatte (angeblich war er krank). Wollte er nicht auf Statements von Helmut Marko reagieren, der Dani Ricciardo als raschen Ersatz für Perez in den Raum gestellt hatte? Dann verbockte Sergio auch noch das Qualifying und am Samstag legte er sich mit Max Verstappen an.
Wobei er in diesen Kampf-Situationen gegen Max eigentlich nur verlieren kann: hält er dagegen, ist er der Böse, der die Nummer 1 provoziert. Gibt er nach, ist er der Böse, weil zu wenig Kampfgeist hat. Genau diese Besonderheiten könnten ihm aber den Job retten: denn so dominant und gut wie Verstappen ist, werden es sich alle potenziellen Perez-Nachfolger gut überlegen, ob sie an Verstappens Seite fahren wollen. Was wiederum den Job von "Checo" retten könnte. Denn er ist trotz des besten Autos so unattraktiv, dass Perez ihn vielleicht deshalb behalten kann. Albon, Norris, Ricciardo – viele potenzielle Nummer-2-Fahrer von Red Bull könnten sich das ersparen und lieber woanders fahren oder, wie Dani, in der gut dotierten Rente bleiben.

Nun aber zu den (vielen) Verlierern des Spielberg-Wochenendes in der Formel 1. Einer überragt dabei alle anderem. Es ist der Automobil-Weltverband.

FIA: Wie amateurhaft kann man agieren? Warum scheinen alle großen Verbände vom IOC über die FIFA so schlecht geführt zu sein? Seit ewig ahnte man, dass es in Spielberg große Track-Limits-Debatten geben wird, seit Freitag wusste man es. Doch man weigerte sich, neu zu denken und für die Rennen am Samstag und Sonntag entweder die Grenzen zu verschieben oder generell Gnade zu erlassen. Diese Sturheit führte in ein Image-Desaster und in eine Strafen-Orgie, vor allem auch nach (!) dem Rennen, als die Fans längst weg waren. So etwas ist ein absolutes No-Go. zumal viele der 1.400 gezählten Vergehen nicht nachvollziehbar waren. Ocon bekam erst gar keine Strafe, dann gleich vier (!) verschiedene. Wer hat den im Rennen live kontrolliert?
Perez dagegen hatte gefühlt im TV schon so viele Übertretungen, er blieb am Ende aber komplett ohne Strafe. Man kann es nicht anders nennen: seit dem katastrophalen Fehlurteil in Abu Dhabi 2021 ist die FIA von der Rolle. Schon die Nominierung von Niels Wittich zum Rennleiter hatte vor allem in seiner Heimatregion für Verwunderung gesorgt. Der Deutsche hatte sich selbst im ADAC GT Masters mit seiner Strenge (die man auch Sturheit nennen kann) einen umstrittenen Namen gemacht. Eine sonderbare Entscheidung, gerade ihm die Königsklasse anzuvertrauen, in der seine Pedanterie vor einem Millionenpublikum stattfindet. Zudem gibt es kaum eine Konstanz in vielen Entscheidungen. Die FIA ist viel amateurhafter als all die anderen Menschen, Teams und Veranstalter, die in diesem Riesen-Unternehmen arbeiten. Das kann es ja wohl nicht sein. Und ein Schiedsrichter, der die Provokation liebt, hat noch keiner Sportart gut getan.

Valtteri Bottas. Zwei Mal hat der coole Finne in Spielberg gewonnen – nun tut es aber nur mehr weh, ihn lustlos fahren zu sehen. Was für eine Vergeudung an Talent, was für eine Vielzahl an Schwächen. Nicht vorstellbar, dass Audi (das Nachfolgeteam von Sauber aka Alfa) auf ihn setzen wird. Wenn man sieht, wie teilnahmslos Bottas (und davor sein einstiger Nachwuchs-Klassen-Rivale Ricciardo) die eigene Karriere versenkt, dann merkt man erst, wie sehr sich (ältere) Champions wie Hamilton und Alonso in ihrem Willen von diesen Leider-Nein-Weltmeistern unterscheiden.

George Russell. Der Aufsteiger der Saison 2022 liegt nun wieder meist hinter Lewis Hamilton, er kommt mit dem Mercedes nicht mehr zurecht, seit dieser eine Konzept-Änderung erfahren hat. Ihm kann man aber zutrauen, dass er sich wieder aus dieser (ersten) Krise seiner Formel-1-Karriere zieht.

Nyck de Vries. Vom Mega-Talent zum Mega-Flop. Er kann sich beim schwächelnden AlphaTauri-Team nicht durchsetzen, wird von Helmut Marko und Christian Horner öffentlich gedemütigt – nach erst zehn Rennen in der Formel 1. Er wäre wohl besser beraten gewesen, es bei seinem Kurzzeit-Team Williams zu versuchen, als beim ersten Angebot zu Red Bull überzulaufen. Für diese Welt muss man gemacht sein. Sein Landsmann Verstappen ist das, er ist es wohl nicht. Aber auch Nycks Timing war unglücklich: AlphaTauri ist zum ersten Mal am Ende des WM-Klassements. Auch der Name verschwindet, denn die Modemarke verschwindet zumindest aus der Formel 1. Sie ist eines der wenigen Beispiele, dass auch im Red-Bull-Konzern nicht alles funktioniert. Möge aber das sympathische Formel-1-Teams aus Faenza unter neuem (alten?) Namen wieder an die Erfolge von früher anknüpfen können. Ob das aber mit De Vries passiert? Höchst unwahrscheinlich.

Sehr wahrscheinlich ist es aber, dass der Red Bull Ring noch viele spannende Geschichten in der Formel 1 schreiben wird. Auf einer Wiese, die 2009 nur mehr ein Haufen Geröll war. Nirgendwo sonst sieht man das Lebenswerk von Dietrich Mateschitz zu sehr in ganzer Anmutung und Bedeutung, wie hier und in der ganzen Region Murtal.
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