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TEST: RENAULT ZOE R135 Z.E. 50 (2020)

TEST: RENAULT ZOE R135 Z.E. 50 (2020)

Die Überlegenheit des Pioniers

Ein modernes Elektroauto, das günstig und prompt lieferbar ist. Dass die Routiniers von Renault beim Antrieb der Zukunft viel weiter als die meisten Konkurrenten sind, zeigt sich auch bei Reichweite und Ladezeiten. Der neue Zoe erinnert im Innenraum an Audi und im Alltag schon an einen Benziner.
Ist das bereits der Zoe 2, die zweite Generation des Elektro-Pioniers?
Kann man so sagen. Nach dem Start 2013 und Updates in den Jahren 2016 und 2018 macht der Zoe jetzt einen sehr großen Modernisierungsschritt. Auch wenn es sich streng genommen um ein umfassend überarbeitetes Modell handelt – das Ergebnis ist de facto ein neuer Zoe.
 
Hat sich der Auftritt stark verändert?
Renault hat die eingeschlagene Designrichtung grundsätzlich beibehalten – aber: der Auftritt ist ernsthafter und lässiger geworden. Das liegt zunächst an den edlen LED-Lichtern, die mit ihren aufwendigen Mustern das Flair der Premiumklasse verbreiten. Es liegt auch an den Felgen, die am Testwagen zeigen, dass bei entsprechenden Karosserie-Proportionen und gelungenem Felgendesign auch 16 Zoll für einen erwachsenen Auftritt reichen (jedes Zoll größer erhöht ja auch den Verbrauch). Dazu kommt die schnittigere Front mit großem schwarzem Lüftungsgitter, edlen Nebelscheinwerfer-Einfassungen und markanter Chromspange. Unterm Strich ein sehr gelungener Auftritt: Unisex. Und schick, auf angenehm dezente Art.
Der Test zeigt: Die neuen Batterien mit nun bis zu 52 kWh Speicherkapazität erhöhen die reale Reichweite auch im Winter auf über 300 Kilometer.Der Test zeigt: Die neuen Batterien mit nun bis zu 52 kWh Speicherkapazität erhöhen die reale Reichweite auch im Winter auf über 300 Kilometer.

Im Innenraum hat Renault noch mehr umgebaut. Was ist neu?
Das Ambiente als Ganzes. Renault hat die Innenräume seiner kompakten Modelle zuletzt massiv aufgewertet – und auch der Zoe überzeugt da auf ganzer Linie. Ist man eingestiegen, hat man eine digitale Instrumenteneinheit vor sich, durch die viele verschiedene Informationen, inklusive Navigations-Karte, direkt ins Blickfeld gerückt werden können. Sehr modern, sehr angenehm. Dann lenkt das knapp zehn Zoll große Tablet in der Mitte den Blick auf sich. Mit seiner hochwertigen Glanzoberfläche und dem modernen Graphikdesign der Software könnte es in dieser Form auch in einem Audi oder Volvo platziert sein.
Durch die beachtliche Größe und das praktische Hochformat können mehrere Themenbereiche gleichzeitig angezeigt und bedient werden, ohne die Ebenen wechseln zu müssen: während man beispielsweise im oberen Bereich die Navigation sieht, tippt man darunter auf eine der zuletzt gewählten Telefonnummern und wechselt gleich daneben den Radiosender. Sehr praktisch.
Unter dem Multimedia-Tablet folgen in der Mittelkonsole: Eine mit geradezu deutscher Gründlichkeit arrangierte Schalterleiste, die den Bedienkomfort optimiert. Eine stark an Jaguar erinnerndes Dreigestirn zur Klimaregelung. Und schließlich ein rutschfestes und vernünftig großes Fach für Handy und Co., das neben der induktiven Lademöglichkeit auch über zwei USB-Eingänge verfügt. Die Mittelkonsole ist mit schönem grauen Stoff ummantelt und das Armaturenbrett großflächig stofftapeziert, das gibt es in der kleinen Klasse sonst nicht.
Alles in allem macht der neue Innenraum einen enormen Sprung und verbindet französisches Stilgefühl mit hoher Benutzerfreundlichkeit im Stil der Deutschen – top!
 
