ALFA-SENSATION GIOVINAZZI IM EXKLUSIV-INTERVIEW
Es spricht: Alfas Sensation Giovinazzi
Antonio Giovinazzi im Exklusiv-Interview. Der Italiener war mit seinem siebenten (!) Platz im Alfa Romeo die große Sensation beim Qualifying zum Grand Prix in Zandvoort – und bestätigte seinen Speed mit Platz 10 im Monza-Qualy. Wie der Fußball-Fan mit dem ewigen Unterschätzt-sein umgeht, was er von Kimi Räikkönen lernte und welcher Alfa privat seine Liebe bekommt.
04.11.2021Fotos: Alfa, Red Bull Contentpool
Antonio Giovinazzi, geboren am 14. Dezember 1993 in Martina Franca in Apulien, ist die Sensation bei den Max-Verstappen-Festspielen in Zandvoort. Im Schatten des Giganten-Duells Verstappen vs. Hamilton raste der Italiener im Alfa Romeo im Qualifying auf Platz 7 – und das zum einen höchst souverän (Vierter in Q1, Zehnter in Q2), zum anderen trotz eines höchst stressigen Umfeldes. Denn nach dem positiven Covid-Test von Kimi Räikkönen mussten mehrere Teammitglieder in Quarantäne. Und Giovinazzi ist gerade – wie so oft in seiner Karriere – unter Druck. Namen wie Guanyu Zhou, Nyck de Vries, Mick Schumacher, Callum Illiot werden schon als seine Nachfolger gehandelt. Da Ferrari ab 2022 keinen "Quotenplatz" mehr bei Alfa hat, liegt es an Teamchef Frederic Vasseur, wie sein Fahrer-Duo 2022 aussieht. Gerade jetzt und "under pressure" hat Tonio, der Prototyp des attraktiven italienischen Rennfahrers, seine Qualitäten auf der Strecke bewiesen: "Rennfahren ist immer Druck. Seit ewig muss ich so fahren, dass ich im nächsten Jahr einen guten Platz habe. Diese Situation ist nicht neu für mich." Prompt kam er auch in Monza in die Top-10 im Qualifying.
Wer aber ist dieser Antonio Giovinazzi, der 2014 in einer "Goldenen Generation" Formel 3 fuhr – gegen Verstappen, Ocon, Kwjat oder Auer? motorprofis.at hatte mehrmals die Möglichkeit, mit dem Alfa-Romeo-Piloten zu sprechen. Her das zusammengefügte Interview.
Wer aber ist dieser Antonio Giovinazzi, der 2014 in einer "Goldenen Generation" Formel 3 fuhr – gegen Verstappen, Ocon, Kwjat oder Auer? motorprofis.at hatte mehrmals die Möglichkeit, mit dem Alfa-Romeo-Piloten zu sprechen. Her das zusammengefügte Interview.
Antonio Giovinazzi & Alfa Romeo. Die Zusammenarbeit geht seit drei Jahren. Noch ist unklar, ob es 2022 weitergeht. Fest steht: Tonio macht gerade gute Eigenwerbung.
Die Wagen des Herrn Giovinazzi: der Alfa F1 und der Giulia GTAm.
Antonio, wenn ich an Deine Saison 2021 denke, dann fällt mir eine Szene ein. In Monaco hast Du Esteban Ocon auf atemberaubende Weise geholt. Diese Szene fand in den Stunden und Tagen danach weder in den Medien noch auf Social Media Widerhall. Ich denke: wenn das einer der englischen Piloten wie Lando Norris oder George Russell gemacht hätte, wäre das Internet – um zu übertreiben – explodiert. Fühlst Du dich als Italiener in einer von Engländern geprägten Medienwelt manchmal übergangen?
ANTONIO GIOVINAZZI: Ha, das freut mich, vielen Dank, das dir das aufgefallen ist. Aber es ist so: Ich konzentriere mich nur auf mich selbst und das was ich beeinflussen kann. Ich bin ja nicht Journalist, kein Kommunikationsexperte. Was ich tun kann, das ist für mich und mein Team die bestmögliche Leistung zu bringen. Das ist mein Job.
