DUNNER IN MACAU
Dunner: Im Namen Laudas in Macau
Es ist das größte und wichtigste Nachwuchsrennen der Welt: der Formel-3-Klassiker in Macau, die inoffizielle Weltmeisterschaft.
Neben Ferdinand Habsburg ist dabei auch ein anderer Österreicher erstmals am Start:
Lukas Dunner, geboren 2002 (!) und damit Österreichs erster Formel-Fahrer aus dem neuen Jahrtausend.
Er hat schon in der EuroFormula Open heuer als zweitjüngster Pilot für Aufsehen gesorgt, in der LMP2 an der Seite von Legenden-Sohn Adrian Tambay debütiert und in der LMP3 für WimmerWerk gewonnen. Nächste Woche fährt er seine erste große Rallye an der Seite von Ilka Minor. Davor aber will er in Macau ein Ausrufezeichen setzen, ehe er 2020 als erster Österreicher in der seit heuer neuformierten Formel-3-Europameisterschaft starten wird.
motorprofis.at bat ihn zum Interview.
Woher kommt Dein Motorsportbazillus?
In meiner Familie gab es nur einen, der wirklich was mit Motorsport gemacht hat: Das war mein Vater. Er war Motorradfahrer. Nicht Moto3, denn die gab es ja früher nicht, aber er war in der 125er-Klasse. Er ist auch Rallyes gefahren - in Österreich und in Deutschland. Das habe ich also auf jeden Fall von ihm.
Wie bist du das erste Mal auf die Kartbahn gekommen?
Das war eigentlich meine Idee. Ich habe mich früher sehr für Motocross und Buggys interessiert - also alles, was ein bisschen im Dreck herumfährt. Und da gab es in Bruck/Leitha eine Strecke für Buggys. Ich bin dort hingegangen und bin mit diesen Buggys gefahren. Da war ich ungefähr sieben Jahre alt, und das hat mir sehr viel Spaß gemacht. An dem Wochenende, als wir dort waren, fand nebenan ein Kartrennen statt. Wir haben ein bisschen zugeschaut und als ich den Sound gehört habe, ist mir wirklich das Herz aufgegangen. Noch am selben Tag bin ich auf der kleinen Kartbahn das erste Mal mit dem Kart gefahren. Und so hat alles begonnen.
Hat man schon nach den ersten Metern gesagt, dass du das Talent hast?
Ich war am Anfang dort alleine mit meinem Vater. Später kam der Michael Fiedler von der Speedworld dazu. Der hat auf mich geschaut und begonnen, mit mir zu trainieren. Da hieß es dann schon, dass aus mir was werden kann, wenn wir das weiterverfolgen. Das war aber nicht der Grund, warum ich das gemacht habe, sondern ich hatte einfach so viel Spaß, als ich klein war. Da kam mir gar nie der Gedanke, dass ich so weit kommen könnte und mich all das so hineinziehen würde. Es gab aber schon Michaels Interesse, mich zu fördern.
Und er hat dann das Mentoring für dich unternommen?
Genau. Am Anfang war es beim Kartfahren der Michi, später bin ich zu anderen Teams gewechselt. Und da hatte ich den Viktor Lienhart von 1st Mile, der das alles gemacht und für organisiert hat. Und auch Jamie Campbell-Walter."
Wann war der Moment, als du gemerkt hast, dass das nicht nur ein Spaß ist, sondern daraus was Ernsthaftes werden könnte?
Als ich bei bei Ernst Penninger gefahren bin und wir dann wirklich die Meisterschaft gewonnen haben. Da ging es schon um viel, und ich habe wirklich viel gelernt. Wir haben gemerkt, dass es jetzt ernst wird. Ich war ja Testfahrer, und habe mit ihnen das Kart weiterentwickelt. Und genau in dem Moment habe ich mir gedacht, dass das wirklich etwas ist, was ich gerne weitermachen würde."
Der Formel-Rennsport begann in der Formel 4. Wie groß war der Sprung?
Also an meinem ersten Testtag war das schon ein riesiger Umstieg. Es ist wirklich was ganz anderes, denn im Kart sitzt du frei, da hast du einen guten Überblick. Und im Formelauto ist es eng, du sitzt tief, der Gurt ist fest, du hast wenig Platz. Und du hast nur die zwei Spiegel, kannst dich nicht einfach umdrehen. Das war schon ein großer Umstieg. Es ist einfach viel schneller, die Strecken sind größer, die Bremsen sind anders. Aber wenn man nach ein paar Testtagen einmal drin ist, dann fühlt sich das schon besser anders.