Wie sieht es beim Platzangebot aus?
Da gilt wie bisher: Vorne ist das Platzangebot gut, auch für größere Fahrer. Im Fond geht es doch enger zu. Der Kofferraum ist für die Vier-Meter-Klasse aber beachtlich: 338 Liter beträgt das Fassungsvermögen bei aufgestellten Sitzen, das ist eine praktische Größe und am Niveau von Benzin-Modellen dieser Klasse. Auch über 1.200 Liter maximales Ladevolumen sind nicht schlecht.
 
Kommen wir zur Technik. Bei den Batterien merkt man die Technologiesprünge, die Renault mit dem Zoe bereits gemacht hat, besonders deutlich. Was ist neu und wie wirkt sich das in der Praxis auf die Reichweite aus?
Der Zoe hat mit einer Batteriekapazität von 21 kWh begonnen, dann kamen 41 kWh, nun sind es in der getesteten Topversion erstmals bis zu 52 kWh. Das bedeutet bei einem für die Wintermonate erstaunlich guten Testverbrauch von 16,7 kWh um die 300 Kilometer nutzbare Reichweite – gefahren wurde zwar überwiegend in der Stadt, es waren aber auch kürzere Landstraßenetappen und Autobahnfahrten dabei.
Wir waren im Test fast immer im B-Modus, das hat den Testverbrauch in der Stadt unter 15 kWh pro 100 Kilometer gedrückt. Grobe Faustregel für Ausflüge: Fährt man auf Autobahnen und Landstraßen konstant 100 km/h, reduziert sich die Reichweite um ein Drittel, bei 130 km/h um die Hälfte. Anmerkung am Rande: Auf die bei einigen deutschen Medien kommunizierten Durchschnitts-Testverbräuche von über 20 kWh kommt man definitiv nur bei eher geringem Stadtanteil und/oder relativ hohem Geschwindigkeiten außerhalb des Ortsgebiets – beides für Elektroautos nicht wirklich artgerecht.

Gleichstrom-Schnellladen (CCS) mit bis zu 50 kW ist nun möglich – dann sind die Zoe-Akkus in einer guten Stunde wieder voll.Gleichstrom-Schnellladen (CCS) mit bis zu 50 kW ist nun möglich – dann sind die Zoe-Akkus in einer guten Stunde wieder voll.
Wirkt sich das Plus an Reichweite im Alltag aus?
Finden wir schon. Mit 300 Kilometern wird eine Schwelle überschritten, durch die man Reichweitenängste komplett ablegen kann. Wer – wie wir im Test – in einem Ballungsraum unterwegs ist, fühlt sich im Zoe schon wie mit einem Benziner. Das Thema Laden kann man über längere Zeiträume, manchmal sieben bis vierzehn Tage, vergessen. Und wenn man dann Nachladen muss, hat sich die Situation vor allem in Wien inzwischen ja komplett verändert – es gibt so viele öffentliche Ladesäulen von Wien Energie in der Stadt, dass sich das Laden auch nicht mehr so wesentlich vom früheren Tanken unterscheidet. Für Statistiker: 1000 Ladesäulen in Wien bis Ende 2020 bedeuten, das durchschnittlich alle 400 Meter eine steht.
 
Wie schnell lädt der Zoe?
Auch da zeigt sich die Routine von Renault.
Das neue Gleichstrom-Schnelladen mit 50 kW ist für ein günstiges E-Auto bemerkenswert, auch wenn man dafür im Zoe knapp 1000 Euro Aufpreis zahlt. In gut einer Stunde ist der Zoe bei diesem Ladetempo wieder voll.
Viele öffentliche Ladestationen und die – für E-Auto-Fahrer mit Garage absolut empfehlenswerten – Wallboxen zuhause laden mit 11 kW bis 22 kW. Das bedeutet im Zoe serienmäßige Ladezeiten von drei bis sechs Stunden, wobei die Drei-Stunden-Variante eine absolute Besonderheit ist.
An der Starkstrom-Steckdose mit 3,7 kW dauert es 16 Stunden bis zur vollen Batterie – wenn Sie ein sehr strukturiertes Leben führen, genügt das unter Umständen auch.
 
