RALLYE-WM: MONTE CARLO RALLYE
Neuville als Hyundais Held
Die Rallye-Weltmeisterschaft 2020, sie könnte eine ganz, ganz sensationelle werden!
Denn statt einer dominierenden Marke gibt es diesmal zumindest einen dramatischen Zweikampf zwischen Hyundai und Toyota, bei vielen Rallyes wohl sogar einen Dreikampf, wenn auch das private Ford-Team M-Sport um den Sieg mitfahren kann.
Alles ist extrem eng zusammen, wie man auch schon bei der Rallye Monte Carlo gesehen hat.
Und: es ist das Jahr, in dem die Besten aus drei bis vier (!) Rallye-Generationen sich auf höchstem Niveau zum vielleicht einzigen Mal gegeneinander bekämpfen. Von Loeb über Ogier/Neuville zu Tänak/Evans bis hin zu Toyotas Shooting-Star Rovanperä.
Zudem hat die Transfersaison die Teams noch einmal ordentlich durcheinandergeschüttelt und wir sehen aufregende neue Kombinationen: Sebastien Ogier in seiner allerletzten Saison bei Toyota, dafür Toyotas Weltmeister Ott Tänak nun bei Hyundai.
Dort trifft er auf den Hausherren, den fünffachen (!) Rallye-Vizeweltmeister Thierry Neuville.
Auch deshalb hatte der Saisonstart 2020 für den Belgier enorme Bedeutung: er musste von Beginn an klarstellen, dass er nicht die Nummer 2 hinter dem Weltmeister ist und selbst in der Lage ist, den längst überfälligen WM-Titel zu holen.
Und Neuville hat es geschafft und – zum allerersten Mal – die Rallye Monte Carlo gewonnen.
In einem aufregenden Showdown kämpfte er die Toyota-Asse Ogier und Elfyn Evans nieder.
Es ist sein 15. WM-Sieg, vergoldet zudem mit dem Triumph in einer höchst aufregenden Power-Stage, die ihm weitere fünf Punkte eingebracht hat.
„Für mich persönlich ist es sehr bedeutend, die Rallye Monte-Carlo zu gewinnen“, sagt Hyundais Teamdirektor Andrea Adamo. „Sie war eine der Veranstaltungen, die mich zuerst zu dieser Sportart hinzog; nun Hyundai mit Thierry und Nicolas auf der obersten Stufe des Podiums zu sehen, ist etwas Besonderes.“
Für die belgische Crew, die insgesamt neun von 16 möglichen SP-Bestzeiten erzielte, war das Gefühl ebenso bewegend. „Das ist eine unglaubliche Art und Weise, die Saison zu beginnen“, sagt Neuville. „Ich freue mich sehr, dass wir endlich den Sieg in Monte-Carlo erzielt haben. Das war etwas, was wir eine ganze Weile versucht haben. Wir waren schon dran, aber jetzt haben wir es geschafft.“
Die Crew #11 mit Neuville und seinem Co Nicolas Gilsoul holte das ganze Weekend das beste aus dem Hyundai i20 Coupe heraus.
Drama. Weniger gut ging es den beiden Stallrivalen des Gewinners. Sebastien Loeb wurde Sechster – wenig für einen Mann, der wie Ogier mit sieben Siegen hier Rekordsieger ist. „Dias war definitiv nicht die von uns erhoffte Rallye“, so Sébastien. „Sie war schwierig und es sieht so aus, als seien die Sterne nicht für uns ausgerichtet gewesen.“
Noch viel schlimmer standen die Sterne freilich für Ott Tänak – oder doch? Den sportlich mag der spektakuläre Abflug am Freitag bitter sein, menschlich ist es ein Glück, dass Tänak und sein Co-Pilot Martin Järveoja unverletzt aus dem Wrack steigen konnten. Nach einem mehrfachen Überschlag, dem Abgrund entlang.
„Martin und mir geht es gut“, sagte Ott noch am Freitagabend. „Auf den ersten Abschnitt mit dem Auto haben wir uns schrittweise verbessert. Es herrschten manch schwierige Bedingungen und es war eine Herausforderung.“
Psycholgisch ist es für Neuville natürlich wichtig in dieser Situation die Chance zum Sieg genutzt zu haben – Hyundai führt nun auch die Herstellerwertung an, die man 2019 gewann. Und Neuville gegen Tänak steht 30:0 in Punkten.
Andea Adamo ist jedenfalls happy über den Sieg seines Hyundai-Teams: „Ich erinnere mich, wie wir nach dem zweiten Platz hier 2019 alle Dinge, an denen wir arbeiten mussten, und die Bereiche, die wir verbessern mussten, aufzählten“, sagte er. „Meine Leute haben großartige Arbeit geleistet, diese Lücken zu schließen, und sie haben an diesem Wochenende gezeigt, wozu sie in der Lage sind. Wir sind nicht perfekt, aber wir müssen nach Perfektion streben."
Denn Perfektion ist in dieser Rallye-WM nötig, um zu gewinnen.
Der kleinste Fehler wird gnadenlos bestraft – nachzufragen beim Weltmeister, bei Ott Tänak.
Loeb ausgetauscht. Wie konsequent Hyundai heuer am Erreichen der Ziele arbeitet, sieht man auch an einer überraschenden Personalentscheidung: Sebastien Loeb wurde nun doch wieder von der Schweden-Rallye abgezogen, statt ihm fährt Craig Breen. Adamo über diesen Schachzug: "Wir haben ihn ausgewählt, weil er 2018 in Schweden den zweiten Platz belegte und weil er in der vergangenen Saison in unserem i20 Coupe WRC sein Potenzial unter Beweis gestellt hat."
Endgültige Gesamtwertung – Rallye Monte-Carlo
1 T. Neuville / N. Gilsoul (Hyundai i20 Coupe WRC) 3:10:57.6
2 S. Ogier / J. Ingrassia (Toyota Yaris WRC) +12.6
3 E. Evans / S. Martin (Toyota Yaris WRC) +14.3
4 E. Lappi / J. Ferm (Ford Fiesta WRC) +3:09.0
5 K. Rovanperä / J. Halttunen (Toyota Yaris WRC) +4:17.2
6 S. Loeb / D. Elena (Hyundai i20 Coupe WRC) +5:04.7
7 T. Katsuta / D. Barritt (Toyota Yaris WRC) +11:27.9
8 T. Suninen / J. Lehtinen (Ford Fiesta WRC) +13:30.4
9 E. Camilli / F.X. Buresi (Citroën C3 R5) +13:42.2
10 M. Østberg / T. Eriksen (Citroën C3 R5) +14:21.8
FIA Rallye-Weltmeisterschaft 2020 – Herstellerwertung
Nach Runde 1
1 Hyundai Shell Mobis World Rally Team 35
2 Toyota Gazoo Racing World Rally Team 33
3 M-Sport Ford World Rally Team 20
FIA Rallye-Weltmeisterschaft 2020 – Fahrerwertung
Nach Runde 1
1 T. Neuville 30
2 S. Ogier 22
3 E. Evans 17
4 E. Lappi 13
5 K. Rovanperä 10
6 S.Loeb 8
7 T. Katsuta 6
8 T. Suninen 4