F1-TEAMS IM CHECK (7): FERRARI
Zwischen euphorisch und explosiv
Seit einem Jahrzehnt ist Ferrari ohne WM-Titel. Heuer soll und muss Mercedes endlich besiegt werden. Trotz einer Sensations-Bestzeit von Sebastian Vettel in Barcelona beim Testen spricht einiges gegen die WM-Krönung: Ferrari braucht zu viel Sprit, schwächelt über die Distanz, hat Antriebsprobleme. Und intern tobt ein heftiger Machtkampf um die Chef-Rollen der Zukunft. Und, ja: so nebenbei muss man mit allen politischen Tricks verhindern, dass das mächtigste Team der Formel 1 künftig viel an Geld und Einfluss verliert – per Gesetz.
20.03.2018Fotos: Werk
Wer fährt?
Es ist die vierte Saison, in dem Ferrari von den beiden Kumpels Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen gelenkt wird. Das einzige Team, das also ausschließlich auf Piloten setzt, die schon (insgesamt fünf Mal) Weltmeister waren. Entgegen den seit 2012 regelmäßig von Vettel-Bashern erzählten Prognosen, ist Kimi dabei keineswegs schneller als der Deutsche – im Gegenteil: Vettel hat seit 2014 alle Ferrari-Siege geholt und er ist meist der klar Schnellere der beiden Ferrari-Piloten. Dass Kimis Vertrag noch einmal verlängert wurde verdankt er eher Vettel selbst, der gerne einen Vertrauten im Team hätte.
Vettel selbst ist unumstritten im Team und er hat seine Macht im Lauf der Jahre ausgebaut. Für ihn spricht, dass er besser mit dem Ingenieuren kommunizieren kann als sein Vorgänger Fernando Alonso, der am Ende in einem heillosen Machtkampf mit dem (Ex-)-Lager von Stefano Domenicali verwickelt war und zu oft zu klar zeigte, dass er manche bei Ferrari für unfähig hält. Gegen Vettel spricht freilich, dass er mit zwei unnötigen Fehlern (Rammstoss gegen Hamilton in Baku, Startcrash in Singapur) selbst die Wende in der WM gegen Ferrari eingeleitet hat.
Es ist die vierte Saison, in dem Ferrari von den beiden Kumpels Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen gelenkt wird. Das einzige Team, das also ausschließlich auf Piloten setzt, die schon (insgesamt fünf Mal) Weltmeister waren. Entgegen den seit 2012 regelmäßig von Vettel-Bashern erzählten Prognosen, ist Kimi dabei keineswegs schneller als der Deutsche – im Gegenteil: Vettel hat seit 2014 alle Ferrari-Siege geholt und er ist meist der klar Schnellere der beiden Ferrari-Piloten. Dass Kimis Vertrag noch einmal verlängert wurde verdankt er eher Vettel selbst, der gerne einen Vertrauten im Team hätte.
Vettel selbst ist unumstritten im Team und er hat seine Macht im Lauf der Jahre ausgebaut. Für ihn spricht, dass er besser mit dem Ingenieuren kommunizieren kann als sein Vorgänger Fernando Alonso, der am Ende in einem heillosen Machtkampf mit dem (Ex-)-Lager von Stefano Domenicali verwickelt war und zu oft zu klar zeigte, dass er manche bei Ferrari für unfähig hält. Gegen Vettel spricht freilich, dass er mit zwei unnötigen Fehlern (Rammstoss gegen Hamilton in Baku, Startcrash in Singapur) selbst die Wende in der WM gegen Ferrari eingeleitet hat.
Vettel ist unumstritten im Team und er hat seine Macht im Lauf der Jahre ausgebaut.
Wer schafft an?
Also der Boss ist eindeutig Präsident Sergio Marchionne. Obwohl er „im Nebenjob“ ja auch noch einen Weltkonzern wie FIAT führen muss, ist er im Formel-1-Team von Ferrari allzeit präsent. Er mischt sich in kleinste Details ein, macht große Politik bei der FIA und den neuen Formel-1-Eigentümern und hat – wie man hört – Teamchef Maurizio Arrivabene längst auf die Abschussliste gesetzt. Ihm soll Technik-Star Matteo Binotto folgen. Und der wiederum wird von Laurent Mekies unterstützt – dem bisherigen Sicherheits-Experten der FIA, der nun zu Ferrari gewechselt ist. Und der als enger Freund von Sebastian Vettel gilt, mit dem er einst bei Toro Rosso war.
Wie ist die Lage?
Zwischen euphorisch und explosiv – also man könnte boshaft sagen: so wie immer bei Ferrari. Für Erfolge sprechen die zahlreichen Innovationen, seit Binotto 2016 Technik-Chef wurde. Er gibt den Ingenieuren viel mehr Freiheiten und lässt sie auch viel riskieren. Prompt war der Ferrari von 2017 extrem kreativ (Seitenkästen!). Ferrari ist das derzeit meistkopierte Auto der Formel 1. Zudem ist die sportliche Entwicklung – abgesehen von den Desastern bei der Asien-Tournee 2017, nicht schlecht. Ex-Chef Ross Brawn lobt: „Vettel ist im vierten Jahr bei Ferrari sicher weiter als es Schumacher hier in seinem vierten Jahr war!“
Doch es gibt auch viele Fallen: Bei den Longruns schien Mercedes in Barcelona haushoch überlegen. Der Antrieb von Ferrari schwächelt – auch weil man enorme Probleme mit dem Spritverbrauch hat. Doch der Kult-Rennstall muss vom ersten Rennen an im WM-Rennen sein – sonst wird es wieder ein Intrigen-Machtspiel geben und als erstes müsste dann wohl Teamchef Arrivabene gehen.
