GUANYU ZHOU ZU ALFA IN DIE FORMEL 1
Guanyu Zhou – merken Sie sich den Namen!
Es war in den Goldenen 1980er Jahren der Formel 1, da träumte Bernie Ecclestone schon von einer diversen Formel 1.
Freilich: Man kann vermuten, dass es ihm dabei weniger um die Basics menschlichen Zusammenlebens ging, sondern um stark komerzielle Überlegungen. Sein Traum: "Ein guter Deutscher, ein Farbiger, eine Frau und eine Chinese sollten in der Formel 1 fahren – das würde ordentlich Kohle bringen!"
Heute sind Michael Schumacher und Lewis Hamilton Rekord-Weltmeister, Susie Wolff brachte es zu Einsätzen in offiziellen Trainings – nur die Chinesen hatten bislang nur ein paar De-facto-Showruns von nicht sonderlich begabten Piloten zu bieten.
Das ändert sich 2022. Denn dann wird der bisherige Alpine-Testfahrer Guanyu Zhou als Nachfolger von Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi und an der Seite von Valtteri Bottas neuer Pilot bei Alfa Romeo F1, dem Nachfolger des Schweizer Sauber-Teams.
Das wurde heute – nach monatelangen Gerüchten – offiziell bestätigt. Ein Sponsor sorgt mit entsprechenden Millionen dafür, dass Giovinazzi und andere Kandidaten wie Nyck de Vries oder Nico Hülkenberg ausgebremst werden.
Österreichs Formel-1-Fans kennen Zhou aus der Nähe – in Spielberg fuhr er heuer erstmals in einem offiziellen Training – für Alpine.
Er durfte dabei in das Auto von Fernando Alonso steigen: "Das ist ein guter Junge, talentiert und aufmerksam. Ich freue mich, dass er diese Chance bekommt und ich versuche ihm zu helfen, wo ich kann."
Etwa beim gemeinsamen Trackwalk, wo Alonso Zhou die Tücken der steirischen Panorma-Straße zeigte.
Für Zhou ist das alles wie ein Traum: 2005 hatte er als Fan den China-GP besucht, und das mit einer großen Alonso-Fahne, als Riesen-Fan.
Nun waren sie Teamkollegen.
Zhou tritt in die Fußstapfen von Quinghua Ma, der als bislang einziger Fahrer aus dem chinesischen Kernland an einem Formel-1-Weekend teilnahm. Ma fuhr 2012 und 2013 fünf Trainings für HRT und Caterham. Zudem absolvierte der Hongkong-Chinese Adderly Fong 2014 das Freitagstraining für Sauber in Abu Dhabi.
Fahren kann Zhou: In der Formel 2 liegt Zhou in der Gesamtwertung hinter dem Australier Oscar Piastri auf Rang 2 – was pikant ist, da Piastri (ebenfalls Renault/Alpine-Junior) zuletzt als sein größter Konkurrent im Kampf um den Alfa-Job galt. In der Meisterschaft liegen beide vor Klasse-Gegnern wie Liam Lawson oder Yuri Vips. Zhou gehörte seit 2019 zur Nachwuchsabteilung des Rennstalls Alpine, der damals noch Renault hieß. So fuhr er beim Young Driver Test in Abu Dhabi. Der Vertrag wurde nun aufgelöst, "sonst hätten wir ihn nicht genommen. Ein Leihvertrag für ein Jahr wäre sinnlos", sagt Alfa-Teamchef Fred Vasseur. So talentiert Zhou auch ist: mit Valtteri Bottas bekommt er ein ordentliches Kaliber von Teamkollegen.
Was aber sollte man über Guanyu Zhou noch wissen?
Er hat in der Lockdown-Zeit Geschichte geschrieben und den ersten offiziellen virtuellen Formel-1-Grand-Prix gewonnen (nach harten Kampf gegen Servus-TV-Experte Philipp Eng). Freilich relevanter: er hat heuer in Bahrain und in Monaco in der Formel 2 gewonnen.
Und das 14 Jahre nachdem er im Kart begonnen hat. 2012 zog er nach England um sich ganz auf seine Karriere in Europa zu konzentrieren, bald danach kam er in das Ferrari-Nachwuchsprogramm, das ihn bis in die Formel-3-Euroserie brachte, wo er 2018 gegen seinen Teamkollegen bei Prema, gegen Mick Schumacher, verlor.
Danach wechselte er in das Nachwuchsprogramm von Renault, prompt ging es bergauf: 2019 bester Rookie in der Formel 2 (Siebenter, und damit diesmal vor Schumacher), Sieg und Rundenrekord in Silverstone. 2020 wurde er Sechster (ein Sieg), stand aber etwas im Schatten von Callum Illot.
Nun aber hat er es vor Illot und Schumacher zu Alfa geschafft. Man kann gespannt sein. Für die sowieso boomende Formel 1 wäre Zhou mit seinem riesigen chinesischen Markt ein Mega-Geschenk. Fest steht aber: Er ist nicht nur wegen seiner Mitgift zu Alfa gekommen. Er ist auch ein Fahrer mit viel Potenzial.