Inzwischen bist du längst in der Formel 3 etabliert, fährst 2020 die FIA-Europameisterschaft. Denkst du da schon voraus? Und führst du Protokoll über Rennstrecken, legst du dein eigenes Archiv an?
Die Ingenieure sammeln ja alles auf ihren Computern und haben dadurch alles. Wir schreiben inzwischen unsere Eindrücke vom Auto auf die Pläne. Das nehmen wir uns von den Tests oder vom Rennwochenende mit. Ich habe da eine Mappe, in die ich das alles einordne. Und wenn ich ein Rennwochenende habe, schaue ich mir das an, was die Ingenieure mir schicken und meine eigenen Protokolle. Außerdem gibt es Videos. Und dadurch hat man einen Vorteil, wenn man nach ein paar Jahren Pause wieder auf eine Strecke kommt.
Wo gehst du zur Schule?
Ich gehe in die Südstadt - ins ÖLSZ. Da sind eigentlich nur Sportler. Und wenn ich einmal für fünf, sechs Tage weg bin, dann klärt das mein Coach mit der Schule. Das geht dann wirklich auch in Ordnung. Die Lehrer schicken in so einem Fall Lernpakete, damit man das, was man verpasst hat, zum Beispiel für Schularbeiten nachholen kann. Alles ist auf jeden Sportler individuell angepasst.
Mit welchen Sportlern gehst du in die Klasse?
Ich bin der einzige Motorsportler. Sonst haben wir noch zwei Judoka, zwei Tennisspieler, Leichtathleten, Radfahrer, Golfer und Fußball. Der Großteil sind aber Fußballer, die bei der Admira spielen. In der Schule gibt es aber andere Motorsportler - den Max Hofer, den Mick Wieshofer und den Nic Schöll.
Gibt es auch andere Sportarten, die dich neben dem Motorsport interessieren?
Neben dem Motorsport bin ich sehr Golf-interessiert. Das machen sehr viele nebenbei, und es ist super, weil man den Fokus braucht. Es ist ganz was anderes, weil es ruhig ist, es gibt keinen Motorenlärm. Das ist ein perfekter Ausgleich zum Motorsport. Sonst gehe ich hobbymäßig Tennisspielen.
Wie intensiv fördern dich deine Eltern? Und welche Grundregeln gibt es?
Für meine Mutter ist klar, dass die Schule passen muss. Das ist das A & O. Sie unterstützt mich überall, solange das passt, und das habe ich bis jetzt auch gut durchgezogen. Ich bin ihr dankbar dafür, dass ich in der Schule meine Leistungen bringen. Meine jüngere Schwester unterstützt mich, sie schaut immer zu, wenn es ein Rennen gibt. Sie ist natürlich auch viel mit meiner Mutter zuhause, denn wir haben ein Haus - und da gibt es viel zu tun. Für meine Eltern gibt es eigentlich nur die Regel: Wenn die Schule passt, dann ist alles möglich.
Welche Fahrer inspirieren dich?
Ja, da weiß jeder, dass es für mich nur einen gibt - und das ist der Hamilton. Der inspiriert mich auch damit, wie er außerhalb des Rennsports ist, wie er generell als Mensch ist. Ich finde ihn sehr cool. Und wer mich fahrerisch richtig inspiriert hat, dass ist ganz klar Senna. Ich habe sehr viele Videos gesehen, und es ist ein Wahnsinn, wie Senna früher war - auch als Mensch. Ein bisschen wie der Lewis. Das sind für mich sehr ähnliche Menschen, auch eben außerhalb des Rennsports. Lewis hat ja auch den Original-Helm von Senna geschenkt bekommen. Ich kenne Lewis natürlich nur von außen, und er ist schon ein sehr eigener Mensch, ist sehr auf sich konzentriert.
Und da gibt es noch jemanden, der Lukas sehr beeindruckt. "Niki Lauda, einer der größten Legenden des Sports." Als Novomatic-Sportler ist er auch ein indirekter Nachfolger des dreifachen Weltmeisters. Als Tribute wird er Macau – abermals - mit einem rot-weißen Helm, der an den von Niki 1984 erinnert. Ein schönes Gedenken.