Dein Job ist auch dein Traum: die Formel 1. Wie nimmst Du als Motorsport-Fan die Saison 2021 wahr?
ANTONIO GIOVINAZZI: Sehr gut. Wir erleben einen aufregenden Kampf, vorne geht es sehr eng zu und Verstappen und Hamilton kämpfen um jeden Punkt. Es ist alles wenig vorhersehbar – und daher spannend.
Unser erstes längeres Interview in Deiner Formel-1-Zeit haben wir 2019 in Spielberg geführt. Wie sehr hast Du dich seitdem verändert, was könnte der Tonio von heute den von damals erzählen?
ANTONIO GIOVINAZZI: Etwas, das er sich auch denken wird (lacht): Erfahrung ist essientiell. Jede Situation, jede Erkenntnis bringt dich weiter – von da her ist es klar, dass ich nun besser bin. Am Anfang war es sehr hart gegen Kimi zu fahren und zu bestehen, jetzt sind wir eng zusammen.
Sogar das ist untertrieben, du führst im Quali-Duell mit 8:4, so etwas ist in 20 Jahren Kimi Räikkönen nicht vielen Piloten gelungen – nur anderen Weltmeistern wie Alonso oder Vettel. Ihr versteht euch sehr gut – was konntest von Kimi in den drei gemeinsamen Jahren lernen?
ANTONIO GIOVINAZZI: Es sind viele Details. Vor allem in den Rennen ist er immer noch außergewöhnlich gut. Wie teilst du dir diese Rennen ein? Die Reifen, der Sprit – all das ist dann am effizientesten, wenn du genau weißt, wann du offensiv bist und wann defensiv. Wir haben da immer einen guten Datenaustausch und ich versuche aus jedem einzelnen Wochenende zu lernen, in dem ich analysiere, was hat Kimi in welcher Situation gemacht? Für meine Karriere ist es natürlich wertvoll, eine solchen Teamkollegen gehabt zu haben.
Kimi wurde 2007 Weltmeister auf Ferrari – das muss Dich als italienischen Kartpiloten ja immens begeistert haben.
ANTONIO GIOVINAZZI: Natürlich. Ich war 13 oder 14 und fuhr Kart. Im Finale herrschte Ausnahmezustand, es waren ja auch noch Hamilton und Alonso als Gegner da. Am Ende wurde es ganz knapp und gut für Kimi. Vielleicht habe ja ich mit meiner Begeisterung den entscheidenden Punkt für ihn herausgeholt (lacht).
Jetzt bist du selbst bei einer italienischen Kult-Marke. Wer war eigentlich der letzte Sieger mit einem Alfa-Motor?
ANTONIO GIOVINAZZI: (blitzschnell) Niki Lauda! 1978. Natürlich habe ich mit der Geschichte der Marke beschäftigt.
Ihr seid meistens im Mittelfeld unterwegs. Von außen aus gesehen wirkt diese Region besonders umkämpft.
ANTONIO GIOVINAZZI: So ist es. Es ist so knapp. In dieser Gegend des Rennens bist du zeitgleich in der Offensive und in der Defensive, und dein Rennen geht nach vor wie auch nach hinten. Du musst beides im Blick haben. Aber das führt dazu, dass das reine Racing hier mehr Spaß macht. Ehrlich: es ist hart.
Es ist ein wichtiges Kapitel deiner Karriere, dass dein wichtigster Nachwuchssponsor aus Indonesien kam. Es war der Vater deines Konkurrenten Sean Gelael. Klingt ungewöhnlich, dass jemand den Rivalen des Sohnes fördert.