Wie wirkt sich der neue eingeführte B-Fahrmodus auf den Fahrstil aus?
Der neu eingeführte B-Modus, bei dem Bremsenergie zurückgewonnen wird, senkt den Verbrauch in den Ballungsräumen ab und sollte dort eigentlich immer angewählt werden. Im Zoe ist die automatische Verzögerung, wenn man vom Gaspedal geht, für den Alltag sehr gut dosiert – sie ermöglicht einerseits das angenehme Ein-Pedal-Fahren ohne Fußbremsen, andererseits bremst den Zoe durch die Rekuperation aber auch nicht übertrieben stark ab.
 
Ist die kleinere Batterie – Z.E. 40 statt Z.E. 50 – eine sinnvolle Option?
Definitiv. Das Elektroauto erfordert einen Umdenkprozess im Kaufverhalten – man sollte nur so viele Batterien kaufen, wie man wirklich braucht. Wer also bloß in der Stadt und Drumherum fährt, dem kann auch die 41 kW-Batterie locker genügen, der Einstiegspreis liegt dann rund 3.000 Euro niedriger, wobei da auch die Serienausstattung etwas reduziert ist.
 
Wie fährt sich der Zoe R135 mit dem neuen, stärkeren Motor?
Neben dem Zoe mit 108 PS (R110) gibt es nun auch eine Variante mit 135 PS (R135) – und das ist schon ein sehr willkommener Leistungssprung. Natürlich, wer viel in der Stadt ist, dem genügt die bisherige Leistung sicherlich auch. Aber mit dem R135 kommt genau jenes Quentchen dazu, das auch richtig Spaß in die Sache bringt: Jetzt sind nicht nur die ersten Meter nach der Ampel sportlich, wie es beim E-Antrieb durch das sofort verfügbare Drehmoment üblich ist – durch das Leistungsplus ist die Beschleunigung insgesamt ziemlich dynamisch. Auch bei 50 km/h legt der Zoe noch richtig sportlich zu. Selbst von 100 auf 130 km/h geht es nicht langsam – wobei sich der Zoe bei hohem Tempo, das dem E-Antrieb ja viel stärker auf die Bilanz drückt als dem Benziner, auf lustige Art gegen die Beschleunigung wehrt: Beschleunigt man bei 100 km/h normal, tut sich nichts. Erst bei Kick-down spurt der Zoe. Das ist seine Art, „Bist Du sicher?“ zu fragen, bevor wir ihm bei Durchschnittsverbrauch und Reichweite die Bilanzen verhageln.
Das neue Tablet mit edler Glanzoberfläche und moderner Graphik hat Premium-Charakter. Die großzügigen Stoffbezüge auch.Das neue Tablet mit edler Glanzoberfläche und moderner Graphik hat Premium-Charakter. Die großzügigen Stoffbezüge auch.
Klima-Dreigestirn im Stil von Jaguar.Klima-Dreigestirn im Stil von Jaguar.
Der neuerB-Fahrmodus senkt den Verbrauch.Der neuerB-Fahrmodus senkt den Verbrauch.
Neuer Chic, aber auf dezente Art.Neuer Chic, aber auf dezente Art.
Wie überzeugend ist der Fahrstil insgesamt?
Der E-Antrieb bringt speziell in der Stadt mehr Spaß und Komfort als jeder Benziner, weil er so spontan und leise beschleunigt. Wer von einem vergleichbaren Auto mit Verbrennungsmotor kommt, wird den Zoe als massiven Aufstieg empfinden. Beim Fahrwerk bleibt Renault auf der etwas komfortableren Seite. Der Zoe ist kein Kurvensportler, aber nicht unbeweglich und im Alltag höchst angenehm. Die Lenkung könnte aber einen Tick exakter sein. Das künstlich erzeugte Warngeräusch, dass den leisen E-Autos bei geringem Tempo nun gesetzlich vorgeschrieben wird, um nicht übersehen zu werden, ist im Innenraum für unseren Geschmack etwas zu stark hörbar. Wir haben es zwischendurch auch mal ausgeschalten.
 
Kommen wir zu den Preisen. Wie steht der Zoe finanziell da?
Die Gruppe um VW e-up und Seat Mii electric ist günstiger, aber eben auch klar eine Klasse unter dem Zoe anzusiedeln. Mit den neuen Konkurrenten Peugeot e-208 und Opel Corsa-e liegt der Zoe ungefähr auf Augenhöhe.
Je nach Ausführung muss man gut 30.000 Euro bis 36.000 Euro kalkulieren. Im Falle des Einmal-Alles-Testwagens – er hatte die Topausstattung „Intens“ plus Extras wie den Gleichstrom-Schnelllader und das Bose-Soundsystem – waren es 38.000 Euro. Wobei 3.000 Euro durch die aktuellen Förderungen derzeit wieder abgezogen werden.
 