Also der Boss ist eindeutig Präsident Sergio Marchionne. Obwohl er „im Nebenjob“ ja auch noch einen Weltkonzern wie FIAT führen muss, ist er im Formel-1-Team von Ferrari allzeit präsent. Er mischt sich in kleinste Details ein, macht große Politik bei der FIA und den neuen Formel-1-Eigentümern und hat – wie man hört – Teamchef Maurizio Arrivabene längst auf die Abschussliste gesetzt. Ihm soll Technik-Star Matteo Binotto folgen. Und der wiederum wird von Laurent Mekies unterstützt – dem bisherigen Sicherheits-Experten der FIA, der nun zu Ferrari gewechselt ist. Und der als enger Freund von Sebastian Vettel gilt, mit dem er einst bei Toro Rosso war.
Wie ist die Lage?
Zwischen euphorisch und explosiv – also man könnte boshaft sagen: so wie immer bei Ferrari. Für Erfolge sprechen die zahlreichen Innovationen, seit Binotto 2016 Technik-Chef wurde. Er gibt den Ingenieuren viel mehr Freiheiten und lässt sie auch viel riskieren. Prompt war der Ferrari von 2017 extrem kreativ (Seitenkästen!). Ferrari ist das derzeit meistkopierte Auto der Formel 1. Zudem ist die sportliche Entwicklung – abgesehen von den Desastern bei der Asien-Tournee 2017, nicht schlecht. Ex-Chef Ross Brawn lobt: „Vettel ist im vierten Jahr bei Ferrari sicher weiter als es Schumacher hier in seinem vierten Jahr war!“
Doch es gibt auch viele Fallen: Bei den Longruns schien Mercedes in Barcelona haushoch überlegen. Der Antrieb von Ferrari schwächelt – auch weil man enorme Probleme mit dem Spritverbrauch hat. Doch der Kult-Rennstall muss vom ersten Rennen an im WM-Rennen sein – sonst wird es wieder ein Intrigen-Machtspiel geben und als erstes müsste dann wohl Teamchef Arrivabene gehen.
Was für Erfolge spricht? Die zahlreichen Innovationen, seit Binotto 2016 Technik-Chef wurde. Ferrari ist das derzeit meistkopierte Auto der Formel 1.
Wie ist die Aussicht?
Schwierig zu erkennen. Alles hängt davon ab, ob man die Longruns besser machen kann oder ob sich am besten herausstellt, dass diese Probleme in Barcelona nur streckenspezifisch waren. Spannend wird, wie lange Arrivabene an der Macht bleibt und ob – was zu erwarten ist – Marchionne sich nach seinem teilweisen Rückzug bei FIAT Ende 2018 noch intensiver bei Ferrari einbringt. Immerhin geht es vor allem um Politik: Jetzt müssen die Regeln für die Formel 1 ab 2021 definiert werden und die US-Eigentümer der F1 haben Ferrari im Visier: Etwa die vielen Veto-Rechte der Italiener oder die enormen Bonuszahlungen für die Marke, die abgeschafft werden sollen. Marchionne droht sicherheitshalber Mal schon mit dem Ausstieg von Ferrari aus der Formel 1. Hoffentlich kommen diese Neben-Eskalationen für Ferrari nicht zu einem sportlich höcht ungünstigen Zeitpunkt.
Anmerkung: Eine große Ferrari-Inside-Story von Motorprofis-Autor Gerald Enzinger lesen Sie in der am Freitag erscheinende Autorevue.
Schwierig zu erkennen. Alles hängt davon ab, ob man die Longruns besser machen kann oder ob sich am besten herausstellt, dass diese Probleme in Barcelona nur streckenspezifisch waren. Spannend wird, wie lange Arrivabene an der Macht bleibt und ob – was zu erwarten ist – Marchionne sich nach seinem teilweisen Rückzug bei FIAT Ende 2018 noch intensiver bei Ferrari einbringt. Immerhin geht es vor allem um Politik: Jetzt müssen die Regeln für die Formel 1 ab 2021 definiert werden und die US-Eigentümer der F1 haben Ferrari im Visier: Etwa die vielen Veto-Rechte der Italiener oder die enormen Bonuszahlungen für die Marke, die abgeschafft werden sollen. Marchionne droht sicherheitshalber Mal schon mit dem Ausstieg von Ferrari aus der Formel 1. Hoffentlich kommen diese Neben-Eskalationen für Ferrari nicht zu einem sportlich höcht ungünstigen Zeitpunkt.
Anmerkung: Eine große Ferrari-Inside-Story von Motorprofis-Autor Gerald Enzinger lesen Sie in der am Freitag erscheinende Autorevue.
Es gibt auch 2018 viele Fallen: Bei den Longruns schien Mercedes in Barcelona haushoch überlegen. Der Antrieb von Ferrari schwächelt – auch weil man enorme Probleme mit dem Spritverbrauch hat.
Dieses Jahr muss der Kult-Rennstall vom ersten Rennen an im WM-Rennen sein – sonst wird es wieder ein Intrigen-Machtspiel geben und als erstes müsste dann wohl Teamchef Arrivabene gehen.