ANTONIO GIOVINAZZI: Ich muss seinem Vater Ricardo danken. Er hat mich in der Formel 4 und bis zur GP 2 gefördert – bis ich ich einen Vertrag bei Ferrari bekommen habe. Er hat mich zu 100 Prozent unterstützt, das passiert selten. Ohne diese Familie wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Dabei habe ich sie 2011 kennengelernt, weil ich Sean weiterhelfen sollte. Es wurde eine enge Freundschaft daraus. Ich habe sogar mal einige Monate in Indonesien gelebt.
Aber wir wissen ja: ein Italiener bleibt immer Italiener.
ANTONIO GIOVINAZZI: So ist es. Ich bin Riesen-Fußballfan, liebe die Nationalmannschaft. Heuer hatten wir große Erfolge zu feiern – wobei das Spiel gegen Österreich war eines der härtesten. Zumal ich es gemeinsam mit Josef Leber ausgerechnet in Österreich angeschaut habe.
Du bist derzeit der einzige Italiener in der Formel 1 – und noch dazu für eine italienische Marke unterwegs. Ich vermute einmal, dass man sich da auch bei den Straßenautos einbringen kann.
ANTONIO GIOVINAZZI: Ja, etwa beim Alfa Romeo Giulia GTA. Ich konnte das Auto im April 2020 testen und mitentwickeln und dannn sehen wie alles Punkt für Punkt noch besser wurde. Es ist aufregend so einen Prozess zu beobachten, und das Ergebnis dann wieder zu fahren. Etwa bei euch in Österreich – das ist doch eine herrliche Umgebung für so ein Auto, mit all den schönen Straßen, die ihr habt.
ANTONIO GIOVINAZZI: Ha, das freut mich, vielen Dank, das dir das aufgefallen ist. Aber es ist so: Ich konzentriere mich nur auf mich selbst und das was ich beeinflussen kann. Ich bin ja nicht Journalist, kein Kommunikationsexperte. Was ich tun kann, das ist für mich und mein Team die bestmögliche Leistung zu bringen. Das ist mein Job.
Dein Job ist auch dein Traum: die Formel 1. Wie nimmst Du als Motorsport-Fan die Saison 2021 wahr?
ANTONIO GIOVINAZZI: Sehr gut. Wir erleben einen aufregenden Kampf, vorne geht es sehr eng zu und Verstappen und Hamilton kämpfen um jeden Punkt. Es ist alles wenig vorhersehbar – und daher spannend.
Unser erstes längeres Interview in Deiner Formel-1-Zeit haben wir 2019 in Spielberg geführt. Wie sehr hast Du dich seitdem verändert, was könnte der Tonio von heute den von damals erzählen?
ANTONIO GIOVINAZZI: Etwas, das er sich auch denken wird (lacht): Erfahrung ist essientiell. Jede Situation, jede Erkenntnis bringt dich weiter – von da her ist es klar, dass ich nun besser bin. Am Anfang war es sehr hart gegen Kimi zu fahren und zu bestehen, jetzt sind wir eng zusammen.
Sogar das ist untertrieben, du führst im Quali-Duell mit 8:4, so etwas ist in 20 Jahren Kimi Räikkönen nicht vielen Piloten gelungen – nur anderen Weltmeistern wie Alonso oder Vettel. Ihr versteht euch sehr gut – was konntest von Kimi in den drei gemeinsamen Jahren lernen?
ANTONIO GIOVINAZZI: Es sind viele Details. Vor allem in den Rennen ist er immer noch außergewöhnlich gut. Wie teilst du dir diese Rennen ein? Die Reifen, der Sprit – all das ist dann am effizientesten, wenn du genau weißt, wann du offensiv bist und wann defensiv. Wir haben da immer einen guten Datenaustausch und ich versuche aus jedem einzelnen Wochenende zu lernen, in dem ich analysiere, was hat Kimi in welcher Situation gemacht? Für meine Karriere ist es natürlich wertvoll, eine solchen Teamkollegen gehabt zu haben.
Kimi wurde 2007 Weltmeister auf Ferrari – das muss Dich als italienischen Kartpiloten ja immens begeistert haben.