Renault bietet beim Kauf eine Option an, die andere Marken so nicht haben. Wie schaut sie aus?
Die Batteriemiete gibt es tatsächlich nur im Renault-Konzern. Statt den Zoe zu Preisen ab rund 30.000 Euro komplett zu kaufen, kann man ihn auch ab rund 22.000 Euro erwerben und die Batterien extra ab 74 Euro pro Monat mieten.
 
Einen entscheidenden Vorteil hat der Zoe-Kauf gegenüber der Konkurrenz…
Ja, er ist prompt lieferbar. Wer einen Zoe bestellt, bekommt ihn innerhalb von zwei Monaten. Da wirkt sich Erfahrung des Elektro-Pioniers Renault aus, es gibt weder technische Schwierigkeiten noch Kapazitätsengpässe bei den Batterien.
 
Wie fällt das Test-Fazit zum neuen Zoe aus?
Ein Elektroauto für alle, technisch am neuesten Stand und prompt lieferbar. Dass der Elektro-Pioniers Renault beim Antrieb der Zukunf heute weiter als viele Konkurrenten ist, zeigt sich im schlüssigen Gesamtpaket, aber auch in den Details wie dem Gleichstrom-Schnellladen. Der neue Zoe hat genau die richtigen Akzente gesetzt: etwas mehr Reichweite, etwas mehr Power. Dazu ein großer Sprung im Innenraum, der nun französisches Stilgefühl mit hoher Benutzerfreundlichkeit im Stil der Deutschen verbindet – top!
Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Der neue Zoe hat genau dir richtigen Akzente gesetzt: etwas mehr Reichweite, etwas mehr Power. Dazu ein großer Sprung im Innenraum, der nun französisches Stilgefühl mit hoher Benutzerfreundlichkeit im Stil der Deutschen verbindet – top!Fazit von Motorprofis-Tester Fabian Steiner: „Der neue Zoe hat genau dir richtigen Akzente gesetzt: etwas mehr Reichweite, etwas mehr Power. Dazu ein großer Sprung im Innenraum, der nun französisches Stilgefühl mit hoher Benutzerfreundlichkeit im Stil der Deutschen verbindet – top!"

DATEN & FAKTEN

Renault Zoe Limited R135 Z.E. 50 Intens

(März 2020)

Preis

36.590 Euro bzw. bei Batteriemiete 28.390 Euro (Batterie ab 74 Euro pro Monat). Einstiegspreis Zoe 30.390 Euro bzw. bei bei Batteriemiete 22.190 Euro (Batterie ab 74 Euro pro Monat).

Antrieb

Synchronmotor, Bi-modales Bremssystem für Rekuperation der Bremsenergie, Dauerleistung 51 kW (70 PS), kurzfristige Spitzenleistung 100 kW (135 PS), maximales Drehmoment 245 Nm von 1.500 bis 3.600 U/min; Lithium-Ionen-Batterien, Batteriekapazität 52 kWh; Laden mit 2,3 bis 50 kW; Ladezeit 1h10 bis 16h30; Reduktionsgetriebe – Bedienung wie bei Automatik; Frontantrieb.

Abmessungen

Länge 4.087 mm, Breite 1.787 mm, Höhe 1.562 mm, Radstand 2.588 mm. Kofferraumvolumen: 338 Liter (Rückbank aufgestellt), 1.255 Liter (maximal bei Rückbank umgeklappt).

Gewicht

Eigengewicht 1.502 – 1551 kg. Höchstzulässiges Gesamtgewicht 1.988 kg.

Fahrwerte

Höchstgeschwindigkeit 140 km/h. 0 – 100 km/h 9,5 Sekunden.

Testverbrauch

16,7 kWh/100 km.

MOTORPROFIS WERTUNG

Fahrspass

8 Punkte

Vernunft

8 Punkte

Preis-Leistung

7 Punkte

Gesamturteil

9 Punkte
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