ANTONIO GIOVINAZZI: Natürlich. Ich war 13 oder 14 und fuhr Kart. Im Finale herrschte Ausnahmezustand, es waren ja auch noch Hamilton und Alonso als Gegner da. Am Ende wurde es ganz knapp und gut für Kimi. Vielleicht habe ja ich mit meiner Begeisterung den entscheidenden Punkt für ihn herausgeholt (lacht).
Jetzt bist du selbst bei einer italienischen Kult-Marke. Wer war eigentlich der letzte Sieger mit einem Alfa-Motor?
ANTONIO GIOVINAZZI: (blitzschnell) Niki Lauda! 1978. Natürlich habe ich mit der Geschichte der Marke beschäftigt.
Ihr seid meistens im Mittelfeld unterwegs. Von außen aus gesehen wirkt diese Region besonders umkämpft.
ANTONIO GIOVINAZZI: So ist es. Es ist so knapp. In dieser Gegend des Rennens bist du zeitgleich in der Offensive und in der Defensive, und dein Rennen geht nach vor wie auch nach hinten. Du musst beides im Blick haben. Aber das führt dazu, dass das reine Racing hier mehr Spaß macht. Ehrlich: es ist hart.
Es ist ein wichtiges Kapitel deiner Karriere, dass dein wichtigster Nachwuchssponsor aus Indonesien kam. Es war der Vater deines Konkurrenten Sean Gelael. Klingt ungewöhnlich, dass jemand den Rivalen des Sohnes fördert.
ANTONIO GIOVINAZZI: Ich muss seinem Vater Ricardo danken. Er hat mich in der Formel 4 und bis zur GP 2 gefördert – bis ich ich einen Vertrag bei Ferrari bekommen habe. Er hat mich zu 100 Prozent unterstützt, das passiert selten. Ohne diese Familie wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Dabei habe ich sie 2011 kennengelernt, weil ich Sean weiterhelfen sollte. Es wurde eine enge Freundschaft daraus. Ich habe sogar mal einige Monate in Indonesien gelebt.
Aber wir wissen ja: ein Italiener bleibt immer Italiener.
ANTONIO GIOVINAZZI: So ist es. Ich bin Riesen-Fußballfan, liebe die Nationalmannschaft. Heuer hatten wir große Erfolge zu feiern – wobei das Spiel gegen Österreich war eines der härtesten. Zumal ich es gemeinsam mit Josef Leber ausgerechnet in Österreich angeschaut habe.
Du bist derzeit der einzige Italiener in der Formel 1 – und noch dazu für eine italienische Marke unterwegs. Ich vermute einmal, dass man sich da auch bei den Straßenautos einbringen kann.
ANTONIO GIOVINAZZI: Ja, etwa beim Alfa Romeo Giulia GTA. Ich konnte das Auto im April 2020 testen und mitentwickeln und dannn sehen wie alles Punkt für Punkt noch besser wurde. Es ist aufregend so einen Prozess zu beobachten, und das Ergebnis dann wieder zu fahren. Etwa bei euch in Österreich – das ist doch eine herrliche Umgebung für so ein Auto, mit all den schönen Straßen, die ihr habt.
Sternstunde am 4. September 2021. Mit einer genialen Runde im Alfa auf Startplatz 7.
Der Vorteil wenn man für einen Autokonzern fährt: Lässige Autos stehen allzeit bereit.
Supertalent: Giovinazzi ist derselbe Formel3-Jahrgang wie Verstappen, Ocon, Kwjat oder Auer. Und siegte in der GP2 gegen Pierre Gasly.
Pierre Gasly ist einer seiner besten Freunde im Fahrerlager.
In Zandvoort brillierten beide im Qualifying: Gasly als Vierter, Giovinazzi auf Rang 7.
Model-Qualitäten: Optisch ist Antonio Giovinazzi einer der auffälligsten Formel-1-Piloten.